Ordensgemeinschaft

Eine Ordensgemeinschaft oder Orden (lat. ordo: Ordnung, Stand) ist eine durch eine Ordensregel verfasste, meist religiöse Lebensgemeinschaft von Männern oder Frauen, die in einem Kloster leben. Zu unterscheiden von den Orden sind Eremiten, die als Einzelne ein religiöses Leben in der Einsamkeit führen. Orden gibt es außer im Christentum auch in der buddhistischen, hinduistischen und islamischen Religion. Die Spiritualität und Motivation sowie das konkrete Leben der Mönche ist jedoch in den verschiedenen Religionen sehr unterschiedlich.
Mit dem ursprünglich aus dem Kirchenrecht stammenden Begriff wurden später auch nichtchristliche Gemeinschaften als Orden bezeichnet, insbesondere im Bereich der Esoterik.
Geschichte der christlichen Ordensgemeinschaften
Während der Zeit der Christenverfolgung bestand eine große Anziehungskraft des christlichen Glaubens darin, dass Menschen mit Unbedingtheit und Unbeirrbarkeit ihren Glauben vertraten (das Neue Testament nennt dies "Zeugnis geben"), selbst wenn sie dafür ihr Leben verloren (Märtyrer). Dies beruhte auf der Naherwartung der Wiederkunft Christi. Man glaubte, dass das Jüngste Gericht innerhalb der ersten oder zweiten Generation nach Jesu Tod eintreffen werde und man sich nur durch kompromisslose Hingabe an das Gottesreich dafür würdig erweisen konnte.
Später entwickelte sich aus dem Bedürfnis heraus, über das "normale" Leben hinaus eine besondere Spiritualität zu leben, das Eremitenwesen. Seit den ersten Jahrhunderten des Christentums gab es immer wieder Frauen und Männer, die ihren Glauben als Einsiedler, wie z. B. Antonius der Große, lebten. Sie zogen sich aus der Gesellschaft zurück, um in Gebet und Schweigen eine tiefere Gottesbegegnung zu erreichen. Dabei kam ein sehr radikales Vollkommenheitsideal zum Tragen, das in einer menschlichen Gemeinschaft nur schwer zu verwirklichen war. An die Stelle der Naherwartung war nun die persönliche Hingabe getreten. Aus dem Kontakt mit der Gnosis hatte die christliche Spiritualität eine gewisse Leibfeindlichkeit und einen Hang zur Askese erworben, der aus den Evangelien nur unzureichend begründet ist. Die Einsiedler glaubten, ihr persönliches Heil nur durch harte Bußübungen und ständiges Gebet zu erreichen.
Im Verlauf des 3. Jahrhunderts entwickelte sich aus solchen Einsiedlern und deren Anhängern die Idee, das auf Bescheidenheit und Gebet konzentrierte zurückgezogene Leben auch in einer Gemeinschaft zu führen. Um 320 gründete Pachomios (um 292 - 346) in Oberägypten das erste christliche Kloster. Basilius von Caesarea verfasste um 350 in Anlehnung an Pachomios' "Engelsregel" eine Mönchsregel, die heute noch für die Klöster der orthodoxen Kirche gilt und die auch die Basis für die Benediktinerregel von Benedikt von Nursia war. Die Benediktiner sind heute noch der größte und bedeutendste Mönchsorden im Abendland. Die Ordensregel der frühen Mönchsorden war ausgerichtet an einem Gleichgewicht von Gebet und tätiger Arbeit (ora et labora), dem anspruchslosen gemeinsamen Leben, sowie der Ausrichtung an den Evangelischen Räten. Diese sollten es den Mönchen ermöglichen, in der Nachahmung der Lebensweise Jesu (Imitatio Jesu) arm, ehelos und gehorsam (siehe auch Ordensgelübde) zu leben und damit sowohl ihre persönliche Gottesbeziehung zu vertiefen als auch für die Menschen ihrer Umgebung stellvertretend zu beten.
In ihrem Bemühen um eine nutzbringende Arbeit und in der dafür geforderten Sorgfalt hatten die frühen Orden, vor allem die Benediktiner und Zisterzienser, großen Anteil an der Kultivierung Europas. Das in den Orden angesammelte Wissen ermöglichte es, die Kultur in den Bereichen Landwirtschaft, Gartenbau, Medizin, Literatur, Musik, Kunst und Philosophie auf einen annähernd so hohen Stand zu bringen, wie er im römischen Reich vor der Völkerwanderung bestand.
Die asketische Lebensweise in Verbindung mit Schenkungen, Erbschaften und erfolgreichem Wirtschaften führten in Ordensgemeinschaften wie in der gesamten kirchlichen Organisation zu einem Anwachsen des Vermögens. Im Lauf der Zeit haben darum innerhalb der großen traditionellen Ordensgemeinschaften auch immer wieder auch Verfallserscheinungen und Verwässerungen des Ordenslebens, vor allem der Askese und Disziplin, stattgefunden. Diese haben zu innerkirchlicher Kritik, oft aber auch zu Neuaufbrüchen und Reformen geführt. Waren diese nicht durchgreifend erfolgreich, kam es häufig auch zu Abspaltungen und Neugründungen. So waren die Zisterzienser eine von Cluny ausgehende Reformbewegung des Bernard von Clairvaux, die die benediktinische Lebensweise wieder in ihre alte Strenge zurückführen wollte.
Im Hochmittelalter kamen, als Reaktion auf die wachsenden sozialen Spannungen zwischen reichen Kirchenfürsten und der armen Bevölkerung, die Bettelorden der Franziskaner und Dominikaner auf. Sie stellten die Armut und Bedürfnislosigkeit Jesu neu in den Mittelpunkt. Die Dominikaner bemühten sich zudem um eine Erneuerung der Priesterausbildung und der Katechese.
Die Eroberung Amerikas und die Ausbreitung der Europäer über die gesamte Welt brachte eine völlig neue Perspektive auch für das Christentum. Es wurde klar, dass die Bevölkerung der Erde größtenteils aus ungetauften "Heiden" bestand. In der Folge vermischten sich redliche Bemühungen, die (aus der Sicht der Europäer) ungebildeten und damit der Hölle ausgelieferten Eingeborenen mit dem christlichen Glauben bekannt zu machen, und die schamlose Ausbeutung der Menschen zu einer aus heutiger Sicht schändlichen Missionierung mit Feuer und Schwert. Die Franziskaner, die Jesuiten und die Dominikaner waren die ersten, die in Amerika missionierten, wobei es viele Priester gab, die Sklaverei und Zwangstaufen als Mittel zur Bekehrung und Zivilisierung der Bevölkerung ansahen. Die Orden gaben sich hier als ausführende Organe der erobernden Fürsten her, so dass politische Unterwerfung und christliche Evangelisierung untrennbar verbunden wurden. Es gab aber auch kritische Stimmen (z. B. Bartolome de Las Casas), die sich dieser Barbarei entgegenstellten. Heute wird Mission von den christlichen Kirchen völlig anders verstanden und ist meistens mit sozialem und auch politischem Engagement für die Menschen verbunden. Diese Sicht hat sich aber erst im 20. Jahrhundert durchgesetzt.
Im 18. Jahrhundert führte die Aufklärung dazu, dass viele Fürsten, auch Kirchenfürsten, dem Ordensleben kritisch gegenüberstanden, sofern es nicht mit einer humanistischen oder sozialen Komponente verbunden war. So wurden beispielsweise rein kontemplative Gemeinschaften aufgefordert, sich an der Schulbildung der Bevölkerung zu beteiligen. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts führte die Säkularisation zur Enteignung und Aufhebung vieler Klöster. Die Immobilien und das Vermögen der Orden floss den Fürsten zu, die damit für die Verluste durch die napoleonischen Kriege entschädigt wurden. Viele Ordensgemeinschaften starben in der Folge aus, weil sie keine Novizen mehr aufnehmen durften.
Nach der Säkularisation dagegen fand in der katholischen Kirche ein großer Neuaufbruch des Ordenslebens statt.
In der westlichen Kirche unterscheidet man heute sechs Grundformen des Ordenslebens:
- Regularkanoniker
- Augustiner Chorherren (OSA)
- Prämonstratenser-Chorherren (OPraem)
- Mönchsorden
- Benediktiner (OSB)
- Zisterzienser (OCist)
- Trappisten (OCSO)
- Eremiten-Orden
- Kamaldulenser
- Kartäuser (OCart)
- Ritterorden
- Templerorden (auch: Templer oder Tempelritter)
- Deutscher Orden (auch: Deutschherren)
- Malteser-Ritterorden (auch: Johanniter)
- Orden von Calatrava
- Alcántaraorden
- Orden von Santiago
- Orden von Montesa
- Orden von Montjoie
- Christusorden
- Schwertbrüderorden
- Ritter vom Heiligen Grab zu Jerusalem
- Militia Templi
- Bettelorden
- Franziskaner (OFM)
- Dominikaner (OP)
- Karmeliten (OCarm; OCD)
- Augustiner-Eremiten (OESA), seit 1963 Augustiner (OSA)
- Regularkleriker
- Kongregationen
- Klerikale Kongregationen
- Laienkongregationen
Es gibt katholische Orden, evangelische Gemeinschaften und Kommunitäten, Ritterorden, etc. Siehe auch Liste der Ordensgemeinschaften
Orden in der katholischen Kirche
Ein katholischer Orden ist eine Gemeinschaft von Männern (Mönchen, Patres bzw. Brüdern) oder Frauen (Nonnen, Schwestern), die Gelübde auf die Evangelischen Räte und die eigene Ordensregel abgelegt haben. Zum Lebensstil der verschiedenen Orden gehört unbedingt die Dach- und Tischgemeinschaft in einem Konvent oder Kloster, die Liturgie der Stundengebete, eine Ordenstracht, der Gehorsam gegenüber einem Oberen (Abt oder Prior, bei Frauenorden Äbtissin oder Oberin) sowie gegenüber der Ordensregel und die enge Verbindung von Arbeit und Gebetsleben (verkürzt aus der Benediktsregel: "ora et labora").
Viele Orden sind schon im frühen bis hohen Mittelalter entstanden, wie z. B. die Prämonstratenser, Benediktiner, der Deutsche Orden oder die Augustiner Chorherren.
Kongregationen sind in der Regel jüngeren Datums. Sie haben sich prinzipiell einer ursprünglichen Ordensregel (z.B. Benediktsregel, Franziskusregel) angeschlossen, jedoch eine eigene Ausprägung mit eigenen Satzungen entwickelt. Dies sind Gemeinschaften wie die Borromäerinnen oder die Spiritaner. Ihre Mitglieder legen keine Feierlichen Gelübde, sondern Einfache Gelübde ab, was jedoch nur interne kirchenrechtliche Bedeutung hat.
Die Gesellschaften apostolischen Lebens unterscheiden sich in ihrer Lebensweise kaum von einer Kongregation. Sie legen jedoch keine Gelübde ab, sondern ein Versprechen, was den Gelübden inhaltlich gleichkommt, kirchenrechtlich aber nicht die gleiche Bindung bewirkt. Die Mitglieder dieser Gemeinschaften legen nach einigen Jahren die endgültigen zeitlichen Versprechen ab. Eine typische Gesellschaft des Apostolischen Lebens sind die Vinzentinerinnen und die Pallottiner.
Weitere Gemeinschaftsformen in der katholischen Kirche sind z. B. Säkularinstitute. In Säkularinstituten lebt jedes Mitglied für sich alleine und unerkannt in der Gesellschaft. Entsprechend diesem Grundsatz, besitzen die Mitglieder der Säkularinstitute auch keine äußeren Erkennungszeichen. Es handelt sich hierbei um eine Form des Ordens, der nach dem zweiten Vatikanum entstand.
Die Mitglieder eines katholischen Ordens leben gemeinsam entweder in strenger Klausur, das heißt abgeschieden von der Welt, oder nehmen aktiv am sozialen Leben teil, indem sie soziale Berufe (beispielsweise Lehrer oder Krankenschwester) ausführen. Streng klausurierte Orden sind zum Beispiel die Trappisten, die Karthäuser, die Klarissen und Karmelitinnen. Der Begriff Nonne (vermutlich von altital. nonna = Mütterchen, Amme) trifft kirchenrechtlich nur auf die klausurierten Ordensfrauen zu, die nicht klausurierten bezeichnen sich als Schwestern.
Orden in den Kirchen der Reformation
In den evangelischen Kirchen gibt es nur noch wenige ordensähnliche Gemeinschaften. Nach der Reformation haben die Evangelischen Stifte mit sogenannten Stiftsdamen die Tradition ihrer Klöster in neuer Form weitergeführt. Hier sind beispielsweise die Lüneklöster (Kloster Lüne, Kloster Wennigsen, ...), die von der Klosterkammer in Hannover verwaltet werden, zu nennen.
Die Diakonissenhäuser boten und bieten Frauen einen Zusammenhalt, wie sie auch aus Ordensgemeinschaften mit stark karitativer und diakonischer Ausrichtung bekannt sind. Solche Gemeinschaften entstanden vornehmlich im 19. Jahrhundert.
Neugründungen, zumeist im 20. Jahrhundert, wie die Communität Casteller Ring und die Communität Christusbruderschaft Selbitz, führen die Tradition der Ordengemeinschaften auch in der Evangelischen Kirche weiter.
Diese Entwicklungen sind zumeist in den lutherisch geprägten Kirchen entstanden. Die reformierte Kirche kennt fast keine Ordengemeinschaften, eine Ausnahme sind die Thomasianer.
In der anglikanischen Kirche gibt es eigene Ordensgemeinschaften. Viele sind von den Franziskanern inspiriert.
Eine ökumenische Gemeinschaft stellt die Communauté de Taizé dar, deren Gründer Roger Schutz selbst evangelisch war, jedoch Mitglieder unabhängig von ihrer Konfession aufnahm. In der Liturgie der Gemeinschaft sind Elemente aus der katholischen, evangelischen und orthodoxen Liturgie enthalten.
Orden in den orthodoxen Kirchen
Die orthodoxen Kirchen kennen vor allem Mönchsorden, einige aber auch Frauenorden - allerdings sind diese nicht mit Orden im Sinne des westlichen Christentums vergleichbar, da jedes Kloster eine rechtlich selbständige Organisation darstellt. Grundlage des orthodoxen Mönchs- und Nonnentums bildet in den meisten Fällen die Ordensregel des Basilius von Caesarea oder die des Theodor Studites. Für Theologie und Spiritualität des orthodoxen Christentums sind die Klöster von überragender Bedeutung. Da die orthodoxe Kirche den Pflichtzölibat nur für Bischöfe, nicht aber für Priester kennt, kommen für das Bischofsamt ausschließlich Mönche in Frage, so dass deren Rolle innerhalb der Kirche auch institutionell sehr stark gewichtet ist.
Islamische Ordensgemeinschaften
Ab dem 12. Jahrhundert entstanden innerhalb der islamischen Mystik (Sufismus) hunderte von Ordensgemeinschaften, sogenannte Tariqas; siehe auch: Liste der Sufi-Orden
Buddhistische Ordensgemeinschaften
Siehe Hauptartikel Buddhistisches Mönchtum.
Hinduistische Ordensgemeinschaften
Ordensgemeinschaften gibt es im Hinduismus seit dem 8.Jh. n.Chr. Der älteste Orden wurde von dem Philosophen Shankara gegründet.
siehe Hinduistische Orden
Esoterische Ordensgemeinschaften
Es gibt auch neuzeitliche naturreligiöse Gemeinschaften, die bei den Wicca bzw. Hexen als Coven bezeichnet werden.
Weitere Gemeinschaftsformen der Heiden sind zumeist an der Religion der Kelten orientiert: Druidenorden, Bardenorden, Clan, etc.
- Ein Druidenorden ist eine naturreligiöse Gemeinschaft von Männern, Frauen oder beiden, die nach rekonstruierten oder überlieferten Riten initiiert worden sind und ihren Eid auf die betreffende Gottheit, die Elemente, die Vorfahren oder aber mehrere dieser Dinge abgelegt haben. In der heutigen Zeit werden sie oftmals auch unter dem Begriff Neodruidenorden geführt, obwohl einige durchaus eine uralte Tradition fortführen und schon Jahrhunderte bestehen.
- Die Struktur besteht aus einem oder mehreren Druiden als Leiter und den Mitgliedern und Schülern. Eine gängige Bezeichnung für Schüler ist Dedikanten oder aber Ovaten und Barden, was sowohl eine Rangstufe als auch eigenständige Priesterränge bezeichnen kann. Die Reihenfolge ist für gewöhnlich bei den irischen und traditionellen Druiden aufsteigend Ovaten, Barden und Druiden, bei den britischen und einigen anderen neuen Orden mit dem Barden als unterstem Rang. Es gibt auch reine Bardenorden, die unter anderem auch Sängerwettstreite und Treffen so genannter Eisteddfodd ausrichten.
- Beitreten kann jeder, soweit keine ethischen oder menschenverachtenden Verfehlungen des Antragstellers bekannt sind. Die Druidenorden können auch jederzeit unter Einhaltung des Schweigegelübdes verlassen werden.
- Am Ende der Schülerschaft stehen eine oder mehrere Initiationen, die in die jeweils höhere Rangstufe einführen. Am Ende wird der Druidenrang erreicht, der eine Lehrbefugnis beinhaltet.
So genannte freifliegende Gemeinschaften besitzen keine gesonderte Bezeichnung, verbinden aber mehrere Elemente germanischer, keltischer oder schamanischer Reiligiösität bzw. auch Anteile anderer Religionen miteinander.
Siehe auch
- Liste der Ordensgemeinschaften
- Liste der Männerorden
- Liste der Frauenorden
- Ritterorden
- Studentenorden
- Hilfsorganisation
- Kommunität
Weblinks
Christliche Religionen
- Das Internetportal für Klöster und Orden
- Ordensgemeinschaften in Deutschland
- Kongregation für die Institute des geweihten Lebens und die Gesellschaften apostolischen Lebens
- Glossar klösterlichen Lebens
neue Naturreligionen
- Dachverband für traditionelle Naturreligion e.V.
- Orden der goldenen Eiche, Druidenorden
- OOC Order of Clochsliaph, Orden vom Steinberg
- Orden der weissen Eiche, Druidenorden
- The Order of Bards, Ovates and Druids- OBOD
- Yggdrasilkreis, Germanisch heidnische Gemeinschaft
- Avalonorden des roten Drachen e.V.