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Benutzer:NSX-Racer/Baustelle

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Nevers Magny-Cours
Ort Magny-Cours
Die aktuelle Rennstrecke
Wichtige Veranstaltungen Formel 1, Tourenwagen-WM, Superbike-WM, Bol d'Or
Streckenlänge 4,411 km (2,741 mls)
Runden (F1) 70
Gesamtdistanz (F1) 308,586 km
Zuschauerkapazität 90.000 bis max. 148.000
Strecken-
rekord (F1)
1:15,377 (Michael Schumacher, Ferrari, 2004)

Circuit de Nevers Magny-Cours heißt seit 1989 eine 1961 eröffnete Motorsport-Rennstrecke in Frankreich, knapp 15 Kilometer südlich von Nevers im Département Nièvre im westlichen Teil der Bourgogne. Auf ihr finden zahlreiche Auto- und Motorradwettbewerbe statt, etwa der Formel 1, der Tourenwagen-WM und der Superbike-WM. Auf der Gesamtanlage befinden sich neben der aktuell rund 4,4 km langen GP-Strecke ein 2,53 km langer "Club"-Kurs, eine 1,1 km lange Kart-Piste und ein Offroad-Gelände.

Die ersten Jahre

Bereits 1959 ließ Jean Bernigaud, der Bürgermeister der Gemeinde Magny-Cours, auf einem eigenem, zuvor landwirtschaftlich genutztem Gelände neben seinem Bauernhof eine kleine Kart-Piste anlegen. Im Lauf der nächsten beiden Jahre entstand daraus die erste Version einer Clubstrecke mit knapp 2 Kilometern Länge. Als postume Ehrung für den 1959 tödlich verunglückten, legendären französischen Rennfahrer wurde die 1961 eröffnete Strecke Circuit Jean Behra genannt. Sie war im wesentlichen ein Dreieckskurs mit Start und Ziel auf der heute so nicht mehr vorhandenen abfallenden Geraden zwischen den Kurven Chateau d'eau (dem höchsten Punkt der Strecke) und Lycee. Bestandteil dieses ersten Layouts waren auch Teile der Streckenführung der aktuellen Start- und Zielgerade, der Grande Courbe und der Geraden vor der Imola-Schikane bzw. Chateau d'eau".

Am 28. Mai 1961 wurde die Strecke mit dem 1. Grand Prix de Magny-Cours eröffnet; einem internationalen Lauf der Formel Junior, die zwischen 1960 und 1963 die Formel 2 ersetzte. Sieger des 50-km-Rennens wurde der auch in der Formel 1 fahrende Südafrikaner Anthony Maggs auf einem Cooper T56 - BMC mit 1.5-Liter-Saugmotor. 1963 eröffnete Jean Bernigaud an der Strecke eine Rennfahrerschule, die später als Winfield Racing Schools firmierte. Dort ließen sich unter anderem die späteren französischen Formel-1-Fahrer François Cévert, Patrick Depailler, Jean-Pierre Jarier und Jacques Laffite ausbilden. Ab 1964 gastierte als größtes Motorsportereignis des Kurses jedoch nicht die wieder eingeführte Formel 2, sondern nur noch die Formel 3 einmal jährlich in Magny-Cours; allerdings mit internationaler Beteilugung. Die Rundenzeiten lagen dabei deutlich unter einer Minute; Patrick Depailler gelang mit einem Alpine A330-Renault/Mignotet beim Formel-3-Rennen 1969 mit 49,6 Sekunden der ewige Rundenrekord für das erste Strecken-Layout.

Umbauten und Probleme

1971 wurde die Rennstrecke erstmals erweitert; der auf 3,848 Kilometer verlängerte Verlauf entsprach schon in Grundzügen dem Layout vor dem jüngsten Umbau 2003. So kam die Estoril-Kurve hinzu, daran anschließend die längste Gerade des Kurses bis hin zur Aidelaide-Kurve (die noch erheblich weiter war als die spätere Haarnadelkurve) und eine neue Gegengerade bis zu einer engen Kehre, die einfach nur 180 Grad genannt wurde und die wieder auf den alten Kurs führte. Durch kurze Verbindungspassagen konnten zwei Streckenteile unabhängig voneinander genutzt werden. Auch der verlängerte und am 1. Mai 1971 eingeweihte Kurs hatte jedoch mit dem 1970 eröffneten Circuit Paul Ricard harte Konkurrenz im eigenen Land. An eine Ausrichtung von Formel-1-Rennen war vorerst in Magny-Cours nicht zu denken; neben Paul Ricard waren in den 1970er und 1980er Jahren stattdessen noch die Rennstrecken Circuit de Charade bei Clermont-Ferrand und Circuit de Dijon-Prenois beim (wie Magny-Cours) in der Bourgogne gelegenen Dijon Austragungsorte des Großen Preises von Frankreich.

Rennstreckenbesitzer Jean Bernigaud starb im November 1971, danach übernahm der lokale Motorsportclub ASA Nivernais den Kurs. Die Formel 2 kam erstmals am 4. Mai 1975 nach Magny-Cours. Dieses nicht zur europäischen Meisterschaft zählende Premierenrennen gewann Jean-Pierre Jabouille; die schnellste Rennrunde fuhr Jacques Laffite mit 1:20,2 Minuten.

Problematisch war und ist bis heute für Magny-Cours als Veranstaltungsort weniger die Strecke selbst als eher die unzureichende touristische, gastronomische und verkehrstechnische Infrastruktur. So gibt es in Streckennähe nur ein Hotel, das teilweise internationalen Standards entspricht; auch im etwas weiter entfernten Nevers sind nur wenige Betriebe in der Lage, hohe Ansprüche zu befriedigen. Häufig logieren deshalb internationale Gäste trotz des dadurch bedingten, aufwändigen Transfers im 250 km weiter nördlich gelegenen Paris; Rennteams ziehen ihre Motorhomes im Fahrerlager den Hotels als Unterkunft vor. Der nächstgelegene größere Verkehrsflughafen ist Lyon Saint-Exupéry, der allerdings nur langwierig über hügeliges Gebiet führende, zum Teil kurvenreiche, zweispurige Nationalstraßen mit zahlreichen Ortsdurchfahrten zu erreichen ist. Auch die RN 7 von Nevers nach Magny-Cours ist nur teilweise vierspurig ausgebaut. Hier macht sich auch heute noch die zentralistisch auf die Hauptstadt Paris ausgerichete Verkehrs- und Infrastrukturpolitik Frankreichs bemerkbar, die weite Teile des Landes zur vernachlässigten Provinz degradierte.

Große internationale Motorsport-Ereignisse waren deshalb selten, damit blieben auch die Besucherzahlen und Einnahmen hinter den Erwartungen zurück. Immerhin war die europäische Formel-3-Meisterschaft ab 1978 bis zu ihrem Ende 1984 einmal pro Jahr zu Gast in Magny-Cours. Bis dahin war der Streckenzustand allerdings wegen mangelnder Investitionen immer schlechter geworden; in den folgenden drei Jahren gab es dort deshalb keine internationale Veranstaltung mehr. Der ASA Nivernais zog sich 1987 als Streckenbetreiber zurück, am 11.November waren die letzten Rennen auf dem Circuit Jean Behra.

Politische Förderung

Von Anfang an gefördert wurde die Entwicklung der Strecke von François Mitterrand. Er war zwischen 1959 und 1962 Senator des Wahlkreises Nièvre und ab 1964 Präsident des Generalrats dieses Départements, das als wirtschaftliches schwaches, an Sehenswürdigkeiten armes und vorwiegend von Agrarnutzung geprägtes"Niemandsland" inmitten von Frankreich galt. Hier sollte mit Hilfe des Motorsports gegengesteuert werden. Unter Mitterrands Führung gewann der Generalrat unter Einsatz von Steuergeldern mehr und mehr Einfluss auf die Strecke und ist seit 1988 sogar alleiniger Besitzer der Anlage. Hilfreich war dabei auch der stetige politische Aufstieg von Mitterrand, der 1981 zum ersten sozialistischen Staatspräsidenten der französischen Nachkriegszeit gewählt wurde. Auch in dieser bis 1995 dauernden Amtszeit setzte er sich weiterhin für die Finanzierung der Um- und Ausbauten in Magny-Cours ein und nutzte seinen Einfluss, um ab 1991 die Formel 1 nach Magny-Cours zu holen. Zur Seite stand ihm dabei seit den 1970er Jahren Pierre Bérégovoy, der zuerst Mitterrands Wahlkampfhelfer und später neben seinem Amt als Bürgermeister von Nevers verschiedene Ministerposten in der französischen Regierung innehatte. Zuletzt war er bis zu seinem gewaltsamen Tod 1993 Premierminister unter Mitterands Präsidentschaft.

Der Neuanfang

1988 liess der Generalrat die gesamte Anlage mit Blick auf künftige Formel-1-Rennen umfassend renovieren und erweitern. Als Designberater fungierten dabei unter anderem die französischen Formel-1-Fahrer Jacques Laffite und Rene Arnoux. Zwar wurde der grundsätzliche Streckenverlauf beibehalten, der Start- und Zielbereich mitsamt Boxenanlagen jedoch auf die Gerade zwischen Lycee und Grande Courbe verlegt, eine spektakuläre abfallende Schikane vor der Zielkurve gebaut und eine weitere nach der Adelaide-Haarnadel. Die Strecke war nun 4,271 km lang. Außerdem wurden sämtliche Kurven modifiziert, die Fahrbahn verbreitert, der gesamte Belag erneuert und die Tribünen und Auslaufzonen erweitert. Im Umfeld entstanden ein Motorsport-Museum, ein 18-Loch-Golfplatz und ein Industriepark namens Technopole, der vor allem Rennsportbetriebe anziehen sollte. Dazu wurden potentielle Investoren mit weitreichenden Steuer-Subventionen und bürokratischen Erleichterungen geködert. Als einer der ersten Betriebe zog der Ligier-Rennstall auf das Gelände, später folgten unter anderem die Entwicklungsabteilungen von Oreca und Mygale.

Am 29. April 1989 wurde der Circuit de Nevers Magny-Cours offiziell eröffnet, das erste Formel-1-Rennen zum Großen Preis von Frankreich fand allerdings erst am 7. Juli 1991 statt. Der relativ ebene Streckenverlauf mit relativ wenig Grip schien vor allem dem britischen Fahrer Nigel Mansell entgegenzukommen, der mit seinem Williams FW14 sowohl das Premierenrennen als auch das im Jahr darauf für sich entscheiden können. Bis zum Rennen 1992 war die Strecke allerdings erneut modifziert worden, die erst beim Umbau neu hinzugekommene Schikane nach Aidelaide wurde wieder entfernt und der Verlauf begradigt. Die Länge des Kurses reduzierte sich dadurch auf 4,250 km. 1993 übertrug der Generalrat von Nièvre die Verantwortung für das Betreiben der Strecke und der Weiterentwicklung der Gesamtanlage an die Association Circuit Nevers Magny-Cours (ACNMC), die sich heute Association Sportive Automobile Nevers Magny-Cours (ASANMC) nennt. 1994 wurde die Kart-Strecke gebaut, 2000 die nicht für Rennzwecke geeignete "Club-Piste".

Die schnellste Formel-1-Rennrunde vor dem erneuten Umbau der Strecke fuhr David Coulthard 2002 im McLaren-Mercedes (Rennteam) mit 1:15,045; eine Zeit, die heute schon fast wieder erreicht wird, obwohl die Strecke seit 2003 deutlich länger ist.

Honda Integra Type R in der neugestalteten Zielschikane der Rennstrecke von Nevers Magny-Cours

Der bisher letzte Umbau

Vor allem der letzte Abschnitt des bis 2002 gefahrenen Kurses mit der Schikane vor der engen Zielkurve erwies sich als unfallträchtig, weil die Strecke im Bereich der Anbremszone und in der Schikane selbst stark abfällt und die Fahrzeuge noch dazu beim Überfahren der hohen Curbs schnell abhoben und unkontrollierbar wurden. Da sofort nach der Schikane eine scharfe Rechtskurve direkt vor der Boxenmauer folgte, fehlte eine adäquate Auslaufzone. Deshalb wurde ab Herbst 2002 erneut umgebaut. Im letzten Streckendrittel wurde die Chateau d'eau-Kurve etwas weiter nach außen gezogen und der Radius verkleinert, die darauffolgende Gerade wurde leicht nach links versetzt und verlängert. Sie endet nun in einem neuen Streckenteil namens Complexe du Lycee vor Start und Ziel, der durch eine scharfe Rechtskurve mit sehr großer Auslaufzone eine risikoarme Gelegenheit für Überholversuche bietet. Im Zusammenhang mit diesen Umbauten wurden die Ein- und Ausfahrten der Boxengasse verlegt und die meisten Kies-Auslaufzonen durch Asphalt ersetzt. Die aktuelle Länge des Kurses beträgt 4,411 km, er besteht aus sieben Rechts- und vier Linkskurven und ist zwischen 10,4 und 18 Meter breit.

Besonderheiten

Die Fahrbahn von Magny-Cours ist sehr eben. Dadurch kann mit minimaler Bodenfreiheit gefahren werden, was den Anpressdruck und somit die möglichen Kurvengeschwindigkeiten erhöht.

Das Einstellen der aerodynamischen Hilfen ist auf dieser Strecke schwierig, weil es sowohl sehr schnelle als auch sehr langsame Kurven und eine relativ lange Gerade gibt. Bei zuviel Abtrieb würde man hier die Höchstgeschwindigkeit stark reduzieren.

Der Streckenbelag ist sehr temperaturempfindlich, so dass ein Fahrzeugsetup häufig geändert werden muss. Bei Sonneneinstrahlung heizt sich der Belag durch die dunkle Oberfläche sehr schnell auf.

Bei Regen wird die Fahrbahn sehr rutschig, weil das Wasser wegen der relativ ebenen Strecke nur schlecht abluafen kann. Die Fahrzeuge neigen dann vermehrt zum Untersteuern, dem Schieben über die Vorderräder, oder dem Aufschwimmen durch Aquaplaning. Die Ideallinie liegt deshalb bei nasser Fahrbahn in einigen Kurven abseits der bei Trockenheit.

Nach den jüngsten Umbauten zählt Magny-Cours zu den modernsten und sichersten Rennstrecken. Magny-Cours wird oft auch als Retortenstrecke bezeichnet; einige Abschnitte wurden von anderen Rennstrecken inspiriert und sind daher auch nach ihnen benannt, zum Beispiel die Adelaide-Haarnadelkurve, die langgezogene Estoril-Rechtskurve vor der langen Geraden, die Nürburgring-Schikane oder die Imola-Schikane vor Chateau d'eau.

Wichtige Kurven

  • Die Adelaide-Kurve gilt als der sinnvollste Punkt für einen Überholvorgang. Hier bremsen Formel-1-Fahrzeuge von rund 320 km/h auf etwa 50 km/h ab. Als weitere Überholmöglichkeit hat sich nach dem jüngsten Umbau die Anbremszone vor der Rechtskurve im neu gestalteten Complexe du Lycee vor Start und Ziel erwiesen.
  • Der Linksknick Grand Courbe nach der Zielgeraden wird mit über 270 km/h befahren. Er ist damit eine der schnellsten Kurven der Formel 1.

Die Formel-1-Sieger

(detaillierte Ergebnisse bei Großer Preis von Frankreich)

Literatur

Peter Higham, Bruce Jones (Übers.: Walther Wuttke): Rennstrecken der Welt, Heel-Verlag (Königswinter, 2000), ISBN 3-89365-890-4

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