Kurzfühlerschrecken
Kurzfühlerschrecken | ||||||||||||
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![]() Romalea guttata Houttuyn | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Caelifera | ||||||||||||
Ander 1936 | ||||||||||||
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Die Kurzfühlerschrecken (Caelifera) sind eine Ordnung der Insekten und gehören zu den Fluginsekten (Pterygota). Wie bei den meisten Insektentaxa ist die genaue Zahl der existierenden Arten unklar. Selbst die Zahl der beschriebenen Arten ist nicht genau bekannt, wird im Orthoptera Species File aber mit etwa 10.000 angegeben. In Mitteleuropa kommen ungefähr 100 Arten vor.
Beschreibung
Die Körperlänge der Tiere beträgt zwischen 7 und 75 mm, die Art Tropidacris cristata kann bis zu 120 mm lang werden und eine Flügelspannweite von maximal 230 mm erreichen. Fast alle Kurzfühlerschrecken sind Pflanzenfresser und ernähren sich primär von Gräsern und Kräutern. Die kleinen Dornschrecken (Tetrigoidea) haben sich weitgehend auf Algen und Moose spezialisiert.
Wie die Vertreter der Langfühlerschrecken besitzen die Kurzfühlerschrecken eine sehr auffällige Umgestaltung der Hinterbeine zu Sprungbeinen. Aus diesem Grunde werden die beiden Ordnungen auch häufig als eine Ordnung namens Springschrecken (Saltatoria) zusammengefasst. Da die genauen Verwandtschaftsverhältnisse vor allem gegenüber den Gespenstschrecken noch nicht geklärt sind, ist diese Taxonbildung noch sehr umstritten.
Weitere Merkmale der Kurzfühlerschrecken sind die namensgebenden kurzen Antennen, die im Gegensatz zu denen der Langfühlerschrecken aus maximal 30 Gliedern bestehen und manchmal keulenartig verdickt sind. Die Tiere besitzen Facettenaugen und kauend-beißende Mundwerkzeuge. Besonders das erste Brustsegment ist kräftig entwickelt. Die Vorderflügel der Tiere sind schmal und verhärtet und bedecken die größeren Hinterflügel in der Ruhestellung. Die Hinterflügel können bei einigen Arten wie den Ödlandschrecken auffällig blau oder rot gefärbt sein. Zur Eiablage, wobei die Eier häufig in den Boden eingegraben werden, ist der Hinterleib der Weibchen teleskopartig ausstreckbar und mit zwei Paar kräftigen Genitaldornen bestückt. Die Gehörorgane der Kurzfühlerschrecken finden sich an den Seiten des ersten Hinterleibssegmentes.
Lauterzeugung bei den Kurzfühlerschrecken
Der Großteil der weltweiten Arten von Kurzfühlerschrecken ist geräuschlos und zeigt bei der Balz optische Signale, wie etwa bunte Hinterbeine, Antennen oder die Flügel. Einige Arten sind in der Lage, Geräusche zu produzieren, insbesondere die in Mitteleuropa weit verbreiteten Gomphocerinae (Grashüpfer). Anhand dieser Gesänge lassen sich die Arten gut unterscheiden. Meist werden bei der Geräuscherzeugung die Hinterbeine an Adern der Vorderflügel gerieben. Dazu sind häufig entweder die Beine (Gomphocerinae) oder die Flügelkanten (Oedipodinae) mit Zähnchen, und die Gegenseite mit einer scharfen Kante bestückt. Neben diesen Stridulationsgeräuschen kommen auch andere Geräusche vor, etwa Flugschnarren, Trommeln mit den Hinterbeinen oder durch die Mandibeln erzeugte Geräusche, wie sie beispielsweise die Italienische Schönschrecke (Calliptamus italicus) von sich gibt.
Der Gesang der Männchen dient vor allem der Partnererkennung. Trotzdem kommt es gelegentlich auch zu Fehlpaarung zwischen Arten mit ähnlichen Gesängen.
Systematik der Kurzfühlerschrecken
Aktuell werden innerhalb der Gruppe der Kurzfühlerschrecken zwei Teilgruppen (Unterordnungen) unterschieden, die Feldheuschrecken (Acrididea) und die Grabschrecken (Tridacytlidea). Innerhalb der Feldheuschrecken kommen sieben rezente Überfamilien vor, darunter sind bei uns die Acridomorpha (Echte Feldheuschrecken) und Tetrigoidea (Dornschrecken) heimisch.
Feldheuschrecken - Acridoidea
Neben den bekannten Grashüpfern der Gattung Chorthippus finden sich in dieser Gruppe auch die berüchtigten Wanderheuschrecken Schistocerca gregaria und Locusta migratoria.
Folgende Arten der Feldheuschrecken kommen in Mitteleuropa vor:
- Feldheuschrecken - Acrididae
- Knarrschrecken - Calliptaminae
- Italienische Schönschrecke - Calliptamus italicus
- Gebirgsschrecken - Melanoplinae
- Alpenschrecke - Miramella alpina
- Gebirgsschrecke - Podisma pedestris
- Großschrecken - Cyrtacanthacridinae
- Knarrschrecken - Calliptaminae

- Ägyptische Knarrschrecke - Anacridium aegypticum (eingeschleppt)
- Ödlandschrecken - Oedipodinae
- Rotflüglige Schnarrschrecke - Psophus stridulus
- Pferdeschrecke - Celes variabilis
- Blauflügelige Ödlandschrecke - Oedipoda caerulescens
- Rotflügelige Ödlandschrecke - Oedipoda germanica
- Gefleckte Schnarrschrecke Bryodemella tuberculata
- Blauflügelige Sandschrecke - Sphingonotus caerulans
- Europäische Wanderheuschrecke - Locusta migratoria
- Grüne Strandschrecke - Aiolopus thalassinus
- Fluss-Strandschrecke - Epacromius tergestinus
- Grasschrecken - Acridinae
- Sumpfschrecke - Stethophyma grossum
- Lauchschrecke - Parapleurus alliaceus
- Grashüpfer - Gomphocerinae
- Große Höckerschrecke - Arcyptera fusca
- Kleine Höckerschrecke - Acryptera microptera
- Gefleckte Keulenschrecke - Myrmeleotettix maculatus
- Rote Keulenschrecke - Gomphocerippus rufus
- Sibirische Keulenschrecke - Aeropus sibiricus
- Große Goldschrecke - Chrysochraon dispar
- Kleine Goldschrecke - Chrysochraon brachyptera
- Gebirgsgrashüpfer - Stauroderus scalaris
- Feldgrashüpfer - Chorthippus apricarius
- Steppengrashüpfer - Chorthippus vagans
- Kiesbank-Grashüpfer - Chorthippus pullus
- Nachtigall-Grashüpfer - Chorthippus biguttulus
- Brauner Grashüpfer - Chorthippus brunneus
- Verkannter Grashüpfer - Chorthippus mollis
- Weißrandiger Grashüpfer - Chorthippus albomarginatus
- Wiesengrashüpfer - Chorthippus dorsatus
- Sumpfgrashüpfer - Chorthippus montanus
- Gemeiner Grashüpfer - Chorthippus parallelus (siehe auch unten "Hinweis")
- Bunter Grashüpfer - Omocestus viridulus
- Buntbäuchiger Grashüpfer - Omocestus rufipes
- Rotleibiger Grashüpfer - Omocestus haemorrhoidalis
- Gefleckter Heidegrashüpfer - Stenobothrus nigromaculatus
- Heidegrashüpfer - Stenobothrus lineatus
- Kleiner Heidegrashüpfer - Stenobothrus stigmaticus
- Zwerggrashüpfer - Stenobothrus crassipes (Österreich und ein winziges Reliktareal im Kyffhäusergebirge (Sachsen-Anhalt, Thüringen), ansonsten südosteuropäisch)
Dornschrecken - Tetrigoidea

Die Dornschrecken (Tetrigidae) kommen mit sechs Arten in Mitteleuropa vor. Typisch für diese Artengruppe ist der nach achtern verlängerte Halsschild (Pronotum), der Hinterleib und Flügel schützt. Bis vor kurzem galt diese Gruppe als geräuschlos. Es hat sich aber bei neueren Untersuchungen gezeigt, dass die Arten Vibrationen durch Trommeln mit den Mittelbeinen erzeugen. Bei der Balz werden aber vorwiegend optische Signale genutzt.
- Dornschrecken - Tetrigidae
- Säbel-Dornschrecke - Tetrix subulata
- Westliche Dornschrecke - Tetrix ceperoi
- Türks Dornschrecke - Tetrix tuerki
- Gemeine Dornschrecke - Tetrix undulata
- Langfühler-Dornschrecke - Tetrix tenuicornis
- Zweifleck-Dornschrecke - Tetrix bipunctata (bei dieser Art werden zwei Unterarten unterschieden, deren Status jedoch nicht gesichert ist)
Grabschrecken - Tridactylodea
In Mitteleuropa existieren nur zwei Arten dieser Gruppe, beide im Süden der Schweiz und Österreichs. Die häufigste Art ist die Grabschrecke Xya (Syn. Tridactylus) pfaendleri. Im Mittelmeergebiet findet sich beispielsweise die Dreizehenschrecke Tridactylus variegatus, die in selbstgegrabenen Höhlen in Ufernähe lebt und sich von Algen ernährt.
Hinweis
Als "Grashüpfer" bezeichnet der Volksmund oft jede Heuschrecke. Außerdem ist er auch eine Figur im Märchenschach.
Literatur
- Heiko Bellmann: Heuschrecken: beobachten, bestimmen, Naturbuch Verlag 1993, ISBN 3-894-40028-5
- Heiko Bellmann: Heuschrecken. Die Stimmen von 61 heimischen Arten. CD, Amp Europe 2004, ISBN 3-935-32948-2
- Siegfried Ingrisch, Günther Köhler: Die Heuschrecken Mitteleuropas, Westarp Wissenschaften 1998, ISBN 3-894-32461-9
- Peter Detzel: Heuschrecken Baden-Württembergs, Ulmer Verlag Stuttgart 1998, ISBN 3-800-13507-8
- Josef Szij: Die Springschrecken Europas, Die Neue Brehm-Bücherei Band 652, Westarp-Wissenschaften Hohenwarsleben 2004, ISBN 3-894-32910-6
- Heinrich Tauscher: Unsere Heuschrecken, Kosmos Frankh'sche Verlagsbuchhandlung Stuttgart 1986, ISBN 3-440-05617-1
- Bertrand&Hannes Baur, Christian&Daniel Roesti: Die Heuschrecken der Schweiz, Haupt Verlag Bern, 2006, ISBN 3-258-07053-9