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Çamen

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Çamen (griechisch: Tsamides, deutsch auch: Tschamen) sind Albaner aus der nördlichen Küstenregion von Epirus (Çameria - Tschameria). Die Çamen sind historisch und sprachlich ein Teil des geschlossenen albanischen Sprachgebiets und hatten bzw. haben ein albanisches ethnisches Bewusstsein. Die eigene Sprachbezeichnung z. B. lautet wie in Albanien shqipja.

Je zur Hälfte muslimisch und christlich-orthodox wurden die Çamen durch die Grenzziehung von 1913 zu einer ethnischen Minderheit im griechischen Nationalstaat. Zwar wurde der muslimische Teil offiziell vom griechisch-türkischen Bevölkerungsaustausch nach dem Ersten Weltkrieg ausgenommen (während die noch in Epirus lebenden Türken gehen mussten), jedoch wurde die muslimischen Çamen in der Zwischenkriegszeit diskriminiert. Als Folge der angeblichen Kollaboration mit den italienischen bzw. deutschen Besatzungstruppen und mit der von diesen eingesetzten albanischen Zivilverwaltung im 2. Weltkrieg wurden die verbliebenen Albaner 1944 von griechischen Truppen getötet, assimiliert oder kollektiv nach Albanien vertrieben.

Die Çamen orthodoxer Konfession, die in Epirus verblieben, werden bis heute vom griechischen Staat nicht als ethnische Minderheit anerkannt. Ihnen werden somit auch alle von der Europäischen Union geforderten Minderheitenrechte verweigert. Ebensowenig existiert für die Çamen staatlich geförderter muttersprachlicher Unterricht.

Literatur

  • Konrad Clewing: Çamen. In: Lexikon zur Geschichte Südosteuropas, hrsg. v. Edgar Hösch u.a. Wien & Köln 2004. S. 162.