Judo
Judo (jap. 柔道, jūdō, wörtlich sanfter Weg) ist eine asiatische/japanische Kampfsportart.
Motto: "Siegen durch Nachgeben"
Begründer: Professor Jigoro Kano
Judo/Jiu-Jitsu Vorläuferformen wurden Anfang des 20. Jahrhunderts für den Wettkampf angepasst. Es wurden alle tödlichen Techniken entfernt, um aus einer reinen Selbstverteidigungskunst ein Training für Körper und Geist zu machen. Die verbliebenen Techniken sind hauptsächlich Würfe, Haltetechniken, Hebel und Würger.
Die Entwicklung des Judo
Ursprünge
Die Ursprünge der japanischen Selbstverteidigungskünste liegen im Dunkel der Geschichte. Aller Wahrscheinlichkeit nach wurden sie zwischen dem achten und zehnten Jahrhundert von chinesischen Mönchen nach Japan gebracht. Die Japaner kultivierten diese dann zu einer echten Kunst. An den Höfen der Daimyos, der Fürsten, wurden diese Verteidigungs- oder Kampftechniken, sowohl mit, als auch ohne Waffe, von den Samurai, der Kriegerkaste, geübt. Die Samurai lebten nach ihrem Ehrenkodex, dem "Bushido". Treue, grenzenlose Ergebenheit gegenüber ihrem Herren, unbedingte Pflichterfüllung, die Einhaltung eines gegebenen Wortes, absolute Verschwiegenheit, Tapferkeit und Todesverachtung, das waren die Grundsätze des Bushido. Es war von der konfuzianischen Lehre und dem Zen-Buddhismus stark beeinflusst. Die Zeit der Samurai endete Mitte des 19. Jahrhunderts (mit der Meiji-Restauration 1868). Das, fast 700 Jahre dauernde, Shogunat wurde abgeschafft und der Kaiser übernahm wieder die Macht im Lande. Die Samurai mussten ihre Waffen ablegen. Die Wirksamkeit der alten Waffen (Schwerter, Spieße, Bogen usw.) war ohnehin durch die Entwicklung der Feuerwaffen (Gewehre, Pistolen) nicht mehr gegeben.
Judo im modernen Japan
Es begann das moderne Japan. Die waffenlose Selbstverteidigung geriet fast in Vergessenheit.
Am Hofe des japanischen Kaisers unterrichtete gegen Ende des 19. Jahrhunderts der deutsche Medizinalrat Erich Bälz. Ihm fiel die schwache Konstitution seiner Studenten auf und er empfahl ihnen, zur Stärkung die alten Samuraitechniken zu üben (diese Geschichte, wonach Bälz letztlich der Auslöser für das Üben der Samuraitechniken war, wird oft erzählt, ist jedoch nicht bewiesen).
Einer seiner Schüler, der junge Jigoro Kano, übte bei verschiedenen der letzten Meister der fast vergessenen Kampfkünste. Aus den dort erlernten Techniken entwickelte er das moderne Judo, indem er die alten Kriegskünste von ihren brutalen und gefährlichen Elementen befreite. Stöße, Schläge, Tritte und viele Hebeltechniken wurden ersatzlos gestrichen. Die verbleibenden Techniken ermöglichten nun einen sportlichen Zweikampf, ohne dass Verletzungen zu befürchten waren. Diesen neuen Sport nannte er "Judo" (benannt nach der Jiu-Jitsu Schule Judo). Zu deutsch: "Sanfter" oder "weicher Weg".
Er gründete 1882 eine eigene Schule, den "Kodokan" (heute in Tokio), wo er seinen neuen Sport lehrte. (Kodokan heißt: "Ort zum Studium des Weges"). Auch heute noch ist der Kodokan das "Mekka" des Judo.
Der Weg in den Westen
1906 kamen japanische Kriegsschiffe zu einem Freundschaftsbesuch nach Kiel. Die Gäste führten dem deutschen Kaiser ihre Nahkampfkünste vor. Wilhelm II war begeistert, und er ließ seine Kadetten in der neuen Kunst unterrichten. Der damals bedeutendste deutsche Schüler war der Berliner Erich Rahn. Noch im gleichen Jahr gründete er die erste Schule für asiatische Kampfkünste in Deutschland. Damals nannte man diese Techniken noch "Jiu-Jitsu". 1922, nach Ende des 1. Weltkrieges, fanden die ersten Meisterschaften statt, bei denen Erich Rahn Sieger blieb. Es dauerte jedoch noch recht lange, bis die Sportler, in den eigentümlichen weißen Kitteln, endgültig anerkannt wurden. 1934 wurden die ersten Europameisterschaften in Dresden ausgerichtet. Durch den 2. Weltkrieg wurde die Entwicklung dann unterbrochen. Bis 1948 war der Judosport durch die Alliierten verboten. 1953 wurde der Deutsche Judobund gegründet und 1956 vom deutschen Sportbund anerkannt. Bei den Olympischen Spielen in Tokio, 1964, war erstmals Judo als olympischer Sport zu sehen. Bei der Judo-Weltmeisterschaft 1979 in Paris errang Detlef Ultsch als Mitglied der DDR-Nationalmannschaft den ersten Judo-Weltmeistertitel für Deutschland. Heute wird Judo in über 150 Ländern, sowohl von Frauen, als auch von Männern ausgeübt.
Judo Praxis
Ausbildung
Die Judoka tragen eine knöchellange weiße Baumwollhose und darüber eine halblange weiße Jacke (Judo-Gi) aus Baumwolle die durch einen farbigen Gürtel (Obi) zusammen gehalten wird. An der Gürtelfarbe kann man den Ausbildungsstand des Judoka erkennen. Jeder Anfänger beginnt mit einem weißen Gürtel. Nach entsprechender Trainingszeit kann er eine Prüfung vor einer Prüfungskommision ablegen. Für die erste Prüfung muss der Anfänger zumindest 3 Würfe, Falltechniken und verschiedene Kombinationen im Boden zeigen. Der Prüfling demonstriert die Techniken mit dem Partner. Nach abgelegter Prüfung erhält der Anfänger das Recht und die Pflicht den entsprechenden Gürtel zu tragen.
Gürtel
Die Gürtelfarben: Schülergürtel (Kyu)
- weiß (9. Kyu)
- weiß/gelb (8. Kyu)
- gelb (7. Kyu)
- gelb/orange (6. Kyu)
- orange (5. Kyu)
- orange/grün (4. Kyu)
- grün (3. Kyu)
- blau (2. Kyu)
- braun (1.Kyu)
Meistergürtel (Dan)
- schwarz für den 1. bis 5. Dan
Großmeistergürtel (Dan)
- rot-weiß für den 6. bis 8. Dan
- rot für den 9. und 10. Dan
Ideelle Gürtel
- weiß für den 11. und 12. Dan, aber doppelt so breit wie bei den Schülern
Gürtel oberhalb des 5. Dan können nicht durch Ablegen einer Prüfung erreicht werden. Sie werden ausschließlich verliehen. Eine höhere Graduierung als zum 10. Dan ist weltweit nicht möglich! Lediglich Professor Jigoro Kano, dem Begründer des Judo, hat man nach seinem Tode den 11. Dan verliehen. Der 12. Dan ist für Menschen nicht erreichbar. Der Geist, die Idee des Judo soll den 12. Dan tragen. Der weiße Gürtel des 11. und 12. Dan weist darauf hin, dass auch der größte Meister immernoch "nur" ein Schüler ist.
Siehe auch: Schwarzgurt
Wettkampf
Die Kampfzeit beträgt für Frauen und Männer 5 Minuten. Die Kämpfe werden auf einer quadratischen Matte von in der Regel 8x8 Metern ausgetragen. Der Wettkampf wird durch einen Matten(kampf)richter und zwei zusätzliche Kampfrichter (=Außenrichter) bewertet, die an gegenüberligenden Ecken der Kampffläche sitzen.
Für die ausgeführten Techniken und Aktionen der beiden Wettkämpfer kann der Kampfrichter vier verschiedene Bewertungen und verschiedene Strafen vergeben. Wertungen sind Ippon (voller Punkt), Waza-ari (halber Punkt), Yuko (technischer Vorteil) und Koka (kleiner technischer Vorteil). Bestrafungen werden bezeichnet als Hansokumake (Disqualifikation), Keikoku (schwerer Verstoß), Chui (ernstlicher Verstoß), Shido (leichter Verstoß). Bei der Vergabe der höchsten Wertung (Ippon) oder der höchsten Bestrafung (Hansokumake) wird der Kampf (ähnlich wie bei einem KO beim Boxen) vorzeitig abgebrochen. Nach der neuen Wettkampfordnung gibt es nur noch die Strafe "Shido" und Hansokumake. Beim vierten Aussprechen der Strafe Shido erfolgt die Disqualifikation durch Hansokumake, das heißt 4 Shidos entsprechen einem Hansokumake.
Ein Ippon (voller Punkt) wird vergeben, wenn einer der Kämpfer mit Schwung und in guter Technik auf den Rücken geworfen wird, er bei einem Hebel oder einem Würger aufgibt oder er 25 Sekunden auf dem Rücken am Boden liegend und ohne Befreiungsmöglichkeit festgehalten wird.
Die anderen Wertungen werden entsprechend vergeben, wenn die Ausführung des Wurfes nur teilweise erfolgreich war (weniger Schwung, nur teilweise auf den Rücken bzw. auf das Gesäß geworfen usw.). Bei einer Festhaltetechnik werden folgende Wertungen gegeben:
- 10 bis 14 Sek. -> Koka,
- 15 bis 20 Sek. -> Yuko,
- 20 bis 24 Sek. -> Waza-ari
- 25 Sek. -> Ippon
Klassische Kampfwertungen:
- Koka: 1/8 Punkt : in anderen Systemen : 3 Punkte
- Yuko: 1/4 Punkt : in anderen Systemen : 5 Punkte
- Waza-ari: 1/2 Punkt : in anderen Systemen : 7 Punkte
- Ippon: 1 Punkt (Sieg) : in anderen Systemen : 10 Punkte
Bemerkungen: Eine höhere Wertung übertrifft immer niedrigerer Wertungen. So übertrifft ein Waza-ari immer eine beliebige Zahl an Yuko oder Koka. Ein Yuko übertrifft immer eine beliebige Zahl an Koka. Der zweite Waza-ari führt immer zu einem Ippon und damit zu einem vorzeitigen technischen Sieg.
Für Kinder und Jugendliche gelten leicht modifizierte Regeln.
Siehe auch: Liste der Judoka
Judo in Deutschland
In Deutschland gibt es einen nationalen Judobund (Deutscher Judobund). Diesem wiederum unterstehen die 18 Judolandesverbände. Die Landesverbände organisieren die regionalen Meisterschaften und stellen die regionalen Kampfrichter- und Gürtelprüfungsordnungen.