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Geschichte Allands

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Karte des Gemeindegebiets Alland
Die Schwechat schlängelt sich durch Alland, links hinten die Wiener Außenring Autobahn
Babenbergerhaus Alland Nr.32
Babenbergerhaus Alland Nr.33
Altes „Forstambt“
Allander Türkenhasel - Das 450 Jahre alte Naturdenkmal erinnert an ein Gemetzel während der Türkenkriege
Schluckerdenkmal in Alland im Gemeindepark
Holzhaus mit Butzenscheiben um 1900
Datei:Alt Alland kleiner.jpg
Alt Alland
Beim Kampf beim Pankraziberg (bei Nöstach) am 20. April 1945 gefallen - 74 Tote, davon 57 Unbekannte
Datei:Neuhaus 15 und 7 und 9 Tote.jpg
Gedenktafel der Toten vom April 1945 im Friedhof von Neuhaus: 15 Soldaten der Waffen-SS, 7 Soldaten der Roten Armee, 9 Zivilopfer
Zweiter Weltkrieg, Tote am Schöpfl-Mahnmal an der Straße St. Corona - Klausen-Leopoldsdorf.

Dieser Artikel beschäftigt sich mit der Geschichte der Gemeinde Alland, im Wienerwald in Niederösterreich. Erweitert wird er in der Geschichte des Wienerwalds und der Geschichte Niederösterreichs.

Frühzeit, Antike und Mittelalter

Der breite Talkessel Allands war bereits in der Jungsteinzeit , im 6. Jahrtausend v. Chr. besiedelt. Ausgrabungen der bandkeramischen Kultur, Urnenfelderkultur und bronzezeitliche Relikte werden heute im Gemeindehaus ausgestellt.

In der Allander Tropfsteinhöhle hat man ein fast vollständiges Skelett eines Braunbären von vor 10.000 Jahren gefunden, welches dort heute zu besichtigen ist.

Bereits im 8. Jahrhundert gab es in Alland eine Holzkirche.

Babenberger

1002 war Alland Teil der großen Schenkung Kaiser Heinrichs II. an den Babenberger Markgrafen Heinrich I., die das Gebiet zwischen der Dürren Liesing und der Triesting umfasste. Die für diesen Besitz gegründete dreischiffige, spätgotische Kirche von Alland, Adelath - Adelathe oder adel achte ( = adeliger Besitz) - mit dem Doppelpatrozinium St. Georg und St. Margarethe - wird 1123 erstmals urkundlich erwähnt. Die Pfarre umfasste damals ein Gebiet, das heute auf 11 Pfarren aufgeteilt ist.

1133 gründete Markgraf Leopold III. im Allander Pfarrgebiet das Zisterzienserkloster Heiligenkreuz.

Die Babenberger besaßen in Alland ein festes Wohnhaus und eine Meierei ( Die Babenbergerhäuser Nr. 32 und 33) - gegenüber dem gedeckten Steg über die Schwechat (aus dem Jahr 1745) - in dem Friedrich I. von Österreich im Jahr 1249 geboren wurde. Er war der Sohn von Hermann VI. von Baden und Gertrud von Babenberg, der Nichte Herzog Friedrichs II. des Streitbaren von Österreich, des letzten Herrschers aus dem Haus der Babenberger. Wegen der glücklichen Geburt des Thronfolgers schenkte sie den Allander Bauern Felder und Wälder, die bis heute im Eigentum der Agrargemeinschaft der Allander Urhausbesitzer sind und befreite sie weitgehend von Steuern und Abgaben. Diese Vergünstigungen gingen allerdings im Lauf der Zeiten verloren. 1253 schenkte Gertrud, die letzte Babenbergerin, die Pfarre und das Patronatsrecht dem Stift Heiligenkreuz. Friedrich I. - Markgraf von Verona und Baden - war bis zu seinem Tode zwar auch Titularherzog von Österreich, verzichtete ebenso wie seine Mutter auch nicht auf seinen Anspruch, konnte aber nie die Macht über sein Erbe - Österreich und die Steiermark - übernehmen. 1267 schloss er sich seinem Freund Konradin von Hohenstaufen an, der einen Italienzug zur Rückeroberung des staufischen Erbes anführte. Auf diesem wurde er 1268 von Karl von Anjou in Neapel geköpft.

In Deutschland folgte daraufhin die königslose Zeit, das Interregnum, und in den Babenberger Erblanden hatte bereits Přemysl Ottokar II. die Herrschaft übernommen.

1347 kam das alte herzogliche Haus als Lehen an Leutold den Allachter, dessen Familie sich seit 1136 nach Alland nannte und im späten 13. Jahrhundert auch den herzoglichen Forstmeister stellte.

Nach heftigen Widerständen der Bischöfe von Passau wurde die Pfarre schließlich 1386 durch Papst Urban VI. dem Kloster inkorporiert, das in der Folgezeit Alland als Seelsorgezentrum des Pfarrgebiets ersetzte.

Neuzeit

In der Neuzeit wurde eines der zwölf Waldämter des Wienerwalds nach Alland benannt. 1507 fiel die Herrschaft Alland an Gandolf von Kienberg zu Kottingbrunn, ein Großteil des Gemeindegebietes gehörte daher bis 1848 zu Schloss Kottingbrunn.

Im Jahr 1529 bei der Ersten Wiener Türkenbelagerung wurde Alland durch requirierende, brandschanzende Türken weitgehend ausgerottet- das Naturdenkmal Allander Türkenhasel errinnert an das Gemetzel das sich nach der Überlieferung bei diesem Baum abspielte. Das belagerte Wien hatte zu dieser Zeit 10-20.000 Einwohner.

Um 1600 - im Zuge der Reformationswirren bilden sich lutherische Enklaven wie Schwarzensee und Neuhaus im ansonsten wieder katholisch geprägten Wienerwald.

In den Jahren 1684 - 1694 nach neuerlichen Massakern durch umherstreifende Tataren und irreguläre "Akindsi" im Zuge der Zweiten Wiener Türkenbelagerung von 1683 - kam es zu einer zweiten Besiedelungswelle durch Köhlern, Holzknechten und Bauern aus den Habsburger Erblanden.

Von der Regierung Kaiserin Maria Theresias und Josephs II. wurde der Allander Waldamtsbaumeister Philipp Schlucker um das Jahr 1781 mit dem Bau einer 22 km langen Mauer um den Lainzer Tiergarten betraut. Dieser Auftrag mündete in einem wirtschaftlichen Debakel. Der Arme verlor dabei sein ganzes Vermögen. Im Gemeindepark - gegenüber der Apotheke - steht jetzt das Denkmal des Armen Schluckers. Um 1800 wurde von ihm der Kirchturm, der sich geneigt hatte, neu errichtet.

Weltberühmt wurde Alland durch die Tragödie von Mayerling: Ein alter adeliger Ansitz im Gemeindegebiet von Alland, ab 1550 im Besitz des Stifts Heiligenkreuz, wurde 1886 von Kronprinz Rudolf gekauft und zum Jagdschloss Mayerling ausgebaut. Dort erschoss Rudolf am 30. Januar 1889 seine Geliebte Mary Vetsera und beging Selbstmord. Es folgte eine Umgestaltung in ein Karmelitinnenkloster durch Kaiser Franz Joseph I., der eine neue Kirche stiftete.

Zweiter Weltkrieg

Im September 1940 wurden die Nonnen des Karmelklosters Mayerling von einer nationalsozialistischen Kommission vertrieben, und im Garten des unteren Klosters in Mayerling 5, ein Arbeitslager des Reichsbautrupps der Organisation Todt unter der Leitung des 33jährigen Gerd Orhs aus St. Veit an der Triesting - zuständig für den Bau der ab 1938 projektierten "Außenring" Reichsautobahn - errichtet. Weitere Lager, vorwiegend mit Kriegsgefangenen des Frankreichfeldzuges, waren im heutigen Gewerbegebiet Alland mit der Bezeichnung "Leo Lipardi" und am Buchberg. Es wurden von diesen Bautrupps, die einige hundert Mann umfassten, in ausschließlicher Handarbeit mehrere Brückenfundamente im Wienerwald errichtet, deren Ruinen teilweise heute noch stehen oder erst im Zuge des Baues der Außenringautobahn Anfang der 1980er Jahre weggerissen wurden.

Französische Kriegsgefangene und inhaftierte Zigeuner waren auch im entlegenen Ortsteil Windhaag untergebracht und als Garten- u. Landarbeiter in der Lungenheilstätte Alland eingesetzt.

Während des Krieges wurden "Volksdeutsche" aus Bessarabien in Mayerling Nr. 3 von Schwestern des Roten Kreuzes betreut.

Im Zuge des Luftkrieges um Wr. Neustadt und Wien wurde am 13. Februar 1945 die Lungenheilstätte von Bomben getroffen, 13 Menschen starben.

Am 29. März überschritt die Rote Armee die österreichische Grenze bei Klostermarienberg im Bezirk Oberpullendorf im Burgenland. Am 3. April wurde Baden erreicht. Dort teilten sich die Truppen, indem ein Teil durchs Helenental in Richtung Heiligenkreuz und Alland vorstieß und der andere Keil den Angriff auf Wien über Pfaffstätten fortsetzte. Der Kampf um Alland 1945 tobte bis 22. April, bis sich die Front ins Triestingtal nach Altenmarkt und Hainfeld verlagert hatte.

Die Zerstörungen durch Artilleriebeschuss, Maschinengewehrfeuer und Brand im Ort Alland betrafen fast alle Gebäude im zentralen Ortsbereich. Von den meisten Häusern blieben nur die Kamine und einzelne Mauerteile stehen. In der russischen Besatzungszeit kam es zu einigen drastischen Übergriffen. So wurde ein Groisbacher am 5. Mai von einem russischen Soldaten durch Kopfschuss getötet, weil er eine Vergewaltigung behinderte, und eine Groisbacherin verstarb an den Folgen einer Vergewaltigung durch 26 Russen am 8. Mai.

Nachkriegszeit, Gegenwart

1948 konnte die durch Beschuss schwer zerstörte Kirche, nach umfassender Renovierung, neu eingeweiht werden.

In den 1950er und 1960er Jahren konnte sich der Ort als gesellschaftliches Zentrum der Region profilieren. In den gutgehenden Gasthäusern trafen sich die Bauernschaft, Kurgäste des Rehabilitationszentrums, Wienerwald-Wanderer und Sommerfrischler aus Wien. Sogar ein Kino im heutigen Haus der Freiwilligen Feuerwehr Alland florierte bis 1972.

Die Gemeinden Alland und Raisenmarkt haben sich im Jahr 1972 zur Großgemeinde Alland zusammengeschlossen. Landeshauptmann Erwin Pröll erhob diese im Jahr 2002 zur Marktgemeinde.

Das größte Projekt, das die Gemeinde Alland je in Angriff genommen hatte, war - neben dem Bau von 70 Kilometer asphaltierten Gemeindestraßen - das Kanal- und Wasserleitungsnetz in allen Ortsteilen. Die Kläranlage in Mayerling, die kaum sichtbar in die Natur eingebettet ist, wurde 1994 in Betrieb genommen. Für die Wasserversorgung wurden von der Gemeinde neue Quellen erworben und entsprechende Pumpwerke und Trinkwasserbehälter sowie eine moderne Steuerungsanlage errichtet.

Die Flutkatastrophen der Jahre 1997 und die Jahrhundertflut 2002 betrafen auch die Schwechat, die die Strassen und Keller des Ortskerns, das Heimatmuseum im Untergeschoss des Gemeindehauses und das Hallenbad in der Hauptschule zerstörte. Der Hochwasserschutz ist seitdem eines der wichtigsten Anliegen des Gemeinderates.

Die nach wie vor ländliche Gegend erlebte in den 1970er Jahren, als die Allander Autobahn entstand, und besonders ab 1980, als sie fertig wurde, starke gesellschaftliche Veränderungen. Durch die schnelle Anbindung nach Wien (Fahrzeit ca. 20 Minuten) wurde sie für Zuzügler aus der Großstadt Wien und als Zweitwohnsitz attraktiv. Das Verkehrsaufkommen auf dieser wichtigen Verbindungsstrecke zwischen Westeuropa und Südosteuropa ist besonders seit dem EU-Beitritt 2004 der ehemaligen Ostblock-Staaten enorm gestiegen, was ernste Probleme für den Lärm- und Umweltschutz mit sich bringt.

Seit 2004 sind etwa 200 von 1177 Haushalten im Gemeindegebiet mit Breitband-Internet (ADSL) versorgt.

Siehe auch: