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Streichklavier

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Der Tonerzeugung nach ein gestrichenes Saiteninstrument (Chordophon), das mittels einer Klaviatur gespielt wird. Der Aufbau erlaubt vollgriffiges mehrstimmiges Musizieren und eine Kontrolle der Dauer und Lautstärkenkurve und, je nach Konstruktion, auch Intonation jedes einzelnen Tones.

Nürnbergisches Geigenwerk nach Praetorius

Die auch als Bogenflügel, Geigenwerk oder Geigenklavizimbel bezeichneten Instrumente sind seit dem 15. Jh. nachgewiesen. Bis ins 20. Jh. hinein entstand eine Vielzahl unterschiedlicher Konstruktionen.

Zumeist werden die Saiten mittels mit Kolophonium bestrichenen Rädern, Bändern oder Zylindern angestrichen und zum Klingen gebracht. Die Saiten sind nach Tonhöhe geordnet über einem Resonanzkörper angebracht. Die Korpusform entspricht häufig der Flügelform.

Geschichte

Von Leonardo da Vinci sind Zeichnungen zu einem Streichklavier erhalten.

Durch die Publikation Syntagma Musicum von Michael Praetorius errang Hans Haiden/Hans Heydens Nürnbergisches Geigenwerk (Geigenklavizimbel) aus Nürnberg (ca. 1570) besondere Aufmerksamkeit. Beim diesem Instrument wird durch das Drücken einer Taste die damit über einen Haken verbundene Saite gegen ein mit Kolophonium bestrichenes Rad geführt und von diesem gestrichen. Da es keinen Druckpunkt gibt intonieren die Saiten abhängig vom Tastendruck. Um die grosse Zahl der Saiten zu streichen gibt es mehrere nebeneinander angeordnete Räder denen jeweils mehrere Saiten zugeordnet sind. Das Geigenwerk wird von zwei Personen bedient. Eine Person muss mit Hilfe einer Kurbel die Räder in Bewegung setzen, die andere spielt auf den Tasten.

1709 konstruierte Georg Gleichmann, Organist in Ilmenau, ein ähnliches Instrument mit einigen Verbesserungen und nannte es Klaviergambe; 1741 folgte Le Voirs in Paris ebenfalls mit einem Gambenklavier, 1754 Hohlfeld zu Berlin mit dem Bogenklavier, das gegenüber Heydens Instrument den Vorzug hatte, dass die Räder mit Pferdehaaren überzogen waren; 1790 Garbrecht in Königsberg mit einer versuchten Verbesserung des Bogenklaviers, 1795 Mayer in Görlitz mit seinem Bogenflügel, den 1799 Kunze in Prag brauchbarer gestaltete; 1801 Hübner mit seinem Clavecin harmonique (Orchestrion) und endlich 1797 Röllig in Wien mit der Xänorphica, dem kompliziertesten Instrument dieser Art, das für jede Taste und Saite einen besonderen Bogen in Bewegung setzte.

Von allen diesen Instrumenten hat es keines über das Renommee eines Kuriosums hinausbringen können. Eine Kombination des Bogenflügels mit einem gewöhnlichen Klavier war Karl Greiners Bogenhammerklavier aus dem Jahr 1779.

Spielbare und funktionsfähige Nachbauten eines Streichklavieres und eines Geigenwerkes (es handelt sich um zwei verschiedene Instrumente) befinden sich im Instrumentenmuseum in Lißberg (Ortenberg). Die Nachbauten wurden von Kurt Reichmann angefertigt der das Streichklavier nach den Konstruktionsplänen da Vincis angefertigt hat.