Myanmar
Die Union Myanmar (Myanma Pye) - nach wie vor unter ihren alten Namen Birma oder Burma bekannt - ist ein Staat in Südostasien. Er grenzt an Bangladesch, Indien, China, Laos, Thailand und den Indischen Ozean.
Landesstruktur
Fläche: 677,500 km².
Einwohner: 46,800,000 (1998); davon 70% Birmanen, 8,5% Shan, 6,2% Karen (Christen), 4,5% Rohingya (Muslime), 2,4% Mon, 2,2% Tschin, 1,4% Kachin und andere Ethinien; ferner 1-2% Chinesen und 1% Inder.
Bevölkerungsdichte: 69 Einw./km². (1998)
Bevölkerungswachstum: 1,80 % (1998); 0,64 % (2000).
Lebenserwartung: 60 Jahre (1998).
Säuglingssterblichkeit: 75 pro Tausend (2000).
Alphabetisierung: 83,1 % (1995).
Sprachen: Birmanisch (70%), Sprachen der Minderheiten, Englisch (Handelssprache)
Religion: Buddhismus (89%), Christentum (4 %), Islam (4 %), Stammesreligionen und andere (3 %).
Hauptstadt: Yangon (Ragun) (3,500,000 Einw.) (1998).
Städte: Mandalay 600,000, Mawlamyine (Mulmein) 225,000, Bago (Pegu) 170,000, Pathein (Bassein) 150,000
Wirtschaft
Urbanisierung: 26 % (1998).
BIP: 51,5 Mrd. US-Dollar (1998).
BIP/Einw.: 1.100 US-Dollar (1998).
BIP/Sektor: Landwirtschaft: 59 %; Industrie: 11 %; Dienstleistungen: 30 % (1997).
Staat und Politik
Staatsform: Sozialistische Republik (seit 1974).
Staats- und Regierungschef: General Than Shwe (seit April 1992).
Parlament: Volksversammlung mit 485 für vier Jahre gewählten Abgeordneten (Wahl von 1990 vom Militärregime nicht anerkannt).
Politische Parteien: National League for Democracy (NLD), National Unity Party (NUP), Union Solidarity and Development Association (USDA), weitere acht Minoritäten-Parteien.
Geschichte
- 5./6. Jahrhundert: Der Buddhismus gelangt in den Formen des Hinayana, des Mahayana und des Tantrayana nach Burma.
- 1044-1077: König Anawratha gründet nach der Unterwerfung des Mon-Königs Thaton (1058) und der Eroberung des Irawaddi-Deltas das erste burmesische Reich (Reich von Pagan). Unter den verschiedenen buddhistischen Strömungen setzt sich der Theravada durch. Hochblüte der buddhistischen Kultur.
- 1273: König Narathihapate (1254-1286) verweigert Trubut-Zahlungen an das von den Mongolen beherrschte China und lässt eine Gesandtschaft des Mongolenherrschers Kublai Khan ( *1215, †1294) hinrichten.
- 1277-1287: Vier chinesische Strafexpeditionen fallen in Burma ein und zerstören das Reich von Pagan.
- 14. Jahrhundert: Entfaltung des südburmesischen Reichs der Mon mit der Hauptstadt Pegu. Erneute Blüte des Buddhismus.
- 1824-1826: Erster Britisch-Burmesischer Krieg. Burma muss Assam, Manipur, Arakan und Tenasserim an die Briten abtreten.
- 1852: Im Zweiten Britisch-Burmesischen Krieg muss Burma seine Küstengebiete an Großbritannien abtreten.
- 1885: Nach drei Kriegen (1824-1826, 1852 und 1885) wird Burma vollständig von Großbritannien unterworfen.
- 1886 (1.1.): Burma wird Teil von Britisch-Indien. Dem massiven Widerstand der Burmesen begegnet die Kolonialverwaltung mit massiven Vernichtungszügen und der Ausrottung ganzer Dörfer und Städte.
- 1937 (1.4.): Die Studentenbewegung der Thakin unter Führung von Aung San (*1916, †1947) verzeichnet erste Erfolge der Burmesen im Kampf gegen die britische Kolonialherrschaft. Burma wird aus dem indischen Staatsverband (Britisch-Indien [seit 1886]) herausgelöst und erhält als eigenständige Kronkolonie innere Autonomie.
- 1942 (16.1.): Zweiter Weltkrieg: Japanische Offensive zur Eroberung Burmas.
- 1943 (1.8.): Das japanisch besetzte Burma erklärt seine Unabhängigkeit (Regierungschef: Ba Maw ) und erklärt den USA und Großbritannien den Krieg.
- 1945 (März): Die burmesische Befreiungsarmee unter General Aung San verbündet sich mit den Alliierten gegen die japanische Besatzungsmacht. Nach Kriegsende Rückeroberung Burmas durch die Briten.
- 1946 (26.9.): Aung San wird Ministerpräsident
- 1947 (19.7.): Aung San fällt einem Attentat zum Opfer. U Nu (*1907, †1995) wird dessen Nachfolger (bis 1956).
- 1948 (4.1.): Burma wird in die Unabhängigkeit entlassen. Sao Shwe Thaik (†1962) wird erster Präsident der Burmesischen Union.
- 1948-1949: Separatistische Bestrebungen ethnischer Minderheiten (vor allem der christlichen Karen ) und Aufstände kommunistischer Gruppen erschweren eine Stabilisierung des Landes.
- 1952 (August): U Nu entwirft Pläne für einen Wohlfahrtsstaat nach buddhistischem und sozialistischem Vorbild. Das Projekt scheitert in den folgenden Jahren an inneren Schwierigkeiten.
- 1954-1956: Sechstes buddhistisches Konzil der Theravada-Tradition in Rangun.
- 1958 (28.10): U Nu übergibt das Amt des Ministerpräsidenten an General Ne Win (*1911).
- 1960 (4.4.): U Nu wird erneut Ministerpräsident.
- 1961: Der Burmese Sithu U Thant (*1909, †1974) wird Generalsekretär der Vereinten Nationen (bis 1971).
- 1962 (2.3.): Nachdem anhaltende separatistische Bestrebungen der Shan die staatliche Einheit gefährden, unternimmt General Ne Win einen Staatsstreich. Ein Revolutionsrat unter seiner Führung übernimmt die Regierung. Ne Win umreißt in einer Deklaration den »burmesischen Weg zum Sozialismus« (soziale Gerechtigkeit, Gleichheit aller Volksgruppen, Kampf gegen Verwestlichung, Schaffung von Genossenschaften). Als Vorsitzender des Revolutionsrates amtiert Ne Win gleichzeitig als Staatspräsident (bis 1981).
- 1963 (15.2.): Der Revolutionsrat beschließt die Verstaatlichung des Groß- und Einzelhandels, der Banken und der Industrie.
- 1967 (Juni): Der Versuch der chinesischen Botschaft in Rangun, die maoistische »Kulturrevolution« auch auf Burma auszudehnen, führt zu einem ernsthaften Konflikt mit der Volksrepublik China und zu Ausschreitungen gegen die in Burma ansässigen Chinesen.
- 1971 (15.12.): Von seinem thailändischen Exil ruft der frühere Ministerpräsident U Nu zum bewaffneten Widerstand gegen das Militärregime von Ne Win auf.
- 1981 (9.11.): U San Yu (*1919, †1996) löst General Ne Win als Staatspräsident ab.
- 1987/1988: Fortschreitende Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage, Streiks und Studentenunruhen erschüttern das Land.
- 1988 (Juli): Nach sich ausweitenden Unruhen verliert General Ne Win seine Machtbasis; auch Staatspräsident U San Yu tritt zurück. Neuer Staatschef wird Sein Lwin (27.7.), der sich jedoch nur drei Wochen halten kann. Ihm folgt am 19.8. – wiederum für nur einen Monat – U Maung Maung Kha (*1925, †1994) im Amt nach (bis 18.9.).
- 1988 (18.9.): General Saw Maung (*1928, †1997) putscht sich an die Macht und entmachtet Staatspräsident U Maung Maung Kha. Am 21.9. übernimmt er auch das Amt des Ministerpräsidenten.
- 1989 (26.5.): Burma wird in Myanmar und die Hauptstadt Rangun in Yangon umbenannt.
- 1990 (27.5.): In ersten freien Wahlen erlangt die oppositionelle »Nationale Liga für Demokratie« (NLD) einen überwältigenden Sieg. Die Militärs verweigern jedoch die Anerkennung des Wahlergebnisses, bleiben im Amt und verstärken die Repression.
- 1991 (14.10.): Die Regimegegnerin Aung San Suu Kyi (*1945), Tochter des Staatsgründers Aung San, erhält den Friedensnobelpreis.
- 1992 (23.4.): General Than Shwe (*1933) wird neuer Staats- und Regierungschef.
- 1995 (10.7.): Der seit 1989 bestehende Hausarrest für Aung San Suu Kyi wird aufgehoben.
- 1996 (Mai): Das Militärregime lässt über 500 Funktionäre, Politiker und Anhänger der NLD verhaften.
- 1997 (13.2.): Die Militärs erobern das Hauptquartier der aufständischen »Karen National Union«, die seit 1948 im Grenzgebiet zu Thailand für einen eigenen Staat kämpft.
- 1997 (23.7.): Myanmar wird Mitglied der »Association of Southeast Asian Nations« (ASEAN).
- 2000 (Juli): Nach dreijähriger Schließung erlaubt die Militärregierung die Widereröffnung von 30 Universitäten und Hochschulen.
- 2000 (August): Die vor fünf Jahren aufgehobene Bewegungsfreiheit von Aung San Suu Kyi wird erneut eingeschränkt.