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Sigillum Dei

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Der Begriff Aemeth stammt aus dem Hebräischen und bedeutet in etwa Wahrheit. Das Sigil of Aemeth (andere Bezeichnung: Sigillum Dei Æmeth) ist ein Mandala-ähnliches Symbol, das sich aus verschiedenen Einzelsymbolen zusammensetzt und die Namen von planetaren Engeln, Erzengeln und sieben Namen Gottes enthält.

Ursprüngliche Quellen des Siegels

Es existieren eine Reihe von verschiedenen Versionen des Siegels verstreut in einigen Werken. Der Grund ist wohl darin zu suchen, dass es vor Erfindung des Buchdruckes gängige Praxis war, um ein Buch zu kopieren dasselbige abzuschreiben.
Charakteristisch gemeinsam ist allen Versionen der geometrisch-symbolische Aufbau; ein Pentagram das in ein Heptagramm eingepasst ist, welches wiederum von einem Kreis(ring) umfasst wird.

Kircher's Analyse des Siegels

Sigillum Aemeth aus Œdipus Ægyptiacus, 1652

Athanasius Kircher analysierte eine arabische Version des Sigillum Æmeth in seinem knapp 2000 Seiten umfassenden Werk Oedipus Aegyptiacus, in welchem er seine fast zwanzigjährigen Forschungen über das Alte Ägypten zusammenfasste:

„Dieses in einen Kreis eingezeichnete heptagonale Amulett, ist der Venus zugeordnet wie in Hieroglypische Arithmetik gezeigt.

In den Kreisring sind 72 Buchstaben eingezeichnet, die der Kabbala entnommen sind. Jeder dieser Buchstaben repräsentiert einen der 72 Engel, welche in Cabala Hebraeorum nachzuschlagen sind.

Weiter innen enthalten sind die folgende Attribute (vgl. m. Grafik rechts):

Beim Buchstaben A das Wort Sadai, was für ‚Allmächtiger‘ steht. Neben dem Buchstaben B, innerhalb eines Quadrats, sind einzeln in vier Zellen die Buchstaben A G L A eingesetzt (hebr. א ג ל א); in der Kabbala ein sogenanntes Notarikon, also ein zusammengesetztes Akronym, das aus den Anfangsbuchstaben von ‚Atah Gibor Le-Olahm Adonai‘ (übersetzt ‚Du bist mächtig in Ewigkeit, o Herr‘) gebildet wird. Bei C ist Eli platziert, was ‚Mein Gott‘ bedeutet. In der Ecke bei Buchstabe D steht das Wort Eloi, was alles in allem genausoviel bedeutet wie das vorherige (Eli); nichtsdestotrotz steht es dort so als ob es etwas anderes bedeuten würde. Unter E findet sich Christus. Und bei F Sother, dem griechischen Wort für ‚Erretter‘. Bei G steht schliesslich Adonay, übersetzt ‚Herr‘.

Dies waren die sieben Attribute von Christus, gefolgt von den sieben Geistern der Venus die da sind: Cafziel, Satquiel, Samaël, Raphaël, Mahel, Michaël, Gabriel. Diese hebräischen Worte sind wahllos zusamengestaucht, sodass es den Anschein hat, das sie nicht im mindesten von Gott oder guten Engeln entstammen können, zumal sie so beschämend übertragen wurden. Solche Worte, wie sie an den Seiten des Heptagramms zu finden sind, sind wahrlich eher der Teufelsküche entstanden als der Kabbala.

Innerhalb des Heptagons befindet sich ein Pentagramm, und im Zentrum davon der Buchstabe Tau, ein Symbol für Gesundheit; rundherum angeordnet sind dort die Buchstaben e - e - e - e - y, wo stattdessen eigentlich die griechischen Buchstaben upsilon-gamma-epsilon-iota-alpha stehen sollten.
In den Dreiecken des Pentagramms finden sich die verstümmelten Buchstabenpaare yl, al, le, al und um. Diese sollten eigentlich das arabische ‚la alla ella alla‘ repräsentieren, was soviel heisst wie ‚Es gibt keinen Gott außer Gott‘. Stattdessen wurden die bereits genannten, unharmonischen Buchstabenpaare eingesetzt. Was es mit um auf sich hat, soll hier noch erklärt werden: in der gesprochenen Aussprache der Araber folgen den angegebenen Lauten stets ‚Mahumet rassul-allah‘ (in etwa ‚Mohammed, Gesandter Gottes‘), und um verweist auf die Anfangsbuchstaben davon.

Was sich hinter dem Pentagon verbirgt, wird hier fortgesetzt: die Antiker widmeten das Pentagon dem Mars, und das Heptagon der Venus. Sie deuteten damit an, dass niemand Venus besitzen könne, ohne zuvor Mars erlangt zu haben. Mit diesem Pentagon versprachen sie sich selbst den Sieg über alles.
Mehr noch, war der Zweck dieses Amuletts (durch das Tragen desselbigen), die Liebe und den guten Willen von allem und jedem zu erlangen, und folglich die gänzliche Befruchtung von fleischlichen Gelüsten sowie Sieg über alle Missgeschicke.“ (Übers. gek. u. bearb.)

Das henochische Sigillum Dei Æmeth

Einleitung und Chronologie

In einer Reihe von spirituellen Konferenzen (Engelsgesprächen) wurden John Dee und Edward Kelley das Sigillum Dei offenbart. Das Sigillum Dei Æmeth stellt zugleich Schutz und ein Tor dar. Die in weiterer Folge angeführten sprituellen Konferenzen fanden alle in Mortlake bei Richmond (London) statt. Die Ergebnisse der spiritistischen Arbeiten von John Dee und Edward Kelley lieferten die Grundlagen für das System der henochischen Magie.

10. März 1582, 2. spirituelle Konferenz

Figur f. d. Sigillum Dei-Rücks.

Das Sigillum Dei (Siegel Gottes) wird zum ersten Mal erwähnt, im Zusammenhang mit dem Heiligen Tisch, worauf es zu platzieren ist. Das Siegel darf nur mit großer Ehrfurcht und Hingabe angesehen werden. Es hat aus perfektem Wachs zu bestehen, womit offenbar von Rückständen gereinigtes echtes Bienenwachs gemeint ist. Farben sind in diesem konkreten Zusammenhang irrelevant, da diese nicht respektiert werden. Das Siegel muss im Durchmesser 9 Zoll (22,86cm) betragen, die Dicke ist mit 1 ¼ Zoll angegeben; und auf der Rückseite muss sich eine Figur eines Kreuzes befinden (siehe Grafik). Eine solche Wachsplatte ist Teil der Sammlung des Britischen Museums. Ebenso waren 4 kleinere (halb so große) Versionen dieses Siegels anzufertigen; sie wurden unter die Tischbeine gelegt, und stützten so den Heiligen Tisch. Uriel behauptet auch, eine perfekte Version des Siegels würde sich bereits in einem der Bücher Dees befinden. Aus den Notizen Dees geht hervor, dass Dee mindestens zwei Versionen - eine von Agrippa und eine von Reuchlin - des Siegels bekannt waren.

14. März 1582, 4. spirituelle Konferenz

Nach der Beschreibung eines magischen Ringes kommt Michael kurz auf das Sigillum Dei zu sprechen. Dieses wird gezeigt, und der Name des Siegels wird offenbart: „EMETH“. Dieser sei das Siegel selbst: heilig, pur und für alle Zeiten. Auf Dees Nachfrage, welches der Siegel aus seinen Grimoires er zu verwenden habe, wird er jedoch vertröstet.

??(15-19). März 1582, 6. spirituelle Konferenz

Der Beginn der Aufzeichnung dieser Konferenz ist leider nicht erhalten, daher ist auch das genaue Datum nicht bekannt.

Der wahre „Circle of Æternitie“ (Kreis der Ewigkeit), wird vorgestellt. Dee wird zunächst angewiesen den äußeren Kreisring in vier Teile zu teilen, und jedes der so gewonnen Segmente wiederum in weitere 10 Teile. In der Zwischenzeit wird Semiel hinzugezogen, der Sekretär des Namen Gottes. Dieser wiederum lässt 40, in weissen Samtroben gehüllte, Kreaturen erscheinen; die sich in 8 Gruppen zu jeweils 5 Kreaturen zeigen.

Aufbau (nach Golden Dawn)

Im Zentrum des Siegels befindet sich ein kleines Kreuz, um das die Buchstaben des Engelsnamens „Levanael“ arrangiert sind. Darauf folgt ein Pentagramm in einem Heptagon. Zwischen den Strahlen des Pentagramms stehen fünf weitere Engelsnamen, deren Anfangsbuchstaben in den Strahlen des Fünfsterns stehen. Diese werden umgeben von einem siebten Engelsnamen, welcher wie die sechs vorhergehenden Namen neben Buchstaben auch mit Zahlen geschrieben ist.

Um das Heptagon ist ein flaches Heptagramm gezogen, zwischen diesem und dem Siebeneck, sowie auf den Balken der Figuren, sind eine Reihe von Namen angebracht, die sich in ihren Kombinationen aus den sieben Engelsnamen im Zentrum der ganzen Figur ergeben. Zudem befinden sich zwischen den einzelnen Namen griechische Kreuze, einzeln oder in Reihen, die von innen nach außen an Zahl abnehmen. Zwischen den Strahlen des Heptagramms sind sieben Namen Gottes geschrieben, auch diese ergeben sich aus den Namen der Engel, aus denen auch die übrigen Namen im inneren der Figur gebildet sind.

Das Heptagramm wird von einem weiteren Heptagon eingefasst, dessen Seiten in jeweils sieben Zellen unterteilt sind. Diese Zellen enthalten einzelne Buchstaben, bis auf eine Ausnahme links von der Spitze der Figur, wo sich in einer der Zellen ein weiteres Kreuz befindet. Die Buchstaben dieses Heptagons beziehen sich auf eine quadratische Tafel, durch die aus diesen Buchstaben die Namen von sieben den Planeten zugeordneten Erzengeln gebildet werden können.

Außerhalb des zweiten Heptagons befinden sich sieben Siegel, welche entgegen dem Uhrzeigersinn den nach ihrer Umlaufgeschwindigkeit abnehmend geordneten „sieben Planeten“ der Astrologie zugeschrieben werden. Neben diesen steht jeweils eine Zahl, mit Ausnahme des dem Mond zugewiesenen Siegels, welches ohne Zahl bleibt. Zu beiden Seiten dieser Siegel und Zahlen sind wieder Kreuze angebracht.

Der äußere Kreis besteht aus 40 Paaren von Buchstaben und Zahlen. Diese sind größten Teils in Paaren übereinander angeordnet, wobei Zahlen und Buchstaben scheinbar zufällig oben oder unten stehen. Sechs Buchstaben stehen allerdings ohne Zahl in diesem Kreis, dazu bildet der Buchstabe zu unterst eine Ausnahme, da hier ein Paar nebeneinander steht. Dieses unterste Paar von Buchstaben kann als „og“ (Oh-Geh), also als Buchstabenpaar gelesen werden, oder aber als „0g“ (Null-Geh), Zahl und Buchstabe nebeneinander.

Literatur

  • Kircher, Athanasius: Oedipus Aegyptiacus: Sigillum Aemeth, S. 479-81. Rom 1652.
  • Regardie, Israel: Part two of the Addendum of the concourse of the Forces in:Abramelin & Co, Hrsg.: Peter-R. König, ARW, Augsburg 1995, ISBN 3-927890-24-3
  • Crowley, Aleister: Liber LXXXIV vel Chanokh

Das henochische Sigillum Dei Æmeth als .gif-Datei