Seeschlacht bei Kap St. Vincent (1797)
Seeschlacht bei Kap St. Vincent (1797) | |||||||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Teil von: Erster Koalitionskrieg | |||||||||||||||||
![]() Die Seeschlacht von Kap St. Vincent, Gemälde von Robert Cleveley, 1798 | |||||||||||||||||
Datum | 14. Februar 1797 | ||||||||||||||||
Ort | vor der Küste von Portugal, am Cabo de São Vicente | ||||||||||||||||
Ausgang | Britischer Sieg | ||||||||||||||||
|
Ersten Koalitionskrieges (1792–1797)
1792
Porrentruy – Marquain – Quiévrain – Verdun – Thionville – Valmy – Lille – Mainz (1792) – Jemappes
1793
Aldenhoven I – Namur – Neerwinden – Mainz (1793) – Famars – Valenciennes (1793) – Arlon (1793) – Hondschoote – Meribel – Avesnes-le-Sec – Pirmasens – Toulon – Fontenay-le-Comte – Cholet – Lucon – Trouillas – Dünkirchen – Le Quesnoy – Menin I – Wattignies – Weißenburg I – Biesingen – Kaiserslautern I – Weißenburg II
1794
Boulou – Landrecis – Menin II – Mouscron – Martinique – Guadeloupe – Tourcoing – Tournai – Kaiserslautern II – San-Lorenzo de la Muga – 13. Prairial – Fleurus – Kaiserslautern III – Vosges – Aldenhoven II
1795
Cornwallis’ Rückzug – Genua – Groix – Hyeres – Handschuhsheim – Mainz (1795) – Mannheim – Loano
1796
Montenotte – Millesimo – Dego – Mondovì – Lodi – Borghetto – Castiglione – Mantua – Siegburg – Altenkirchen – Wetzlar – Kircheib – Kehl – Kalteiche – Friedberg – Malsch – Neresheim – Sulzbach – Deining – Amberg – Würzburg – Neufundland – Rovereto – Bassano – Limburg – Biberach I – Emmendingen – Schliengen – Caldiero – Arcole – Irland
1797
Fall von Kehl – Rivoli (1797) – St. Vincent – Diersheim – Santa Cruz – Neuwied – Camperduin
Die Seeschlacht bei Kap St. Vincent fand am 14. Februar 1797 vor der portugiesischen Küste am Cabo de São Vicente statt. Die Auseinandersetzung zwischen der britischen und der spanischen Flotte war eine wichtige Schlacht während der französischen Koalitionskriege.
Hintergrund
Mit dem Bündnisvertrag von San Ildefonso vom 18. August 1796 wurde die spanische Marine dem Oberkommando Frankreichs unterstellt.[1] Die vereinte französisch-spanische Flotte mit 38 Linienschiffen war der britischen Mittelmeerflotte mit 15 Linienschiffen zahlenmäßig stark überlegen und zwang diese, ihre Stellungen auf Korsika und Elba aufzugeben.[2]
Bevor Spanien im Oktober 1796 Großbritannien den Krieg erklärte war Juan de Lángara mit 19 Linienschiffen ins Mittelmeer gesegelt wo sich bei Cartagena sieben weitere Schiffe anschlossen. Nachdem er am 26. Oktober Toulon erreicht hatte, musste er sich eingestehen das seine Flotte nicht bereit für eine Konfrontation mit der Royal Navy war. Dies ließ ihn in Madrid in Ungnade fallen sodass er durch Generalleutnant José de Mazarredo ersetzt wurde. Doch auch Mazarredo weigerte sich in See zu stechen so lange die Probleme nicht behoben würden. Als Konsequenz wurde José de Córdoba im Januar 1797 zum Oberbefehlshaber der Spanischen Flotte ernannt.[3]
Im Frühjahr 1797 lag die spanische Flotte mit 27 Linienschiffen in Cartagena. Von dort aus sollten die Spanier über Cádiz nach Brest segeln wo, sie sich mit den französischen und Niederländischen Schiffen vereinigen und den Weg für eine Invasion Englands frei machen. Am 1. Februar verließ de Córdoba Cartagena und erreichte am 5. Februar Gibraltar wo er mehrere seiner Schiffe als Geleitschutz abkommandiert hatte um Transportschiffe mit Soldaten und Munition nach Algeciras zu bringen. Während ein Teil des Geleitschutzes bis zum 10. Februar vor Algeciras ankerte wurde der Rest der Spanischen Flotte von starken Ostwinden weiter als beabsichtigt in den Atlantik getrieben.[4]
Währenddessen verließ Admiral John Jervis am 18. Januar mit 10 Linienschiffen Lissabon, um einen Konvoi nach Brasilien zu eskortieren und sich anschließend vor St Vincent mit den Schiffen von Konteradmiral William Parker zu vereinigen.[5] Am 9. Februar erreichte die britische Fregatte HMS Minerve unter Kapitän George Cockburn Gibraltar wo sie vom Auslaufen der spanischen Flotte erfuhr. Am 11. Februar sichtete die Minerve die spanische Flotte im Atlantik und erreichte dank starkem Nebel, unbemerkt durch die Spanier am 13. Februar die britische Flotte.[6] Ohne von der britischen Flotte zu wissen, setzte de Córdoba seine Fahrt, aufgeteilt in zwei Kolonnen nach Cadiz fort. Doch am Abend des 13. Februar sichteten die Spanier mehrere britische Schiffe die sie jedoch für einen Konvoi hielten.[7][4]
Die Schlacht
Im Morgengrauen des 14. Februars 1797 segelte die britische Flotte in zwei Kolonnen mit Steuerbordhalsen und Wind aus südwestlicher Richtung. Kap St. Vincent lag nordöstlich in fünfundzwanzig Seemeilen Entfernung. Um 6:30 Uhr konnten die Briten mehrere Segel am Horizont ausmachen worauf Admiral Jervis gegen 8:15 Uhr gefechtsklar machen ließ. Um 9:30 Uhr kommandierte Jervis die HMS Culloden, die HMS Blenheim, sowie die HMS Prince George ab, um die gesichteten Schiffe zu verfolgen und abzuschneiden.[8] Nachdem Jervis im Laufe des Vormittags die tatsächliche Anzahl der spanischen Schiffe in Erfahrung bringen konnte, entschied er sich, zwischen den beiden Gruppen hindurchzufahren, sodass seine Vorhut die Luv-Division angreifen sollte, während die Nachhut ein Eingreifen der Lee-Division verhindern sollte.[9]
Als die Spanier gegen 11:00 Uhr die Größe der britischen Flotte erkannten, begannen einige der vordersten Schiffe der spanischen Luv-Division nach Norden mit Backbordbug zu halsen und schließlich eine Kiellinie zu bilden. Durch dieses Manöver war die britische Luv-Kolonne dem Feuer von zwanzig bis einundzwanzig Schiffen ausgesetzt. Daraufhin wendete Jervis nach südsüdwest und ließ ebenfalls eine Kiellinie bilden.[8]
Nelson befand sich am Schluss der britischen Flotte auf seinem Schiff, der Captain, und war der großen Gruppe spanischer Schiffe am nächsten. Er kam zu dem Schluss, dass das befohlene Manöver den britischen Schiffen nicht erlauben würde, die Spanier einzuholen. Er ignorierte den Befehl, scherte aus der Formation aus und wendete früher, um so die Gruppe schneller erreichen zu können. Dies brachte ihn direkt vor die spanischen Schiffe. Als Jervis das Manöver der Captain sah, befahl er seinem letzten Schiff, der Excellent, es dieser gleichzutun. Gleichzeitig hatten die ersten Schiffe der Formation ihr Manöver beendet und lagen in der Schussreichweite der spanischen Schiffe.
Die Captain war nun dem Feuer von sechs spanischen Schiffen ausgesetzt, von denen drei Dreidecker mit 122 Geschützen und Córdobas Flaggschiff, die Santísima Trinidad, mit 130 Geschützen bestückt waren. Auf der Captain war bald so viel von der Takelage zerstört, dass sie nahezu manövrierunfähig war. Daraufhin steuerte Nelson nah an die San Nicolás heran, um das gegnerische Schiff entern zu können.
Währenddessen griff Kapitän Collingwood auf der Excellent die mit 112 Geschützen bestückte San José an, die bereits so eng an der San Nicolás lag, dass Nelson seiner Mannschaft befahl, über das erste spanische Schiff das zweite zu entern. Beide Schiffe wurden geentert.
Dieses Manöver war so unüblich und wurde in der Königlichen Marine so sehr bewundert, dass es bald als „Nelsons patentierte Brücke zum Entern eines gegnerischen Schiffs“ bezeichnet wurde.
Die Spanier konnten sich schließlich absetzen, womit die Schlacht endete. Jervis setzte zur Irresistible über – auf der sich Nelson nun befand, nachdem die Captain nicht mehr manövrierfährig war – und würdigte Nelsons Befehlsverweigerung. Er wies darauf hin, dass das Manöver selbstmörderisch gewesen wäre, wären die Spanier besser ausgebildet gewesen.
Folgen
Am nächsten Tag wurden die Spanier erneut gesichtet. Sie zogen sich zurück, als die Briten Kurs auf sie nahmen. Einige Tage später wurde die beschädigte Santísima Trinidad auf dem Weg nach Spanien gesichtet und von der Fregatte Terpsichore angegriffen. Sie konnte aber entfliehen.
Auf britischer Seite zählte man 73 Tote, 227 Schwerverwundete und 100 Leichtverwundete. Die Spanier hatten ungefähr 1.000 Verwundete oder Tote. Die spanischen Linienschiffe Salvador del Mundo, San José, San Nicolás und San Ysidro wurden aufgebracht.
Jervis wurde zum Earl of St. Vincent erhoben und Erster Lord der Admiralität. Nelson wurde als Knight Companion of the Bath geadelt und zum Konteradmiral befördert. Córdoba wurde aus der spanischen Marine entlassen und durfte sich nicht mehr am königlichen Hofe zeigen.
Nachdem er bewiesen hatte, dass die Fähigkeiten seiner Flotte der spanischen Flotte überlegen waren, befahl Jervis eine Blockade vor der Bucht von Cádiz, um die Spanier dort festzuhalten. Die Blockade wurde drei Jahre lang aufrechterhalten und schränkte die Handlungsfähigkeit der spanischen Flotte erfolgreich bis zum Frieden von Amiens im Jahre 1802 ein. Die Eindämmung der spanischen Bedrohung und die Vergrößerung seiner Flottenstärke ermöglichten es Jervis im folgenden Jahr, ein Geschwader unter Nelson ins Mittelmeer zu entsenden. Dieses Geschwader, mit u. a. Saumarez' Orion, Troubridges Culloden, Balls Alexander und der Goliath unter Thomas Foley, stellte in der Seeschlacht bei Abukir die Vormachtstellung der Royal Navy im Mittelmeer wieder her.
Literatur
- Geoffrey Bennett: Nelson the Commander. Penguin, London 2002, ISBN 0-14-139129-4 (englisch).
- Ernle Bradford: Nelson: The Essential Hero. In: Wordsworth Military Library. Macmillan, London 1977, ISBN 1-84022-202-6 (englisch).
- William Laird Clowes: The Royal Navy, A History from the Earliest Times to 1900. Band IV. Chatham Publishing, London 1900, ISBN 1-86176-013-2 (englisch).
- Alexander Grab: Napoleon and the Transformation of Europe. Palgrave Macmillan, 2003, ISBN 978-1-4039-3757-5 (englisch).
- C. S Forester: Nelson. Chatham Publishing, London 1929, ISBN 1-86176-178-3 (englisch).
- William James: The Naval History of Great Britain. Band II. Conway Maritime Press, London 1827, ISBN 0-85177-905-0 (englisch).
- Geoffrey Jules Marcus: The age of Nelson; the Royal Navy, 1793-1815. Viking Press, New York 1971, ISBN 0-670-10965-7 (englisch).
- Noel Mostert: The Line upon a Wind: The Greatest War Fought at Sea Under Sail 1793–1815. Vintage Books, 2007, ISBN 978-0-7126-0927-2 (englisch).
- Colin White: 1797 : Nelson's year of destiny : Cape St Vincent and Santa Cruz de Tenerife. Sutton Publishing, Phoenix Mill 1998, ISBN 0-7509-1999-X (englisch).
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Grab: Napoleon and the Transformation of Europe S. 125.
- ↑ Mostert: The Line upon a Wind S. 187ff.
- ↑ White: 1797 Nelson's year of destiny S. 29f.
- ↑ a b James:The Naval History Of Great Britain Vol. 2 S. 32
- ↑ Clowes: The Royal Navy S. 305.
- ↑ Bradford: Nelson S. 133.
- ↑ Mostert: S. 193.
- ↑ a b Clowes: S. 307ff.
- ↑ Marcus: The age of Nelson S. 77.