Estudiantina

Estudiantina (deutsch auch Studentenwalzer) ist ein Konzertwalzer von Émile Waldteufel (op. 191) aus dem Jahr 1883. Das im Auftrag des Verlegers Carl Enoch geschriebene Werk basiert auf dem berühmten Duett ‚Estudiantina‘ (Bezeichnung für eine Gruppe von Studenten) von Paul Lacôme (1838-1920), das Waldteufel allerdings mit Motiven weiterer spanischer Lieder anreicherte. Daneben sind auch Einflüsse von Johann Strauss zu verzeichnen. Wie viele Waldteufel-Walzer zeichnet sich Estudiantina durch eine Vielzahl häufig kontrastierender Themen aus. Bemerkenswert ist der häufiger Wechsel der Tonart sowie die Wiederholung von Motiven nach wechselnden Mustern. Zunächst komponierte Waldteufel eine Version für zwei Klaviere, eher die im heutigen Konzertbetrieb verbreitete Orchesterfassung folgte. Das lebhafte, sich durch eine Vielzahl kontrastreicher Themen auszeichnende Werk beschwört südländische Stimmung herauf[1].
Aufbau
- Einleitung (Introduction): Anders als bei anderen Waldteufel-Walzern fällt die Einleitung mit 12 Takten sehr kurz aus. Sie beginnt mit einer energischen Fanfare in A-Dur, die dann in den charakteristischen Drei-Viertel-Takt des Walzers übergeht. Es folgen Tonleitern in D-Dur.
- 1. Satz ("Refrain", Struktur: AABB): Er greift zunächst zwei Mal das Thema der Eröffnungsfanfare auf, um dann ebenfalls zwei Mal ein weiteres Motiv folgen zu lassen, das jeweils mit einem leichteren Abschnitt beginnt und einem kraftvollen Tutti der Orchesters endet.
- 2. Satz ("Strophe", Struktur: ABBA): Der in G-Dur geschriebene Satz basiert anfangs auf einer sehr schlichten Melodie, die wiederholte Noten und Triolen mischt. Es folgt zwei Mal der energischere „Chanson d'automne“, ehe der Satz mit einer Wiederholung des ersten Teils schließt.
- 3. Satz ("Jota de la Estudiantina - Tirana", Struktur: AABBA) beginnt mit einer im Wesentlichen in Achtelnoten geschriebenen, ausgelassenen und eingängigen D-Dur-Melodie. Abgelöst wird sie von den melancholischen h-Moll-Motiven der „Tirana“.
- 4. Satz ("De Cadiz a Puerto - El Tripili", Struktur: AABB): Der wieder in G-Dur geschriebene ruhige Satz wechselt zwischen „Piano“-Passagen und „Forte“-Passagen, worauf der verspielte zweite Teil „El Tripili“ folgt.
- Der Schluss (Coda) vereint Themen aus der Einleitung und dem ersten Satz, wobei teilweise in A-Dur gewechselt wird, ehe das Werk mit einem fulminanten Abschluss endet.
Wirkung
Themen aus Estudiantina wurde von mehreren späteren Werken aufgegriffen:
- Eine bekannte Bearbeitung für Mandoline stammt von Jean Pietrapertosa (op. 8).
- Yakov Prigozhys Lied der Zigeunerin von 1886, zu einem Text von Jakow Petrowitsch Polonski von 1851
- Cindy & Berts Song Spaniens Gitarren von 1973
- Langjähriger Werbespot der amerikanischen Brauerei Rheingold Breweries