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Wallenstein

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Albrecht von Wallenstein

Albrecht Wenzel Eusebius von Waldstein, besser bekannt als Wallenstein, (tschechisch Albrecht z Valdštejna, * 24. September 1583 in Hermanitz/Heřmanice, Böhmen, heute: Tschechien; † 25. Februar 1634 in Eger/Cheb) war ein mächtiger General zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Er kämpfte auf Seite des Kaisers und der Katholiken, fiel später jedoch in Ungnade und wurde von kaiserlichen Offizieren getötet.

Kindheit und Jugend

Nach dem frühen Tod seiner Eltern Wilhelm von Waldstein und Margarete Smiricky, die sich zum böhmisch-evangelischen Glauben bekannt hatten, brachte einer seiner mütterlichen Oheime, Albrecht Slawata v. Koschumberg, den 14jährigen Wallenstein nach Olmütz in ein Konvikt der Jesuiten, wo derselbe zur katholischen Kirche übertrat, ohne sich jedoch je durch kirchlichen Eifer hervorzutun.

Herangewachsen, besuchte er die Universität Altdorf und bereiste in Begleitung des berühmten Mathematikers Peter Vergundus Holland, England, Frankreich und Italien, wo er sich zu Bologna und Padua mathematischen und astronomischen Studien widmete. Aus Italien zurückgekehrt, trat er bei dem Kaiser Rudolf II. in Kriegsdienste und erhielt nach einigen Feldzügen gegen die Türken eine Hauptmannsstelle.

Nach dem Frieden (1606) kehrte er nach Böhmen zurück und vermählte sich mit einer betagten Witwe, Lukretia Nekyssowa v. Landeck, nach deren Tod (1614) ihm ansehnliche Güter in Mähren zufielen, während er auch 14 Güter von seinem Oheim erbte. 1617 unterstützte er den Erzherzog Ferdinand im Krieg mit Venedig durch eine Anzahl Reiter und Fußvolk und trug viel zur Rettung der belagerten Festung Gradisca bei. Nach dem Frieden ward er zum kaiserlichen Obersten ernannt und bei seiner Vermählung mit Isabella Katharina, der Tochter des Grafen Harrach, Günstlings Ferdinands, in den Grafenstand erhoben.

Laufbahn

Bei dem Aufstand der böhmischen und mährischen Stände 1618 Oberst eines mährischen Reiterregiments, schloss er sich seinen Landsleuten nicht an und flüchtete, als sein Regiment ihn verließ, mit der Kriegskasse zu Ferdinand, der ihm das Kommando eines auf Wallensteins Kosten in Flandern geworbenen Kürassierregiments übertrug. Mit diesem leistete Wallenstein bei der Niederwerfung des böhmischen Aufstandes 1619-20 wichtige Dienste, obwohl er an der Schlacht am Weißen Berge nicht teilnahm.

Bei dem Strafgericht über die Teilnehmer an der Empörung wusste Wallenstein seine Habgier durch die Erwerbung eines ungeheueren Güterkomplexes zu befriedigen, indem er teils durch schamlose Beraubung einer unglücklichen Base die reichen Besitzungen der Familie seiner Mutter an sich brachte, teils durch enorme Forderungen an die kaiserliche Kasse für geleistete Vorschüsse und Kosten und durch Zahlung schlechten Geldes 1622-24 von dem nachlässigen Ferdinand Güter im Wert von 5 Mill. Gulden erlangte, für die er kaum 1 ½ Mill. in echter Münze bezahlte.

Schon damals dachte er daran, die Herrschaft Friedland, zu deren Herzog er 1623 erhoben wurde, zu einem selbständigen Fürstentum zu machen. Als der Kaiser durch den niedersächsischen Bund 1625 in neue Bedrängnis kam, erbot sich Wallenstein, ein Heer von ca. 20.000 Mann auf eigne Kosten auszurüsten und zu besolden, wogegen er nur "unbedingte Vollmacht über die Erhebung von Geld und Naturalien in den feindlich gesinnten Provinzen des Reichs" verlangte, wozu der Kaiser seine Einwilligung gab. Auf diese Weise wusste Wallenstein nicht bloß seine Armee zu erhalten und sich selbst zu bereichern, sondern auch durch militärische Zucht und ökonomische Verwendung der Mittel die völlige Aussaugung der betroffenen Lande zu vermeiden und ihnen die Existenz zu ermöglichen.

General

Am 25. Juli 1625 zum Generalissimus und Feldmarschall ernannt, zog Wallenstein von Böhmen nach der Weser und näherte sich im Herbst der Elbe, wo er das Halberstädtische besetzte und am 25. April 1626 bei Dessau einen vollständigen Sieg über den Grafen von Mansfeld erfocht. Als dieser zu Ende des Jahrs seinen Zug durch Schlesien nach Siebenbürgen unternahm, um sich mit Gábor Bethlen zu vereinigen, folgte ihm Wallenstein und vereitelte so den feindlichen Angriffsplan.

1627 vereinigte sich Wallenstein mit Tilly und Herzog Georg von Lüneburg in Lauenburg zur Eroberung von Mecklenburg, Holstein, Schleswig und Jütland, die noch vor Ablauf des Jahrs bewirkt wurde. Unterdessen hatte der Kaiser Friedland zu einem erblichen Herzogtum erhoben und am 1. September 1627 Wallenstein das schlesische Herzogtum Sagan mit der Herrschaft Priebus verkauft, und zur Deckung für noch nicht abgetragene Kriegskosten wurde ihm nach Absetzung der beiden Herzöge von Mecklenburg die Herrschaft über Mecklenburg (Januar 1628), 1629 auch die herzogliche Würde übertragen. Zugleich wurde er zum General des Baltischen und ozeanischen Meers ernannt, um den Krieg zur See zu führen und dem Haus Habsburg durch Vernichtung der Holländer auch die Herrschaft im Norden Europas zu verschaffen.

Zu diesem Zweck unternahm Wallenstein 1628 die Eroberung Pommerns. Er entwickelte zwar als Admiral der Nord- und Ostsee eine außerordentliche Tätigkeit, musste aber von Stralsund nach viermonatlicher Belagerung unter großen Verlusten abziehen.

Mit rücksichtsloser Anmaßung und gebieterischem Ton war Wallenstein stets den deutschen Reichsständen, auch den katholischen Fürsten, entgegengetreten und hatte, wo es die Erhaltung seines Heers galt, ihre Rechte sehr oft mit Füßen getreten. Das höhere Ziel, welches Wallenstein neben der Befriedigung seines Ehrgeizes und seiner Habsucht verfolgte, war nicht die Herrschaft des Katholizismus, sondern die Herstellung einer unbeschränkten kaiserlichen Militärherrschaft.

Immer wieder wurden Klagen über Wallenstein am kaiserlichen Hof laut; sein heftigster Gegner war das Haupt der Liga, Maximilian, der Kurfürst von Bayern, der durch Wallensteins Militärmacht in den Hintergrund gedrängt wurde. Da nun der Kaiser nach dem Erlass des Restitutionsedikts und der Landung des schwedischen Königs Gustav Adolfs in Pommern die Hilfe der Liga nicht entbehren konnte, musste er 1630 auf dem Kurfürstentag zu Regensburg die Entlassung Wallensteins zugestehen. Derselbe zog sich hierauf in seine Residenz Gitschin zurück, wo er in königlicher Pracht lebte, in so feindseliger Gesinnung gegen den Kaiser, dass er sogar 1631 mit Gustav Adolf über eine gemeinsame Aktion in übrigens erfolglose Unterhandlungen sich einließ.

Gustav Adolfs siegreiches Vordringen überzeugte den Kaiser bald von der Notwendigkeit, den Herzog von Friedland wieder an die Spitze des Heers zu stellen. Wallenstein lehnte die Einladung, an den kaiserlichen Hof zu kommen, ab, und es war des Fürsten Eggenberg ganze Überredungskunst nötig, ihn zu vermögen, sich wenigstens der Bildung eines neuen Heers von 50.000 Mann zu unterziehen (Dezember 1631).

Schon in den ersten Tagen des Aprils (1632) war dasselbe organisiert. Erst als sich Ferdinand im Vertrag von Znaim zu neuen Zugeständnissen herbeigelassen, dass künftig geistliche oder höfische Einflüsse ihm nicht in den Weg treten, das Pacifikationswerk im Reich durch Zurücknahme des Restitutionsedikts gefördert werden, bis zum Frieden Wallenstein "oberster Generalissimus des Reichs, Österreichs und Spaniens sein" und "keinen unabhängigen Heerführer neben sich haben", im Fall des Verlustes von Mecklenburg ein andres Reichsfürstentum, einstweilen das schlesische Fürstentum Glogau pfandweise, erhalten, endlich in den eroberten Landen die höchsten kaiserlichen Prärogative, Konfiskation und Begnadigung, üben solle, übernahm Wallenstein den Oberbefehl dauernd.

Nachdem er in kurzer Zeit die Sachsen aus Böhmen geworfen, wandte er sich nach Nürnberg, um Bayern von den bis nach München vorgedrungenen Schweden zu befreien. Einen Angriff, welchen Gustav Adolf auf sein Lager bei Fürth machte, schlug er 3. September 1632 ab und zwang den König, seine dortige Stellung aufzugeben.

Während Gustav Adolf Bayern aufs Neue bedrohte, wendete sich Wallenstein nach Sachsen, wo er aber am 16. November von jenem bei Lützen geschlagen wurde. Mit rücksichtsloser Strenge ließ er in Böhmen, wohin er sich zurückzog, eine Anzahl hoher Offiziere, welchen er den Verlust der Schlacht beimaß, hinrichten oder ihrer Ehre und ihres Ranges entkleiden, um die Disziplin und das militärische Ehrgefühl wiederherzustellen.

Im Frühjahr 1633 marschierte Wallenstein nach Schlesien, wo sächsische, brandenburgische und schwedische Truppen eingedrungen waren und sich fast aller festen Plätze bemächtigt hatten. Obschon denselben an Stärke überlegen, beschränkte sich Wallenstein auf unbedeutende Unternehmungen und knüpfte bald Unterhandlungen über den Frieden im Reich mit den feindlichen Befehlshabern, namentlich mit seinem alten Untergebenen, dem sächsischen General Arnim, an, zu welchen er ermächtigt war, und welche er mit Vorwissen des Wiener Hofs führte.

Diese Unterhandlungen blieben erfolglos, da der Kaiser zu wenig nachgiebig war. Auch mit Frankreich trat Wallenstein in "geheime Verbindung", ging jedoch auf den Plan, ihn zum König von Böhmen zu erheben, nicht ein.

Im Herbst ergriff er plötzlich wieder die Offensive. Zuerst drängte er die Sachsen und dann die Brandenburger in ihr Land zurück, nahm hierauf am 23. Oktober ein schwedisches Korps von 5000 Mann und 60 Geschützen bei Steinau a. O. gefangen und entsendete sogleich ein Korps nach Brandenburg, während er selbst mit der Hauptmacht in die Lausitz marschierte, wodurch er den Kurfürsten Georg Wilhelm von Brandenburg zum Waffenstillstand nötigte und Görlitz und Bautzen einnahm. Da traf ihn der Befehl des Kaisers, sofort durch Böhmen in die Oberpfalz zu marschieren, um dem von den Schweden bedrängten Kurfürsten von Bayern zu Hilfe zu kommen.

Wallenstein marschierte, obwohl der Winter vor der Tür und er leidend war, bis Cham vor (November), kehrte aber, da ein Winterfeldzug an der Donau und die Wiedereroberung Regensburgs untunlich sei, im Dezember nach Böhmen zurück, wo er die erschöpften Truppen Winterquartiere beziehen ließ. Diese Vorgänge wurden von der Wallenstein feindlichen Partei am Wiener Hof, an deren Spitze der König von Ungarn Ferdinand III., der spanische Gesandte Oñate und der Hofkriegsratspräsident Graf Schlick standen, benutzt, um Wallenstein der Unbotmäßigkeit, ja des Verrats anzuklagen. Auch dem Kaiser war der eigenwillige Feldherr längst unbequem, noch mehr die Pflicht, die er auf sich genommen, ihn für Mecklenburg zu entschädigen, was auf Reichskosten unmöglich war, da Wallenstein keine entscheidenden Siege erfochten und keine erheblichen Eroberungen gemacht hatte.

Als Wallenstein darauf in seinem Hauptquartier zu Pilsen den Obersten seine Absicht kundgab, der Umtriebe seiner Feinde wegen abzudanken, drängten ihn dieselben, seine Abdankung aufzuschieben, und unterzeichneten bei einem Bankett (12. Januar 1634) einen Revers, der sie zum Ausharren beim Generalissimus auch für den Fall, dass der Kaiser ihn entlasse, verpflichtete. Zugleich nahm Wallenstein die Friedensunterhandlungen mit Sachsen wieder auf und war entschlossen, auch gegen den Kaiser mit Sachsen im Bunde den Frieden im Reich herzustellen und sich das ersehnte Reichsfürstentum zu sichern.

Inzwischen begann der Kaiser, der von Spanien und Bayern durch übertriebene, unwahre Berichte aufgestachelt wurde, die Armee Wallenstein abtrünnig zu machen. Gallas, Aldringer und Piccolomini wurden gewonnen, und 24. Januar unterzeichnete der Kaiser ein Patent, durch welches der Herzog des Kommandos entsetzt und die Obersten, denen man (mit Ausnahme von Ilow und Trčka) Verzeihung versprach, angewiesen wurden, Gallas zu gehorchen. Einen Handstreich auf Pilsen, um Wallenstein gefangen zu nehmen, wagten Aldringer und Piccolomini jedoch nicht.

Dennoch wuchs die kaiserliche Autorität in Wallensteins Heer, und bei einer zweiten Versammlung der Obersten in Pilsen (19. Februar) erlangte Wallenstein nur unter Vorbehalt des kaiserlichen Dienstes das erneute Versprechen des Gehorsams. Als daher Wallenstein nach Erlass eines zweiten kaiserlichen Patents vom 20. Februar, welches ihn des Verrats beschuldigte und die Offiziere jeder Verpflichtung gegen den Generalissimus entließ, Ernst machte, verweigerte ihm zuerst die Garnison von Prag offen den Gehorsam.

Er warf sich nun nach Eger, um sich hier mit den Sachsen und Schweden zu vereinigen. Auf dem Weg schloss sich ihm Oberst Butler mit seinem Dragonerregiment an, der entschlossen war, Wallenstein lebend oder tot in des Kaisers Gewalt zu liefern. Am 24. Februar kam Wallenstein in Eger an. Butler gewann die Befehlshaber in Eger, Gordon und Leslie, protestantische Schotten, für sich und veranstaltete am 25. Februar 1634 abends ein Gastmahl, bei welchem zuerst die Anhänger des Herzogs, die Generale Ilow, Trčka, Wilhelm Graf Kinsky und Rittmeister Niemann, niedergemacht wurden. Von hier begab sich Hauptmann Deveroux, ein Ire, mit den bluttriefenden Dragonern in die Wohnung Wallensteins, ein Privathaus (das Pachhölbelsche) am Markt.

Als Wallenstein, im Begriff, zur Ruhe zu gehen, das Waffengeräusch hörte, ging er nach dem Fenster, um die Wache zu rufen; aber in diesem Augenblick drang Deveroux ein und stieß ihm die Partisane in die Brust. Wallensteins Güter wurden nach kaiserlichem Urteilsspruch konfisziert und an die Mörder und die von Wallenstein abgefallenen Generale verteilt.

Der Mensch Wallenstein

Wallenstein war von hoher Gestalt, hatte einen muskulösen, aber mageren Körper, eine gelbliche Gesichtsfarbe, hohe Stirn, kurz verschnittenes schwarzes Haar und einen dünnen Bart. Seine schwarzen Augen waren nicht groß, aber voll Feuer und Ehrfurcht gebietend. Der Ausdruck des Gesichts war kalt und zurückstoßend. Er lebte mäßig, war sehr tätig, aber wortkarg, ungeduldig bis zum Eigensinn, streng bis zur Grausamkeit und freigebig bis zur Verschwendung.

In seinem Privatleben war er ein Muster ökonomischer, das Größte und Kleinste überwachender Ordnung und Wirtschaft. Mit seiner zweiten Gemahlin lebte er in glücklichster Ehe; ihre Tochter Maria Elisabeth heiratete später einen Grafen Kaunitz. Wallenstein war unbestritten einer der größten Heerführer seines Jahrhunderts, der in kurzer Zeit Heere zu schaffen, kampftüchtig zu machen und zum Sieg zu führen verstand. Als Politiker war er infolge seines unruhigen Ehrgeizes schwankend. Der Hauptbeweggrund für sein Handeln war die Sucht nach Erhebung zum Reichsfürsten und Erwerbung eines großen Länderbesitzes; doch fehlte ihm der kühne Mut zu entschlossenem Handeln. Obwohl er dem Kaiser als Reichsfürst, nicht als Untertan gegenüberstand und dieser kein Recht hatte, ihn wegen Verrats zu strafen, so fiel Wallenstein doch nicht ohne Schuld als Opfer seiner maßlosen Selbstsucht und seiner Unschlüssigkeit.

Literatur