Francisco Franco
Francisco Paulino Hermenegildo Teódulo Franco y Bahamonde Salgado Pardo (* 4. Dezember 1892 in Ferrol, Galicien; † 20. November 1975 in Madrid) war ein Diktator und General.
In der Zeit von 1939 bis zu seinem Tod war Franco Staatschef von Spanien. Unter seiner Führung führten rechte Militärs im Juli 1936 einen Staatsstreich gegen die im Februar 1936 demokratisch gewählte republikanische Regierung Spaniens durch. Er regierte das Land nach dem Sieg der Aufständischen im darauf folgenden Spanischen Bürgerkrieg (1936-1939) bis zu seinem Tod diktatorisch. Franco wurde in Spanien als el Caudillo ("Der Führer") bezeichnet. In Anlehnung an diesen Titel wurde seine Geburtsstadt Ferrol von 1938 bis 1982 El Ferrol del Caudillo genannt.
Leben
Frühe Jahre
Franco wurde als Sohn des Marineoffiziers Nicolás Franco und dessen Frau María del Pilar Bahamonde y Pedro de Andrade geboren. Im Alter von 15 Jahren trat Franco im Jahr 1907 in die Militärakademie in Toledo ein. Im Jahr 1910 wurde er nach Spanisch-Marokko versetzt, um im dortigen Kolonialkrieg eingesetzt zu werden. Franco beteiligte sich unter anderem an der Niederschlagung eines Aufstandes der als Rifkabylen bezeichneten im Rifatlas lebenden Berberstämme. Für seine Leistungen im Marokkokrieg wurde er im Alter von 23 Jahren von König Alfonso XIII. zum jüngsten Major der spanischen Armee ernannt. Dies war der Ausgangspunkt einer steilen Karriere im spanischen Militär. Im Jahr 1922 wurde Franco zum Kommandeur der spanischen Fremdenlegion ernannt. Ein Jahr später heiratete er Carmen Polo Meléndez Valdés, mit der er eine Tochter hatte. 1926 wurde Franco zum jüngsten General einer europäischen Armee und nach dem Ende des Krieges in Spanisch-Marokko im Jahr 1927 zum Leiter der Obersten Militärakademie in Saragossa ernannt.
Mit der Zweiten Republik in Spanien im Jahr 1931 kam die Schließung der von Franco geleiteten Militärakademie. Franco wird nacheinander Militärgouverneur in La Coruña und auf den Balearen. Im Jahr 1934 schlug er als Kommandeur der Fremdenlegion einen großen Arbeiteraufstand in Asturien nieder, der sich gegen die neue rechtskonservative Regierung Spaniens richtete. Infolge seines kompromisslosen Vorgehens gegen die Aufständischen erhielt Franco Anerkennung in rechten politischen Kreisen. In der Folge wurde Franco 1935 zum Oberbefehlshaber der spanischen Armee in Marokko ernannt.
Bürgerkrieg und Machtergreifung
Im Juli 1936 kam es in Marokko zu einer Militärrevolte nationalistischer Kräfte, die sofort auf das Mutterland übergriff und zum Spanischen Bürgerkrieg führte. Die Führer des Aufstandes bildeten eine Junta, die Franco am 1. Oktober 1936 zum Chef der nationalspanischen Regierung und des von den Aufständischen kontrollierten Teils des spanischen Staates beriefen und ihn zum Generalissimus (Generalísimo) ernannten. Im November 1936 wurde seine Regierung von Deutschland und Italien anerkannt und von diesen sowohl politisch als auch militärisch unterstützt.
Ziel am Anfang seiner Herrschaft war zunächst der Sieg über die Spanische Republik. Mit dem Ende des Spanischen Bürgerkrieges am 1. April 1939 etablierte Franco sukzessive seine Machtbasis und ging gegen seine politischen Gegner mit äußerster Härte vor. Franco bzw. den Führern der von ihm angeführten nationalen Bewegung werden umfangreiche politisch motivierte Verbrechen vorgeworfen (u. a. Folter und Ermordung von politischen Gegnern). Schon während des Bürgerkriegs sollen aktuellen Schätzungen zufolge 200.000 Menschen der republikanischen Seite von Francos Einheiten ermordet worden sein (was das Ausmaß der Übergriffe auf republikanischer Seite um das Fünf- bis Sechsfache überstieg). Hinsichtlich der politischen Säuberungen gab Francos Presseattaché sogar zu Protokoll, dass ein Drittel der männlichen Bevölkerung Spaniens eliminiert werden dürfe. In 190 Konzentrationslagern waren, über ganz Spanien verteilt, nach Francos Sieg bald 500.000 Menschen in Haft, Zehntausende wurden im franquistischen Nachkriegsspanien hingerichtet.
Das Regime, das Franco ab 1939 aufbaute, beruhte auf der engen Verbindung von traditionell konservativen Vorstellungen mit faschistischen Prinzipien, letztere wurden v. a. vom wichtigsten Flügel der franquistischen Staatspartei Movimiento Nacional, der Falange, verfochten. Demokratische und regionalistische Tendenzen (v. a. im Baskenland und Katalonien) wurden unterdrückt.
Rolle im Zweiten Weltkrieg
Während des Zweiten Weltkrieges hat Franco eine neutrale Position Spaniens gegenüber den Kriegsparteien bezogen. Allerdings hegte er zweifelsohne Sympathien für die Achsenmächte. Franco-Spanien war seit 1939 Mitglied im Antikominternpakt, später auch im Stahlpakt. Die einzige nennenswerte militärische Unterstützung der Achsenmächte Deutschland und Italien bestand in der Bereitstellung der Blauen Division (División Azul) an der Ostfront im Krieg gegen die Sowjetunion bis 1943. Eine militärische Besetzung Gibraltars, die Hitler von Franco bei einem Treffen am 23. Oktober 1940 im französischen Ort Hendaye verlangte und die zum Eintritt Spaniens in den Zweiten Weltkrieg geführt hätte, lehnte Franco kategorisch ab. Hitler meinte nach dem Treffen, er ließe sich lieber mehrere Zähne ziehen als noch einmal mit Franco zu verhandeln. Franco ließ Deutschland allerdings bis 1944 mit kriegswichtigen Rohstoffen (Wolfram etc.) beliefern.
Das weit verbreitete Bild Francos als einem Mann, der Hitlers Drängen widerstand, ist angesichts historischer Quellen nicht haltbar. Zwar hegten die beiden Diktatoren eine persönliche Abneigung gegeneinander, die sie allerdings nicht daran hinderte, auf manchen Gebieten zu kooperieren: Neben Rohstoffliederungen und begrenzter militärischer Kooperation lieferte Spanien Deutschland geheimdienstliche Erkenntnisse (allerdings verstand es der britische Generalsta, diese Tatsache auszunutzen und die deutschen Stellen mit Fehlinformationen zu versorgen, wie im Fall der [Mincemeat]). Francos Bild als geschickter Unterhändler half allerdings - zusammen mit einer weitgehenden Kooperation mit den USA - mit, Spanien nach dem Krieg vergleichsweise schnell in die westliche Welt zu re-integrieren. Die spanische Nachrichtenagentur Efe hat inzwischen bekanntgegeben, daß die berühmten Bilder des Treffens zwischen Hitler und Franco am 23.Oktober 1940 nahe der spanisch-französischen Grenze mit dem Ziel retuschiert wurden, Franco als den aktiveren der beiden Diktatoren darzustellen und damit die Legende des standfesten Caudillo zu untermauern[1].
Nachkriegszeit
Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges sah sich Franco einer insbesondere von den USA und Großbritannien forcierten Isolierung gegenüber. Die wirtschaftlich äußerst prekäre Situation suchte Franco mit seinen guten Beziehungen zum peronistischen Argentinien und zur arabischen Welt – Spanien hatte den neuen Staat Israel nicht anerkannt – zu überbrücken. Die Lage änderte sich erst mit dem Kalten Krieg, der vor allem die USA dazu bewog, intensivere, auch militärische Kontakte zu Spanien zu suchen. Harry S. Truman, der Franco zunächst noch in einer Reihe mit Hitler und Mussolini gesehen hatte, nahm nach Ausbruch des Korea-Krieges eher widerwillig diplomatische Beziehungen mit Spanien auf. Die Verhandlungen über US-Militärbasen auf spanischem Gebiet zogen sich auch dank Francos hartnäckigen Taktierens bis 1953 hin. Präsident Eisenhower kam im Jahr 1959 auf Staatsbesuch.
Späte Jahre und Tod
In den 1960er Jahren sah sich Franco sowohl mit einer dynamischen Wirtschaftsentwicklung als auch zunehmenden sozialen und politischen Spannungen konfrontiert. Dank eines stabilen Rückhalts im Militär, aber auch in der bedeutenden katholischen Kirche des Landes und bei den Großgrundbesitzern, gelang es Franco die Situation politisch unversehrt zu überstehen. Für die Nachfolge Francos war bereits 1947 die Wiedereinführung der Monarchie vorgesehen worden.
1961 soll Franco erwogen haben, Otto von Habsburg nach seinem Tode als König einzusetzen. Nach Aussage Otto von Habsburgs hat Franco diesen Vorschlag unterbreitet. Otto lehnte ab mit der Begründung, dass er kein Usurpator sei. Franco setzte 1969 fest, dass Juan Carlos de Borbón, der Enkel Alfons XIII., nach seinem Tod der Regierung als König vorsitzen solle. Mit dem Tod Francos am 20. November 1975 war die Restauration der Monarchie in Spanien somit bereits vorgezeichnet.
Über das Ende des Diktators schrieb der Franco-Gegner Luis Buñuel: "Ich habe schließlich sogar Franco bemitleidet, den man monatelang unter fürchterlichen Leiden künstlich am Leben hielt." Der spanische "Caudillo" (Führer) war nach einem Herzinfarkt im Oktober 1975 ins Madrider Krankenhaus La Paz eingeliefert worden. Am 20. November wurden die lebenserhaltenden Maschinen auf Wunsch der Familie abgestellt. Unter den behandelnden Ärzten befand sich auch der Schwiegersohn des Diktators, Marquis de Villaverde. Franco ist im Valle de los Caídos in der Sierra de Guadarrama beigesetzt. Von 1940 bis zu seinem Tod lebte Franco im ehemaligen Königspalast El Pardo nordwestlich von Madrid.
Nachleben
Der friedliche Übergang Spaniens vom Franco-Regime zur Demokratie ist weitgehend ohne Aufarbeitung der Franco-Zeit erfolgt.
So wurde erst in der Nacht zum 17. März 2005 die sieben Meter hohe Franco-Statue auf der Plaza San Juan de la Cruz in Madrid entfernt. Im Verlaufe der Nacht und des Tages musste die Polizei gegen einige erregte Gegner der Aktion einschreiten. Vertreter des oppositionellen Partido Popular des Ex-Ministerpräsidenten José María Aznar kritisierten diese Politik. Mit der Eliminierung „historischer Symbole auf den Straßen“ würden nur „Wunden geöffnet“.
Am 9. Februar 2005 hatte das spanische Parlament (Congreso) die Demontage des noch verbliebenen Reiterstandbilds Francos in der Militärakademie von Saragossa beschlossen. Partido Popular und Coalición Canaria enthielten sich hierbei der Stimme. Inzwischen sind die meisten Franco-Symbole aus den Stadtbildern Spaniens verschwunden, nach Franco benannte Straßen sind umbenannt worden. Das Grabmal des Diktators nördlich von Madrid nahe dem El Escorial ist als Mahnmal erhalten geblieben und von weithin sichtbar.
Die Regierung Zapatero kündigte im März 2005 an, Franco-Opfer zu rehabilitieren, Menschenrechtsverbrechen aufzuklären und Symbole des Faschismus aus der Öffentlichkeit zu verbannen.
Siehe auch
Literatur
- Juan Pablo Fusi Aizpurúa: Franco. Spanien unter der Diktatur 1936-1975. 1. Auflage. dtv, München 1992, ISBN 3-423-04576-0
- Claude Martin: Franco. Eine Biographie. Stocker, Graz 1995, ISBN 3-7020-0731-8
- Bartolomé Bennassar: Franco, Paris, Perrin, coll. « Tempus », 2002 (1Vorlage:Re édition 1995) (ISBN 2262018952) ;
- Paul Preston: Franco. A Biography. Fontana Press, London 1993, ISBN 0-00-686210-1 (auch in spanisch erhältlich)
- Eberhard Straub: Das spanische Jahrhundert. Verlag: Siedler, 2004, ISBN 3886807398
Weblinks
- Biografie von Franco bei DHM
- Vorlage:PND
- Francos Konzentrationslager
- Francos langer Schatten
- Telepolis: Die spanische Regierung beginnt mit der Aufarbeitung der Franco-Diktatur
- Letzte Franco-Statue wird entfernt. Kölner Stadt-Anzeiger
- Video
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Staatspräsident Manuel Azaña y Díaz (Spanischer Bürgerkrieg) | Liste der Herrscher Spaniens 1936/39-1975 | König Juan Carlos I. |
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Juan Negrín (Spanischer Bürgerkrieg) | Ministerpräsident Spaniens 1938 - 1973 | Luis Carrero Blanco |
Personendaten | |
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NAME | Franco, Francisco |
ALTERNATIVNAMEN | Francisco Paulino Hermenegildo Teódulo Franco y Bahamonde Salgado Pardo (vollständig) |
KURZBESCHREIBUNG | Politiker |
GEBURTSDATUM | 4. Dezember 1892 |
GEBURTSORT | Ferrol, Galicien, Spanien |
STERBEDATUM | 20. November 1975 |
STERBEORT | Madrid, Spanien |