Museum der Basil & Elise Goulandris Foundation

Das Goulandris-Museum für zeitgenössische Kunst der Basil & Elise Goulandris Stiftung (griechisch Μουσείο Σύγχρονης Τέχνης του Ιδρύματος Βασίλη & Ελίζας Γουλανδρή) in Athen beherbergt auf mehreren Stockwerken Kunstwerke aus verschiedenen Epochen. Der Bau des Museums begann im August 2012, die Fertigstellung erfolgte im Oktober 2018. Der griechischen Staatspräsidenten Prokopis Pavlopoulos eröffnete das Museum am 1. Oktober 2019.[1]
Geschichte, Lage und Gebäude
Das Ehepaar Goulandris begann in den 1950er Jahren mit dem Aufbau einer bedeutenden Kunstsammlung. Möglich wurde der Erwerb von zahlreichen Werken namhafter Künstler durch das erhebliche Vermögen, das Basil Goulandris als Reeder während die Suezkrise und den Folgejahren verdient hatte. Beim Aufbau der Sammlung wurde das Paar beraten von den Galerien Wildenstein, Acquavella, Varenne und Beyeler sowie vom Auktionator Simon de Pury bei Christie’s. Der mit Basil und Elise Goulandris befreundete Ernst Beyeler ermutigte das Paar, für die Kunstwerke ein eigenes Museum zu errichten.[2] Die Sammlung befand sich zunächst an den verschiedenen Wohnsitzen des Paares, einzelne Werke wurden gelegentlich zu Ausstellungen ausgeliehen. 1979 gründete das Paar die Basil & Elise Goulandris Foundation und eröffnete das Museum für zeitgenössische Kunst auf der Insel Andros, dem Geburtsort von Basil Goulandris.[3] Während auf Andros Werke griechischer Künstler und Wechselausstellungen gezeigt werden, war für die umfangreiche internationale Sammlung des Paares ein eigenes Museum in Athen geplant. Der mit dem Paar befreundete renommierte Architekt Ieoh Ming Pei wurde 1993 mit dem Entwurf für das Athener Museum beauftragt. Sein Plan sah ein helles Gebäude mit Kalksteinfassade vor, das in der Formensprache an eine orthodoxe Kirche erinnert. 1997 wurde die Umsetzung aufgegeben, als am vorgesehenen Baugrund das Lykeion, einer Lehrstätte des Aristoteles, entdeckt wurde. Ein alternativer Bauplatz scheiterte am Widerstand der Anwohner, die zu erwartende Besucherstöme verhindern wollten.[4]
Nach dem Tod von Basil Goulandris 1994 und seiner Frau Elise 2000 verzögerten zunächst Auseinandersetzungen mit Verwandten um das Erbe des kinderlosen Sammlerpaares die Errichtung des Museums. Schließlich übernahm die Basil & Elise Goulandris Foundation mit dem Direktor Kyriakos Koutsomallis die weitere Planung.[5] Als Museumstandort wurde nun die Adresse Odos Eratosthenous Nr. 13 (Οδός Ερατοσθένους 13) im Athener Stadtteil Pangrati gewählt, rund 800 m südöstlich des Syntagma-Platzes. Ein hier stehendes klassizistisches Gebäude aus den 1920er Jahren wurde ab 2012 umgebaut und um einen Neubau der Architekten I. & A. Vikelas and Partners erweitert. Das Museumsgebäude verfügt nach Fertigstellung über elf Stockwerke, sechs davon oberirdisch und fünf unterirdische Ebenen. Zugänglich für die Besucher sind sieben Etagen, wobei sich drei davon unter der Erde befinden. Die Gesamtfläche des Hauses beträgt 7250 m². Hiervon stehen dem Museum 1654 m² zur Verfügung, davon 1124 m² für die permanente und 530 m² für temporäre Ausstellungen. Das Museum erstreckt sich über fünf Stockwerke. Im Erdgeschoss liegen der Empfangsbereich und der Museumsshop. Ein Mezzanin beherbergt ein Café-Restaurant. Im ersten Untergeschoss werden wechselnde Ausstellungen zu einzelnen Künstlern oder Thematiken gezeigt. Im zweiten Untergeschoss befindet sich eine Bücherei, die rund 6000 Bücher rund um das Thema Kunst beherbergt. Das Auditorium mit rund 190 Sitzplätzen ist im dritten Untergeschoss untergebracht.
Sammlung
Erstes Obergeschoss: Klassiker der modernen Kunst, dekorative Kunst
Im ersten Stock sind in einem Nebenraum Exponate des Kunsthandwerks aus der Sammlung Goulandris zu sehen. Hierzu gehören vor allem französisches Mobiliar aus der Zeit des Louis-seize, Porzellan der Manufakturen Sèvres und Meissen und Glasobjekte von Boucheron. Weiterhin gibt es ein Keramik-Pferd aus der Tang-Dynastie, eine chinesische Grabbeigabe aus dem 8. Jahrhundert. Im Hauptraum des ersten Stocks sind unter anderen die frühen Erwerbungen des Sammlerpaares zu sehen. Dazu gehört das zwischen 1580 und 1582 entstandene Gemälde Schweißtuch der Veronika von El Greco, das Basil und Elise Goulandris 1956 in der Galerie Wildenstein in New York erwarben. Der aus Kreta stammende Maler war bis dahin in griechischen Sammlungen kaum vertreten.[6] 1957 erwarb Basil Goulandris bei einer Auktion in der Pariser Galerie Charpentier das Stillleben mit Pampelmusen von Paul Gauguin. Der damalige Rekordpreis von 255.000 US-Dollar machte den Sammler seinerzeit international bekannt.[7] Von Gauguin erwarb das Sammlerpaar später die beiden Holzarbeiten Zylinder verziert mit Darstellungen der Hina und Spazierstock mit Schnitzereien.[8] In den Jahren 1957–1958 gelang den Sammlern der Ankauf von drei Werken von Paul Cézanne. Hierzu gehörten das Selbstbildnis Porträt des Künstlers mit Blick über die Schulter, das sich zuvor in der Sammlung des Regisseurs Sacha Guitry befunden hatte, die Landschaft bei Auvers-sur-Oise, die 1913 in der berühmten Armory Show zu sehen war und das Aquarell Kirche in Montigny-sur-Long.[9] Die nächsten bedeutenden Erwerbungen waren 1958 das Gemälde Frau im Garten des Monsieur Forest von Henri de Toulouse-Lautrec und 1966 ein Werke der Serie Kathedrale von Rouen von Claude Monet und das Bild Nackte beim Verlassen des Bades von Pierre Bonnard.[10] Es folgten weitere Zugänge wie einen Guss der Skulptur Kleine vierzehnjährige Tänzerin von Edgar Degas und die Skulpturen Ewiger Frühling von Auguste Rodin. 1967 kaufte das Sammlerpaar das Gemälde La patience von Georges Braque, ein im Kriegsjahr 1942 entstandenes Werk in der Nachfolge des Kubismus.[11] Innerhalb weniger Monate gelang 1971–1972 der Ankauf von drei Gemälden von Vincent van Gogh. Hierzu gehörte das Stillleben mit Kaffeekanne, die Ansicht aus Arles Les Alyscamps und das in Saint-Rémy-de-Provence geschaffene Werk der Olivenpflücker.[12] Durch Vermittlung des Galeristen Ernst Beyeler lernten Basil und Elise Goulandris 1970 Pablo Picasso persönlich kennen. Zu den bedeutenden Werken des Künstler in der Sammlung gehören die 1973 erworbene Gouache Junge mit Blumenstraß aus der Rosa-Periode des Künstlers, gefolgt von dem 1976 gekauften Gemälde Nackte mit erhobenen armen aus der kubistischen Schaffensphase Picassos.[13]
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Französische Möbel des 18. Jahrhunderts
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Zwei Hirsche, Glasobjekte von Boucheron
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El Greco: Schweißtuch der Veronika
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Paul Gauguin: Stillleben mit Pampelmusen
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Paul Cézanne: Porträt des Künstlers mit Blick über die Schulter
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Henri de Toulouse-Lautrec: Frau im Garten des Monsieur Forest
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Claude Monet: Kathedrale von Rouen
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Auguste Rodin: Ewiger Frühling
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Vincent van Gogh: Les Alycamps
Zweites Obergeschoss: „Blicke auf das 20. Jahrhundert“
Im Nebenraum sind Zeichnungen und Malereien auf Papier zu sehen. In Hauptraum sind Werke aus der Nachkriegszeit und zeitgenössische Kunst ausgestellt. Die Künstler sind u. a. Bacon, Balthus, de Chirico, Derain, Giacometti, Hundertwasser, Lichtenstein, Modigliani, Picasso und Pollock.
Drittes Obergeschoss: Internationale und moderne griechische Kunst
Ein Raum im dritten Stock ist den Arbeiten zeitgenössischer internationaler Künstler gewidmet. Hierzu gehören Bilder wie Des Malers Atelier von Anselm Kiefer, Selon ses faces no. 6 von François Rouan, Homeward Bound von Ed Ruscha und Maria Callas no. 4 von Julian Schnabel. Im zweiten Raum der Etage sind Werke griechischer Künstler zu sehen. Darunter befinden sich das großformatige Bild Straßenmarkt von Panayiotis Tetsis, das skizzenhafte Figurenbild Harmonie von Konstantinos Parthenis, die im Stil der Neuen Sachlichkeit gehaltenen Bilder Sitzender Matrose an einem Tisch, rosa Hintergrund und Altes Zollhaus in Piräus von Yannis Tsarouchis, die Strandszene Paar in den Wellen von Andreas Kontellis, das weibliche Aktbild Große Studie in Cadmium-Rot von George Rorris und das Gemälde Porträt einer Frau von Jorgos Busianis. Hinzu kommen Landschaftsbilder wie Maroussi (Zypressen, wolkige Landschaft) von Agenor Asteriadis, Gegenüber vom Berg (3. Versuch) von Chronis Botsoglou, Winter von Michael Madenis, die nahezu abstrakte Ansicht von Sifnos ΙΙ von Panayiotis Tetsis und die Motivcollage Ein blauer Tag von Spyros Vassiliou. Zudem sind in dieser Etage die Marmorskulptur Dynamik von Kostas Dikefalos, die Bronzefiguren Der Reisende von Igor Mitoraj, Sitzende Figur von Yannis Parmakelis und Die Frau mit dem Tintenfisch von Yannis Pappas sowie die Holzarbeit Stuhlmetaporphose von Lucas Samaras zu sehen.[14]
Viertes Obergeschoss: Zeitgenössische griechische Kunst
In der obersten Ausstellungsetage finden sich Werke zeitgenössischer griechischer Künstler. Hierzu gehören die Installationen Mur magnétique jaune, Signal lumineux, Signal (Trois branches) und Oscillation de la mer von Takis, Linse mit drei Regenschirmen von Andreas Kontellis, zwei unbetitelten Mixed-Media-Arbeiten von Nakis Panayotidis und Alexis Akrithakis, die Aluminiumskulptur London Cityscape - Picadilly Circus I von Chryssa und die Marmorfigur Tag der Tage von Sophia Vari. Hinzu kommen mehrere zweidimensionale abstrakte Werke wie Emergence no. 5 von Aris Koutroulis, Erotik von Yannis Moralis, H-1-83 von Nassos Daphnis, Ohne Titel von Jannis Kounellis und Unendliches Feld - Lefkada-Serie von Theodoros Stamos. Des Weiteren gibt es ein Gemälde im Stil des Kubismus Balkon mit waagerechten Pfeilern von Nikos Hadjikyriakos-Ghika, das Bild Der Hafen von Thanos Tsingos und ein Stillleben von Pavlos Dionyssopoulos.
Museumspädagogik
Besucher können kostenlos ein Audiogerät ausleihen, das Informationen zu zahlreichen Werken der ständigen Sammlung erläutert. Im zweiten Stockwerk werden zudem Filme mit Hintergrundinformationen zu einzelnen Kunstwerken gezeigt. Die Präsenzbibliothek des Hauses stellt Bücher aus ihrem Bestand in einer Lesezone zur Verfügung. Darüber hinaus gibt es regelmäßig Führungen im Haus und Vorträge im Auditorium.
Literatur
- Marie Koutsomallis-Moreau: The collection of the Basil & Elise Goulandris Foundation. Umberto Allemandi, Turin 2019, ISBN 978-88-422-2507-2.
Weblinks
- Homepage des Basil & Elise Goulandris Museums
- Basil & Elise Goulandris Museum
- Visual Arts, Basil & Elise Goulandris Foundation
Einzelnachweise
- ↑ Informationen der Basil & Elise Goulandris Stiftung über das Museum. Abgerufen am 24. Dezember 2019.
- ↑ Anna Somers Cocks: Goulandris collection of Modern masterworks finally revealed in new Athens museum, Artikel in The Art Newspaper vom 11. November 2019.
- ↑ Anna Somers Cocks: Goulandris collection of Modern masterworks finally revealed in new Athens museum, Artikel in The Art Newspaper vom 11. November 2019.
- ↑ Anna Somers Cocks: Goulandris collection of Modern masterworks finally revealed in new Athens museum, Artikel in The Art Newspaper vom 11. November 2019.
- ↑ Anna Somers Cocks: Goulandris collection of Modern masterworks finally revealed in new Athens museum, Artikel in The Art Newspaper vom 11. November 2019.
- ↑ Marie Koutsomallis-Moreau: The collection of the Basil & Elise Goulandris Foundation, S. 19.
- ↑ Marie Koutsomallis-Moreau: The collection of the Basil & Elise Goulandris Foundation, S. 21.
- ↑ Marie Koutsomallis-Moreau: The collection of the Basil & Elise Goulandris Foundation, S. 252–265.
- ↑ Marie Koutsomallis-Moreau: The collection of the Basil & Elise Goulandris Foundation, S. 20–21.
- ↑ Marie Koutsomallis-Moreau: The collection of the Basil & Elise Goulandris Foundation, S. 25.
- ↑ Marie Koutsomallis-Moreau: The collection of the Basil & Elise Goulandris Foundation, S. 26.
- ↑ Marie Koutsomallis-Moreau: The collection of the Basil & Elise Goulandris Foundation, S. 26.
- ↑ Marie Koutsomallis-Moreau: The collection of the Basil & Elise Goulandris Foundation, S. 26.
- ↑ Angaben zu den Kunstwerken finden sich auf der Website des Museums.
Koordinaten: 37° 58′ 11,3″ N, 23° 44′ 33,5″ O