Kohlenniederlage

Eine Kohlenniederlage,[1] auch Kohlenmagazin genannt,[2] war ein Sammellager für die Steinkohle, welche zum Transport über einen Fluss abwärts und zum dortigen Verkauf bestimmt war.[1] Die Kohlenniederlage diente gleichzeitig als Umschlagplatz für die Kohlen um diese auf ein anderes Verkehrsmittel zu verladen.[2]
Grundlagen und Geschichte
Bis ins 18. Jahrhundert hinein erfolgte der Transport und Weiterverkauf der in den Bergwerken gewonnenen Steinkohle über den Landweg.[3] Dieser als Landabsatz bezeichnete Überlandverkauf[1] war sehr umständlich.[4] Außerdem konnten über den Landweg nur geringere Mengen an Tonnage über die oftmals verhältnismäßig großen Distanzen zu den Endverbrauchern transportiert werden.[5] Zwar gab es bereits in einigen Kohlenrevieren wie dem Aachener Revier die Möglichkeit die Kohlen über Flüsse wie der Maas zu den weit entfernt von den Bergwerken befindlichen Verbrauchern zu transportieren, doch war der Landweg zu den Verladehäfen an der Maas über die großen Distanzen vom Bergwerk zur Verladestelle oftmals immens schwierig.[4] In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts nahm der Bedarf an an Kohlen erheblich zu, sodass diese Mengen kaum noch über den Landweg zu bewältigen waren.[6] Um dieses Problem zu lösen mussten kleinere Flüsse wie die Ruhr,[7] und die Saar[8] aber auch die Lippe[9] über längere Strecken schiffbar gemacht werden.[7] Als im Jahr 1780 der Transport der Kohlen mittels Ruhrschifffahrt begann, konnten für die Kohlen andere Absatzmärkte erschlossen werden.[10]
Aufbau und Nutzung
Ende des 18. Jahrhunderts wurden die meisten Kohlenniederlagen in Verbindung mit der aufkommenden regelmäßigen Ruhrschifffahrt angelegt. Im Wesentlichen bestand eine Kohlenniederlage aus einem befestigten Platz, der von einer Mauer umgeben war und direkt am Ufer des Flusses lag, so dass die Aaken dort anlegen konnten, um mit Kohle beladen zu werden. In den Kohlenniederlagen waren separate Lager angelegt. Das Unterteilen der gelagerten Kohle nach Qualität und Gewerken war üblich.
Im Ruhrgebiet hatte jede Zeche, deren Kohle die Ruhr abwärts verschifft wurde, eine eigene Niederlage. Die Kohle wurden von den Zechen mittels Laufkarren oder Hunten dorthin transportiert. Später gab es auch erste Bahnen wie die Muttentalbahn, welche die Kohle von mehreren Stollen zur Niederlage brachten. Als erste Eisenbahngesellschaft auf deutschem Boden gründete Friedrich Harkort 1828 die 1830 eingeweihte Prinz-Wilhelm-Eisenbahn, die die Kohle von Hinsbeck (Ruhr) bis nach Nierenhof im Bergischen Land brachte.
Mit der Erschließung des Ruhrgebiets durch die Eisenbahnen verlor die Ruhrschifffahrt an Bedeutung und mit ihr die Kohlenniederlagen.
Erhalten geblieben und restauriert worden ist die Kohlenniederlage Nachtigall in Witten.
Einzelnachweise
<references>
[1] [3] [5] [4] [6] [7] [9] [8] [2] [10]>
Weblinks
- ↑ a b c d Walter E. Gantenberg: Auf alten Kohlenwegen. Band 2: Auf alten Kohlenwegen am Welperberg zwischen Ruhr, Burg Blankenstein und Sprockhöveler Bach. Wanderungen durch die Bergbau-, Industrie und Siedlungsgeschichte im Hattinger Raum, Klartext Verlag, Essen 2008, S. 341, 342, 344.
- ↑ a b c Walter E.Gantenberg, Engelbert Wührl: Vom Kohlengraben zum Tiefbau. Wanderungen durch die Bergbaugeschichte und die Geologie im Bochumer Südwesten. Heimatkundliche Schriften über das mittlere Ruhrtal und den Stadtbezirk Bochum-Südwest, Heft 4/2005, ISBN 3-89861-553-7, S. 98.
- ↑ a b Gerhard Gebhardt: Ruhrbergbau. Geschichte, Aufbau und Verflechtung seiner Gesellschaften und Organisationen. Verlag Glückauf GmbH, Essen 1957, S. 13, 34.
- ↑ a b c Horst Kranz: Lütticher Steinkohlenbergbau im Mittelalter. Aufstieg - Bergrecht - Unternehmer - Umwelt - Technik. (= Aachener Studien zur ältesten Energiegeschichte. Band 6). Shaker Verlag, Düren 2018, ISBN 978-3-8265-6582-3, S. 397, 398.
- ↑ a b Joachim Huske: Der Steinkohlenbergbau im Ruhrrevier von seinen Anfängen bis zum Jahr 2000. 2. Auflage, Regio-Verlag Peter Voß, Werne 2001, ISBN 3-929158-12-4, S. 34, 41-43.
- ↑ a b Ottmann: Die Duisburg - Ruhrorter Häfen. (= Aachener Studien zur ältesten Energiegeschichte. Denkschrift zur Vollendung der in den Jahren 1903-1908 ausgeführten Hafen - Erweiterungen. Im Auftrage des Herrn Ministers der öffentlichen Arbeiten bearbeitet, S. 7, 9-11.
- ↑ a b c Regionalverband Ruhr (Hrsg.): Route Industriekultur. Themenroute 12, Geschichte und Gegenwart der Ruhr. Essen, S. 10, 11.
- ↑ a b Delf Slotta: Der Steinkohlenbergbau an der Saar und sein bauliches Erbe. Technische Denkmäler und architektonische Kostbarkeiten im saarländischen Bergbaurevier. S. 76.
- ↑ a b Regionalverband Ruhr (Hrsg.): Route Industriekultur. Themenroute 7, Industriekultur an der Lippe. Essen, S. 7, 8.
- ↑ a b Gustav Adolf Wüstenfeld: Auf den Spuren des Kohlenbergbaus: Bilder und Dokumente zur Geschichte des Ruhrbergbaus im 18. und 19. Jahrhundert. Band 3, Gustav Adolf Wüstenfeld Verlag, Wetter-Wengern 1985, ISBN 978-3-92201-404-1, S. 121, 122, 129.