Zum Inhalt springen

Schlachten am Monte Cassino

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 18. Oktober 2006 um 15:22 Uhr durch Sixton (Diskussion | Beiträge) (Schlussoffensive). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Datei:Montecassino after Battle.jpg
Die Stadt Cassino nach der Schlacht.

Die Schlacht um Monte Cassino (17. Januar bis 18. Mai 1944) war mit vier Monaten Dauer eine der längsten Schlachten des Zweiten Weltkrieges mit schweren Verlusten auf beiden Seiten. Sie wird wegen der vielen unter den Alliierten kämpfenden Nationalitäten auch als die Vielvölkerschlacht des Zweiten Weltkrieges bezeichnet.

Ausgangslage

Der Monte Cassino war ein wichtiger strategischer Punkt einer quer durch Italien gezogenen Verteidigungslinie, der Gustav-Linie. Auf dem Gipfel des Berges liegt in 1.100 m Höhe das 1.300 Jahre alte benediktinische Kloster. Es bildete aufgrund dieser Lage einen deutlichen taktischen Vorteil für seine Verteidiger, da es eine weiträumige Sicht- und Schußlinie verschaffte.

Auch aus strategischen Gründen waren die deutschen Stellungen hier im Westen Italiens am stärksten ausgebaut, denn das Vordringen der Alliierten durch das Liri-Tal in Richtung Rom sollte verhindert werden. Tatsächlich kam deren Vorstoß Ende 1943 an der Linie vor Cassino zum Stillstand.

Angriffswellen

Am 17. Januar 1944 begannen die alliierten Truppen mit Angriffen auf die Stellungen der 1. Deutschen Fallschirmjägerdivision um die Stadt und den Berg, ab 25. Januar als Daueroffensive. Diese Vorstöße blieben ohne Erfolg und brachten den angreifenden US-Einheiten hohe Verluste. Sie zogen sich darauf zurück und wurden von Neuseeländern abgelöst. Für eine zweite Angriffswelle verlangte der Kommandeur der 2. Neuseeländischen Division, General Bernard Freyberg, die Bombardierung der deutschen Stellungen und des Klosters, in dem eine deutsche Funkstation vermutet wurde. Allerdings hatte bis dahin nur General von Senger und Etterlin das Kloster alleine betreten und den Verzicht auf deutsche Stellungen in und nahe diesem Gebäude den Alliierten auch offiziell mitteilen lassen. Zu einer Umgehung des Klosters, die mit einer aufwändigen Kesselbildung verbunden gewesen wäre, sahen sich die Alliierten zu diesem Zeitpunkt aufgrund ihrer hohen Verluste nicht in der Lage.

Zerstörung des Klosters

Wegen der besonderen historischen Bedeutung des Klosters hatte der deutsche Oberbefehlshaber in Italien, Generalfeldmarschall Albert Kesselring, verboten, dieses in die deutschen Stellungen einzubeziehen und diese Entscheidung den Alliierten auch mitteilen lassen. Auf Initiative des Oberstleutnant Julius Schlegel wurden die Bibliothek mit etwa 1.200 historischen Dokumenten und Büchern und weitere Kunstschätze des Klosters vor dem Angriff in die Engelsburg nach Rom gebracht (siehe auch: Panzerdivision Hermann Göring).

Die deutschen Fallschirmjäger hatten ihre Verteidigungsstellungen 300 Meter von den Gebäuden entfernt in den Berghängen aufgebaut und hatten Befehl, sich dem Kloster nicht weiter zu nähern. Allierte Einheiten berichteten dagegen, deutsche Soldaten auf dem Klostergelände gesehen zu haben.

Das Kloster wurde am 15. Februar 1944 völlig zerstört. Der neuseeländische General Bernard Freyberg hatte sich umfassend an Hand historischer Literatur über den Bau informiert und festgestellt, dass es sich beim Kloster um eine umfangreiche und große Festungsanlage handelt. Er vermutete, dass diese Baulichkeiten trotz der gegenteiligen Beteuerungen durch die gegnerische Seite genutzt wurden. Daraufhin befahl er die Bombardierung am 15. Februar: 229 US-Bomber der 12. und 15. Luftflotte warfen in zwei Angriffswellen 435 Tonnen Spreng- und Brandbomben auf die Anlage ab. Zusammen mit zusätzlichem Artilleriebeschuss wurde Monte Cassino binnen drei Stunden völlig zerstört. Zu Beginn des Angriffs befanden sich nur die Mönche und etwa 800 Zivilisten im Kloster, die Zuflucht in den Kellergewölben gesucht hatten. 250 von ihnen wurden Opfer des Angriffs.

Nach der Zerstörung besetzten am 17. Februar 1944 die deutschen Truppen die Klosterruinen und bezogen sie in ihre Verteidigungsstellungen ein. Auch in den nächsten Monaten konnten sie den Berg trotz weiterer schwerer Angriffe halten, mit hohen Verlusten auf beiden Seiten.

Die Zerstörung des Klosters, das lange Halten der Stellung und die hohen alliierten Verluste wurden von der deutschen Propaganda wirkungsvoll genutzt, um einerseits in Zeiten des Rückzugs die Moral der Truppe und der Bevölkerung zu stärken und andererseites den Feind zu diskreditieren. Die Zerstörung des Klosters führte zu einer erheblichen diplomatischen Verstimmung zwischen dem Heiligen Stuhl und den westlichen Alliierten.

Schlussoffensive

Am 12. Mai 1944 begann die entscheidende alliierte Offensive. Während die Hauptzahl der Einheiten links und rechts zur Umgehung des Berges ansetzten, hatte das 2. Polnische Korps unter General Wladyslaw Anders den Auftrag, die Klosterruine im Frontalangriff zu nehmen. Algerischen und marokkanischen Einheiten im französischen Expeditionskorps gelang die Umgehung des Berges und damit der Einbruch in die Gustav-Linie, die nun von den deutschen Fallschirmjägern nicht länger zu halten war. Aufgrund der nicht nachlassenden, wenn auch verlustreichen polnischen Vorstöße und der sich nun veränderten militärischen Gesamtlage in Italien erteilte Oberbefehlshaber Kesselring am 17. Mai 1944 den Fallschirmjägern den Rückzugsbefehl, um ein Abschneiden der Division zu verhindern. Am nächsten Tag konnten die polnischen Verbände die aufgegebenen Klosterruinen kampflos einnehmen.

Als das Hindernis von Monte Cassino überwunden war, wurde der alliierte Vormarsch auf Rom fortgesetzt.

Die Schlacht um Monte Cassino, bei der 105.000 alliierte (unter anderem US-amerikanische, britische, gurkhas, anglo-indische, neuseeländische, französische, algerische, marokkanische, brasilianische und polnische) und 80.000 deutsche Soldaten kämpften, kostete rund 20.000 deutschen und 54.000 alliierten Soldaten das Leben.

Im heutigen Polen ist die Eroberung der Ruinen von Monte Cassino ein nationales Symbol für den Tod tausender polnischer Soldaten, die im Exil auf Seiten der Alliierten für die Befreiung Europas vom Hitlerfaschismus ihr Leben ließen. Das Lied "Czerwone Maki na Monte Cassino" (dt. "Roter Mohn am Monte Cassino") besingt den verlustreichen Kampf des 2. Polnische Korps in dieser Schlacht.

Auch in anderen Ländern gilt der Kampf um Monte Cassino als ein Symbol für die Sinnlosigkeit des Krieges, die Zerstörung und der Wiederaufbau des Klosters als ein Mahnmal gegen den Krieg und für den Frieden.

Literatur

Vorlage:Koordinate Artikel