Double Asteroid Redirection Test
Double Asteroid Redirection Test (DART) | |||||||||||||
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![]() Künstlerische Darstellung der DART-Sonde kurz vor dem Einschlag auf Dimorphos | |||||||||||||
NSSDC ID | 2021-110A[1] | ||||||||||||
Missionsziel | (65803) Didymos, harter Einschlag auf Dimorphos | ||||||||||||
Auftraggeber | ![]() | ||||||||||||
Trägerrakete | Falcon 9 Block 5 | ||||||||||||
Startmasse | 610 kg (betankt) | ||||||||||||
Instrumente | |||||||||||||
DRACO-Kamera für Zielaufnahmen und Navigation |
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Verlauf der Mission | |||||||||||||
Startdatum | 24. November 2021, 06:21 UTC[2] | ||||||||||||
Startrampe | Vandenberg SFB, SLC-4E | ||||||||||||
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Logo der Mission | |||||||||||||
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Der Double Asteroid Redirection Test (DART) ist ein Teil des AIDA-Programms und soll die Bahn eines erdnahen Asteroiden durch den Einschlag eines Flugkörpers verändern.
Die Sonde DART flog zu dem Doppelasteroiden Didymos und ist am 26. September 2022 (um 23:15 Uhr UTC) auf Dimorphos (= Didymos B), dem kleineren der beiden Asteroiden, eingeschlagen. Der Cubesat LICIACube soll die Kollision beobachten. DART ist der erste Versuch in der Geschichte der Weltraumforschung und damit der Menschheit, die Bahn eines Himmelskörpers zu verändern.
Die Folgemission Hera der ESA wird später die Bahn von Dimorphos um Didymos A genau vermessen, sowie die Oberfläche und Zusammensetzung der beiden Asteroiden analysieren.[3]
Bei einem drohenden Einschlag eines Asteroiden auf der Erde könnte mit der Methode der planetaren Verteidigung womöglich der Asteroid auf eine andere Bahn gebracht und ein Impakt verhindert werden.
Vorgeschichte
Nach Schätzungen von Astronomen gibt es etwa 25.000 Asteroiden im Sonnensystem, die groß genug wären, um eine Stadt zu zerstören; tatsächlich entdeckt wurden bislang etwa 8.000 dieser Asteroiden.[4] In der Erdgeschichte sind wiederholt Einschläge von Asteroiden aufgetreten, die zu einem Massenaussterben geführt haben. Ein solcher Einschlag könnte auch die menschliche Zivilisation vernichten. Die Leitung der NASA war daher der Meinung, dass Pläne entwickelt werden müssten, um den Einschlag eines Asteroiden zu verhindern.[5] Die Bahn eines Asteroiden könnte möglicherweise durch den Einschlag eines Raumflugkörpers verändert werden. Da auch große Sonden winzig im Vergleich zu mittelgroßen Asteroiden sind, würde auch die Bahnveränderung minimal sein. Wenn die Restflugbahn bis zum Aufschlag allerdings mehrere 100 Millionen km lang wäre, könnte auch eine kleine Bahnabweichung eine Kollision mit der Erde verhindern. Voraussetzung ist eine sehr frühzeitige Erkennung, welcher Asteroid sich auf Kollisionskurs mit der Erde befindet.[6][7] Das Planetary Defense Coordination Office sammelt Daten zu Himmelskörpern, die möglicherweise eine Gefahr für die Erde darstellen.[8]
Ursprünglich hatten ESA und NASA unabhängige Pläne für Missionen, um Asteroiden auf ihrer Bahn abzulenken. Im Jahr 2005 veröffentlichte die ESA die Konzeptstudie der Raumfahrtmission Don Quijote, bei der die Flugbahn eines Asteroiden verändert werden sollte. Die Konzeptstudie wurde nicht verwirklicht, aber Teile des Konzepts wurden von nachfolgenden Missionen aufgegriffen.
Im Jahr 2015 vereinbarten NASA und ESA ein gemeinsames Projekt, die AIDA-Mission (Asteroid Impact & Deflection Assessment), welche zwei Sonden beinhaltete.[9][6][10] Es wurde vereinbart, dass die ESA zunächst AIM (Asteroid Impact Mission) zu Didymos entsendet, welcher die Asteroiden aus der Nähe untersuchen sollte. AIM hätte im Dezember 2020 starten sollen und DART im Juli 2021, so hätte AIM von einer Umlaufbahn um Didymos A diesen und seinen Begleiter Dimorphos (= Didymos B) aus der Nähe beobachten und seine Beschaffenheit studieren können. Dann wäre DART im Oktober 2022, wenn Didymos besonders nah der Erde steht, auf dessen Begleiter Dimorphos eingeschlagen. AIM hätte dann die Festigkeit von Dimorphos, die Oberflächenbeschaffenheit, den inneren Aufbau und die Bahnveränderung durch den Einschlag bestimmen können.[6] Nach mehreren Jahren der Entwicklung wurde das Budget für die Durchführung vom AIM gestrichen.
Im Juni 2017 genehmigte die NASA das Konzept für DART und leitete die vorläufige Design-Phase ein. Im August 2018 genehmigte die NASA das Projekt zum Start der endgültigen Design-Phase und der Bau-Phase.[11][12] DART ist ein Gemeinschaftsprojekt der NASA und des Applied Physics Laboratory (APL) der Johns-Hopkins-Universität. Die Leitung hat das Planetary Defense Coordination Office der NASA, unterstützt von mehrern NASA-Laboratorien. Die italienische Raumfahrtbehörde lieferte den Cubesat LICIACube, der am Sept. 11. vor der Kollision von DART abkoppelte und im Vorbeiflug den Aufschlag von DART fotografieren soll.
Konstruktion der Raumfahrzeuge
DART

DART ist ein Einschlagkörper, der bei dem geplanten Aufprall auf Dimorphos eine Masse von 500–550 kg haben wird. Es ist ein kostengünstiger Flugkörper der Größe 1,0 × 1,3 × 1,3 m.[3][13] Zur Energiegewinnung dienen zwei entrollbare Solarmodule. Der Antrieb erfolgt durch ein Ionentriebwerk. Zusätzlich sind 12 Steuerdüsen für die Ausrichtung angebracht. Ein Sonnensensor und ein Sternsensor dienen zur Orientierung im Raum. Wie alle Raumsonden besitzt DART ein System für Führung, Navigation und Steuerung (Guidance, Navigation & Control bzw. GNC). Wegen der hohen Anforderung, ein so kleines Objekt aus so großer Entfernung zu treffen, entwickelte das Missionsteam des APL einen Algorithmus, der „SMART Nav“ (Small-body Maneuvering Autonomous Real Time Navigation) genannt wurde. Die DRACO-Kamera erzeugt hochwertige Bilder während des Flugs und vor dem Einschlag, die von SMART Nav ausgewertet werden. In der letzten Phase arbeitet SMART Nav ähnlich wie eine optisch gesteuerte Flugabwehrrakete und berechnet den Kurs von Dimorphos voraus und setzt einen Kurs auf das Zentrum des Asteroiden. Die Kommunikation mit der Erde erfolgt mit einer RLSA-Antenne. Der Cubesat LICIACube ist während des Starts und des Fluges fest mit DART verbunden und wird erst vor dem Aufprall abgetrennt.

Solarmodule
Die speziellen Solarmodule von DART heißen ROSA (Roll Out Solar Array). Sie sind biegsam und sind beim Start platzsparend aufgerollt. Nach Entfaltung haben sie eine Länge von je 8,5 m.[13] Ihre Funktion wurde bereits auf der Internationalen Raumstation getestet. Im Juni 2017 transportierte die SpaceX-CRS-11-Rakete Prototypen der Solarmodule im Rahmen der ISS-Expedition 52 auf die Raumstation, wo sie entfaltet und getestet werden konnten.[14] Die zwei Solarmodule haben zusammen 22 m² Fläche. Die Leistung beträgt etwa 3,5 kW. Ein Teil der Solarmodule hat dank neuer Technik einen dreifach höheren Wirkungsgrad im Vergleich zu herkömmlichen Solarmodulen. Bei dem sogenannten Transformational Solar Array erhöhen Spiegel den Wirkungsgrad der Solarzellen.[15][13]

NEXT-Ionentriebwerk
DART wird von einem Ionentriebwerk angetrieben. Das Triebwerk heißt „NEXT–C“ (NASA’s Evolutionary Xenon Thruster–Commercial) und wurde vom Glenn Research Center der NASA und der Firma Aerojet Rocketdyne entwickelt und hergestellt. Das Triebwerk war für fünfeinhalb Jahre im Dauertest und zeigte in der Zeit wenig Verschleißerscheinungen. NEXT kann mit bis zu 6,9 kW elektrischer Leistung betrieben werden und erzeugt dabei einen Schub von 237 mN mit einem spezifischen Impuls von 4.170 s, es ist damit ungefähr dreimal leistungsfähiger als das Vorgängermodell NSTAR, das in Dawn und Deep Space 1 eingebaut wurde.[16] Das Xenon wird zunächst ionisiert, mit elektrostatischen Feldern beschleunigt und dann mit hoher Geschwindigkeit ausgestoßen.[14][17] Die Energie wird von den zwei Solarmodulen geliefert, die bei dieser Mission aber nicht für den Betrieb bei Maximalleistung ausreicht.[18]
DRACO-Kamera
Die DRACO-Kamera (Didymos Reconnaissance and Asteroid Camera for Optical navigation) ist die einzige Nutzlast der Sonde und basiert auf dem bewährten Design von LORRI (Long-Range Reconnaissance Imager) auf New Horizons. Das Teleskop hat eine Apertur von 20 cm und ein Sichtfeld von 0,29°, einen CMOS-Sensor und einen Bildprozessor. Die hochauflösende Kamera mit langer Brennweite unterstützt die autonome Navigation (SMART Nav) von DART zum Einschlagspunkt im Zentrum von Dimorphos. Ab 30 Tage vor dem Einschlag werden die ersten Bilder von Didymos gemacht und bis zum Einschlag zur Erde übermittelt.[19]

RLSA-Antenne
DART ist die erste Sonde, die die neuartige, hoch effektive Kommunikationsantenne RLSA verwendet. RLSA steht für „Spiral Radial Line Slot Array“, was die spiralförmige Anordnung der Elemente des Arrays in einer Scheibe beschreibt. Die Kommunikation erfolgt im X-Band mit 7,2 und 8,4 GHz zum Deep Space Network (DSN). Die Antenne übertrifft die geforderten Eigenschaften, stimmt mit der Simulation überein und ist ausreichend getestet worden, so dass ein TRL (Technology Readiness Level) von 6 erreicht wurde.[20][19]

LICIACube
Die italienische Weltraumbehörde ASI (Agenzia Spaziale Italiana) stellte für die Mission LICIACube (Light Italian CubeSat for Imaging of Asteroids) bereit. Der Cubesat hat eine 6U-Plattform und ist sehr ähnlich zu dem Cubesat ArgoMoon, der auf Artemis 1 mitfliegen soll. Er ist zusammen mit DART gestartet und wurde einige Tage vor dem Einschlag mit einem Federmechanismus ausgeklinkt mit einer Relativgeschwindigkeit von 4 km/h zu DART und wird dadurch ca. 3 Minuten später an Dimorphos eintreffen und daran vorbeifliegen. Während des Vorbeiflugs wird LICIACube Bilder vom Einschlag und dem folgenden Auswurf machen.[10][21] LICIACube wird anschließend über mehrere Wochen die Bilder des Einschlags und des Masseauswurfs zur Erde senden.[22] LICIACube ist dafür mit zwei optischen Kameras von unterschiedlichen Brennweiten ausgerüstet, LUKE (LICIACube Unit Key Explorer) und LEIA (LICIACube Explorer Imaging for Asteroid).
- LUKE (LICIACube Unit Key Explorer): RGB-Kamera mit einem Sichtfeld von 5°, 1088 × 2048 Pixel. Aus einer Entfernung von 55 km kann die Kamera Strukturen bis ungefähr 4 m pro Pixel auflösen. Brennweite 70,55 mm, Bandbereich 800–400 nm.
- LEIA (LICIACube Explorer Imaging für Asteroiden): Schwarzweiß-Kamera, Sichtfeld 2,06°, Auflösung ungefähr 1,3 m pro Pixel aus einer Entfernung von 55 km. Brennweite 220 mm. Bandbereich 400–900 nm.
Der Cubesat ist die erste Mission Italiens im tiefen Raum und wird vom ASI Robotic Exploration Mission Office gesteuert. Gebaut wurde der Cubesat vom Industriepartner Argotec S.r.I., Das wissenschaftliche Team kommt vom Istituto Nazionale di Astrofisica am Polytechnikum Mailand, der Universität Bologna, der Universität Neapel Parthenope, und dem Istituto di Fisica Applicata „Nello Carrara“ in Florenz.
Es ist denkbar, dass LICIACube danach einen weiteren Asteroiden besucht.
HERA
In einem kooperativen Projekt der ESA wird die Sonde Hera entwickelt, die 2024 zu Didymos fliegen und ihn 2027, fünf Jahre nach dem Einschlag von DART, erreichen soll.[23][24] HERA wurde im November 2019 genehmigt.[25] HERA wird mit zwei ASTROhead-Kameras ausgerüstet sein, die sowohl die Navigation als auch die Detailbilder der Asteroiden bewerkstelligen sollen. Ferner wird HERA das Infrarot-Instrument TIRA mitführen. Zwei begleitende CubeSats, Milani und Juventas führen Radar, Spektrometer und ein Massenspektrometer mit, um nach Landung auf den Asteroiden die chemische Zusammensetzung bestimmen zu können.[26][24][24]
Falcon-9-Trägerrakete
Ursprünglich war geplant, DART als zusätzliche Nutzlast eines kommerziellen Raketenstarts ins All zu befördern, um die Kosten niedrig zu halten. DART sollte zunächst auf eine hohe Umlaufbahn um die Erde gebracht werden, um eine Störung durch die Gravitation des Mondes zu vermeiden. Dort sollte das Ionentriebwerk gezündet werden, welches die Sonde langsam aus dem Schwerefeld der Erde befördert hätte. Am 11. April 2019 kündigte die NASA an, dass DART mit einer Falcon-9-Rakete von SpaceX starten wird. Durch die starke Falcon-9-Rakete konnte die Sonde direkt auf eine erdnahe Bahn um die Sonne gebracht werden, von wo aus sie direkt auf Kollisionskurs zum Asteroiden Dimorphos fliegen kann.[27]
Zielasteroid Dimorphos
(65803) Didymos besteht aus zwei Asteroiden, von denen der kleinere, Dimorphos (= Didymos B), den größeren, Didymos A, wie ein Mond umkreist. Didymos A hat einen Durchmesser von 780 m, Dimorphos 160 m. Dimorphos umkreist Didymos A im Abstand von 1,18 km und benötigt für den Umlauf 11,92 Stunden.[14] DART soll auf dem kleineren Asteroiden, Dimorphos, einschlagen. Abhängig vom Treibstoffverbrauch während des Fluges erfolgt der Einschlag schätzungsweise mit einer Restmasse von 570 kg und einer Geschwindigkeit von 6,1 km/s.[13][28][29] Dadurch wird vermutlich eine Änderung der Geschwindigkeit von Didymos B von etwa 0,4 mm/s erfolgen und dessen Umlaufzeit um Didymos A um 10 Minuten verkürzt.
Didymos kreuzt nicht die Erdbahn. Daher besteht kein Risiko, dass das Experiment zu einem Einschlag des Asteroiden auf der Erde führen könnte.[30][7]

DART: magenta, Didymos: hellgrün, Erde: dunkelblau, Sonne: gelb, 2001 CB21: blau-grün, 3361 Orpheus: golden
Missionsverlauf

Der Start war ursprünglich im Juli 2021 geplant, verzögerte sich aber bis zum November. Als Grund wurden von der NASA Verbesserungen an Kamera und Navigationssystem genannt, damit die Systeme die Belastungen eines Raketenstarts unbeschadet überstehen.[31] Im „Hopkins University Applied Physics Laboratory“ in Laurel (Maryland) hatte das Missionsteam die Sonde für den Flug vorbereitet, die Instrumente und das elektrische System getestet und die letzten Teile der mehrlagigen Isolierung angebracht. Anfang Oktober 2021 wurden etwa 60 kg Xenon für den Ionenantrieb eingefüllt. Nach einem Transport quer durch die USA erreichte DART am 26. Oktober 2021 die Vandenberg Space Force Base nahe Lompoc. Die Startvorbereitungen von DART begannen am 28. Oktober 2021 mit dem Betanken von Hydrazin für die zwölf Positionierungsdüsen.[31] Nach der Betankung hatte DART ein Startgewicht von 610 kg.[13] Am 16. November 2021 wurde DART am Verbindungsring der Falcon-9-Rakete befestigt.

Die Rakete selbst wurde ohne die Sonde zu einem stationären Raketentriebwerkstest gefahren. Danach wurde DART auf der Spitze der Rakete befestigt und mit der Nutzlastverkleidung versehen. Am Tag vor dem Start wurde die fertig montierte Rakete mit einem speziellen Fahrzeug vom Hangar zum Startplatz Vandenberg Space Launch Complex 4 (SLC-4E) gebracht.[32] Der Start erfolgte planmäßig am 24. November 2021 um 06:21:02 UTC.[10]
Auf dem Weg zu Didymos konnten durch DART zwei weitere erdnahe Asteroiden, (138971) 2001 CB21 und (3361) Orpheus im Vorbeiflug beobachtet werden.[33][34][35]
Nach einem Flug auf einer erdnahen Umlaufbahn um die Sonne in Richtung des Asteroiden Didymos ist der Einschlag der Sonde DART auf den Doppelasteroiden Didymos auf den 26. September 2022 (23:14 UTC) berechnet, der tatsächliche Einschlag war kurze Zeit später.[36][37] Mitte September 2022 war LICIACube von DART ausgesetzt worden.[3]
In den letzten vier Stunden vor dem Einschlag übernahm DART die Navigation autonom, da die Funkübertragung von Steuerbefehlen zu lange gedauert hätte. Beide Flugbahnen wurden in den letzten Stunden vor dem Einschlag von den Antennennetzwerken von NASA und ESA beobachtet, mit Delta DOR wurde die Flugbahn vermessen. Die notwendigen Kurskorrekturen wurden von der Sonde selbst berechnet und alle Daten von DART wurden bis zum Schluss direkt übertragen, um möglichst viele Daten und Bilder von der Oberfläche vor dem Einschlag zu gewinnen.[3]
Der Aufprall des 570 kg schweren DART-Raumfahrzeugs bei 6,1 km/s bzw. 21.960 km/h[38] hatte ein Energieäquivalent von etwa drei Tonnen TNT[39] und erzeugte eine geschätzte Geschwindigkeitsänderung von Dimorphos in der Größenordnung von 0,4 mm/s.[40]
Laut NASA lag die Wahrscheinlichkeit, dass DART den Asteroiden nicht trifft, bei 10 %. Zum Zeitpunkt des Einschlags war Didymos etwa 11 Millionen Kilometer von der Erde entfernt. Der Einschlag wurde von LICIACube im Vorbeiflug, auf einer Distanz von etwa tausend Kilometern zum Einschlagsort, mit sechs Bildern in der Sekunde fotografiert. Nach dem Vorbeiflug wurden die Aufnahmen zur Erde übertragen. LICIACube verbleibt danach in einer Sonnenumlaufbahn. Das James-Webb- und das Hubble-Weltraumteleskop sowie viele Radarsysteme und Teleskope auf der Erde waren ebenfalls auf den Einschlagsort ausgerichtet gewesen.[3] Der Vorgang stellt eine Premiere in der Geschichte der Weltraumforschung dar. Noch nie zuvor haben Menschen die Bahn eines Himmelsobjektes versucht zu beeinflussen.[3]
Die durch den Einschlag erzeugte Verringerung der Umlaufgeschwindigkeit bringt Dimorphos näher an Didymos, was dazu führt, dass Dimorphos eine größere Gravitationsbeschleunigung und damit eine kürzere Umlaufzeit hat. Obwohl die Änderung in der Umlaufbahn von Dimorphos gering ist, wird sich der Versatz in seiner Umlaufbahnposition akkumulieren und mit der Zeit deutlicher werden.[41][42][43] Die Verkürzung der Umlaufzeit durch den Frontalaufprall dient dazu, bodengestützte Beobachtungen von Dimorphos zu erleichtern; wenn Dimorphos auf seiner hinteren Seite so getroffen würde, dass seine Umlaufzeit auf bis zu zwölf Stunden ansteigen würde, würde seine Periode mit dem Tag- und Nachtzyklus der Erde zusammenfallen, was bodengestützte Beobachter daran hindern würde, alle Umlaufphasen von Dimorphos jede Nacht zu beobachten.[44] Über einen Zeitraum von mehreren Jahren könnte die kumulative Flugbahnänderung einer so kleinen Geschwindigkeitsänderung das Risiko mindern, dass ein hypothetischer Asteroid auf Kollisionskurs die Erde trifft.[45] Der Einschlag zielte auf das Zentrum von Dimorphos und sollte die Umlaufzeit von 11,92 Stunden um etwa 10 Minuten verkürzen.[46]
Geplanter weiterer Ablauf
Hera soll 2024 zu Didymos fliegen und ihn 2027 erreichen. Die durch den Einschlag bewirkte Bahnabweichung von Dimorphos soll durch Hera genau gemessen werden. Mit seinen Cubesats Milani und Juventas wird Hera die Asteroiden und die Einschlagstelle fotografieren, vermessen und chemisch analysieren sowie die Massen genauer bestimmen.
Galerie
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Animiertes Video der DART-Mission vom Start bis zum Einschlag mit der Abtrennung von LICIACube
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Ionen-Triebwerk von DART
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Installation der biegsamen Solarzellen (ROSA) auf DART
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Installierte „Roll-Out Solar Arrays“ (ROSA) auf DART
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Foto von DART nach der Trennung von der zweiten Raketenstufe
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LICIACube CubeSat auf DART montiert
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Darstellung der Bahnveränderung von Dimorphos durch den Einschlag von DART; LICIACube beobachtet den Einschlag
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Montage des italienischen LICIACube CubeSat auf DART
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Befestigung von DART in der „SpaceX payload Processing Facility“ in Vanderbuild (VSFB, SLC-4E launch site)
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Betankung von DART auf der „SpaceX payload Processing Facility“ in VSFB
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ David R. Williams: NASA Space Science Data Coordinated Archiv. NASA, 28. Oktober 2021, abgerufen am 30. November 2021 (englisch).
- ↑ Launch Schedule. spaceflighnow.com, 17. November 2021.
- ↑ a b c d e f Christoph Seidler: (S+) Crashtest mit 21.000 km/h: Nasa lässt Sonde in Asteroiden Dimorphos krachen (S+). In: Der Spiegel. 25. September 2022, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 25. September 2022]).
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- ↑ PETER DOCKRILL: NASA Is Planning an Asteroid Deflection Test Mission in Case The Unthinkable Happens. Science alert, 17. Juli 2017, abgerufen am 29. November 2021 (englisch).
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- ↑ Michael Buckley: Asteroid-deflection mission passes key development milestone. phys.org, 7. September 2018, abgerufen am 30. November 2021 (englisch).
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- ↑ Asteroid Impact & Deflection Assessment (AIDA) study / NEO / Space Engineering & Technology / Our Activities / ESA. 7. Juni 2015, abgerufen am 25. September 2022.
- ↑ https://www.patreon.com/posts/dart-impact-on-72349462
- ↑ NASA Pushes Through With Asteroid Deflection Mission That Could One Day Save Earth – Inquisitr. Abgerufen am 25. September 2022.
- ↑ NASA – NSSDCA – Master Catalog – Errors and Messages. Abgerufen am 25. September 2022.