Deutsche Schutzgebiete in der Südsee
Die deutschen Schutzgebiete gehörten indirekt zu den deutschen Kolonien. Sie befanden sich in der Südsee und umfassten ein großes Gebiet großer und kleinster Inseln, die eine unterschiedliche Geschichte haben. Sie begründeten sich auf den kaiserlichen Schutzbrief für die Handelsniederlassungen deutscher Gesellschaften. Ihr deutsche Geschichte endete mit dem ersten Weltkrieg.
Bevölkerung
1909 leben hier geschätzte 450.000 Eingeborene, 1150 Mischlinge, 2140 Chinesen (die als Plantagenarbeiter ins Land geholt wurden), 72 Japaner, 162 Malaien und Tagalen und 1534 Europäer.
Geschichte
1884 wird eine Neuguinea-Compagnie gegründet, die einen Staat unter deutschem Schutz gründen will.
Am 19. August 1884 sagt Bismarck seine Unterstützung zu. Im November laufen die deutsche Kriegsschiffe Elisabeth und Hyäne das Archipel an und hissen die deutsche Flagge auf Neupommern, Neulauenburg und Neuguinea, wobei der Südosten Neuguineas kurz zuvor von England beansprucht wurde. Im darauf folgenden Jahr erhält die Neuguinea-Compagnie den kaiserlichen Schutzbrief.
Geschichte
Otto Finsch reiste Anfang 1884 nach Neuguinea und besuchte von Mioko aus auf drei Reisen fast die gesamte Nordküste. Bei seinen Reisen entdeckte er sieben Häfen und den Kaiserin-Augusta-Fluss, schloss Verträge über Landerwerbungen ab und hisste die deutsche Flagge.
Seit 1921 war das Gebiet zusammen mit dem ebenfalls ehemals deutschen Bismarck-Archipel völkerrechtlich australisches Mandatsgebiet. 1975 wurde es mit dem australischen Papua zu Papua-Neuguinea vereinigt und unabhängig.
Stationen der Europäer
Die erste Station wurde am 5. November 1885 in Finschhafen gegründet. Sie bildete den Ursprung der Neuguinea-Compagnie. Bald folgten Hatzfeldhafen und Konstantinhafen nach. 1888 kam Stephansort, 1890 Erima und später noch andere hinzu.
Finschhafen war bis zur großen Malaria-Epidemie 1891 Sitz des Landeshauptmanns.
Bevölkerung
Versuche, Siedler für eine Siedlungskolonie anzuwerben schlugen fehl. 1900 lebten etwa 50 Deutsche und nur wenige andere Weiße in der Kolonie, darunter Missionare an den Eingeborenenschulen. Dazu kamen Verwaltungsbeamte der Neu-Guinea Compagnie, die die Landeshoheit ausübte, sowie deren kleine Schutztruppe.
1913 war die Zahl auf immerhin 283 Europäer angewachsen (180 Männer, 103 Frauen, davon 38 Kinder). Schwerpunkt war 1913 Friedrich-Wilhelmshafen, das heutige Madang, mit 224 Personen, Eitape mit 47 Personen und Morobe-Bezirk mit 12 Personen. Statistiken gaben damals auch 17 Mischlinge, davon 10 in Friedrich-Wilhelmshafen, 3 in Eitape und 4 in Morobe an.
Geografie
Der Archipel besteht aus mehreren Inseln, die geographisch Melanesien zugeordnet sind. Die Inselgruppe wurde nach Otto von Bismarck benannt.
Die wichtigsten Inseln des Bismarck-Archipels sind
- Neupommern mit der Gazelle-Halbinsel, auch Neubritannien
- Neumecklenburg, auch Neuirland
- Neulauenburg, auch Duke-of-York-Insel
- Neuhannover, auch Lavongai und New Hanover
- Admiralitäts-Inseln, auch Manus
Bevölkerung
1899 wurde die Bevölkerung des Archipels auf 180 - 200.00 Einwohner geschätzt. Man sprach von Melanesiern oder Papuas.
Geschichte
Erstmals wurden die Inseln von Le Maire und Schouten gesichtet, aber erst Dampier benannte sie: Neubritannien, Neuirland, die York-Insel und New Hanover.
1874 und 75 entstanden Handelstationen der Hamburger Handelsgesellschaft Johann Cesar Godeffroy und Sohn, die aber zwei Jahre später ruiniert war. Daneben entstand eine Station des Hauses Hernsheim und Komp auf Makada bei Neulauenburg.
Die 1880 gegründete Deutsche Handels- und Plantagengesellschaft der Südseeinseln baute den Handel aus und erbat sich kaiserlichen Schutz.
Anfangs des ersten Weltkriegs, am 21. September 1914, erfolgte die friedliche Übergabe von [Herbertshöhe]] an eine Flotte der Australier.
Handel
Die landesübliche Währung war um 1900 noch Diwarra, das Muschelgeld der Eingeborenen. Der Außenhandel neben den erwähnten Gesellschaften auch durch das Haus Forsayth (Ralum) geführt. Man führte die Naturstoffe Kopra, Baumwolle, Trepang, Perlmutter und Schildpatt aus. Der Wert betrug 1896/97 etwa 700.000 Mark.
Stationen der Europäer
Herbertshöhe (Regierungssitz auf Neu-Pommern), Mioko (Neu-Lauenburg), Matupi (Blanchebai), Ralum u.a.
Nördliche Salomoninseln
Größe
1899 wird die Größe des deutschen Gebietes mit 21.000 km² angegeben. Die größten deutschen Inseln sind damals Bougainville, Choiseeul und Ysabel.
Bevölkerung
1899 wird die Bevölkerung auf höchstenst 100.000 Einwohner geschätzt. Die deutsche Kolonialverwaltung bezeichnet sie als Melanesier und Kannibalen.
Geografie
Der Vulkan Balbiberg im Kaisergebirge auf Bougainville hat eine Höhe von 3.067 m. Das Innere der Inseln ist damals unerforscht, weil für den Handel uninteressant.
Ausfuhr
1899 ist Kopra mit 2,4 t das einzige nennenswerte Ausfuhrprodukt.
Deutsche Kolonialgeschichte
Die Entdeckung der Inselgruppe für Europa fand im Jahr 1568 durch den Spanier Alvaro de Mendaña de Neyra statt. Seine Expedition erforschte den südlichen Teil des Archipels und benannte die Inseln San Cristoval, Guadalcanal und Ysabel. Im folgenden Jahr erkundete Louis Antoine de Bougainville den nördlichen Bereich der Salomonen und benannte Bougainville, Buka und Choiseul. Anfang des 18. Jahrhundert wanderten die ersten europäischen Händler und Missionare ein.
1886 erfolgt eine Gebietsabsprache mit England, hierbei werden dieSalomonen aufgeteilt.Das Deutsche Reich übernahm den Nordteil der Inseln 1885 als Schutzgebiet. Die restlichen Inseln fielen 1899 an Großbritannien.
Von 1885 bis 1918 gehörten die Inseln zu den deutschen Schutzgebieten im Stillen Ozean, allerdings kapitulierte die deutsche Besatzung schon am 17. September 1914 vor einer australischen-französischen Flotte.
Nach Beendigung des Ersten Weltkriegs wurde der deutsche Teil als Völkerbundsmandat unter australische Verwaltung gegeben und gehört heute zu Papua-Neuguinea.
Bis zum Spanisch-Amerikanischen Krieg 1898 gehörten die Inseln außer den Gilbert-Inseln zu Spanien. Guam wurde von den USA annektiert, die Karolinen und Marianen kaufte Deutschland 1899 Spanien ab. Seit Okt. 1885 waren die Marshall-Inseln unter deutschen Schutz gestellt. 1914 werden die Karolinen, die Palau-Inseln, die Marianen und die Marshallinseln japanisch besetzt und später unter japanische Verwaltung gestellt.
Geschichte
1521 entdeckte Ferdinand Magellan als erster Europäer die Inselgruppe. 1667 wurde sie von Spanien in Besitz genommen und nach der spanischen Königin Maria Anna von Österreich benannt.
Nach dem Spanisch-Amerikanischen Krieg trat Spanien den südlichen Teil an die USA ab und verkaufte mit dem Deutsch-Spanischen Vertrag am 12. Februar 1899 den nördlichen Teil an das Deutsche Reich.
Geschichte
Am 12. August 1914 wird die Funkstation auf Jap durch englische Kriegsschiffe zerstört.
Deutsch-Samoa
Persönlichkeiten
Gouverneure des Schutzgebietes
- 1885 - 1888 Freiherr von Scheinitz
- 1892 - 1895 Kraeke
- 1895 - 1896 Schmiele
- 1895 - 1896 Rüdiger
- 1896 - 1897 von Hagen
- 1897 - 1898 Skopnik, bis hier alles Landeshauptmänner der Neuguinea-Co.
- 1899 - 1902 von Bennigsen
- 1902 - 1914 Dr. Hahl
- 1914 Haber
Daneben gab es noch kaiserliche Kommissare
- 1885 - 1886 von Oertzen
- 1889 - 1892 Fritz Rose
Gouverneure von Samoa
- 1900 - 1911 Dr. Solf
- 1912 - 1914 Dr. Schultz-Ewerth
Der Sitz des Gouverneurs war in Apia auf Upolu.
Quellen
- Deutsche Kolonialgesellschaft: Kleiner Deutscher Kolonialatlas, Verlag Dietrich Reimer, Berlin 1899
- Karlheinz Graudenz/ Hanns-Michael Schindler: Die deutschen Kolonien, Weltbildverlag, Augsburg 1994, ISBN 3-89350-701-9