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Kehlsteinhaus

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Das Kehlsteinhaus

Das Kehlsteinhaus ist ein Bauwerk fast (1.834 m über NN) auf der Spitze des Kehlsteins (1.881 m über NN) bei Berchtesgaden oberhalb des Obersalzbergs.

Geschichte

Das Kehlsteinhaus, auch D-Haus für Diplomatenhaus oder fälschlicherweise Tee-Haus genannt (das Tee-Haus, welches Hitler nachmittags aufsuchte, befand sich auf dem Obersalzberg), im Englischen unter Eagle's Nest bekannt, wurde unter der Regie von Martin Bormann geplant und gebaut. Zum Einsatz kamen vor Kriegsbeginn vor allem deutsche, später auch tschechische und italienische Facharbeiter, jedoch zu keiner Zeit Zwangsarbeiter. Das Kehlsteinhaus wurde im Namen der NSDAP Adolf Hitler zu seinem 50. Geburtstag (1939) geschenkt. Unter anderem war es zur Bewirtung von offiziellen Gästen gedacht. Hitler selbst war nur etwa zehn Mal (die Zahlen schwanken zwischen fünf und dreizehn Mal) zu Besuch auf dem Kehlsteinhaus, da ihm die Ausflüge dorthin zu lang und riskant waren. Vor allem kritisierte er, dass der Aufzugsschacht nicht sicher gegen Blitzeinschläge sei; auch einem Überraschungsangriff der Alliierten mit Bombern wäre man schutzlos ausgeliefert gewesen. Beim Fliegerangriff der Alliierten auf den Obersalzberg schließlich am 25. April 1945 war das Kehlsteinhaus eines der Hauptziele. Es wurde jedoch aufgrund der exponierten Lage im Hochgebirge nicht getroffen.

Zugang

Die Zufahrtsstraße, die 1938 nach 13 Monaten Bauzeit fertiggestellt wurde, beginnt in Hintereck und führt mit nur einer Kehre auf die Höhe von 1.700 m auf einen asphaltierten Platz. Die letzten 124 m bis zum Kehlsteinhaus können mit einem Aufzug überwunden werden, der im Inneren des Berges ebenfalls 124 m nach oben führt. Den Eingang zum Aufzug bildet ein Tor aus Granitquadern, das in einen ca. 130 m langen Gang führt. Der Aufzug selbst ist großteils mit Messing verkleidet und mit gepolsterten Sitzmöglichkeiten ausgestattet. Diese sind jedoch aufgrund des hohen Besucheraufkommens stets hochgeklappt.

Eingang zum Aufzug des Kehlsteinhauses

Ausstattung und Baukosten

Das Kehlsteinhaus besteht aus Arbeits-, Speise-, Wohn-, Wach- und Ruhezimmer, Küche, Waschräumen und einem großen Keller. Im Teeraum wurde Marmor vom Untersberg und aus Carrara vermauert. Der Marmor des Kamins wurde von Mussolini gestiftet. Die Baukosten beliefen sich damals auf 30 Millionen Reichsmark. Nach heutigem Wert betragen die Baukosten ca. 150 Millionen Euro. Das Haus war nach einer Bauzeit von einem Jahr fertiggestellt.

Nutzung nach dem Krieg

Nach der Freigabe durch die amerikanische Besatzungsmacht an den Freistaat Bayern wurde die Sprengung erwogen. Durch den Einsatz des damaligen Landkreises Berchtesgaden konnte dies verhindert werden. Der Landkreis erhielt das Nutzungsrecht an der Straße und dem Kehlsteinhaus, welches er zuerst dem Alpenverein verpachtete und später vom Fremdenverkehrsverband Berchtesgaden verwaltet wurde. Auf Initiative des Landkreises Berchtesgaden hat das Land Bayern 1960 das Kehlsteinhaus in eine Stiftung eingebracht. Die Erlöse der Berchtesgadener Landesstiftung, im Volksmund Kehlsteinstiftung, kommen gemeinnützigen Zwecken im Landkreis Berchtesgadener Land zugute. Die Verwaltung erfolgt durch den nunmehrigen Tourismusverband Berchtesgaden-Königssee, das Kehlsteinhaus ist verpachtet, die Buslinie an die RVO vergeben.

Eine Ausstellung im Haus arbeitet die Geschichte auf.

Tourismus

Das Kehlsteinhaus ist heute Anziehungspunkt für Heerscharen von Ausflüglern. Insbesondere amerikanische Gäste werden vom Eagle's Nest und dessen Mythos, der in der „braunen“ Vergangenheit begründet liegt, angezogen.

Für heutige Urlauber bietet das Kehlsteinhaus einen leicht zu erreichenden grandiosen Panoramablick über die Berchtesgadener Alpen. Vom direkt benachbarten Hohen Göll mit seiner Westwand kann der Blick über den Königssee, den Watzmann, den Hochkalter, den Untersberg bis nach Salzburg schweifen. Da die Kehlsteinstraße für den öffentlichen Verkehr gesperrt ist, muss der Aufstieg entweder zu Fuß (z.B. von der Roßfeldhöhenringstraße über einen steilen Asphaltweg zum Platz vor dem Aufzugstollen) oder mit Hilfe der regelmäßig verkehrenden RVO-Busse zurückgelegt werden. Im Kehlsteingärtchen oberhalb des Kehlsteinhauses findet sich, teils mit Erklär-Täfelchen erläuterte, Alpenflora, unter anderem auch seltenere Pflanzen, die unter strengem Naturschutz stehen.

Der Kehlstein ist Ausgangspunkt für eine Tour über den Mannlgrat - ein Klettersteig, der direkt am Ende des Rundwegs beginnt und zum Gipfel des Hohen Gölls führt.

Über die Wintermonate ist das Kehlsteinhaus geschlossen (etwa November bis April).

Blick vom Anstieg zum Hohen Göll auf Mannlgrat und Kehlstein

Aufstieg

  • Vom Parkplatz Berlerkaser (1150m über N.N.) an der Roßfeldhöhenringstraße (leichte Wanderung, ca. 2 Stunden)
  • Vom Parkplatz Sonneck an der Bergstation der Obersalzbergbahn (leichte Wanderung, ca. 2½ Stunden)
  • von der Scharitzkehlalm über das Endstal (Kehlsteinstraße ist während des Busverkehrs auch für Fußgänger gesperrt!)
  • Vom Purtscheller Haus oder dem Carl-von-Stahl-Haus über den Mannlgrat (nur mit Klettersteigausrüstung zu begehen!)

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