Politik
Politik, das Öffentliche, die zielgerichteten Handlungen und Ordnungen, die allgemein verbindliche Regeln sozialer Gemeinschaften oder eines oder mehrerer Staaten bestimmen. Der Begriff wird aus dem griechischen Begriff 'Polis' für 'Stadt' oder 'Gemeinschaft' abgeleitet.
Allgemein bezeichnet Politik den Prozess, durch gezieltes Handeln mehrerer Akteure, (Interessengruppen, Parteien, Organisationen oder Personen) zu allgemein verbindlichen Entscheidungen zu kommen. Meist wird Politik auf Parteien, Politiker und Entscheidungen, die für einen Staat oder mehrere Staaten (Internationale Politik) gelten, bezogen. Politik bestimmt jedoch auch die Beziehungen einzelner gesellschaftlicher Gruppen, Unternehmen und Organisationen zueinander. Ebenso betreiben auch Gruppen mit verschiedenen Interessen innerhalb einer Organisation durch gezieltes Argumentieren und Agieren Politik, um ihre Ziele zu erreichen. Manche weiten den Begriff der Politik selbst auf die Privatsphäre aus (expansionistischer Politikbegriff), siehe z.B. partizipatorische Demokratie oder Frauenbewegung.
Politik hat naturgemäß mit Machteinfluss zu tun, der positiv wie negativ verwendet werden kann. Politik im Staat ist erst dadurch möglich, dass der Staat die wesentliche Machtfunktion inne hat (Machtmonopol) und die Menschen durch die erzwungene Teilnahme am Staat bindet. Der Erfolg von Politik misst sich im Ansammeln von Macht (zum Beispiel Wählerstimmen).
In der deutschen Wissenschaft wird häufig unter Rückgriff auf die Begriffsausdifferenzierung in der amerikanischen political science auf die drei Dimensionen 'polity', 'politics' und 'policy' verwiesen, um den Begriff der Politik genauer zu erfassen.
- Polity beschreibt den institutionellen Aspekt der Politik, also die verfassungsmässige Ordnung einer Gesellschaft, ihre Institutionen und Akteure.
- Politics beschreibt den Aspekt des politischen Prozesses, also den Vorgang, wie Entscheidungen zustande kommen.
- Policy fasst schließlich den inhaltlichen Aspekt von Politik, etwa die Ergebnisse, also verbindliche Entscheidungen, die Politik hervorbringen soll, aber auch die Wünsche und Bedürfnisse der Gesellschaft, die an das politische Entscheidungssystem herangetragen werden.
Der Begriff Politik fasst alle drei genannten Dimensionen zusammen.
Die Unterscheidung der theoretischen Kernelemente ist eine weitere Möglichkeit, den Begriff Politik genauer zu bestimmen. Politik ist danach der Vorgang und das Ergebnis eines Ringens um Legitimität (siehe auch die Legitimitätsbegriffe bei Max Weber), Souveränität, Autorität und Macht.
Der wissenschaftlichen Beschäftigung mit Politik widmet sich die Politikwissenschaft.
Eine Übersicht der Politikthemen in Wikipedia bietet das Portal Politik.
Geschichte der Politik
Altertum
Früh befassten sich Gelehrte damit, wie Politik auszusehen hat, dabei waren die Fragen: 'Was ist eine gute und gerechte Staatsordnung?' und 'Wie erlangt man wirklich Macht im Staat?' im Mittelpunkt der Diskussion. Schon im Altertum vergleicht beispielsweise Aristoteles (384 bis 322 v. Chr.) alle ihm bekannten Verfassungen (Politische Systeme) und entwickelte eine auch heute viel zitierte Typologie in seinem Werk 'Politik'. Neben der Anzahl der an der Macht Beteiligten (einer, wenige, alle) unterschied er zwischen einer guten gemeinnützigen Ordnung (Monarchie, Aristokratie, Politie) und einer schlechten eigennützigen Staatsordnung (Tyrannis, Oligarchie, Demokratie). Erste geschriebene Gesetze belegen, dass Politik sich nicht nur mit den Herrschenden, sondern auch früh schon mit sozialen Regeln befasste, die bis heute überliefert wurden. Der Codex Hammurapi (Babylon, ca. 1700 v. Chr.) oder das Zwölftafelgesetz (Rom, ca. 450 v. Chr.) sind Beispiele verbindlicher Regeln , die sicher als Ergebnis von Politik gewertet werden können. Befasst man sich mit den Politikern der Römischen Republik und dem Römischen Kaiserreich, erkennt man viele Elemente damaliger Politik auch heute noch. Es wurde mit Kreide Wahlwerbung an die an Hauswände geschrieben (etwa in Pompeji). Es gab einen komplexen Regierungsapparat und hitzige Rivalität zwischen den Amtsträgern. Korruption war ein Thema der Gesetzgebung und römischer Gerichtsverhandlungen. Briefe Ciceros an einen Verwandten belegen, wie gezielt die Wahl in ein Staatsamt auch taktisch vorbereitet wurde.
Mittelalter
Mit dem Verfall des Römischen Reiches verlor Politik in Europa wieder an Komplexität und die Gemeinwesen wurden wieder überschaubarer, Konflikte kleinräumiger. In der Zeit der Völkerwanderung und des frühen Mittelalters war Politik mehr kriegerische Machtpolitik und weniger durch Institutionen und allgemein akzeptierte Regeln geprägt. Je stärker der Fernhandel, Geld und Städte wieder an Bedeutung gewannen, desto wichtiger wurden wieder feste Machtzentren gebraucht und desto wichtiger wurden Institutionen. Beispielsweise bildeten sich die Hanse als Interessen und Machtverbund einflussreicher sich selbst regierender Städte. Wichtiges relativ konstantes Machtzentrum war die katholische Kirche. Aus sozialen Gemeinschaften, die bestimmten Führern die Treue schworen (Personenverbandstaat) wurden langsam Erbmonarchien mit festen Grenzen.
Neuzeit
In Frankreich entwickelte sich der Urtypus des absolutistischen Herrschers, in England entstand die an Recht und Gesetz gebundene konstitutionelle Monarchie. Dort waren bald auch die wohlhabenden Bürger offiziell an der Politik beteiligt. Mit der Zeit wurde dann das Zensuswahlrecht auf größere Teile der Bevölkerung ausgeweitet. In der Zeit der Aufklärung erdachten Gelehrte neue Modelle der Staatskunst. Statt Niccolo Machiavellis Modell der absoluten Macht, das sein Buch 'Der Fürst' (Il Principe) zeichnete, definierte John Locke das Modell der Gewaltenteilung. Die Bürgerlichen Freiheiten wurden durch verschiedene Philosophen gefordert und mit Thomas Jeffersons Menschenrechtserklärungen und der amerikanischen Verfassung begann die Zeit der modernen Verfassungsstaaten. Die französische Revolution und die Feldzüge Napoleons wälzten Europa um. Mit dem Code Civile in Frankreich wurden die Bürgerrechte festgelegt, überall fielen allmählich die Standesschranken. Politik wurde zu einer Angelegenheit des ganzen Volkes. Es entstanden Parteien, die zuerst von außen eine Opposition organisierten, um später selbst die Regierung zu stellen. Einige Parteien wie die SPD oder später die Grünen entstanden aus sozialen Bewegungen wie der Arbeiterbewegung oder der Anti-Atom- und Friedensbewegung, andere formierten sich vor einem religiösen Hintergrund (Zentrum). Im 20. Jahrhundert kam es schließlich zur Herausbildung internationaler Organisationen mit zunehmenden Einfluss auf die Politik. Der erste Versuch im sogenannten Völkerbund eine Völkergemeinschaft zu bilden, scheiterte mit dem Zweiten Weltkrieg. Heute existieren neben den Vereinten Nationen als Vereinigung aller souveränen Staaten im Bereich der Wirtschaft zusätzlich die Welthandelsorganisation WTO. Im Übergang zwischen Internationaler Organisation und föderalen Staat befindet sich die Europäische Union.
Zitate:
- Politik ist die Summe der Mittel, die nötig sind, um zur Macht zu kommen und sich an der Macht zu halten und um von der Macht den nützlichsten Gebrauch zu machen, ... Politik ist also der durch die Umstände gebotene und von den Vermögen (virtu) des Herrschers oder des Volkes sowie von der spezifischen Art der Zeitumstände abhängige Umgang mit der Macht. (Machiavelli, um 1515)
- Politik ist das Streben nach Machtanteil oder nach Beeinflussung der Machtverteilung, sei es innerhalb eines Staates oder zwischen den Menschengruppen, die er umschließt. (Max Weber, 1919)
- Politik ist der Komplex sozialer Prozesse, die speziell dazu dienen, das Akzept administrativer (Sach-)Entscheidungen zu gewährleisten. Politik soll verantworten, legitimieren und die erforderliche Machtbasis für die Durchsetzung der sachlichen Verwaltungsentscheidungen liefern. (Luhmann)
Politikbereiche
- nach der räumlichen Abgrenzung
- nach Sachgebieten
- Arbeitsmarktpolitik
- Außenpolitik
- Behindertenpolitik
- Bildungspolitik
- Drogenpolitik
- Familienpolitik
- Finanzpolitik
- Forschungspolitik
- Frauenpolitik
- Geschlechterpolitik
- Gesundheitspolitik
- Innenpolitik
- Internationale Politik
- Landwirtschaftspolitik
- Minderheitenpolitik
- Sozialpolitik
- Steuerpolitik
- Technologiepolitik
- Umweltpolitik
- Verkehrspolitik
- Verteidigungspolitik
- Wirtschaftspolitik
- Wissenschaftspolitik
Politische Systeme und Ideologien
Anarchismus -- Demokratie -- Faschismus -- Kommunismus -- Konservatismus -- Politischer Liberalismus --Marxismus -- Nationalismus -- Parlamentarismus -- Sozialdemokratie -- Sozialismus -- Totalitarismus
klassische politische Denker
Platon -- Aristoteles -- Althusius -- Niccolo Machiavelli -- Baruch de Spinoza -- Jean Bodin -- Hugo Grotius -- Charles de Montesquieu -- Jean-Jacques Rousseau -- Thomas Hobbes -- John Locke -- John Stuart Mill -- Karl Marx -- Max Weber -- John Rawls -- Hannah Arendt
Siehe auch: Politische Partei, Parteien, Politiker, Blockadepolitik, Politikverdrossenheit, Gewaltenteilung, Föderalismus, Politikversagen, Regierungsform, Reformen, Revolution, Post-Politik, Ordnungspolitik
Weblinks
- http://www.arbeitnehmerkammer.de/sozialpolitik/ - Informationen zu Rechtsgrundlagen und aktuellen Themen der Sozialpolitik in der Bundesrepublik Deutschland
- http://www.bpb.de/ - Bundeszentrale für politische Bildung
- http://www.bzga.de/ - Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
- http://www.politik-digital.de/
- http://www.epo.de - Entwicklungspolitik Online
- Frieden.tk - Grosse Linksammlung, viele andere politische Themen, z.B Publizieren - Radio und Onlinezeitungen selbermachen
- Bessereweltlinks.de - 30.000 politische Links
Eine Übersicht der Politikthemen in Wikipedia bietet das Portal Politik.