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Szientismus

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Mit der Bezeichnung Szientismus (von lat.: scientia Wissen, Wissenschaft, auch Szientizismus, Scientismus oder „Wissenschaftsgläubigkeit“) wird in der Wissenschaftstheorie die Auffassung kritisiert, dass das Verständnis des methodologischen Naturalismus von der empirischen Wissenschaft (insbesondere der Naturwissenschaft) eine Vorrangstellung in Bezug auf Erkenntnisgewinn, Wahrheitsuche und Lebensdeutung gegenüber anderen Methoden der Welterschließung besitzt. Die Kritik kann dabei sehr differenziert ausfallen; von der Kritik an einem unreflektierten Glauben an die absolute Wahrheit naturalistisch gewonnener Theorien bis hin zu einer Ablehnung empirisch-wissenschaftlicher Methoden für die Geistes- und Sozialwissenschaften.

Formen

Geschichte

Im Hinblick auf die methodologische Norm des Kausalprinzips als der in den Naturwissenschaften wichtigsten forschungsleitenden Maxime vertreten szientistisch eingestellte Wissenschaftler oft einen weltanschaulich verallgemeinerten Determinismus. Dieser schließt logisch einen Reduktionismus ein, nach dem programmgemäß alle Phänomene letztlich auf Physik in jeweiliger Ausarbeitung zurückzuführen sind.

Der Szientismus ist historisch deswegen in verschiedenen Formulierungen vertreten worden:

Szientistisch gesehen sind die Naturwissenschaften alleinige Quelle von Wissen; individuelles Erfahrungswissen von Einzelpersonen bis hin zu dem von Wissenschaftlern muss und kann danach nur neurophysiologisch erfasst und dargestellt werden: als individuelle Reiz-Reaktionsfolgen, die der Theorie nach in neuronalen Netzen organisiert und in Synapsenveränderungen verankert sein sollen.

Kritik

Kritiker bringen gegen den Szientismus u.a. folgende Argumente vor:

  • Nicht selten sei mit dem Szientismus die unterschwellige oder ausdrückliche Haltung verbunden, allein Naturwissenschaften für wissenschaftlich anzusehen oder normativ nur sie für wissenschaftlich zu "erklären".
  • Die für menschliches Handeln wesentliche, Differenzierung zwischen Wissen und Werten werde zugunsten des Wissens relativiert oder aufgegeben und als Wertneutralität ausgegeben.
  • Kritiker des Szientismus bringen grundsätzliche Bedenken gegen die Gleichsetzung von Naturwissenschaft und Wissenschaft vor und behaupten, sie sei wissenschaftlich weder gerechtfertigt noch rechtfertigbar und damit unzulässig. Abgesehen davon sei sie logisch widersprüchlich bzw. zirkulär und widerspreche damit auch oder gerade von Szientisten erhobenen Exaktheitsidealen. Vor allem würden in szientistischer Perspektive naturwissenschaftliche Wissenschaftskriterien zu allgemeinen wissenschaftlichen Standards erhoben. Eine mehr als intrinsische Diskussion wissenschaftlicher Theorien auf allgemeine Plausibilität, innere Konsistenz und logische Widerspruchsfreiheit sei dann nicht mehr möglich, eine kritische Reflexion auf die insbesondere normativen Voraussetzungen der Naturwissenschaften und im weiteren auch ihre kulturbestimmenden und gesellschaftlich verankerten Grundlagen und Folgen werde ausgeschlossen.

Eine solche "Immunisierung" gegenüber kritischen Untersuchungen und Reflexionen gelte jedoch gerade nicht als wissenschaftlich; sie sei vielmehr typisch für ideologisches Denken.