Blockflöte
Die Blockflöte ist ein Holzblasinstrument. Sie gehört der Tonerzeugung nach zur Gattung der Kernspaltflöten, der Spielweise nach zu den Schnabelflöten. Weitere Bezeichnungen sind: Flauto dolce (italienisch), Flûte à bec oder Flûte douce (französisch), recorder (englisch) und Schnabelflöte, für die Sopraninoblockflöte auch Flautino.
Die älteste bekannte Holzblockflöte wurde in China gefunden.
Verwendung in der Musik

In Europa etablierte sich die Blockflöte in der Renaissance als ganze Instrumentenfamilie durch alle Tonlagen hindurch (es ist immer der tiefste spielbare Ton angegeben):
- Garkleinblockflöte in c"'
- Sopraninoblockflöte in f"
- Sopranblockflöte in c"
- Altblockflöte in f'
- Tenorblockflöte in c'
- Bassblockflöte in f
- Grossbassblockflöte in c
- Subbassblockflöte in F
- Kontrasubbassblockflöte in C
Noch heute gängig sind vor allem Sopranino- bis Bassblockflöte. Daneben werden für spezielle Anforderungen auch Blockflöten für praktisch jede andere Lage gebaut.
Insbesondere die Sopranblockflöte kann von Kindern bereits im Vorschulalter leicht erlernt werden.
Vor allem Komponisten des Barock schrieben Musik für Blockflöten in unterschiedlichen Besetzungen. Dabei tritt vor allem die Altblockflöte, in geringerem Maße Sopran- und Sopraninoblockflöte, auch als Soloinstrument in Sonaten und teilweise in Konzerten (beispielsweise in den Brandenburgischen Konzerten Nr. 2 und 4) hervor.
Im Spätbarock koexistierte die Blockflöte lange mit der aufkommenden Traversflöte. Ein besonders eindrucksvolles Beispiel ist Georg Philipp Telemanns Konzert in e-Moll für Blockflöte, Querflöte, Violine und Orchester. In der Klassik und Romantik war die Blockflöte dann nicht in Gebrauch. Erst im 20. Jahrhundert wurde sie wiederentdeckt.
Blockflöten spielen auch in der Folkmusik eine Rolle.
Aufbau und Funktionsweise
Klangentstehung

Durch den Block wird im Schnabel ein enger Anblaskanal erzeugt. Damit wird der Luftstrom konzentriert auf die Anblaskante des Labiums geleitet, teilt sich dort und schwingt in Resonanz mit der Luftsäule im Inneren des Instruments hin und her.
Weitere Einzelheiten zur Klangerzeugung siehe im entsprechenden Abschnitt unter Holzblasinstrumente.
Modifikation der Stimmlage
Kopfstück, Mittelstück und Fußstück sind über Zapfen am Mittelstück zusammengesteckt (im Bild nicht sichtbar). Die Zapfen sind mit einem Korkring versehen, der gefettet werden muss. Durch Herausziehen des Mittelstücks um ca. 1 - 2 mm lässt sich das Instrument tiefer stimmen. Dies geht jedoch nur in geringem Maße (ca. 1/6 Ton), weil sonst Luft am Zapfen abströmt und somit der Klang beeinträchtigt wird.
Bohrung
Die Bohrung bei Renaissance-Blockflöten ist einfach ein relativ weiter, zylindrischer Kanal. Eine solche Blockflöte hat einen weichen, zarten, gleichmäßigen Klang, ist allerdings relativ leise, und der Tonumfang beträgt nicht wesentlich mehr als 1½ Oktaven.
In der Barockzeit kam man darauf, die Bohrung zu verengen und sie umgekehrt konisch auszubilden, das heißt so, dass sie sich zum Ende, zum Schallbecher hin, verjüngt. Durch diese beiden Maßnahmen steigt erstens die Durchströmgeschwindigkeit der Luft, zweitens erhöht sich der Luftdruck am Kopfende des Instruments, dort wo der Klang entsteht.
Dies kommt der Laufstärke und der Ansprache des Instruments zu Gute. Der Klang wird deutlich lauter, kräftiger, aber auch schärfer. Eine gute Barock-Blockflöte spricht über mehr als 2 Oktaven sehr gut an. Barocke Blockflötenstücke, etwa von Johann Sebastian Bach oder von Georg Friedrich Händel, sind in ihrem Tonumfang für die Blockflötenstimme entsprechend ausgelegt. Mit einem Renaissance-Instrument sind diese Werke nicht spielbar.
Die Klangfärbung einer Blockflöte in barocker Bauweise ändert sich deutlich hörbar mit der Tonhöhe. Von den tiefen zu den hohen Tönen wird der Ton immer kräftiger und schärfer.
Griffweise

Die gängigste Griffweise für Blockflöten ist die barocke Griffweise, auch englische Griffweise genannt. Diese Griffweise hat den Nachteil, dass schon für einige immer wieder vorkommende Töne so genannte Gabelgriffe eingesetzt werden müssen, beispielsweise für den Ton f auf einer normalen Sopran-Blockflöte in c. Dies erschwert das Erlernen des Instruments und das schnelle Spielen bestimmter Tonfolgen.
Mit dem erneuten Aufkommen der Blockflöte im 20. Jahrhundert kam man deshalb auf die Idee, die Bohrung und die Lage der Grifflöcher leicht zu modifizieren, so dass die Grundtonleitern ohne Gabelgriffe, sondern einfach indem die Finger nacheinander die Grifflöcher freigeben, gespielt werden können.
Leider geht dies bei bestimmten Tönen zu Lasten der sauberen Intonation. Beispielsweise klingen auf einer Blockflöte in c mit deutscher Griffweise häufig die Töne e, f# und c# verstimmt. Heutzutage herrscht die Auffassung vor, dass es besser sei, von vornherein auf einem Instrument mit sauberer Intonation, das heißt mit barocker Griffweise, zu spielen. Der Lernende verdirbt sich dann nicht das Gehör, und er erspart sich die Notwendigkeit, umzulernen, wenn seine Spielkunst Fortschritte macht.
Weblinks
- The Recorder Home Page von Nicholas Lander (auf englisch)
- Blockflötengrifftabellen (Interaktiv) von Winfried Bauer
Literatur
Hans-Martin Linde, Handbuch des Blockflötenspiels, (ISBN 3-7957-2531-3)