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Kontinentalarmee

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Continental Army


Auswahl von Soldaten verschiedener Regimenter der Continental Army
Aktiv 15. Juni 1775 bis 2. Juni 1784
Staat Dreizehn Kolonien
Vereinigte Staaten 13 Vereinigte Staaten
Kriege Amerikanischer Unabhängigkeitskrieg
Oberkommandierender
Kommandeur George Washington
Siegel des United States Board of War and Ordnance (1778)
Porträt des Generals George Washington, um 1775
Oberkommandierender, Adjutant und Linien-Offiziere, Adjustierung um 1779
Diverse unabhängige Kompanien (Independent Companies), Adjustierung um 1775
Verschiedene Einheiten, Adjustierung um 1776
Infanterie, Adjustierung 1779–1783
Artillerie, Adjustierung 1777–1783
Reiter der Virginia Light Dragoons, später 1st Continental Regiment of Light Dragoons (1776)
Schwarze Soldaten der Chasseurs Volontaires de Saint Domingue auf dem Haitian Monument, Savannah, Georgia
Afro-Amerikanischer Soldat des 1st Rhode Island Regiments

Kontinentalarmee (englisch Continental Army) war der Sammelbegriff für die unter einem vereinigten Oberkommando operierenden Aufgebote der Dreizehn Kolonien, die im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg gegen die Armee des Königreichs Großbritannien kämpften.

Die Armee der Kolonisten wurde durch eine Resolution des Kontinentalkongresses am 15. Juni 1775 aufgestellt, ihr Oberbefehlshaber war George Washington. Zusätzlich wurden auch die Milizen der einzelnen Kolonien im Unabhängigkeitskrieg eingesetzt. Der American Revolutionary War oder American War of Independence fand in der Zeit von 1775 bis 1783 statt. Er war der Höhepunkt und Abschluss der amerikanischen Sezessionsbewegung und mündete nach der Unabhängigkeitserklärung von 1776 und der Bildung einer Konföderation 1777 in die Gründung der Vereinigten Staaten von Amerika. Der größte Teil der Kontinentalarmee wurde am 3. November 1783 nach dem Frieden von Paris aufgelöst. Der Rest ihrer Einheiten verblieben in West Point und einigen Grenzposten, bis der Kongress per Resolution die United States Army gründete.

Die Armee

Die Ausgangslage der 2,5 Millionen aufständischen Siedler war denkbar schlecht: Weder kampferfahrene Truppen noch finanzielle Mittel und Kriegsmaterial waren in ausreichender Menge vorhanden. Die demokratische Theorie konterkarierte zudem oft die militärische Praxis in den amerikanischen Kolonien. Die Vorbehalte gegen reguläres Militär waren bei den republikanischen Politikern groß. Man benötigte eine stehende Armee einerseits zur Erstreitung der Unabhängigkeit, andererseits aber befürchtete man, dass sie danach zu einer ernsten Gefahr für die neugewonnene Freiheit werden könnte. Viele setzten die eigenen Soldaten mit den britischen Rotröcken gleich. Diese Ängste flossen u. a. auch in die Virginia Bill of Rights (Artikel 13) ein:

„Eine wohlgeordnete Miliz, aus der Masse des Volkes gebildet und im Waffendienst geübt, ist der geeignete, natürliche und sichere Schutz eines freien Staates; stehende Heere sollen in Friedenszeiten als der Freiheit gefährlich vermieden werden; auf alle Fälle soll das Militär der Zivilgewalt streng untergeordnet und von dieser beherrscht werden.“

Man war daher stets bemüht, den führenden Militärs die Suprematie des Kongresses und der Zivilregierungen spüren zu lassen, um sie so gegeneinander ausspielen zu können. Dies sollte verhindern, dass einer von ihnen in Versuchung kam die gesamte Macht an sich zu reißen. Die Dienstzeit in der Kontinentalarmee war deswegen auf nur ein Jahr festgesetzt. Auch die weitgehende Autonomie der Einzelstaaten behinderte die Aufstellung der Kontinentalarmee erheblich. Der Kongress war die offizielle Zentralgewalt und bestimmte die Höhe der Truppenkontingente, die jeder der Mitgliedstaaten aufzubringen hatte. Ob sie diese jedoch tatsächlich stellten, blieb ihnen überlassen. Die Kongressabgeordneten hatten keine rechtliche Handhabe, sie dazu zu zwingen, und durften selbst keine Truppen ausheben. Da die Einzelstaaten ihren Zahlungsverpflichtungen nur widerwillig nachkamen, ließ der Kongress zum Ausgleich Papiergeld (Kontinental-Dollar) drucken, was aber die Inflation anheizte. Die Versorgung der Armee wurde dadurch erheblich erschwert, da der Nachschub nicht einfach von den Bürgern requiriert werden konnte. Es fehlte somit stets an genügend Proviant, Medikamenten, Kleidung und vor allem Munition. Die einheimische Waffenproduktion konnte den Bedarf nicht einmal annähernd decken. Die Hilfslieferungen aus dem verbündeten Frankreich wurden nicht selten von der britischen Blockadeflotte abgefangen. Betrügereien, Korruption und Misswirtschaft waren in der Armee weit verbreitet. 1778 mussten z. B. der Generalkommissar der Intendantur und sein Stellvertreter wegen der Vorlage von gefälschten Abrechnungen ihres Amtes enthoben werden. Einfache Soldaten ließen sich in die Truppenlisten eintragen, kassierten dafür das Handgeld, desertierten anschließend über die Grenze und ließen sich in einem anderen Staat erneut anwerben.

Ausländische Soldaten kämpften auf beiden Seiten. Der schillerndste von ihnen, der französische Adelige Gilbert du Motier Marquis de La Fayette schiffte sich mit einer von ihm angeworbenen Freiwilligentruppe nach Amerika ein, um dort für die amerikanische Unabhängigkeit und seine mit der Aufklärung verbundenen Ideale zu kämpfen. Am 13. Juni 1777 ging er nördlich von Charleston an Land und bot Washington unentgeltlich seine Dienste an. Durch einen Sonderbeschluss des Kongresses wurde er am 31. Juli zum Offizier der Kontinentalarmee im Rang eines Major general ernannt.

Kämpfer für die Kontinentalarmee wurden ansonsten nach dem Muster der britisch-königlichen Armee angeworben. Das Rekrutierungsreservoir war jedoch beschränkt, da sich ein Drittel der Bevölkerung der Kolonien zu den Loyalisten zählte. Um den Dienst attraktiver zu machen, wurde der Sold hauptsächlich durch Auszahlung mit dem weitgehend wertlosen Papiergeld erhöht sowie eine menschenwürdige Behandlung und eine gewisse (allerdings nicht allzu weit gehende) Gleichsetzung mit den Offizieren in Aussicht gestellt. Die in ihrem Staat angeworbenen Männer bildeten jeweils eigene Regimenter. Mit Einheiten aus anderen Staaten vermischt zu werden oder auch nur Befehle von deren Offizieren zu befolgen, wurde von ihnen strikt abgelehnt. Dadurch kam es zu einer gewissen – für den Kampf kontraproduktiven – Konkurrenz bzw. bei jeder Gelegenheit zu Reibereien und Prügeleien zwischen den Soldaten der einzelnen Staaten. Meutereien wurden niedergeschlagen, indem man z. B. Truppen aus Pennsylvania gegen die aus Connecticut aufmarschieren ließ. Fahnenflucht war an der Tagesordnung. Der Oberbefehlshaber General George Washington war daher gezwungen, „...die eine Hälfte der Armee einzusetzen, um die andere wieder einzufangen.“, wie er später niederschrieb.[1]

Washingtons Streitmacht bestand aus etwa 15.000 Mann zusammengewürfelten und disziplinlosen Milizionären die größtenteils aus Neuengland, Pennsylvania, Maryland und Virginia stammten.[2] Seine wichtigste Aufgabe war es nun daraus eine brauchbare Armee zu formen und mit ihr so lange die Briten hinzuhalten, bis sie erschöpft oder entnervt aufgaben. Zahlenmäßig stets unterlegen, ließ er die Armee nur dann ins Feld führen, wenn die offene Feldschlacht unvermeidlich bzw. von den Voraussetzungen günstig für die amerikanischen Truppen war. In stetigen guerillaähnlichen Raids gegen die britischen Nachschublinien schafften seine Truppen somit die ersten Voraussetzungen für den eigenen Erfolg.

Ausbildung

Ein einheitliches Disziplinar- oder Dienstreglement existierte anfangs nicht. Jeder Regimentskommandeur drillte und führte seine Einheit nach seinen eigenen Vorstellungen. Selbst die Uniformen waren anfangs in jeder Einheit verschieden. Die hierzu forcierte Neuausbildung der Truppen, bei der der preußischstämmige Offizier Friedrich Wilhelm von Steuben eine tragende Rolle spielte, gilt als einer der entscheidenden Faktoren für den Sieg der Amerikaner im Unabhängigkeitskrieg, da es ihm relativ rasch gelang, einen untereinander tief zerstrittenen und militärisch noch immer weitgehend unerfahrenen Freischärlerhaufen in eine schlagkräftige Armee umzuwandeln. Steuben verfasste zuallererst eine einheitliche Dienstordnung, die sog. „Regulations“ („Regeln für die Ordnung und Disziplin der Truppen der Vereinigten Staaten“), die sich stark am königlich preußischen Militärgesetz und Exerzierreglement orientierte, aber in einigen Punkten von ihm modifiziert und den örtlichen Gepflogenheiten angepasst wurde. Aus hundert von ihm ausgewählten Kämpfern stellte er eine „Musterkompanie“ zusammen, die er persönlich täglich zwölf Stunden ausbildete. Steuben notierte hierzu:

„In Preußen, Österreich oder Frankreich sagst du zu einem Soldaten: Mach das! Und er tut es. Hier bin ich gezwungen zu sagen: Aus diesem Grund solltest du dies tun. Dann erst tut er es. Und sechs ausländische Offiziere machen mir (aufgrund ihrer adeligen Herkunft) hier mehr zu schaffen als zweihundert amerikanische.“

Dennoch gelang es Steuben seinen „Sansculotten“, wie er sie nannte, das Marschieren und Schießen auf Kommando beizubringen. Mit seinem Sprachengemisch aus Deutsch und Französisch – was zumindest die meisten Offiziere verstanden – kümmerte sich Steuben um Hygiene, Übungen und Ausrüstung der Soldaten. Der von seinen Leistungen äußerst beeindruckte Washington beförderte ihn deswegen bald zum Major general und schließlich im Mai 1778 zum Generalinspekteur der amerikanischen Truppen. In den darauffolgenden Jahren gelang es ihm die Zahl der voll ausgebildeten Soldaten kontinuierlich zu steigern. In den einzelnen Gefechten trugen zudem die von ihm befehligten Einheiten immer wieder maßgeblich zum Sieg bei. Seine taktischen Anweisungen bildeten 1778 die Grundlage für den Sieg der Amerikaner in der Schlacht von Monmouth, dem Wendepunkt des Krieges. Bei Yorktown konnte Washington 1781 ca. 5850 voll ausgebildete Kontinentalarmisten ins Feld führen und Steuben leistete als Kommandeur der 3. Division einmal mehr einen bedeutenden Beitrag zum endgültigen Sieg über die Briten. Er diente Washington zeitweilig auch als Generalstabschef.[3]

Marinesoldaten

Porträt von Samuel Nicholas (1989)
Continental Marine auf einer US-Briefmarke (1975)

Die Gegner der "Lobsters" (= Hummer), der britischen Royal Marines, waren die Continental Marines. Auf See sollten die Marines an der Seite der Matrosen kämpfen; an Land gegnerische Häfen oder Befestigungen einnehmen. Ihre Scharfschützen postierten sich im Gefecht auf Mastkörben oder in der Takelage und feuerten von dort aus auf die Geschützmannschaften und Offiziere des Gegners. Zum Entern feindlicher Schiffe wurden bevorzugt lange Piken, Pistolen und Entermesser benutzt. Sie dienten aber nicht ausschließlich als Landungstruppen der erst kurz zuvor geschaffenen Continental Navy, sondern führten eine Vielzahl von Einsätzen an Land durch. Auf Beschluss des Kontinentalkongresses vom 10. November 1775 wurden noch kurz vor Ausbruch des Unabhängigkeitskrieges vom „Captain of Marines“ Samuel Nicholas zwei Bataillone aufgestellt. Es handelte sich um die erste offizielle Ernennung eines Offiziers der neuen amerikanischen Seesoldaten.[4] Ihre Vorläufer, die aus Kolonialmilizionären bestehenden "Gooch Marines" kämpften 1741 an der Seite der Briten gegen die Spanier.[5] Die ersten Rekruten wurden in der Tun Tavern in Philadelphia angeworben. Ihr Eigentümer, Robert Mullan, avancierte zum obersten Rekrutierungsbeamten der neuen Einheit und erhielt dafür den Rang eines Captains. Mullan köderte mit reichlich Alkohol junge Männer für den Wehrdienst in der Contiental Army. Im Gegenzug profitierte er dadurch von der Vereinbarung, dass bereits verpflichtungswillige Männer sein Lokal aufsuchten. Am 25. Juni 1776 wurde Nicholas offiziell zum Befehlshaber der Continental Marines im Rang eines Majors erhoben und erhielt den Auftrag, in Philadelphia weitere Einheiten aufzustellen. In der Folge war Nicholas mit seinen Männern mehrmals auch an Operationen der Landstreitkräfte beteiligt. Im März 1776 erfolgte ein Überraschungsangriff auf die Stadt Nassau, New Providence (Bahamas), um ein Waffendepot der Briten auf Abaco plündern zu können. Darüber hinaus führten sie vereinzelt eigenständige, auch amphibische Kampfoperationen aus. Ende Dezember 1777 bewähren sich die Marines in der Schlacht von Trenton und im Januar 1777 auch bei Princeton. Im September 1779 gelingt es den Marines und Matrosen der Bonhomme Richard (eine Leihgabe der Franzosen) unter dem Kommando von Captain John Paul Jones nach langen Kampf und in scheinbar aussichtsloser Lage vor der Küste Englands die HMS Serapis zu entern und zu übernehmen. Die Continental Marines wurden noch vor Abschluss des Friedensvertrags von Paris im April des Jahres 1783 aus Kostengründen wieder aufgelöst, jedoch am 11. Juli 1798 als USMC wieder neu aufgestellt. Dennoch feiern die US Marines den Geburtstag ihres Corps am 10. November.[6]

Schwarze Soldaten

Wenn es einen Punkt gab, in dem sich die Kolonien einig waren, dann war es der Ausschluss der Mehrheit der Afroamerikaner vom Kriegsdienst. Im Wesentlichen waren es zwei Hauptgründe, die ihnen nicht gestattete sich der Kolonialmiliz anzuschließen.

  • Die Mehrheit von ihnen waren versklavt (daher Eigentum) und
  • viele Weiße glaubten, dass der Dienst des Sklaven für seinen Herrn absoluten Vorrang hatte.

Die Sklaverei war ein großes Dilemma der amerikanischen Revolution und das war den daran Beteiligten auch bewusst. Einige der führenden Köpfe der Unabhängigkeitsbewegung waren selbst Sklavenhalter, darunter George Washington, James Madison und Thomas Jefferson. Besonders bei den Kongressdelegierten aus dem Süden war der Widerstand gegen den Einsatz Schwarzer als Soldaten groß. Sie waren für die Plantagenwirtschaft der Kolonisten ein wichtiger Produktionsfaktor. Zudem befürchtete man (nicht zu Unrecht), dass bewaffnete Sklaven sich schließlich gegen ihre Herren wenden würden. Deshalb wurden zunächst nur wenige schwarze Einheiten aufgestellt und vorsorglich in die weißen Regimenter integriert. Dass langfristig ohne aktive Mitwirkung der Schwarzen Bevölkerung der Krieg nicht gewonnen werden konnte, war den Protagonisten der Revolution aber von Anfang an klar. 1775 bemerkte George Washington, dass derjenige die ersten Erfolge erzielen würde, dem es gelang, sie am schnellsten zu bewaffnen.

Deshalb kamen im Unabhängigkeitskrieg sehr bald auch farbige Freiwillige auf beiden Seiten zum Einsatz, in der Mehrzahl kämpften sie unter den amerikanischen und französischen Fahnen. Rund 5.000, von den rund 200.000 Afroamerikanern, dienten in den Reihen der Amerikaner. Im Verhältnis zur Bevölkerungsanzahl meldeten sich in den amerikanischen Kolonien sogar mehr Schwarze zu den Waffen als Weiße. Sie hofften damit vor allem ihre Freiheit und mehr Bürgerrechte zu erlangen. Dies auch deshalb, da sie dadurch den direkten Herrschaftsbereich ihrer Eigentümer verlassen konnten und damit der erste Schritt in diese Richtung getan war. Nach der Schlacht von Yorktown berichtete der aus der Pfalz stammende Söldner Daniel Flohr, dass die Mehrheit der dort Gefallenen „Mohren“ wären. Ein anderer Teilnehmer an diesem Kampf, Baron Ludwig von Closen, schätzte, dass sich jeder vierte amerikanische Soldat aus dem schwarzen Bevölkerungsanteil rekrutierte. Am 10. Juli 1775 befahl George Washington, die Rekrutierung von Afroamerikanern vorläufig zu stoppen; am 12. November desselben Jahres verbot er den Schwarzen in der Kontinentalarmee zu dienen. Trotz dieses Ausschlusses bei der Rekrutierung war bis zu diesem Zeitpunkt denjenigen, die schon einige Zeit in ihr gedient hatten, erlaubt worden, zu bleiben. Im gleichen Jahr erklärte Lord Dunmore, der britische Gouverneur von Virginia, in seiner als Dunmores Proklamation bekannt gewordenen Verlautbarung alle diejenigen Schwarzen für frei, die in sein „äthiopisches Regiment“ eintraten. Auf ihren Uniformen war sogar der Slogan „Liberty to Slaves“ aufgenäht. Washington änderte daraufhin seine Ansichten wieder und wies seine Werber an, jeden Schwarzen anzunehmen, der für ihn kämpfen wollte. Auch der Landgraf von Hessen-Kassel, Friedrich der II. warb nach den ersten großen Verlusten vermehrt Schwarze als Söldner an. Die Proklamation Dunmores erwies sich letztendlich als wenig wirksam. In den südlichen Kolonien wurde sie allgemein als Aufruf zu Sklavenaufständen verstanden.[7]

In beiden Armeen wurden die Schwarzen dennoch – trotz ihrer großen Einsatzbereitschaft – als Menschen zweiter Klasse behandelt. Lord Cornwallis pflegte z. B. „seine Neger“ nur zusammen mit dem Pferdebestand aufzuzählen. Hauptsächlich wurden sie als Trommler und Pfeifer, beim Troß oder zur Nachrichtenübermittlung eingesetzt. Über die schwarzen Soldaten in seiner Massachusetts Brigade bemerkte hingegen der amerikanische General John Thomas, dass:

„...wir hier einige Neger haben, aber ich betrachte sie als gleichwertig mit meinen anderen Männern, bei der Arbeit und im Einsatz“ und dass „...viele von ihnen sich als sehr mutig erwiesen haben.“[8]

Salem Poor wurde für seine außergewöhnliche Tapferkeit in der Schlacht von Bunker Hill ausgezeichnet. James Armistead Lafayette, ein ehemaliger Sklave aus Virginia, diente General La Fayette als Doppelagent. Zu besonderer Berühmtheit gelangte Colonel Tye. Dabei handelte es sich um den ehemaligen Sklaven Titus Cornelius, der nach seiner Flucht von einer Quäkerfarm in New Jersey mit britischer Hilfe eine aus 800 Schwarzen bestehende Guerillatruppe, die „Black Brigade“ aufstellte, mit ihr in den Regionen um New York und New Jersey – speziell unter den Patrioten und Sklavenbesitzern – Angst und Schrecken verbreitete und 1780 im Kampf getötet wurde.

Der Historiker Alan Gilbert ist der Ansicht, dass die Briten den Krieg doch noch für sich entschieden hätten, wenn sie alle Schwarze in den dreizehn Kolonien – ohne Ausnahme – für frei erklärt hätten. Im Umkehrschluss hätten auch die Republikaner den Kampf wohl wesentlich schneller beenden können. Diejenigen, die auf Seiten der Amerikaner gekämpft hatten, erlangten in der Mehrzahl tatsächlich ihre Freiheit. Danach war es ihnen aber nicht gestattet, in die neugegründete US-Army einzutreten. Die meisten Schwarzen, die für die Briten gekämpft hatten, mussten hingegen das Land in Richtung Kanada oder Großbritannien verlassen, wo sie zwar frei waren aber meist ein Leben in Armut führten. Ein Korps aus Trommlern schiffte sich mit den Söldnern des Generals Friedrich Adolf Riedesel nach Deutschland ein. Teilweise wurden sie auch wieder ihren loyalistischen Besitzern ausgeliefert, die nach Gründung der Vereinigten Staaten in die Karibik auswanderten. Aber selbst danach war die persönliche Freiheit und das Recht auf den Militärdienst nur in denjenigen Staaten garantiert, die die Sklaverei schon während der Revolution oder kurz danach abgeschafft hatten.[9]

Organisation und Kommandostruktur

Armeekommando und -verwaltung waren in Departements organisiert. Ihre Kommandeure wurden vom Kontinentalkongress ernannt.

Östliches Departement für Neuengland;
Nördliches Departement für den Großteil New Yorks;
Hochland-Departement für die Hudson-River-Verteidigungsstreitkräfte nördlich von New York City.
Mittleres Departement für Pennsylvania, New Jersey, Delaware und Maryland.
Südliches Departement für Virginia und alles südlich davon.
Westliches Departement für das Gebiet um das Alleghenygebirge von Virginia nordwärts.
Kanadisches Departement für Kanada

Hierzu wurden vier Major generals:

und acht Brigade generals

ernannt. Etwas später stieß auch noch James Mitchell Varnum zu ihnen hinzu. Major general Artemas Ward war der stellvertretende Befehlshaber und Benjamin Lincoln sein Adjutant. Richard Gridley wurde das Kommando über das Artillerie-Korps und das Amt des Chefmilitäringenieurs übertragen, assistiert durch Henry Knox, der zuvor in Boston eine Artilleriekompanie befehligt hatte. Bei der Auswahl seiner Befehlshaber und Stabsoffiziere legte er besonderen Wert auf die Organisationsfähigkeiten, scheute sich jedoch nicht, in derartigen Fragen an Männer wie Major general und Generalinspekteur Friedrich Wilhelm von Steuben, Major general und Chefmilitäringenieur Richard Gridley, Brigade general Horatio Gates oder seinen Stellvertretender zu delegieren, und er förderte junge Offiziere wie Henry Dearborn, Henry Lee oder Anthony Wayne, die sich bei kurzfristigen taktischen Operationen bewährt hatten.

Die wichtigste taktische Einheit der Kontinentalarmee war das Regiment. Dieser Begriff schloss nicht nur Infanterieeinheiten (sogenannte Linien-Einheiten), sondern auch Militäringenieure und Dragoner (oder Kavallerieeinheiten) ein. Die meisten Einheiten wurden durch eine Ordnungsnummer und den Namen des Staates in dem sie aufgestellt wurden, unterschieden (zum Beispiel 3rd Massachusetts). Die Regimenter wurden für größere Operationen zu Brigaden zusammengefasst und standen dann direkt unter dem Befehl des Departementskommandeurs oder des Oberkommandierenden. Ein Regiment wurde von einem Colonel angeführt. 1777 autorisierte der Kongress die Aufstellung von 16 zusätzlichen Regimentern, die nicht mehr nach den Bundesstaaten benannt waren (Additional Continental regiments). Diese wurden üblicherweise durch den Namen des Obersten identifiziert, der es kommandierte (zum Beispiel Greysons Zusatzregiment). Vorher hatte der Kongress bereits die Aufstellung von 6 Extra Regimentern (Extra Continental regiments) genehmigt.

Das Regiment wurde aus Kompanien zusammengesetzt und hatte typischerweise sechs bis zehn Kompanien. Kompanie- und Regimentsgrößen variierten während des Krieges, aber es wurden verschiedene Versuche unternommen, einheitliche Standards durchzusetzen.

Uniformen und Ausrüstung

General La Fayette in der Uniform der Continental Army, Porträt von Charles Willson Peale
Reeanactors in den Uniformen von 1779
Artillerist der New York Artillery Company (1775)

Die amerikanischen Soldaten ausreichend einzukleiden und auszurüsten war eine schwierige Aufgabe. Verantwortlich hiefür war James Mease, ein Kaufmann aus Philadelphia. Mease arbeitete eng mit staatlichen Agenten zusammen, um Rohstoffe für Uniformen und Schuhe einzukaufen. Er trat jedoch 1777 von seinem Amt zurück da ein Großteil seiner Beschaffungsorganisation von Korruption durchsetzt war. Deswegen waren die Soldaten der Kontinentalarmee anfangs nur mangelhaft gekleidet, hatten nur wenige Decken und oft nicht einmal Schuhe. Diese Probleme waren aber nicht immer die Folge von Materialmangel, sondern vielmehr von dilletantischer Organisation und fehlenden Transportmöglichkeiten. Diesbezügliche Hilfe kam vor allem aus Frankreich und für den Rest des Krieges stammten die meiste Kleidungskontingente aus Übersee.[10] Nach Beginn des Krieges mit Großbritannien (Schlacht von Lexington und Concord) musste der Kontinentalkongress auch eine einheitliche Farbe für die Uniformen der neuen Armee festzulegen. Die Wahl der Abgeordneten fiel, weil dieses Stoffmaterial in den Kolonien am ehesten verfügbar war, auf Braun, aber diese konnte sich bei der Truppe nie wirklich durchsetzen. 1775 gestattete der pragmatische Washington seinen Kommandeuren zunächst ihre Soldaten und Offiziere nach ihren eigenen Vorstellungen einzukleiden. Das ernüchternde Ergebnis war ein recht buntes Erscheinungsbild der amerikanischen Armee. Einige der Offiziere wählten sogar rote Röcke, die aber auch von den britischen Soldaten getragen wurden. Washington befahl daraufhin, sie entweder in braun umzufärben oder im Einsatz nur unter einem Obergewand zu tragen, da sie im Nahkampf mit den britischen „Rotröcken“ ansonsten nur tödliche Verwirrung stiften würden. Die meisten der Offiziere bevorzugten aber von Anfang an das Blau für ihre Waffenröcke und 1778 erklärten sich auch die unteren Chargen der Armee geschlossen dafür. Der Kongress erteilte daraufhin General Washington das alleinige Privileg, ein einheitliches Uniformdesign für die Kontinentalarmee zu bestimmen, das dann auch 1779 in der Armee offiziell eingeführt wurde. Es bestand im Wesentlichen aus einem blauen Waffenrock, dessen Aufschläge und Innenfutter mit roten oder weißen Stoff ausgeschlagen waren. Diese Farbkombination ermöglichte im Gefecht auch eine klare Unterscheidung von den britischen Soldaten. Die jeweilige Farbe gab die Waffengattung vor bei der der Soldat diente. Infanterieeinheiten trugen weiße Aufschläge, die der Artillerie rote. Dennoch konnten nicht alle amerikanischen Soldaten sofort damit ausgestattet werden, da die hiefür geeigneten Stoffe im Land knapp waren. Deshalb wurden auch die althergebrachten Röcke noch etwas länger weiterverwendet. Im Juli 1778 wurde sogar eine Lotterie abgehalten, um zu entscheiden, wie der Uniformnachschub unter der Infanterie verteilt werden sollten. Letztere wurde in zwei Durchgängen abgehalten und von Washingtons Adjutanten überwacht. Die besagte Lieferung umfasste braune und blaue Uniformen, die später als „Lottery Coats“ bezeichnet wurden.

Die Verteilung der Waffenröcke gestaltete sich wie folgt:

  • Blaue Uniformen: • North Carolina • Maryland • New Jersey • New York
  • Braune Uniformen: • Virginia • Delaware • Pennsylvania • Massachusetts • New Hampshire

Scharfschützen, Marines und Rangers waren in Grün gekleidet, das sich auch hervorragend zur Tarnung eignete. Die roten Uniformen ihrer Gegner waren deshalb für sie hervorragende Ziele. Die Marinesoldaten trugen zum Schutz zusätzlich einen Lederkragen, der Begriff "Ledernacken" für die heutigen US-Marines geht auf ihn zurück. Die Independent companies wurden von vermögenden Privatiers aufgestellt. Ihre Uniformen wurden in der Regel auch von ihnen gestellt, deren Farben blieben der Fantasie des Käufers überlassen. Als die amerikanischen Streitkräfte an Zahl zunahmen, wuchs damit aber auch die Vielfalt an Stilen und Formen von Kopfbedeckungen, Gamaschen und Halbgamaschen. Viele Uniformbestandteile stammten auch aus eroberten oder beschlagnahmten britischen Beständen. Die Spanier erbeuteten bei einem Seegefecht z. B. 3.000 Stück, die später an die Kontinentalarmee abgegeben wurden, zwei amerikanische Schiffe unter dem Kommando von Captain John Paul Jones und Captain Hoysteed Hacker schlichen sich am 13. November 1776 in den Hafen von Narragansett und kaperten den Versorger HMS Mellish (Captain Joseph Stevenson). Die Mellish war ursprünglich auf dem Weg von Liverpool nach Quebec, sie hatte u. a. 10.000 Winteruniformen an Bord, die für die britischen Truppen von General John Burgoyne bestimmt waren. Die Uniformen aus ihren Laderäumen fanden bald den Weg in die Lager der Kontinentalarmee. 20 $ wurden jedem Rekruten als Prämie ausgezahlt der seine eigene Ausrüstung mitbrachte, vorausgesetzt, dass diese nachweislich schon vorher im Besitz des Soldaten war. Dazu zählten: 2 Leinenhemden, 2 Paar Wickelgamaschen, Leder- oder Wollweste, 1 Paar Reithosen, Hut oder Ledermütze, 2 Hemden, 2 Paar Hosen und 2 Paar Schuhe. Der offizielle Regimentsrock, musste im Einsatz zwingend getragen werden, auch in den warmen Jahreszeiten. Optional waren aber auch gefärbte, selbstgesponnene Leinenröcke erlaubt.

Eine einheitliche Bewaffnung existierte nicht. Was zur unmittelbaren Verfügung stand, war zum großen Teil schon veraltet, auch Kanonen waren Mangelware. Standardmäßig (ab 1778) waren die Continentals im Feld mit einem Dreispitz als Kopfbedeckung, Leinenhemd und Weste, Hosen, einer ledernen Patronentasche, Schnallenschuhe, einem Waffenrock (in den jeweiligen Regimentsfarben), einer Wasserflasche, Brotbeutel oder Tornister, einem Bajonett mit Trageschlinge und der Brown Bess Muskete ausgerüstet. Viele Schuhe waren nicht als linkes bzw. rechtes Exemplar angefertigt worden, da sie möglichst problemlos an beide Füße passen sollten. Als auch Stiefel geliefert wurden, wurden diese ausschließlich an die Kavallerie ausgegeben. Die meisten Soldaten trugen deshalb Mokassins oder was auch immer gerade verfügbar war.[11]

Einsatz im Unabhängigkeitskrieg

George Washington überquert bei Trenton den Delaware
Emanuel Leutze (1851)

1775 war nach Meinung des Kontinentalkongresses die politische Einheit der Kolonien weitgehend hergestellt, obwohl eine von ihnen, Georgia, noch nicht einmal durch einen Abgeordneten im Kongress vertreten war. Am 9. Juni wurde dennoch zum ersten Mal von „den zwölf Vereinigten Kolonien“ gesprochen. Um den Bund zu stärken, übernahmen sie nun auf Veranlassung von John Adams den Oberbefehl über die in Cambridge stehenden Milizionäre. Am 15. Juli beriet der Zweite Kontinentalkongress über die Wahl eines Oberkommandierenden für die neue „Kontinentalarmee“. Auf Vorschlag der Delegation aus Neuengland nominierte Thomas Johnson einen ehemaligen Offizier der britischen Armee, George Washington, für diese Funktion und dieser wurde danach auch einstimmig vom Kongress gewählt. Da die Neuengland-Staaten bisher die Hauptlast des Krieges getragen hatten, erschien es den Delegierten als höchst notwendig, mit diesem Schritt auch die reichen Kolonien des Südens stärker für die Unabhängigkeit von Großbritannien zu begeistern. Als am nächsten Morgen der Präsident des Kontinentalkongresses John Hancock Washington, damals ein angesehenes Mitglied der reichen Pflanzeraristokratie Virginias, offiziell das Oberkommando anbot, erhob dieser sich von seinem Platz und nahm das Amt an. In seiner anschließenden Rede sagte er, nachdem er auch seine Zweifel darüber ausgedrückt hatte, dass er in der Lage wäre, seine Pflichten zu aller Zufriedenheit zu erfüllen:

„Zur Bezahlung, mein Herr, möchte ich dem Kongress versichern, dass, da keine finanziellen Erwägungen mich bewogen haben können, dieses schwierige Amt auf Kosten meines häuslichen Friedens und Glücks zu übernehmen, wünsche ich auch nicht, davon irgendwie zu profitieren. Ich werde eine exakte Aufstellung meiner Ausgaben führen. Diese, daran habe ich keinen Zweifel, werden mir ersetzt werden, und das ist alles, worum ich bitte.“

Unverzüglich brach Washington nach Boston auf, wo er am 3. Juli 1775 das Kommando über die Milizsoldaten übernahm,[12] die die in der Stadt befindliche britische Armee seit den Gefechten von Lexington und Concord, den ersten Kämpfen des Unabhängigkeitskrieges, belagerten. In einem Brief teilte er seiner Frau Martha seine durchaus selbstzweiflerischen Bedenken mit:

„Du darfst mir glauben, meine liebe Patsy, […] dass ich diesen Auftrag nicht gesucht, sondern alles in meiner Macht stehende getan habe, um ihm zu entgehen; nicht nur aus mangelnder Bereitschaft, Dich und die Familie zu verlassen, sondern auch aus dem Bewusstsein heraus, dass dies die Aufgabe ist, die meine Fähigkeiten übersteigt, und weil ich wusste, dass ich in einem Monat mit Dir daheim mehr wahres Glück finde, als ich draußen in der Welt auch nur im Entferntesten hoffen kann, und wenn ich siebenmal sieben Jahre bliebe. Da es aber eine Art Schicksal ist, das mir diesen Dienst in den Weg gelegt hat, hoffe ich, dass seine Erfüllung durch mich zu einem guten Zweck gereichen wird. […] Es war ganz unmöglich, die Aufgabe abzulehnen, ohne mich Vorwürfen auszusetzen, die mir zur Unehre gereicht und meine Freunde verletzt hätten.“[13]

Die britische Garnison in Boston wurde durch frisch eingetroffene Truppen erheblich verstärkt, sie zählte danach über 10.000 Mann. Die Generals William Howe, Henry Clinton und John Burgoyne trafen Ende Mai ein und begannen zusammen mit General Thomas Gage, sofort Pläne zur Vertreibung der Rebellen aufzustellen und durchzuführen. Ein Faktor, der ihnen zugutekam, war die Tatsache, dass sich die indianischen Stämme an der Grenze – so sie überhaupt in die Kämpfe eingriffen – an der Seite der Briten am Krieg beteiligten. Joseph Brant, ein Anführer der Irokesen, avancierte im Zuge dessen zum Captain der British Army. Als Gegenleistung erhielten er und seine Mitkämpfer nach der Niederlage ein Reservat in der kanadischen Provinz Ontario.[14] Im Gefühl der absoluten Sicherheit durch die Anwesenheit der erfahrenen Offiziere und Mannschaften und mehrerer Kriegsschiffe unter dem Kommando von Admiral Thomas Graves veröffentlichte der britische Gouverneur eine äußerst undiplomatische Proklamation, rief das Kriegsrecht aus, prangerte die bewaffneten Bürger und ihre Helfershelfer als „Rebellen“ und „Meuchelmörder der Verfassung“ an und bot großzügig allen die Begnadigung an, die erneut ihre Loyalität zur britischen Krone bekunden würden, davon ausgenommen Samuel Adams und John Hancock, die ihrer angemessenen Strafe als Verräter zugeführt werden sollten. Diese Proklamation rief unter den Kolonisten große Empörung hervor. Abigail Adams schrieb daraufhin ihrem Gatten John:

„Alle geschichtlichen Aufzeichnungen können keine schwärzere Seite haben. Satan zeigte bei seiner Vertreibung aus den Regionen der Glückseligkeit weniger Bosheit. Der Vater der Lügen ist offensichtlich übertrumpft worden. Noch glauben wir, dass das die beste Proklamation ist, die du in Umlauf bringen konntest.“

Nachdem Washington, der im Longfellow House in Cambridge residierte, die Briten nach neunmonatiger Belagerung am 17. März 1776 erfolgreich aus Boston vertreiben konnte, zog er mit dem Großteil der Kontinentalarmee nach New York, befestigte die Stadt und bezog in der Morris-Jumel Mansion im heutigen Washington Heights sein neues Hauptquartier. Am 27. August 1776 verlor er die Schlacht von Long Island auf dem Areal des heutigen Prospect Park. Nach der Landung britisch-hessischer Truppen bei Kips Bay kam es am 16. September 1776 zur Schlacht von Harlem Heights, die den ersten größeren Sieg der Amerikaner in diesem Krieg brachte. Nach ihrem Erfolg in der Schlacht von White Plains und der Schlacht von Fort Washington erlangten die britischen Truppen im Oktober 1776 jedoch die Kontrolle über die Insel Manhattan in der New York Bay. In der eiskalten Nacht des 26. Dezember 1776 ließ Washington die Truppen den Delaware River nach New Jersey überqueren, um in Trenton verschanzte hessische Söldner zu überrumpeln. Dieser erfolgreiche Angriff stärkte erheblich die angeschlagene Moral der Kolonialisten. Bevor sie sich wieder in ihr Winterlager zurückbegaben, ließ Washington in Erwartung eines britischen Gegenangriffs eine Verteidigungslinie bei Trenton errichten. Hier kam es am 2. Januar 1777 zur Zweiten Schlacht von Trenton, der sich Washington in der Nacht entzog und nach einem für sie überraschenden Manöver am darauffolgenden Tag die britischen Truppen bei Princeton schlug. Diese zogen sich nach drei verlorenen Gefechten nach New York zurück.

Washington nutzte im Verlauf der Revolution seine Armee, um hauptsächlich britische Kräfte im Zentrum der Kolonien zu binden. General Horatio Gates und der Milizenführer Benedict Arnold konnten dadurch die Schlacht von Saratoga 1777 für sich entscheiden, was indirekt zur französischen Anerkennung der späteren Vereinigten Staaten führte. Am 11. September 1777 stellte sich Washington in der Schlacht von Brandywine – erfolglos – dem Unternehmen der Briten entgegen, Philadelphia, die Hauptstadt der Dreizehn Kolonien, einzunehmen. Die Delegierten des Kontinentalkongresses mussten sich daraufhin in die Stadt York absetzen. Washington scheiterte am 4. Oktober 1777 an dem Versuch, die britischen Besatzer wieder aus Philadelphia zu vertreiben (Schlacht von Germantown). Um nicht auch noch überrannt zu werden, zog er sich im Dezember 1777 nach Valley Forge in Pennsylvania zurück, wo sich seine Armee von den zurückliegenden Kämpfen erholen sollte. Diese befand sich zu diesem Zeitpunkt in einem sehr schlechten Zustand. Im nun zweiten Jahr des Krieges offenbarten sich zudem gnadenlos ihre Schwächen. Nicht nur der Mangel an Waffen und moderner Ausrüstung brachte sie mehr und mehr ins Hintertreffen. Viele ihrer Soldaten hatten nie zuvor jahrelang im Feld gestanden, die meisten von ihnen waren kleine Farmer die dringend wieder zurück auf ihre Höfe mussten, um sie nach ihrer langen Abwesenheit wieder in Schuss zu bringen. Ließ man sie ziehen, war es mehr als fraglich ob sie sich dann im nächsten Jahr wieder zum Dienst meldeten. Abgesehen davon konnten die Kolonisten nur ihre guten Ortskenntnisse und Erfahrungen als Waldläufer zu ihrem Vorteil nutzen. Die Briten hielten zwar die meisten größeren Städte besetzt, aber ihre Versuch die große Masse der Continentals zu einer Entscheidungsschlacht auf dem flachen Land zu stellen glichen einem Wettlauf zwischen Hase und Igel. Zudem wurde die Kriegsführung von London aus koordiniert, wodurch die britischen Befehlshaber gezwungen waren wochenlang auf neue Befehle zu warten und infolgedessen nicht flexibel genug auf eine geänderte Lage vor Ort reagieren konnten. Im Frühjahr 1778 zählte Washingtons Armee auf dem Papier 17.000 Mann, tatsächlich diensttauglich waren aber nur rund 5.000 Mann. Hunger und Krankheiten forderten regelmäßig ihre Opfer und trieben zahlreiche Kämpfer zur Desertion. Regimenter bestanden manchmal nur noch aus dreißig Mann, Kompanien aus einem Corporal. Die Soldaten litten in ihrem neuen Winterquartier vor allem unter den feuchtkalten Witterungsbedingungen, unzureichender Winterkleidung und einer schlechten Versorgungslage. Mehrere tausend starben an Krankheiten wie Typhus, Dysenterie und Lungenentzündung oder sie erfroren einfach in ihren Zelten. Washington bemerkte hierzu folgendes:

„Den Kampf für die Freiheit haben wir mit jenen Mitteln schlecht vorbereitet begonnen, die zum Kriegführen notwendig sind, und wir vertrauten darauf, dass unser Patriotismus die Schwächen ausgleichen werden.“

Das änderte sich als am Februar 1778 der tatkräftige Baron von Steuben seinen Dienst antrat. Er begann sogleich mit einem umfassenden taktischen und operativen Neuaufbau der Kontinentalarmee. Seine bald gut gedrillten und besser disziplinierten Soldaten konnten sich erstmals in der Schlacht von Monmouth beweisen, als sie die Nachhut der aus Philadelphia zurück nach New York beorderten britischen Armee angriffen. Das Gefecht endete jedoch vorzeitig, auch wegen des eigenmächtigen Rückzugbefehls von General Charles Lee, der später deswegen von einem Kriegsgericht verurteilt wurde, in einem taktischen Sieg der Briten, denen damit der geordnete Rückzug aus Pennsylvania gelang. Strategisch hatte die Schlacht einen ausgeglichenen Ausgang, da die Kontinentalarmee in Besitz der Staaten südlich New Yorks verblieb. Im Sommer 1779 ordnete Washington die Sullivan-Expedition zur Bekämpfung von Loyalisten und einigen Stämmen der Irokesen an und wies seine Soldaten dabei ausdrücklich an, hierfür auch die Taktik der verbrannten Erde anzuwenden.

1780 entsandte Frankreich, das im Februar 1778 die Unabhängigkeit der Dreizehn Kolonien anerkannt hatte und sich seitdem im Kriegszustand mit dem britischen Königreich befand, 6.000 seiner Soldaten unter dem Kommando von General Jean-Baptiste-Donatien de Vimeur, comte de Rochambeau, an die Ostküste Nordamerikas die in Rhode Island an Land gingen. Im August 1781 vereinigten sie sich mit der Kontinentalarmee unter der Führung Washingtons. Späher von General La Fayette erkannten, dass die britischen Truppen beabsichtigten aus Yorktown abzuziehen, daraufhin belagerten die Amerikaner mit ihren neuen Verbündeten die Stadt. Da ein von Admiral François Joseph Paul de Grasse befehligter Flottenverband auch die Küste blockierte, gelang es die Briten unter General Charles Cornwallis einzuschließen (Schlacht von Yorktown) und letztendlich zur Kapitulation zu zwingen. Das bedeutete das Ende aller britischen Versuche, die Revolutionäre doch noch militärisch zu besiegen.

Da zu diesem Zeitpunkt noch starke britische Besatzungstruppen in New York City, Savannah und Charleston standen, musste Washington aber weiterhin wachsam sein. Das Ausbleiben eines entscheidenden Gefechts, der Abzug der französischen Truppen und der lange nicht ausbezahlte Sold verschlechterten jedoch die Stimmung unter den Soldaten bis hin zur Gefahr des Ausbruchs einer Meuterei, in der auch ein höherer Offizier, Major John Armstrong junior, verwickelt gewesen sein soll. Durch eine flammende Rede am 15. März 1783 an seine Offiziere, in der er ihre uneingeschränkte Loyalität zum Kongress der seit 1781 bestehenden amerikanischen Konföderation einforderte, konnte Washington die Newburgh-Krise wieder entschärfen.

Im Vertrag von Paris im September 1783 erkannte London schließlich die volle Unabhängigkeit der neu gegründeten Vereinigten Staaten an. Washington entließ daraufhin die Soldaten der Kontinentalarmee und verabschiedete sich von seinen Offizieren am 4. Dezember 1783 in Fraunces Tavern. Am 23. Dezember trat er vor dem Kontinentalkongress auch als Oberkommandierender der Kontinentalarmee zurück. Kurz vor seinem Abschied rief Washington die Bundesstaaten auf, gemeinsam eine starke Zentralregierung zu bilden. Wie sehr er den Rückzug ins Privatleben vorzog, lässt sich daran ersehen, dass er ihn in einem Brief als „Rückkehr zu sich selbst“ bezeichnete. Nach dem Ende des Krieges wurde die Armee, mit Beschluss des Kongresses, aufgelöst, er konnte jedoch die Veteranen nicht bezahlen. Der neue Staatenbund der vereinigten Kolonien hatte während des Krieges 42 Millionen Dollar an Schulden angehäuft, der Kongress war aber nicht dazu ermächtigt eigene Steuern zu erheben. Seine Zahlungsaufforderungen an die Einzelstaaten wurden von diesen geflissentlich ignoriert. Die Einheiten der Kontinentalarmee wurden jedoch nur zum Teil abgerüstet. Am 3. Juni 1784 beschloss der Kongress die Aufstellung des ersten Regiments der Regular Army, aus der später die United States Army hervorging. Die ehemaligen Offiziere der Kontinentalarmee bildeten im Mai 1783 die Gesellschaft von Cincinnati und wählten George Washington zum Präsidenten dieser Gesellschaft. Dieses Amt hatte er bis zu seinem Tode 1799 inne. Sie ist immer noch aktiv und wird durch die Nachkommen der Offiziere der damaligen Einheiten sowie durch Frankreich vertreten.


Dienstränge in der Continental Army, Stand 1775[15]
Farbe der Schärpe über der Brust Farbe der Kokarde am Hut Farbe der Epauletten oder der Streifen an der rechten Schulter
General
and
commander-in-chief
Major general Brigadier general Aide-de-camp Colonel,
Lieutenant colonel,
Major
Captain Lieutenant, Cornet, Ensign Sergeant Corporal
Stand 1780
Gegen Kriegsende wurde eine einheitliche, blau-weiß-rote Uniform mit einer schwarz-weißen Kokarde für alle Ränge eingeführt.
Offiziere trugen zusätzlich silberne oder goldene Insignien.[16]
General and
Commander-in-Chief
Major general Brigadier general Colonel Lieutenant colonel Aide-de-camp Major Captain Lieutenant, Cornet, Ensign Sergeant Major Sergeant Corporal Private
Zwei Epauletten
Waffenrock mit Silber- oder Goldborten
Zwei Epauletten Goldene Epauletten
Grüne Kokarde
Zwei Epauletten Eine Epaulette
(Rechte Schulter)
Eine Epaulette
(Linke Schulter)
Zwei Epauletten Eine rote Epaulette
(Rechte Schulter)
Eine grüne Epaulette
(Rechte Schulter)
Keine Epauletten












Die wichtigsten Schlachten

Siehe auch

Literatur

  • Bulletin of Army History published by the United States Army Center for Military History.
  • Henry Carrington; „Battles of the American Revolution“; 1877, Promontory Press, New York; 1974 reprint: ISBN 0-88394-007-8 (englisch)
  • Alan Gilbert: Black Patriots and Loyalists: Fighting for Emancipation in the War for Independence. 2012, University of Chicago Press, ISBN 978-0-226-29307-3.
  • Franz Herre: Die Amerikanische Revolution. Geburt einer Weltmacht. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1976, S. 142–150, ISBN 3-462-01124-3.
  • Christopher Hibbert; „Redcoats and Rebels: The American Revolution through British Eyes“; 1990, Avon Books, New York; ISBN 0-380-71544-9 (englisch)
  • Curt Johnson; „Battles of the American Revolution“; 1985, Outlet; ISBN 0-517-46758-5 (englisch)
  • Charles Patrick Neimeyer: America Goes to War: A Social History of the Continental Army. NYU Press, New York 1995, ISBN 978-0-8147-5780-2.
  • Noel B. Poirier: Brave and Gallant Soldiers: African Americans and the Continental Army. Colonial Williamsburg Interpreter. Article for the Military and Naval History Forum at Virginia Military Institute, 2001.
  • Noel B. Poirier: A Legacy of Integration: The African American Citizen–Soldier and the Continental Army. Army History No. 56, 2002 S. 16-25
  • George Scheer and Hugh Rankin; „Rebels and Redcoats“; 1957, Da Capo Press, New York; ISBN 0-306-80307-0 (englisch)
  • Jeffrey Shaara; „Rise to Rebellion“; 2002, Ballantine Books; ISBN 0-345-45206-2 (englisch)
  • Jeffrey Shaara; „The Glorious Cause“; 2003, Ballantine Books; ISBN 0-345-42758-0 (sequel to Rise to Rebellion) (englisch)
  • Friedrich von Steuben; „Baron Von Steuben's Revolutionary War Drill Manual“; 1985 Facsimile (1794), Dover Publications; ISBN 0-486-24934-4 (englisch)
  • Robert K. Wright, Jr.; „The Continental Army“; 1983, United States Government Printing Office, Washington, D.C.; ISBN 0-16-001931-1 (englisch)
  • A History of the British Army, Vol. 13, London 1899-1930.
  • William Emerson: Encyclopedia of United States Army Insignia and Uniforms.
  • John Mollo: Uniforms of the American Revolution. New York, Sterling 1991.
  • Donald Moran: Sons of Liberty Chapter. Edition June/July 2004.
  • The Visual Dictionary of Military Uniforms, New York. New York. Dorling Kindersley, Inc. 1992.
  • John C. Fitzpatrick: The Writings of George Washington. Vol. 30, Washington 1930-1939.
  • Don Troiani: Soldier's of the American Revolution.
  • Michael Hochgeschwender: Die Amerikanische Revolution. Geburt einer Nation 1763–1815. C. H. Beck, München 2016, ISBN 978-3-406-65442-8.
  • Hartmut Schauer: "Ledernacken". Das US Marine Corps: Geschichte - Ausbildung - Eiinsatz. Verlag Motorbuch, 1996.

Einzelnachweise

  1. Franz Herre: 1976, S. 148–150
  2. Philipp Gassert u. a.: Kleine Geschichte der USA. Reclam, Stuttgart 2007, S. 132.
  3. Franz Herre: 1976, S. 145–146
  4. Peter Mucha: Ceremony honors Marine Corps founder. In: Philadelphia Inquirer. 11. November 2008, abgerufen am 12. Mai 2021 (englisch).
  5. Wortlaut des Beschlusses vom 10. November 1775. (Memento des Originals vom 7. Oktober 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.tecom.usmc.mil Historical Reference Branch des Marine Corps; abgerufen am 26. Januar 2008.
  6. Hartmut Schauer: "Ledernacken". Das US Marine Corps: Geschichte - Ausbildung - Einsatz. Verlag Motorbuch, 1996.
  7. Hochgeschwender: Die amerikanische Revolution. S. 323.
  8. Poirier 2002 S. 16-25
  9. Noel B. Poirier 2001, Alan Gilbert 2012.
  10. "Continental Army Logistics: Clothing Supply". Defense Transportation Journal. 32 (5): 28–34. 1976.
  11. A History of the British Army, 1899-1930, Emerson: Encyclopedia of United States Army Insignia and Uniforms, Mollo: Uniforms of the American Revolution, 1991, The Visual Dictionary of Military Uniforms, 1992, Fitzpatrick: The Writings of George Washington, 1930-1939, Troiani: Soldier's of the American Revolution.
  12. Joseph J. Ellis: Seine Exzellenz George Washington. S. 96.
  13. Zitiert nach: Die Amerikanische Revolution in Augenzeugenberichten. Hg. u. übersetzt von Willi Paul Adams und Angela Meurer Adams. dtv, München 1976, ISBN 3-423-01054-1, S. 146.
  14. Hochgeschwender: Die amerikanische Revolution. S. 340/341.
  15. Steven A. Bingaman (2013), The History of American Ranks and Rank Insignia, p. 11.
  16. "The Later Revolutionary War Era / 1780." U.S. ARMY INSIGNIA. 2018-06-09.
Commons: Kontinentalarmee – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien