Generation haram
Diese Baustelle befindet sich fälschlicherweise im Artikelnamensraum. Bitte verschiebe die Seite oder entferne den Baustein {{Baustelle}} .
|
Generation haram - Warum Schule lernen muss, allen eine Stimme zu geben ist das im Jahr 2020 veröffentlichte Buch der österreichischen Journalistin und Publizistin Melisa Erkurt. Auf circa 190 Seiten verknüpft Erkurt ihre Beobachtungen von (Mehrfach-)Benachteiligungen an sogenannten "Brennpunktschulen" mit größeren strukturellen Diskriminierungsproblemen der österreichischen Gesellschaft. Dabei lässt sie ihre eigenen Erfahrungen als Arbeiterkind mit bosnischer Migrationsgeschichte, als Germanistik-Studierende und Deutschlehrerin im österreichischen Bildungssystem einfließen. Erkurt kritisiert das Schulsystem dafür, dass es von Anfang an nicht allen Kindern und Jugendlichen die gleiche Chance gibt, da es für autochthone SchülerInnen konstruiert ist und somit SchülerInnen, die Migrationsgeschichte haben und Alltagsdiskriminierung ausgesetzt sind, strukturell diskriminiert. Erkurt stellt basierend auf ihren Beobachtungen und Gesprächen mit im Bildungswesen tätigen Personen Forderungen für ein System auf, in welchem Chancengleichheit nicht nur versprochen, sondern umgesetzt wird.[1] Generation haram prägte den österreichischen Diskurs um Bildung und Migration und wurde darüber hinaus im gesamten deutschsprachigen Raum rezipiert.[2]
Entstehungsgeschichte
Bereits 2016 veröffentlichte Erkurt beim Magazin biber einen Artikel mit dem Titel "Generation haram". In diesem schrieb Erkurt über das Jugendwort haram und dessen Verwendung von muslimischen Schülern gegenüber deren muslimischen Mitschülerinnen. Erkurt hatte als Schulprojektleiterin im Rahmen des "Newcomer-Projektes von biber beobachtet, wie muslimische Schüler das Verhalten ihrer Mitschülerinnen zu regulieren versuchten, während sie selbst außer der scheinbar islamischen Verbotskultur wenig über den Islam und seine Werte zu sagen wussten.[3] Die Themen des Artikels (die von Erkurt beobachtete neue Verbostkultur und radikale Tendenzen unter muslimischen Jugendlichen) werden zwar in Erkurts Buch kurz aufgegriffen, jedoch hat Generation Haram, den bereits im Untertitel angedeuteten Schwerpunkt: Das Buch Generation haram geht darum, dass Schule allen eine Stimme geben muss.[3][4]
Nach drei Jahren als Schulprojektleiterin für das "Newcomer-Projekt" von biber und nach ihrem bereits 2016 abgeschlossenen Lehramtsstudium für Deutsch und Psychologie beschloss Erkurt 2018, selbst an einer Schule zu unterrichten, um sich ein eigenes Bild von den Problemen zu machen, über die Sabine Wiesinger in ihrem 2018 veröffentlichtem Kulturkampf im Klassenzimmer geschrieben hatte. Erkurt unterrichtete für das Schuljahr 2018/2019 an einer Wiener AHS mit einen über achtzigprozentigen Anteil an SchülerInnen mit Migrationsbiografie.[5] Nach einem Jahr beschloss Erkurt zurück in den Journalismus zu gehen, um ihre Stimme für die strukturell benachteiligten SchülerInnen einzusetzen. Erkurt hatte für sich befunden, dass sie durch das Plädieren für strukturelle Änderungen mehr bewirken könne als durch ihre Arbeit als Lehrerin. Ihre Entscheidung für das vorläufige Ende ihrer Tätigkeit als Lehrerin bezeichnete sie als "eine der schwierigsten Entscheidung [ihres] Lebens". (DKH Video Min. 08:34-09:15 Seitenangabe raussuchen!)
Generation haram berichtet über dieses Unterrichtsjahr und stellt eine Art Gegenentwurf zu Erfahrungsberichten wie Sabine Wiesingers Kulturkampf im Klassenzimmer dar.[6] Während Erfahrungsberichte aus dem Klassenzimmer bis dato von autochthonen Lehrpersonen verfasst wurden, schreibt Erkurt als Person mit Migrationsgeschichte über ihre eigenen Erfahrungen mit dem österreichischen Bildungssystem. Generation Haram widmet sie dabei allen, "die nie eine Chance hatten."[7] Sie schreibt für und über Personen, die wie sie zu den BildungsverliererInnen des österreichischen Schulsystems zählen.[4][8]
Inhalt
Generation haram zeigt die Ungleichbehandlung von sozio-ökonomisch dis-privilegierten Kindern in der österreichischen Gesellschaft und spezifisch im Schulsystem auf. Dabei steht vor allem die strukturelle Benachteiligung von Kindern mit Migrationsgeschichte im Fokus, wobei Menschen mit Migrationshintergrund den größten Anteil der sozio-ökonomisch Benachteiligten darstellen. Als Spiegel der österreichischen Gesellschaft trägt Erkurt zu Folge das Schulsystem maßgeblich zur Verfestigung der Ungleichheiten bei. Unter anderem geschieht dies durch die Voraussetzung von materieller und infrastruktureller Ausstattung in den Elternhäusern, durch Zuschreibungen und anderen Formen der Diskriminierung in den Schulen selbst, durch einseitige für autochthone SchülerInnen erstellte Lehrpläne, sozio-ökonomisch unausgewogenen Lernendengruppen und zu wenig (diverses) Personal.[9]
Forderungen
- eine totale Entprivatisierung (SZ Marija Barisic)
- Themen vom ORF.at übernehmen
Form
Generation haram ist in erzählend-anekdotisch geschrieben und diagnostiziert das österreichische Bildungssystem.[1]
- Inwiefern das Buch wissenschaftlich ist, wie es diesbezüglich eingeordnet und bewertet wird (Veronika Bernard)
- keine wertfreie Sprache (Kritik von Veronika Bernard)
Rezeption
Generation haram ist vor allem in Österreich stark rezipiert worden und hat den medialen Diskurs in Österreich rund um Migration und Schule geprägt. Besonders ist dabei, dass Erkurt eine der einzigen Personen im österreichischen Bildungsdiskurs ist, die selbst eine Migrationsgeschichte hat.[2] Dass Erkurt die Benachteiligung der sozio-ökonomisch Dis-Privilegierten anspricht, veranschaulicht und zur Grundlage ihrer Forderung für Verbesserungen im Schulsystem macht, kann darüber hinaus als Alleinstellungsmerkmal des Buches gewertet werden.[10]
Generation haram wurde trotz der spezifischen Kritik am Schulsystem Österreichs im gesamten deutschsprachigen Raum rezipiert, wobei sich der FAZ zu Folge "die geschilderten österreichischen Verhältnisse weitgehend auf Deutschland übertragen lassen."[11] Von der FAZ und DerStandard wurden vor allem die Passagen gelobt, in denen Erkurt die SchülerInnen selbst zu Wort kommen lässt, von ihren eigenen Diskriminierungserfahrungen oder von denen ihrer SchülerInnen berichtet. Erkurt wird außerdem für ihre Beobachtungsgabe, ihre Empathie und ihre treffende Kritik gelobt und das Werk selbst als "streitlustig und kämpferisch, manchmal auch spöttisch"[11] beschrieben.[11][12] Eine vor allem in den Paratexten häufig zitierte Kritik stammt von dem deutsch-bosnischen Schriftsteller Saša Stanišic. Er schreibt: „Das Buch von Melisa Erkurt sollte Lektüre werden in der Ausbildung von Pädagog*innen und Lehrkräften. Es zeigt präzise, pragmatisch, konstruktiv die Verfehlungen und Unwegsamkeiten der Bildungssysteme, in denen viele Kinder aus ‚bildungsfremden‘ Familien auf der Strecke bleiben … Eine Wucht!“[13]
Einer der Kritikpunkte an Erkurts Buch ist der leicht irreführende Titel Generation haram. Zwar stellt Erkurt damit einen Bezug zu ihrem 2016 im biber erschienen Artikel "Generation haram" her, jedoch werden die Themen aus dem Artikel in dem Buch selbst kaum aufgegriffen.[12][11] Des Weiteren wird Erkurts Begründung für die Bezeichnung von Diskriminierung gegenüber muslimischen Personen als "antimuslimischen Rassismus" von der FAZ als "[w]enig überzeugend"[11] befunden. Außerdem hätte der FAZ zu Folge der starke Fokus auf die Erfahrungen von muslimischen Personen zugunsten der größeren Gruppe an migrantischen Personen aufgegeben werden können.[11]
- Erkurt polarisiert tlw: keine Wertfreie Sprache (Bernard)
Platzierung auf Bestseller-Listen (??)
Auftritte
Erkurt wurde nach erscheinen ihres Werkes vielfach zu ihrem Buch und zum Thema Migration und Schule interviewt. So diskutierte sie beispielsweise in der Video-Reihe "MITREDEN" von Der Standard mit dem damaligen Bildungsminister Heinz Faßmann über die Situation an Österreichs Schulen und war in der Ausgabe der ZIB 2 am 26. August 2020 zu Gast.[14][15] Am 27. Oktober 2020 waren Erkurt und Sabine Wiesinger, Autorin von Kulturkampf im Klassenzimmer, zu einem vom ÖIF organisierten Podiumsgespräch eingeladen.[16] Die Bilder die die beiden Autorinnen über die Situation an Schulen zeichnen unterscheiden sich vor allem in der Beschreibung der migrantischen SchülerInnen. Erkurt wirft Wiesinger vor, rassistische Vorurteile zu haben, welche in Kulturkampf im Klassenzimmer zum Ausdruck kämen, und Wiesinger befindet Generation haram als zu eindimensional.[8] Außerdem war Erkurt Interviewpartnerin in der 21. Folge der Ali Mahlodji Show, welche am 19. August 2020 als auf YouTube und als Podcast ausgestrahlt wurde.[17]
Auszeichnungen
2020: Bruno-Kreisky-Preis für das politische Buch – Sonderpreis „Arbeitswelten-Bildungswelten“
(Anm. Jahreszahl muss im Melisa Erkurt-Hauptartikel korrigiert werden)
Literatur
Generation haram. Warum Schule lernen muss, allen eine Stimme zu geben. 2. Auflage, Paul Zsolnay Verlag, 2020, ISBN 978-3-552-07210-7.[18]
Weblinks
- Generation haram - dasbiber
- Talk Im DKH - Melisa Erkurt (YouTube)
- Ali Mahlodji - #21 Journalistin & Autorin Melisa Erkurt über die Lüge der Leistungsgesellschaft (YouTube) und Ali Mahlodji - #21 Journalistin & Autorin Melisa Erkurt über die Lüge der Leistungsgesellschaft (Spotify)
Videoquellen --> Johanna zum zitieren fragen!! Welche möchte ich verlinken?
Einzelnachweise
- ↑ a b Veronika Bernard: Melisa Erkurt (2020): Generation Haram. Warum Schule lernen muss, allen eine Stimme zu geben - Rezension. In: Diskurs Kindheits- und Jugendforschung/Discourse. Journal of Childhood and Adolescence Research. Vol.16, Nr. 1, 2021, ISSN 1862-5002, S. 128, doi:10.3224/diskurs.v16i1.11.
- ↑ a b Talk Im DKH - Melisa Erkurt. In: Keuninghaus to Go / Kulturbetrieb der Stadt Dortmund/NRW. YouTube, abgerufen am 26. Juli 2022.
- ↑ a b Melisa Erkurt: Generation haram. In: biber. 6. Dezember 2016, abgerufen am 29. April 2022.
- ↑ a b Simon Hadler (Text), Alice Pfitzner (Interview): „GENERATION HARAM“ - Schule und Migration radikal neu denken. In: ORF.at. 18. August 2020, abgerufen am 5. Mai 2022.
- ↑ Melisa Erkurt: Generation haram. S. 9–10.
- ↑ Dr. Ronald Bilik: Rezension - "Generation Haram". In: hpd - Humanistischer Pressedienst. 7. September 2020, abgerufen am 5. Mai 2022.
- ↑ Melisa Erkurt: Generation haram - Warum Schule lernen muss, allen eine Stimme zu geben. S. 5.
- ↑ a b Marija Barišić: "Die Hülyas und Alis sind keine Problemschüler". In: Süddeutsche Zeitung. 19. Januar 2021, abgerufen am 15. Mai 2022.
- ↑ Veronika Bernard: Melisa Erkurt (2020): Generation Haram. Warum Schule lernen muss, allen eine Stimme zu geben. S. 128–129.
- ↑ Veronika Bernard: Melisa Erkurt (2020): Generation Haram. Warum Schule lernen muss, allen eine Stimme zu geben. S. 129.
- ↑ a b c d e f Uwe Ebbinghaus: Es geht nicht darum, die Eltern ins Boot zu holen. In: Frankfurter Allgemeine. 6. Dezember 2020, abgerufen am 14. Mai 2022.
- ↑ a b Eric Frey: Erkurts "Generation Haram" hinter Tür 3: Generation ohne Stimme. In: derStandard.at. Der Standard, 3. Dezember 2020, abgerufen am 28. April 2022.
- ↑ Melisa Erkurt: Generation haram. In: Hanser Literaturverlage. Abgerufen am 26. Juli 2022.
- ↑ DER STANDARD mitreden: Sind Migranten in Österreichs Schulen wirklich chancenlos? Abgerufen am 26. Juli 2022.
- ↑ ZIB 2: Journalistin Erkurt über Schule und Migrationshintergrund (26.8.2020). Abgerufen am 26. Juli 2022.
- ↑ Livestream: ÖIF-Podiumsgespräch mit Melisa Erkurt und Susanne Wiesinger. Abgerufen am 26. Juli 2022.
- ↑ #21 Journalistin & Autorin Melisa Erkurt über die Lüge der Leistungsgesellschaft. In: YouTube. 19. August 2022, abgerufen am 27. Juli 2022.
- ↑ Bruno-Kreisky-Preis. Bruno-Kreisky-Preis für das Politische Buch. In: Renner Institut. Abgerufen am 15. Mai 2022.