Social Software
Vorlage:Mehrfacheintrag Als soziale Software (englisch social software) werden (Software-)Systeme bezeichnet, die die menschliche Kommunikation, Interaktion und Zusammenarbeit unterstützen. Das Schlagwort „Social Software“ hat sich um 2002 in Zusammenhang mit neuen Anwendungen wie Wikis und Weblogs etabliert; der Begriff kann aber auch bereits vorher existierende Dienste umfassen. Den Systemen ist gemein, dass sie Aufbau und Pflege sozialer Netzwerke und von Communities unterstützen und weitgehend mittels Selbstorganisation funktionieren.
Geschichte
Vorläufer des Konzeptes sozialer Software sind die herkömmlichen Kommunikationsmittel Telefon und Mail. Erste vollständige Implementierungen sozialer Software waren bereits zu Zeiten der terminalgesteuerten Mainframes und zu Beginn der Ära der Personal-Computer zu finden. Teilweise findet diese Software in den auch heute noch verfügbaren GABELN-Netze Verwendung.
nicht-kommerzielle und universitäre Soziale Software
- ab 1979 Usenet via uucp (E-Mail via bang-Adressierung), später NNTP und SMTP via TCP/IP
- ab 1978 Mailboxen
- ab 1984 Mailboxnetzwerke
kommerzielle Anbieter Sozialer Software
- ab 1978 The Source (USA)
- ab 1979 CompuServe (USA)
- ab 1983 BTX (bidirektionale Kommunikation nur eingeschränkt)
- ab 1988(?) Geonet
Diese Implementierungen sozialer Software beinhalteten neben der öffentlichen Kommunikation via Foren und deren Selbstorganisation (Netikette, Moderation, Einrichtungsregeln) auch private Kommunikation via persönlicher Nachrichten und Datei-Download.
Groupware als frühes Intranet
Anfang der 90er Jahre wurde der Versuch unternommen, Groupware als soziale Software innerhalb von Unternehmen als Vorläufer von Intranets zu etablieren. Auch hier blieb ein durchschlagender Erfolg, ähnlich wie bei nichtkommerziellen Anwendungen, aus. Die Gründe dafür lagen oft neben mangelhaften oder zumindest gewöhnungsbedürftiger Benutzerschnittstellen in den hohen Kosten für Modems und Telefongebühren. Zudem war mitunter umfangreiches technisches Wissen notwendig, um Zugang zu diesen Anwendungen zu erhalten.
Der allgegenwärtige Webbrowser als Türöffner
Der Boom des browsergestützten Webs ermöglichte einen einfacheren Zugang zu Anwendungen sozialer Software. Abgesehen von der Installation eines Webbrowsers und eines Internet-Zugangs, der für alle Anwendungen identisch ist, war nun keine weitere Konfiguration am Computer des Benutzers notwendig. Die Installation von proprietären Zugangsprogrammen (Newsreadern, Pointprogrammen oder Communications-Suiten der jeweiligen Online-Dienste) konnte entfallen. Durch den Fortfall dieser Zugangsbarriere wurde elektronische Kommunikation auch für weniger technisch versierte Anwender nutzbar.
War das Web in den Anfängen vorwiegend ein unidirektionales Konsummedium, in dem hauptsächlich statische Online-Angebote wie Homepages, werbliche Firmen-Websites, Online-Auftritte von Zeitschriften und Download-Angebote von Hardware-Herstellern anzutreffen waren, wurden mit zunehmender Leistungsfähigkeit der Webserver nach und nach Groupware-Lösungen als Web-Applikation portiert. Kommerzielle Communities und nichtkommerzielle Webforen folgten. Gemeinsam mit der zunehmenden Verbreitung von PCs in Privathaushalten und nicht nach Onlinezeit abgerechneter Internetzugänge (Flatrates) wurde soziale Software zum Massenphänomen.
Formen sozialer Software
Populäre Beispiele für soziale Software im engeren Sinne sind Weblogs, Wikis, Webforen, Kontaktbörsen wie Orkut, dugg, Friendster und OpenBC, und spezielle Systeme für konkrete Themen wie zum Beispiels das Sammeln von Fotos (flickr), Bookmarks oder wissenschaftlichen Publikationen. Webangebote können auch als zusätzliche Eigenschaft kommunikative Elemente sozialer Software enthalten; dies ist beispielsweise bei Amazon.com und eBay der Fall.
In sozialer Software bilden sich mit der Zeit gewisse Regeln heraus (z. B. Netiquette), die beispielsweise aus technischen Vorgaben, Normen und sprachlichen Codes (z.B. Emoticon) bestehen.
Werkzeuge für Online-Kommunikation
- Eine Instant Messaging Anwendung ermöglicht die Kommunikation mit einer anderen Person über ein Netzwerk in relativer Privatheit.
- Internet Relay Chat (IRC)-Programme ermöglichen es dem Benutzer, Chat-Rooms zu betreten und öffentlich mit mehreren Personen auf einmal zu kommunizieren.
- Webforum oder Bulletin Board (phpBB, Invision Power Board, Simple Machines Forum, vBulletin, WoltLab Burning Board und YaBB u.a.)
- Weblog (Slashdot, LiveJournal u.a.)
- Wiki (Wikipedia, MeatballWiki, JuraWiki, WikiTravel, Kamelopedia, Memory Alpha, Perrypedia u.a.)
- Netzwerkdienst (social network services; Orkut, OpenBC, friendster, MySpace, StudiVZ, foaf u.a.)
- Peer-to-Peer-Netzwerke (peer-to-peer social networks; Groove (Software) u.a.)
- Kollaborative Online-Textbearbeitung in Echtzeit (SubEthaEdit, MateEdit, MoonEdit, GNU Emacs, GNU screen, Groove Networks u.a.)
- Virtuelle Präsenz (virtual presence)
- Virtuelle Welt (virtual worlds) und Massive Multiplayer Online Game (MMOG)
Siehe auch
Literatur
- Michael Bächle: Social Software. In: Informatik Spektrum. Bd. 29, Nr. 2, 2006, S. 121-124 [1]
- Jochen Dudeck, Jakob Voß: Kooperation als wichtigster Bestandteil des Konzepts / Weblogs, Wikis & Co.: Social Software in Bibliotheken. In: Buch und Bibliothek. Nr. 3, 2005, S. 221-225 [2]
- Hajo Hippner, Thomas Wilde: Social Software. In: Wirtschaftsinformatik. 47, Nr. 6, 2005, S. 441-444 [3]
- Martin Szugat, Jan Gewehr, Cordula Lochmann: Social Software. Entwickler.Press, Frankfurt am Main 2006, ISBN 3939084093.
Weblinks
- Die Humanisierung des Netzes: Artikel aus der ZEIT
- Das Web sind wir: Artikel aus Technology Review
- Chaosradio Folge 89: Chaosradio Sendung zu Social Software
- Christopher Allen: Tracing the Evolution of Social Software. (Über Vorläufer und Entwicklung sozialer Software)
- Harald Taglinger, Social Phishing: Die dunklen Möglichkeiten der Social Software – ein Szenario (Telepolis, 5. April 2006)