Liutpoldinger
Die Liutpoldinger (teils auch Luitpoldinger genannt) gehörten zur fränkischen Reichsaristokratie und stiegen im ausgehenden 9. Jahrhundert zu einer der führenden Familien im Karolinger-Reich auf.
Sie stehen in einem etwas unklaren Verwandtschaftsverhältnis zu den Karolingern. Der namengebende Spitzenahn ist Markgraf Luitpold von Bayern (gestorben 907), der die Schwäche der letzten Karolinger zum Aufbau einer bedeutenden Machtposition nutzte. Grundlage seines Aufstieges waren neben der Königsnähe beträchtlicher Eigenbesitz mit Schwerpunkt im Donauraum um Regensburg. Entscheidend aber waren die Ungarnkriege, wodurch die Ausbildung starker Regionalgewalten gefördert wurde.
Sein Sohn und Nachfolger Arnulf I. bemühte sich von Anfang an um den weiteren Ausbau dieser Position. Dabei fand er die Unterstützung des heimischen Adels, der seinen alten Wahlrechten neue Geltung verschaffte. Durch die Mobilisierung aller Kräfte gelang es ihm 913, die Ungarngefahr zumindest für sein Herzogtum zu bannen. Dieser Sieg festigte seine Position so sehr, dass er nun auch den Bemühungen der Könige Konrad I. und Heinrich I. um die Eingliederung Bayerns ins Reich Widerstand leisten konnte. Er kämpfte um die Eigenständigkeit seines Territoriums bis hin zur Erringung einer Königskrone, wurde aber nach wechselvollen Kämpfen von Heinrich I. im Regensburger Vertrag von 921 zu einem Arrangement gezwungen, das ihm im Innern eine königgleiche Stellung zuerkannte, nach außen hin aber Zurückhaltung auferlegte.
Diese machtvolle Stellung wollte Arnulf seinem 935 designierten Sohn Eberhard weitergeben. Doch benutzte Otto I. dessen Widerstand 938 zur Absetzung. Er übergab das Herzogtum Berthold, dem Bruder Arnulfs. Die geplante Heirat Bertholds mit Ottos Schwester Gerberga kam nicht zustande.
Nach Bertholds Tod vertraute der Kaiser das Herzogtum Bayern seinem Bruder Heinrich an, der 936/937 mit Judith, der Tochter Arnulfs, verheiratet worden war. Dabei war die luitpoldingische Hauptlinie absichtlich übergangen worden. Während der folgenden Kämpfe fiel Pfalzgraf Arnulf, Sohn Herzog Arnulfs, 954 vor Regensburg. Dessen Sohn Berthold suchte sogar die Verbindung zu den Ungarn. Da sich Herzogin Judith nicht an den Aufständen beteiligt hatte, betraute sie Otto I. nach dem Tod ihres Gatten 955 mit der Vormundschaft über den unmündigen Heinrich II..
Volljährig geworden, erhob sich dieser jedoch gegen das ottonische Königtum, und Otto II. benutzte seinen Sieg 976 zur Abrechnung mit dem Geschlecht, deren Position durch eine Reihe von wirkungsvollen Maßnahmen sehr beschnitten wurde. Herzog Heinrich "der Zänker" wurde seines Amtes enthoben, das 983 Heinrich III. aus der 947 übergangenen Linie Herzog Bertholds übertragen wurde. Erst 985 erhielt Heinrich II. das Herzogtum wieder zurück. Heinrich III. wurde mit dem seit 976 geschaffenen Herzogtum Kärnten entschädigt, dem auch die seit 952 von Bayern verwalteten Marken in Italien zugeschlagen wurden.
Mit ihm starb 989 der letzte nachzuweisende männliche Luitpoldinger. Inwieweit genealogischen Verbindungen von diesem Geschlecht zum bayerischen Adel des Hochmittelalters (vor allen den Wittelsbachern) führen, ist unklar.
Literatur
- Bosl, K.: Das jüngere bayerische Stammesherzogtum der Luitpoldinger, ZBLG 18, 1955, 144-172
- Stingl, H.: Die Entstehung der deutschen Stammesherzogtümer am Ausgang des 10. Jh., 1974
- Goetz, H.-W.: Dux und ducatus, 1977.