Charles Lyell
Sir Charles Lyell (* 14. November 1797 zu Kinnordy in Forfarshire; † 22. Februar 1875 in London) war ein britischer Geologe.

Frühe Jahre
Charles Lyell war das älteste von 10 Kindern. Lyells Vater, der mit Vornamen gleichfalls Charles hieß, war Botaniker und sorgte dafür, dass sein Sohn sich frühzeitig mit Naturwissenschaften auseinandersetzte.
Lyell studierte im Exeter College von Oxford zuerst Jura, widmete sich daneben aber auch auf Anregung von William Buckland der Geologie, und wurde, als er sich 1819 in London als Sachwalter niederließ, bald ein eifriges Mitglied der Geologischen Gesellschaft. Seine erstes geologisches Thesenpapier "On a Recent Formation of Freshwater Limestone in Forfarshire" stelle er 1822 vor.
Hinwendung zur Geologie
Im Jahre 1827 gab er die Beschäftigung mit Jura vollkommen auf und widmete sich einer lange, geologischen Karriere, während deren er vor allem half, dass sich die Ideen von James Hutton, die dieser Jahrzehnte zuvor vorstellte, sich durchsetzten.
Seine wichtigste Arbeit war im Feld der Stratigraphie. 1828 reiste er in den Süden Frankreichs und nach Italien. Während dieser Reise wurde ihm klar, dass sich die aktuellen "Strata" nach der Zahl der Verteilung von Muschelschalen zuordnen lassen. Auf Basis dieser Idee teilte er die Tertiär-Periode in drei Teile auf: Pliozän, Miozän und Eozän.
Professur der Geologie
Im Jahr 1831 übernahm er eine Professur der Geologie am King's College. Seine epochemachende Tätigkeit begann mit der Herausgabe der Principles of geology (Lond. 1830-33, 3 Bde.; 12. Aufl. 1876; deutsch von Hartmann, Weim. 1841 bis 1842, 3 Bde., und von Cotta, Leipz. 1857-58, 2 Bde.), in welchen er den damals herrschenden gewaltsamen geologischen Methoden entgegentrat und zeigte, dass die gegenwärtig beobachtbaren geologischen Vorgänge vollkommen ausreichen, um den Bau der festen Erdkruste zu erklären, wenn sie sich nur oft genug, in hinreichend großen Zeiträumen, wiederholen. Diese Anschauung, welche in ähnlicher Weise bereits v. Hoff in Deutschland, ohne Beachtung gefunden zu haben, ausgesprochen hatte, brach sich, weil Lyell sie beständig durch zahlreiche spezielle und unwiderlegbare Beobachtungen stützte, überraschend schnell Bahn und wurde bald die allein herrschende.
Dem genannten Werk schlossen sich die Elements of geology (Lond. 1837, 6. Aufl. 1865) an. Zur Prüfung seiner Prinzipien unternahm Lyell Reisen durch Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien, die Schweiz, Skandinavien und Nordamerika; die Resultate veröffentlichte er in den Travels in North America With geological observations (Lond. 1845, 2 Bde.; neue Aufl. 1855, deutsch, Halle 1846) wie in A second visit to the United States (Lond. 1846, 2 Bde.; 3. Aufl. 1855; deutsch, Braunschw. 1851).
Lyell bewies, dass die meisten so genannter Erhebungskrater in Wirklichkeit nichts anderes als Reste eingestürzter Ausschüttungskrater sind; er bestätigte die seit mehreren Jahrhunderten stetige Erhebung der Küsten Schwedens, gab eine einleuchtende Erklärung der Entstehung des Niagaratals durch das Zurückweichen der Fälle und, gestützt auf die Beschaffenheit der Versteinerungen in den tertiären Ablagerungen, eine Einteilung dieser letztern in eocäne, miocäne und pliocäne, je nach dem Verhältnis der darin enthaltenen Reste von noch lebenden oder ausgestorbenen Arten. In seinem letzten Werk Geological evidences of the antiqulty of man (Lond. 1863, 4. Aufl. 1873; deutsch von L. Buchner, 2. Aufl., Leipz. 1874) zeigt Lyell, dass das Alter des Menschengeschlechts sehr weit über die gewöhnliche Annahme zurückweiche.
Lyell wurde 1864 zum Baronet ernannt, starb am 22. Februar 1875 in London und erhielt ein Begräbnis in der Westminsterabtei. Er hat auch eine englische Übersetzung von Dantes lyrischen Gedichten geliefert.
Vgl. Mrs. Lyell, Life, letters and journals of Sir Charles L. (Lond. 1881, 2 Bde.).