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Nordkoreanisches Kernwaffenprogramm

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Vorlage:Neuigkeiten

Das nordkoreanische Atomwaffenprogramm wird von der Regierung Nordkoreas energisch vorangetrieben. Nach eigenen Angaben hat Nordkorea am 9. Oktober 2006 erstmals eine Kernwaffenexplosion erzeugt, wofür es international von den meisten Staaten scharf kritisiert wurde.

Das Land verfügt laut eigenen Angaben über mehrere einsatzbereite Atombomben und entsprechende Trägersysteme. Nordkoreanische Wissenschaftler arbeiten derzeit an der Entwicklung einer Interkontinentalrakete des Typs „Taepodong-2“, die mit einem Atomsprengkopf bestückt die Westküste der USA erreichen können soll. Nordkorea steht aufgrund des Programms seit einigen Jahren im Blickpunkt der Weltöffentlichkeit.

Entwicklung des Programms

Im Jahr 1985 trat Nordkorea auf Druck der UdSSR dem Atomwaffensperrvertrag bei. Nach dem Abzug der amerikanischen Atomwaffen aus Südkorea einigten sich Nord- und Südkorea 1992 auf ein Abkommen, das die koreanische Halbinsel zur atomwaffenfreien Zone erklärte. Ein Jahr später verweigerte Nordkorea jedoch Inspektoren der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEO) den Zutritt zu den Atomanlagen von Nyŏngbyŏn und drohte mit dem Austritt aus dem Atomwaffensperrvertrag. Nach zähen Verhandlungen konnte eine Eskalation der Krise durch die Unterzeichnung des Genfer Rahmenabkommens zwischen den USA und Nordkorea am 21. Oktober 1994 vorläufig abgewendet werden. Nordkorea verpflichtete sich darin zur Aufgabe seines Atomwaffenprogramms sowie zum Verbleib im Atomwaffensperrvertrag und zur Fortführung der Kontrollen durch die IAEO. Im Gegenzug sollten die in Nordkorea vorhandenen graphit-moderierten Reaktoren mit amerikanischer Hilfe zu Leichtwasserreaktoren, die zur Herstellung von atomwaffenfähigem Plutonium nicht geeignet sind, umgerüstet werden. Zudem sollte Nordkorea bis zu deren Fertigstellung jährlich Öllieferungen zur Bewältigung seiner Energieprobleme erhalten.

Am 18. April 1996 wurden die ersten „Vier-Parteien-Gespräche“, bestehend aus Nordkorea, Südkorea, USA und China, zelebriert. Aus diesen Gesprächen resultierte am 5. August 1997 die Anerkennung des Waffenstillstandsabkommens von 1953. Weitere Verhandlungen scheiterten.

Am 31. August 1998 überflog eine koreanische Mittelstreckenrakete vom Typ „Taepodong-1“ Japan (siehe auch Kwangmyongsong).

Im Oktober 2001 bezeichnete US-Präsident George W. Bush Kim Jong-il herabsetzend als „Pygmäen“ und äußerte die Absicht zum Sturz des Staatschefs. In Bushs „Rede zur Lage der Nation“ im Januar 2002 landete Nordkorea auf der Liste der „Schurkenstaaten“, der „Achse des Bösen“. Offiziell betont die amerikanische Regierung jedoch bis heute, dass sie keine Absicht habe, gegen Nordkorea militärisch vorzugehen.

Im Oktober 2002 beschuldigten die USA aufgrund von Geheimdienstberichten Nordkorea, weiterhin an einem Atomwaffenprogramm zu arbeiten und dadurch die Vereinbarungen des Genfer Rahmenabkommens zu verletzen. Die nordkoreanische Regierung äußerte sich nicht direkt zu den Vorwürfen, ließ aber verlauten, dass sie aufgrund der „amerikanischen Aggression“ prinzipiell berechtigt sei, ein solches Programm zu verfolgen. Als Konsequenz stellten die USA im Dezember die Öllieferungen an Nordkorea ein. Daraufhin erklärte Nordkorea am 10. Januar 2003 seinen Austritt aus dem Atomwaffensperrvertrag. Im Mai desselben Jahres erklärte es das Abkommen mit Südkorea über eine atomwaffenfreie koreanische Halbinsel für nichtig.

Bekanntgabe des Programms

Am 10. Februar 2005 behauptete Nordkorea schließlich öffentlich, einsatzfähige Atomwaffen zu besitzen und kündigte zugleich Atomwaffentests an. Gleichzeitig gab es seinen Rückzug aus den Sechs-Parteien-Gesprächen über die Beilegung des Atomstreites bekannt und drohte mit dem Ausbau seines Arsenals. Die staatliche Nachrichtenagentur Nordkoreas, KCNA, warf in der Verlautbarung den USA eine „Politik zur Isolierung und Erstickung“ vor und rechtfertigte den Atomwaffenbesitz als Mittel der Selbstverteidigung gegen die USA.

Die wieder aufgenommenen Sechs-Parteien-Gespräche gipfelten am 19. September 2005 in einer gemeinsamen Erklärung, in der Nordkorea seine Bereitschaft signalisierte, sein Atomwaffenprogramm zugunsten wirtschaftlicher und technologischer Hilfe aufzugeben.

Am 5. Juli 2006 testete Nordkorea sechs Raketen, darunter auch vom Typ Taepodong-2, welche Atomsprengköpfe transportieren können soll. Nach US-Angaben können sie Alaska erreichen. Die Rakete stürzte jedoch nach weniger als einer Minute ab. Der Test löste weltweit Besorgnis aus.

Am 3. Oktober 2006 kündigte Nordkorea an, Atomwaffen testen zu wollen; man sei durch den Druck der USA dazu gezwungen worden.[1]

Atomwaffentest

Am 9. Oktober 2006 hat Nordkorea nach eigenen Meldungen den angekündigten Atomwaffentest erfolgreich durchgeführt.[2] Die Angaben der nordkoreanischen Regierung wurden durch amerikanische und südkoreanische Seismologen insoweit bestätigt, dass sie um 10:36 Uhr Ortszeit (3:36 Uhr MESZ) eine starke Erschütterung in Hwadaeri in der Nähe von Kilju (Koordinaten fehlen! Hilf mit.unbenannte Parameter 1:40_57_38_N_129_19_19_E_type:city(pop)_region:KP, 2:40° 57' 38" N, 129° 19' 19" O ) (Provinz Hamgyŏng-pukto) im Nordosten des Landes registrierten.[3] [4] Auch die russische Regierung bestätigte, dass ihre Überwachungssysteme einen unterirdischen Atomwaffentest in Nordkorea entdeckt haben[5].

Der südkoreanische Geheimdienst geht davon aus, dass die getestete Bombe eine Sprengkraft von 550 Tonnen (0.55 Kilotonnen) TNT besaß. Ihr Wirkungsgrad hätte damit weit unter dem der ersten in einem Konflikt abgeworfenen Atombombe, „Little Boy“, gelegen, die am 6. August 1945 mit einer Sprengkraft von 13 Kilotonnen TNT von den USA auf Hiroshima abgeworfen wurde. Aufgrund der geringen Sprengkraft gibt es Vermutungen, dass die Detonation auf einen konventionellen Sprengsatz zurückgehen könnte.[6] Das französische Verteidigungsministerium geht mittlerweile davon aus, dass entweder der Atomwaffentest misslungen ist oder die Explosion durch einen konventionellen Sprengsatz ausgelöst wurde.[7] Die UN-Organisation CTBTO hat sich noch nicht öffentlich geäußert, und so gibt es auch noch keine Bekanntgabe über die Messung einer erhöhten Zahl an radioaktiven Partikeln am Explosionsort, wodurch erst eine große konventionelle Explosion definitiv ausgeschlossen werden könnte. Der US-Geheimdienst ließ jedoch verlauten, dass er solche Partikel (nuklearen Fallout) gemessen habe.[8]

Internationale Reaktionen

Weltweit haben zahlreiche Regierungen den Bombentest scharf kritisiert, selbst das mit Nordkorea verbündete China hat Konsequenzen angedroht. Südkorea hat seine Truppen an der innerkoreanischen Grenze in Alarmbereitschaft versetzt.[9] Außerdem unterbrach es seine Unterstützung für die Bevölkerung im Norden.

Japan hat den Handel und Schiffstourismus mit Nordkorea untersagt und die Einreisebestimmungen für Nordkoreaner verschärft.

Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen entschied am 14. Oktober 2006 Sanktionen gegen Nordkorea zu verhängen (Resolution 1718).[10] Der Import und Export einiger militärischer Güter und Dienstleistungen, sowie Luxusgüter, wurde verboten. Ebenfalls werden Sanktionen gegen Personen verhängt, die das Atomwaffenprogramm Nordkoreas fördern. Diese Sanktionen umfassen finanzielle Maßnahmen und ein Reiseverbot. Überwacht werden diese Maßnahmen durch ein vom Sicherheitsrat eingerichtetes Komitee.

Quellen

  1. FAZ: Nordkorea kündigt Atomtest an, 3. Oktober 2006
  2. North Korea confirms nuclear test (englisch)
  3. Artikel der Süddeutschen Zeitung
  4. Erfasstes Erbeben des U.S. Geological Survey in Nord Korea
  5. Artikel von Spiegel Online
  6. Süddeutsche Zeitung vom 10. Oktober
  7. Süddeutsche Zeitung vom 11. Oktober
  8. "Ein nukleares Zischen", Spiegel Online)
  9. Meldung des Deutschlandradios
  10. Sanktionen des Sicherheitsrates gegen Nordkorea (englisch)