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Kieselgel

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Silicagel oder Kieselgel ist eine poröse Form von Siliziumdioxid, also amorphe Kieselsäure in festem Zustand, mit einer großen inneren Oberfläche. Es wird als Filter-, Absorptionsmaterial und Trockenmittel verwendet, da es stark hygroskopisch (wasseranziehend) wirkt. Man rechnet es zu den Xerogelen.

Übersicht

Kieselgel selbst ist farblos, die blaue Färbung entsteht durch Beifügung eines Indikatormittels; dazu wird meist Kobaltchlorid (CoCl2) verwendet. Wenn das Silicagel Wasser gebunden hat, verfärbt sich auch das Indikatormittel blaßrosa bis weißlich; dabei entsteht der Komplex Hexaaquakobalt(II)chlorid ([Co(H2O)6]Cl2). Das Silicagel verliert dabei seine Fähigkeit, Feuchtigkeit aufzunehmen, kann jedoch regeneriert werden.

Verwendung

Silicagel mit orangnem Indikator im trockenen Zustand (beladen ist es farblos)
weißes, großporiges Silicagel
Exsiccator mit Silicagel

Trockenmittel

Silicagel wird zum Trocknen von feuchten chemischen Verbindungen und zur Stofftrennung in der Chromatographie eingesetzt.

In den 1930er Jahren gab es Versuche bei Zeppelin Silicagel zum Auftriebsausgleich zu verwenden. Die aufgenommene Feuchtigkeit sollte den Gewichtsverlust des verbrauchten Kraftstoffs ausgleichen.

Mit Silicagel gefüllte kleine Papiertütchen oder Kissen (Antikondensationsbeutel) liegen vielen feuchtigkeitsempfindlichen Warensendungen bei (z. B. elektronischen Geräten, Lederwaren und Nori-Algen für die japanische Küche), um deren Inhalt beim Versand trocken zu halten und die Bildung von Kondensations-Feuchtigkeit bei der Verbringung von warmen in kalte Umgebungen zu verhindern.

Auch in feuchtigkeitsempfindlichen elektronischen Gerätschaften sind sie oft zu finden; beispielsweise werden Tütchen mit Silicagel in der Unterwasserfotografie genutzt, um das Innere der Kamera trockenzuhalten.

Während Silicagele selbst gesundheitlich unbedenklich sind, wird Blaugel aufgrund des Gehaltes an Kobaltchlorid seit dem Jahr 2000 als krebserzeugend Kategorie 2 eingestuft (d.h. im Tierversuch wurde bei relativ hohen Dosen eine krebserzeugende Wirkung festgestellt). Es ist daher mit dem R-Satz 49 (kann Krebs erzeugen beim Einatmen) und dem Symbol giftig zu versehen. Gefährlich sind allerdings nur die Stäube, die z.B. beim Umfüllen auftreten. Als Alternative zu Blaugel wird Orangegel (siehe Foto) eingesetzt, das ist Silicagel mit einem anderen Indikator anstatt Kobaltchlorid.

Die maximale Wasseraufnahme des "normalen" Silicagels beträgt etwa ein Drittel des eigenen Gewichts. Es gibt auch weitporiges Silicagel (Foto), das bis zu zwei Drittel absorbieren kann. Es liegt dabei immer ein Gleichgewicht von absorbiertem Wasser und der Luftfeuchtigkeit vor. D.h. die maximale Wasseraufnahme gilt für wasserdampfgesättigte Luft. Bei normaler Luftfeuchtigkeit (ca. 40 - 60 % rF) wird diese Kapazität nicht erreicht. Bei sehr niedriger Luftfeuchte gibt das Silicagel das Wasser auch wieder ab (z.B. in der Hitze, siehe unten "Regenerierung").

Alkoholtest

In Alkoholteströhrchen wird das Silicagel mit Chromschwefelsäure getränkt, der vorbeiziehende Alkoholdampf reduziert das Dichromat zu grünen Chromverbindungen. Anhand der Stärke und Ausdehnung der Verfärbung lässt sich der Grad der Alkoholisierung abschätzen.

Wärmespeicher

Eine ganz neue Idee ist die Verwendung als Thermochemischer Wärmespeicher. Silicagel hat die Eigenschaft bei der Adsorption, der Aufnahme von Wasser, Wärme abzugeben und bei der Desorption, der Trocknung, Wärme aufzunehmen. Dieser Prozess funktioniert als Chemische Wärmepumpe und kann beliebig oft wiederholt werden. Die Wärmekapazität ist mit 400 kWh/m³ etwa 7 mal so groß wie bei Wasser (etwa 60 kWh/m³)(falsch, S. Margraf). Zur Zeit wird Wasser als Wärmespeicher in Heizungsanlagen verwendet; erste Versuche dies durch Silicagele zu ersetzen, laufen bereits. ACHTUNG!! Ab 700°C brennt Siliciagel obwohl es aus Siliziumdioxid besteht.

Bezugsquellen

Kieselgel ist im Chemiehandel sowie im Versand zu beziehen. Kleinstmengen sind extrem teuer (ca. 2 Euro für 10 5-Gramm-Tütchen), in größeren Verpackungen ist es billiger (ca. 2 Euro pro 100 Gramm), jedoch muss man das Silicagel dann selbst in geeignete Kissen oder Tütchen abfüllen. Mittlerweile gibt es auch Trockenbeutel aus durchscheinendem Polypropylen-Faservlies, gefüllt mit bis zu 100 g Silicagel orange. Der Indikator entfärbt sich bei Aufnahme einer bestimmten Menge Wasser und man erkennt, wann die Kapazität erschöpft ist.

Trockenbeutel mit orangnem Silicagel

Regenerierung

Datei:Silicagel beim Trocknen PICT3033.JPG
Erschöpftes Silicagel mit blauem Indikator beim Trocknen
Regeneriertes Blaugel nach ca. 15 Minuten Trocknung im Backofen bei 120 °C

Silicagel bleibt auch im erschöpften Zustand rieselfähig und formbeständig; es kann – eingebracht in metallischem Siebgitter oder einem Backblech – bei Bedarf zum Beispiel im Backofen bei etwa 120 bis 150 °C eigenhändig wieder getrocknet werden.

Befindet sich das Silicagel in permeablen Kunststoffverpackungen, beispielsweise aus Tyvek, darf die Trocknung bei maximal ca. 80 °C erfolgen. Der Mikrowellenherd ist zum Trocknen grundsätzlich nicht geeignet.