Propsteikirche St. Johannes Baptist

Die Propsteikirche St. Johannes Baptist Dortmund ist eine der vier innerstädtischen Kirchen Dortmunds. Die Kirche liegt südlich des Westenhellwegs und westlich des Hansaplatzes. Sie ist die einzige katholische Kirche der Dortmunder City.
Geschichte
Das Dominikaner Kloster

Der 1215 gegründete Dominikanerorden versuchte ab 1309 mehrfach, sich in Dortmund anzusiedeln. Dies gelang zunächst jedoch nicht, die Mönche wurde wiederholt vertrieben. 1330 gelangt es schließlich doch und das Dominikanerklostern wurde als drittes Kloster der Reichsstadt Dortmund gegründet. Zwischen 1331 und 1353 errichtete der Orden dann ein erstes Kirchenbauwerk.
Die erste Kirche wurde als dreijochiger Chor mit einem 5/8 Schluss ausgeführt. Nach Fertigstellung erfolgte die Kirchweihe im Jahre 1354. Schon bald wurde die Kirche erweitert. Der Anbau eines asymmetrischen, dreischiffigen, dreijochigen Langhauses zur gotischen Hallenkirche wurde 1404 zunächst ohne Gewölbe begonnen. Das nördliche Seitenschiff wurde dabei erheblich schmaler ausgeführt. Nach der Fertigstellung des Gewölbes wurde die Kirche im Jahre 1458 geweiht. Das spätgotische Bauwerk wurde im Stil der Bettlerorden ohne einen Kirchturm errichtet. Dem vorrangigen Sinn, Ort des mönchischen Gebets zu sein, entspricht das nahezu gleiche Längenverhältnis von Chor und Langhaus.
1521 wurde dann die Sakristei, die heutige Andachtskapelle eingewölbt.
Im Jahre 1816 wurde das Kloster der Dominikaner aufgehoben.
Die katholische Pfarrkirche

In der Reformation wurde zunächst alle vier innerstädtischen Kirchen Dortmunds evangelisch. Gegen 1800 waren die beiden anderen Klöster verfallen und 1819 wurde St. Johannes Baptist die ersten katholische Pfarrkirche in Dortmund nach der Reformation. 1859 wurde die Kirche zur Propsteikirche erhoben. Die ehemaligen Klostergebäude fanden als Pfarrhaus und Schulgebäude neue Verwendung.
Im Schulhaus des Propsteihofes wurde an 17. Januar 1820 der Kunsthistoriker Wilhelm Lübke geboren. Ein Gedenkstein am ehemaligen Lehrerhaus erinnert heute daran.
Während der Industrialisierung und dem damit verbundenen Zuzug vornehmlich katholischer Arbeitskräfte aus dem Osten stieg die Anzahl der Gemeindemitglieder stark an. Die Gemeinde wuchs auf etwa 30.000 Mitglieder. Um die Gemeindemitglieder besser zu verwalten, kam es zu zahlreichen Abpfarrerungen. Die erste Neugründung die aus der Probsteigemeinde hervorging, war die naheliegende Liebfrauenkirche. Vor dem zweiten Weltkrieg zählte die Gemeinde dann 12.000 Mitglieder.

Der Propst der Gemeinde war Mitte des 19. Jahrhunderts maßgeblich an der Gründung des St.-Johannes-Hospitals beteiligt.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche 1943 bei Bombenangriffen auf die Dortmunder Innenstadt bis auf die Umfassungsmauern zerstört. Die wichtigsten Kunstschätze der Kirche waren jedoch zuvor ausgelagert worden, sodass sie den Krieg überstanden. Der Wiederaufbau der Kirche wurde zwischen 1947 und 1964 vollzogen.
Im Zusammenhang mit dem Wiederaufbau wurde 1954 auch der heutige, als Stahlkonstruktion gefertigte Kirch- und Glockenturm aufgesetzt. In diesem befinden sich seitdem vier Glocken.
Vom ursprünglichen dreiflüglichen Klosterbauwerk, das zwischen 1331 und 1428 errichtet wurde, und seinen Nebengebäuden, wie Brauhaus, Bäckerei und Mühle, sind im Original nur Teile des Ostflügels erhalten. Dieser wurde nach Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg zwischen 1947 und 1966 wiederhergestellt.
Die Propsteigemeinde betreibt in Kooperation mit der Liebfrauengemeinde mit dem Christinenstift ein Seniorenheim und den Kindergarten Liebfrauen.
Im Rahmen der Errichtung des Katholischen Zentrums wurde 1982 der Südflügel und der nördliche Kreuzgang erneuert.
Am 1. September 2005 wurde die Turmspitze mit Wetterhahn erneuert. Die neue, rund sieben Meter hohe und 350 Kilo schwere Konstruktion aus Edelstahl besteht aus Kugel, Kreuz und Wetterhahn und wurde mit Hilfe eines Hubschraubers auf das Kirchenbauwerk gehoben.
Kunstschätze
Der Altar des Derick Baegert
Zu den herausragenden Kunstschätzen der Propsteikirche gehört ein spätgotischer Hochaltar-Retabel des Weseler Malers Derick Baegert aus den 70er Jahren des 15. Jahrhunderts. Auf der linken Tafel findet sich im Hintergrund die älteste Abbildung der Stadt Dortmund. Der insgesamt 7,80 Meter breite und 2,30 Meter hohe Altar beeindruckt durch den Figurenreichtum und die Fülle der im realistischen Stil dargestellten Szenen.
Vorlage:Highlight1 colspan="3"|Derick Baegert - Altarretabel in der Propsteikirche | ||
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Der dreiflügelige Altar des Derick Baegert
Der linke Flügel stellt die heilige Sippe dar, insgesamt 25 Männer und Frauen. In einer grünen, sanft hügligen Landschaft vor einer Burg und der Stadtsilhouette von Dortmund sind die mit Namen versehenen Figuren um den Thron der heiligen Maria mit dem Jesuskind gruppiert. Auf der Rückseite der Tafel findet sich unter anderem die Stifterfigur des Dominikanermönchs und Priors Johann von Asseln.

Die große, mittlere Tafel (Breite: 3,90 Meter) zeigt vor dem Hintergrund einer eindrucksvollen Stadtkulisse, laut Rolf Fritz Jerusalem mit dem Tempel[1], die Kreuzigungsszene. Links befindet sich hinter einer Gruppe um die heilige Veronika mit dem Schweißtuch ein Selbstbildnis des Malers, nach Elisabeth Baxhenrich-Hartmann das älteste bekannte Selbstbildnis eines Malers in Nordwesteuropa[2]. Im Hintergrund wird in kleinen Szenen die Geschichte der Kreuzigung bis zur Kreuzabnahme und Grablegung erzählt.
Im Zentrum dieser Tafel steht das Kreuz mit dem sterbenden Jesus. Aus dem Lanzenstich in die Seite fließt Blut. Maria Magdalena umklammert das Kreuz, dessen realistische Verankerung mit Keilen in einer Steinfassung ins Auge fällt. Im Hintergrund steht eine große Gruppe Bewaffneter in reich geschmückten Gewändern, zum Teil zu Pferde. Im Kontrast zur ohnmächtig niedersinkenden Maria und ihren Helfern wirkt die Gruppe der Kriegsleute unbeteiligt und scheint das Geschehen nicht zu registrieren. Die Mittelgruppe wird begrenzt durch die Kreuze der beiden Mitverurteilten, links der böse, rechts der bereuende Schächer. Der Himmel hinter den Szenen, in leuchtendem Goldgrund ausgeführt, hebt die Stadtkulisse und eine windmühlenbestandene Hügelkette hervor. Rechts von der Kreuzigungsszene geraten die um den Besitz Jesu würfelnden Söldner in Streit und gehen mit dem Messer aufeinander los.
Der rechte Flügel zeigt die Anbetung der heiligen drei Könige. Vor einem stilisierten Stall befindet sich die heilige Familie, umstanden von den Königen mit ihren Geschenken. Aus der mittelalterlichen Landschaft im Hintergrund nähert sich das berittene Gefolge, bewaffnet und teilweise auf Musikinstrumenten spielend. Kleine Engelfiguren schweben über Maria und dem Kind und tragen einen Baldachin.
Weitere Sehenwürdigkeiten

Weiterhin erwähnenswert ist ein Fragment eines Retabels der Rosenkranzbruderschaft des Kölnischen Meister Hilgardus aus dem Jahr 1523. In der Kirche sind zudem eine Stiftertafel des 15. Jahrhundert und ein Graduale aus dem 14. Jahrhundert zu sehen.
Die Statue der Muttergottes mit dem Kinde stammt von Tilman van der Burch und wurde von Hilger auf eine Entstehung vor 1480 datiert[3]. Die 1,57 hohe Figur im Stil der ausgehenden Spätgotik steht im nördlichen Seitenschiff. Ins Auge fällt die lebendige Körperhaltung der zugleich irdischen und himmlischen Marienfigur. Der reiche Faltenwurf des Kleides und des Mantels betonen die Körperhaltung. Das unbekleidete Christkind scheint den Betrachter anzusehen.
Die Probsteikirche Propsteikirche birgt seit 1982 als Reliquie ein Knochenstück des Heiligen Reinoldus , das anlässlich der 1100-Jahrfeier nach Dortmund zurückkam.
Die Orgel
Die Orgel der Kirche, im Jahre 1988 durch den Orgelbauer Siegfried Sauer erbaut, wird häufig für Konzerte genutzt. Die Orgel hat 52 Register verteilt auf drei Manuale und Pedal. Sie besitzt eine mechanische Traktur , eine 64fache Setzerkombination und eine mechanisch-elektrischische Koppel. Auf der Sauer-Orgel wurden bislang zwei CD-Produktionen eingespielt.
Quellen und Anmerkungen
- ↑ Rolf Fritz, Derick Baegert, Hochaltar der Propsteikirche Dortmund, a.a.O., S. 14
- ↑ Elisabeth Baxhenrich-Hartmann, Der Hochaltar des Derick Baegert in der Propsteikirche zu Dortmund, a.a.O., S. 115
- ↑ Hans Peter Hilger, Die Marienleuchter und weitere spätgotische Bildwerke in der Propsteikirche in Dortmund, a.a.O., S. 122-127
Literatur
- Wolfgang Rinke: Dortmunder Kirchen des Mittelalters. Dortmund 1991, ISBN 3-7932-5032-6
- Wolfgang Rinke: Der Altar in der Probsteikirche zu Dortmund – Geschichte, Kunstgeschichte, Bildbeschreibung. Cramers Kunstanstalt, Dortmund 1992. ISBN 3-924302-53-7
- Wolfgang Rinke: Memoria im Bild: Das Altar-Retabel des Derick Baegert aus Wesel in der Propsteikirche zu Dortmund. Bielefeld 2004.
- Rolf Fritz, Museum für Kunst- und Kulturgeschichte Dortmund, Derick Baegert, Hochaltar der Propsteikirche Dortmund, Dortmund 1963
- Elisabeth Baxhenrich-Hartmann, Der Hochaltar des Derick Baegert in der Propsteikirche zu Dortmund, Studien zur Kunst- und Dominikanergeschichte Dortmunds in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts, Dortmund 1984
- Hans Peter Hilger, Die Marienleuchter und weitere spätgotische Bildwerke in der Propsteikirche in Dortmund, in: Westfalen, 1975, S. 100-129
- Oliver Neumann: Die Dortmunder Propsteikirche - ein historischer Bilderbogen, Dortmund 1992, ISBN 3-7932-5081-4