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Arne Schönbohm

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Arne Schönbohm (2016)

Arne Schönbohm (* 28. Juli 1969 in Hamburg[1]) ist ein deutscher Manager und Präsident des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik, dem Kontakte zu russischen Geheimdiensten vorgeworfen werden.[2][3][4]

Leben

Arne Schönbohm studierte Internationales Management in Dortmund, London und Taipeh. Er war im Anschluss von 1995 bis 2008 bei EADS, unter anderem als Vice President Commercial and Defence Solutions tätig. Im Juni 2008 gründete er eine Beratungsgesellschaft mit dem Namen „Schönbohm Consulting“. Er war Vorstandsmitglied der BSS BuCET Shared Services AG.

Am 1. Februar 2016 wurde Schönbohm auf Vorschlag von Bundesinnenminister Thomas de Maizière Präsident des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI).[5][6][7]

Kritik

Kritik an der Ernennung zum Präsidenten des Bundesamtes wurde 2016 etwa des Grünen-Politikers Konstantin von Notz laut, da Schönbohm als Vorsitzender der Lobbyorganisation Cyber-Sicherheitsrat Deutschland e.V. mit Unternehmen wie dem TÜV, Commerzbank, IBM, der Waffensparte von EADS und IT-Sicherheitsfirmen wie Kaspersky kooperierte, die das BSI kontrollieren soll.[8][9] Später sagte Notz jedoch auch „man könne offen mit Schönbohm reden“ und „Ich habe das Gefühl, dass er seine Aufgabe ernst nimmt.“ Mitarbeiter des BSI sagten nach Recherchen der Zeitung Die Zeit, ihr „Chef sei kein Computerkauz, kein Nerd, sondern ein Netzwerker“.[10] Auch von Datenschützern und Computerexperten wurde die Entscheidung deutlich kritisiert. Schönbohm ist der erste Betriebswirt in diesem Amt, seine Vorgänger waren Physiker, Mathematiker und Kryptologen. Der Cybertheoretiker Sandro Gaycken urteilte über Schönbohm: „seine technische Kompetenz geht gegen null“.[11]

Das ZDF Magazin Royale veröffentlichte am 7. Oktober 2022 in Kooperation mit dem Recherchenetzwerk Policy Network Analytics einen Beitrag, in dem Schönbohms Tätigkeit als Präsident und Gründer des sogenannten Cyber-Sicherheitsrat Deutschland e.V. kritisiert wurde. Im Fokus der Berichterstattung stehen die Verbindungen des Vereins zur Cybersicherheitsfirma Protelion GmbH, die wiederum zum russischen Unternehmen Infotecs gehört. Infotecs arbeitet demnach auch für russische Regierungsstellen wie dem Inlandsgeheimdienst FSB. Darüber hinaus wird dargelegt, dass Schönbohm weiterhin Kontakte zum Verein unterhält, wie beispielsweise durch seinen Besuch zum 10-jährigen Vereinsjubiläum am 8. September 2022.[12][13]

Mitgliedschaften

Schönbohm ist Mitglied der Atlantik-Brücke und der Clausewitz-Gesellschaft.[14] 2012 war er Mitbegründer der Lobbyorganisation Cyber-Sicherheitsrat Deutschland e.V. und bis 2016 dessen Vorsitzender.[15] Als BSI-Präsident ist Schönbohm Mitglied im Beirat der Initiative „Deutschland sicher im Netz“,[16] im Beirat der Allianz für Cyber-Sicherheit, im Beirat des CRISP (Center for Research in Security and Privacy der TU Darmstadt)[17] sowie im Beirat der Stiftung Datenschutz der Bundesrepublik Deutschland.[18] Er ist überdies Mitglied des Münchner Kreises und Sprecher des Nationalen Cyber-Abwehrzentrums. Schönbohm ist Autor diverser Bücher, darunter auch „Deutschlands Sicherheit – Cybercrime und Cyberwar (2011)“.[19]

Privates

Arne Schönbohm ist der Sohn des Generalleutnants und CDU-Politikers Jörg Schönbohm (1937–2019), der als Staatssekretär im Bundesverteidigungsministerium, sowie als Landesminister in Berlin und Brandenburg tätig war.[5] Arne Schönbohm ist Vater dreier Kinder.[20]

Commons: Arne Schönbohm – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Deutschlands Sicherheit – Arne Schönbohm – Vita. In: deutschlands-sicherheit.de. Archiviert vom Original am 24. Dezember 2015; abgerufen am 24. Dezember 2015.
  2. https://m.faz.net/aktuell/politik/inland/boehmermann-video-faeser-will-bsi-chef-schoenbohm-abberufen-18375639.html
  3. https://app.handelsblatt.com/politik/deutschland/bsi-praesident-arne-schoenbohm-nach-zdf-bericht-ueber-sicherheitsluecke-faeser-prueft-abberufung-des-bsi-praesidenten/28732158.html
  4. https://m.bild.de/politik/inland/politik-inland/nach-boehmermann-sendung-faeser-feuert-cyber-abwehrchef-81569028.bildMobile.html
  5. a b Marcel Rosenbach, Jörg Schindler: „Eigentlich gescheitert“. In: Der Spiegel. Nr. 53. Hamburg 23. Dezember 2015.
  6. Präsidium Kurzvita. In: cybersicherheitsrat.de. Cyber-Sicherheitsrat Deutschland e. V., archiviert vom Original am 24. Dezember 2015; abgerufen am 23. Dezember 2015.
  7. Designierter BSI-Chef: Innenministerium ordnete angeblich Distanz zu Schönbohm an. Heise Online, 23. Dezember 2015, abgerufen am 23. Dezember 2015.
  8. Constanze Kurz: Posse um den designierten BSI-Präsidenten: Innenminister de Maizière gab Arne Schönbohm seinen Segen. In: netzpolitik.org. 11. Januar 2016, abgerufen am 21. Januar 2016.
  9. Jannis Brühl: Vorwürfe gegen designierten BSI-Chef: „Cyber-Bullshitting“ und Lobbyismus. Süddeutsche Zeitung, 23. Dezember 2015, abgerufen am 23. Dezember 2015.
  10. Moritz Depenbrock: Arne Schönbohm: Mehr als ein Cyber-Clown. In: Die Zeit. 10. November 2016, abgerufen am 8. Oktober 2022.
  11. Umstrittene Personalie: Bundeskabinett ernennt Schönbohm zum BSI-Präsidenten. In: Golem.de. Abgerufen am 17. Februar 2016.
  12. Schwere Vorwürfe gegen BSI-Präsident Schönbohm. Abgerufen am 8. Oktober 2022.
  13. Brisante Kontakte nach Russland. Abgerufen am 8. Oktober 2022.
  14. IT-Sicherheit: Arne Schönbohms BSI-Antritt verzögert sich In: welt.de, 15. Februar 2016. Abgerufen am 17. Februar 2016.
  15. Pressemitteilung: Cyber-Sicherheitsrat Deutschland e.V. mit neuem Präsidium – Philipp v. Saldern und Werner Weidenfeld übernehmen Leitung 17. Februar 2016.
  16. Über uns. 27. November 2018, abgerufen am 27. November 2018.
  17. Organisation. 27. November 2018, abgerufen am 27. November 2018.
  18. Beirat. 27. November 2018, abgerufen am 27. November 2018.
  19. BSI – Der Präsident des BSI. In: BSI. 8. April 2016, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 8. April 2016; abgerufen am 8. April 2016.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bsi.bund.de
  20. Der umstrittene oberste IT-Schützer Deutschlands, faz.net, 17. Februar 2016, abgerufen am 19. Februar 2016.