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Lahntalbahn

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Karte der Lahntalbahn

Lahntalbahn heißt die Eisenbahnstrecke, ursprünglich von Oberlahnstein nach Wetzlar, später von Niederlahnstein aus, die betrieblich aber in der Regel von Koblenz nach Gießen durchgebunden wird.

Geschichte

KBS 625: Streckenverlauf
Bahnhof
0,0 Wetzlar
Abzweig nach rechts
zur Dillstrecke
Dienststation / Betriebs- oder Güterbahnhof
2,6 Bundeswehrverladeanlage Wetzlar
Bahnhof
5,5 Albshausen
Abzweig ehemals nach links
zur Solmbachtalbahn
Haltepunkt / Haltestelle
7,5 Solms
Bahnhof
10,7 Leun/Braunfels ehemals Anschluss an die Ernstbahn (Schmalspur)
Bahnhof
14,3 Stockhausen (Lahn)
Abzweig ehemals nach rechts
zur Ulmtalbahn
Bahnhof
20,2 Löhnberg
Abzweig ehemals nach links und geradeaus
Bergwerksanschluss
Bahnhof
23,0 Weilburg
Tunnel
Weilburger Tunnel (302 m)
Abzweig ehemals nach links
23,8 zur Weiltalbahn
Tunnel
Kirschhofener Tunnel (495 m)
Tunnel
Michelsberger Tunnel (433 m)
Tunnel
Schmidtskopftunnel (223 m)
Haltepunkt / Haltestelle
28,7 Gräveneck
Tunnel
Grävenecker Tunnel (127 m)
Haltepunkt / Haltestelle
31,2 Fürfurt
Bahnhof
35,0 Aumenau
Lahnquerung
Haltepunkt / Haltestelle
38,1 Arfurt (Lahn)
Tunnel
Vilmarer Tunnel (228 m)
Haltepunkt / Haltestelle
41,7 Villmar
Haltepunkt / Haltestelle
44,6 Runkel
Bahnhof
46,6 Kerkerbach ehemals Anschluss an die Kerkerbachbahn (Schmalspur)
Abzweig nach rechts
nach Steeden (ehemals nach Dehrn)
Lahnquerung
Tunnel
Ennericher Tunnel (494 m)
Abzweig nach rechts und geradeaus
zur Main-Lahn-Bahn
Bahnhof
48,9 Eschhofen
Kreuzung geradeaus unten
NBS Köln-Frankfurt
Bahnhof
52,2 Limburg (Lahn)
Abzweig nach rechts
zur Oberwesterwaldbahn
Abzweig nach rechts
zur Unterwesterwaldbahn
Tunnel
Freiendiezer Tunnel (65 m)
Abzweig nach rechts und geradeaus
zur Aartalbahn
Bahnhof
55,0 Diez
Tunnel
Fachinger Tunnel (425 m)
Bahnhof
58,0 Fachingen (Lahn)
Lahnquerung
Tunnel
Kehrberg-Tunnel (262 m)
Tunnel
Daubach-Tunnel (193 m)
Lahnquerung
Bahnhof
61,4 Balduinstein
Tunnel
Cranberger Tunnel (732 m)
Haltepunkt / Haltestelle
67,3 Laurenburg (Lahn)
Tunnel
Laurenburger Tunnel (225 m)
Tunnel
Kalkofener Tunnel (592 m)
Haltepunkt / Haltestelle
74,2 Obernhof (Lahn)
Lahnquerung
Tunnel
Obernhofer Tunnel (450 m)
Tunnel
Langenauer Tunnel (232 m)
Tunnel
Hollricher Tunnel (319 m)
Bahnhof
78,6 Nassau (Lahn)
Lahnquerung
Haltepunkt / Haltestelle
82,8 Dausenau
Bahnhof
86,4 Bad Ems
Haltepunkt / Haltestelle
88,2 Bad Ems West
Haltepunkt / Haltestelle
90,1 Nievern
Bahnhof
93,9 Friedrichssegen ehemals Anschluss an das Bleiwerk (schmalspurige Zahnradbahn)
Abzweig ehemals nach links
zur Rechten Rheinstrecke
Abzweig nach rechts und geradeaus
zur Rechten Rheinstrecke
Lahnquerung
Bahnhof
99,2 Niederlahnstein

Nachdem 1840 die Strecke Frankfurt–Wiesbaden der Taunus-Eisenbahn Wiesbaden erreicht hatte, wurde dort eine Gesellschaft gegründet, die die Bahn entlang des Rheins fortsetzen wollte. Diese firmierte 1852 als Wiesbadener Eisenbahngesellschaft. Nachdem sie 1853 die Konzession für den Bau und Betrieb einer Eisenbahn zwischen Wiesbaden und Niederlahnstein erhalten hatte, benannte sie sich in Nassauische Rhein Eisenbahn-Gesellschaft um. 1855 erhielt die Gesellschaft auch die vorläufige Konzession für die Lahntalbahn und benannte sich konsequenter Weise in „Nassauische Rhein- und Lahn Eisenbahn-Gesellschaft“ um. Die endgültige Konzession für die Lahntalbahn folgte am 31. März 1857.

Die erste Planung stammte von dem belgischen Eisenbahningenieur Frans Splingard 1849 / 1851. Die nassauische Regierung verhielt sich zunächst ablehnend gegenüber dem Projekt, da sie seit 1844 massiv in den Ausbau der Lahn als Wasserweg investierte.

Ein erster Streckenabschnitt der Bahn von Oberlahnstein bis Bad Ems wurde am 1. Juli 1858 eröffnet, jedoch kurz darauf durch einen Erdrutsch verschüttet. Da der Nassauischen Rhein- und Lahn Eisenbahn-Gesellschaft offensichtlich der Wille und das erforderliche Kapital für den zügigen Bau der Strecken fehlte, zog das Herzogtum Nassau 1857 die Konzession zurück, verstaatlichte die Bahn und betrieb sie als "Nassauische Staatsbahn". Die Strecke, wie sie heute existiert, wurde im wesentlichen von dem Eisenbahningenieur Moritz Hilf konzipiert, ab 1860 abschnittsweise eröffnet und war am 10. Januar 1863 fertig gestellt. Allein die addierte Gesamtlänge der Tunnel beträgt mehr als 6 km.

Mit dem Untergang des Herzogtums als eigenständigem Staat im Preußisch-Österreichischen Krieg 1866, wurde die Strecke Bestandteil der Preußischen Staatseisenbahnen. Diese richtete ab 15. Mai 1879 eine direkte Verbindung von Niederlahnstein zur ursprünglichen Strecke ein. Die Einmündung befand sich bei der Blockstelle Hohenrhein.

Die Lahntalbahn war von Wetzlar bis Koblenz ein Abschnitt der Kanonenbahn, eine militärstrategische Bahn von Berlin nach Metz über Koblenz und Trier. In diesem Zusammenhang wurde auch zwischen 1875 und 1880 das zweite Gleis verlegt. Der Abschnitt Limburg a.d. Lahn-Koblenz wurde jedoch nach dem Zweiten Weltkrieg streckenweise nur eingleisig wieder aufgebaut (z. B. Niederlahnstein-Hohenrhein, Dausenau-Nassau).

Bestand

Heute wird die Strecke von der Deutschen Bahn AG als Kursbuchstrecke 625 betrieben und unter der Streckennummer 3710 geführt.

Es handelt sich um eine größtenteils nicht elektrifizierte Strecke. Ausnahme ist der kurze Abschnitt Eschhofen-Limburg a.d. Lahn und die Anschlussstücke Gießen-Wetzlar und Niederlahnstein-Koblenz. Die Strecke verläuft meistenteils entlang der Lahn und ist durch zahlreiche Brücken und Tunnels geprägt.

Die Strecke ist in hohem Maße landschaftlich reizvoll, da sie sich eng an die Topographie des Lahntals anlehnt und meist nur wenige Meter über dem Wasserspiegel des Flusses verlegt ist. Zahlreiche Gebirgsvorsprünge und enge Kurven des Flussverlaufs werden mit Brücken und Tunneln bewältigt.

In ihrem hessischen Abschnitt ist die Strecke Kulturdenkmal aufgrund des Hessischen Denkmalsschutzgesetzes.

Personenverkehr

Zwischen Gießen und Koblenz verkehren im Zwei-Stunden-Takt RegionalExpresszüge, betrieben mit Triebzügen der Baureihe 643 und Neigetechniktriebwagen der Baureihe 612. Sie halten an den in der nebenstehenden Übersicht fett geschriebenen Bahnhöfen.

Durchgehende Regionalbahnen verkehren seit dem 12. Dezember 2004 nicht mehr. Seitdem werden nur noch im hessischen Abschnitt Gießen-Limburg die Regionalbahnleistungen weiterhin durch DB Regio gefahren mit Triebwagen der Baureihe 628 der DB Regio Limburg.

Zwischen Limburg und Gießen verkehren die Regionalbahnen an Werktagen meistens im Stundentakt, vereinzelt auch halbstündlich, am Wochenende jedoch nur alle zwei Stunden.

Den überwiegend in Rheinland-Pfalz gelegenen Abschnitt Limburg-Koblenz bedient nun der private Betreiber Vectus mit seinen Triebwagen - in der Regel im Stundentakt mit LINT 27- und LINT 41-Triebwagen.

Bis Ende der 1970er Jahre gab es auch Fernverkehrsleistungen auf der Lahntalbahn, darunter der "Westerländer", ein D-Zug von Trier nach Westerland/Sylt) und kurzzeitig eine Fernverbindung nach Paris.

Charakteristisch für die Lahntalbahn seit den 1950er Jahren bis Ende 1990 waren Einsätze von Umbauwagen auf der Strecke, die bis in die 1980er Jahre von Dieslloks der Baureihe V 100, später teilwese auch von 216ern gezogen wurden. Silberling-Wagen waren vor 1990 nur vereinzelt in den Züge der Lahntalbahn anzutreffen. In D-Zügen und Kurswagen kamen die üblichen DB-Schnellzugwagen zu Einsatz.

Der Güterverkehr der Strecke ist nur noch gering. Von Koblenz nach Limburg verkehren noch einige Güterzüge nach Koblenz-Lützel, vereinzelt auch noch weiter nach Gießen/Wetzlar. Im Bahnhof Löhnberg wird für den Export nach Italien im Westerwald geförderter Ton verladen. An den meisten Stationen wurden die Verlade- und Abstellgleise inzwischen abgebaut.

Keine Elektrifizierung

Karte der Bahnanlagen im Großraum Koblenz

Die kurvenreiche Strecke ist für Hochgeschwindigkeitszüge ungeeignet. Da die meisten Tunnel und viele Brücken zu niedrig sind, wäre eine - in den siebziger Jahren geplante - Elektrifizierung zu kostspielig. Die zu geringe Durchfahrhöhe der Tunnel verhindert auch einen Einsatz von Doppelstockwagen. Jedoch wurde in einem 2005 vorgestellten Konzept des Regionalmanagementvereins MitteHessen der Vorschlag unterbreitet, eine Elektrifizierung durch Induktionsschienen durchzuführen und die Lahntalbahn zum Erprobungsträger für dieses System zu machen. Ein solches System böte insofern den Vorteil, dass keiner der zahlreichen Bahnübergänge durch Über- oder Unterführungen ersetzt werden müsste.

Nebenbahnen

Außer den in der Übersicht dargestellten Bahnen zweigten einst von der Lahntalbahn noch folgende Nebenstrecken ab:

  • in Albshausen die Solmsbachtalbahn nach Grävenwiesbach (Stilllegung: 1985)
  • in Leun/Braunfels die „Ernstbahn“ nach Philippsstein (800mm Spurweite, seit den 1920er Jahren nur noch Güterverkehr Eisenerz)
  • in Stockhausen die Ulmbachtalbahn nach Beilstein
  • in Weilburg die Weiltalbahn über Weilmünster nach Grävenwiesbach (Stilllegung: ab 1969)
  • in Kerkerbach die schmalspurige Kerkerbachbahn nach Hintermeilingen - Mengerskirchen (Stilllegung ab 1960), zuletzt in Regelspur bis nach Dehrn
  • in Diez die Aartalbahn nach Bad Schwalbach - Wiesbaden (Reaktivierung angedacht)
  • in Bad Ems (Bahnhof Lindenbach/Bad Ems West) die meterspurige Werkseisenbahn des Emser Blei- und Silberwerks Richtung Insel Silberau (hier mit Normalspur-Verschub)/Emser Hütte

Alle diese Strecken sind mittlerweile stillgelegt, nur die Aartalbahn wird noch für touristische Zwecke genutzt.

Literatur

  • Joachim Seyferth: Die Lahntalbahn. Schiene Verlag Wiesbaden, 2006, ISBN 3-926669-07-1
  • Bernhard Hager: Im gesegnetesten Theil des reizendschönen Landes. In: Eisenbahn-Geschichte 17/2006, S. 24-37. ISSN 1611-6283
  • Landesamt für Denkmalpflege Hessen (Hrsg.): Eisenbahn in Hessen. Eisenbahnenbauten- und strecken 1839 - 1939, 1. Auflage. Theiss Verlag, Stuttgart 2005, ISBN 3-8062-1917-6, Bd. 2.1, S. 276ff (Strecke 017).

Siehe auch: Liste von Eisenbahnstrecken in Deutschland