Manfred Grund (Politiker, 1955)
Manfred Grund (* 3. Juli 1955 in Zeitz) ist ein deutscher Politiker (CDU).
Er ist seit 1998 Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion.
Biographie
Nach dem Abitur in Lützen war Grund als Turbinenmaschinist im Braunkohlenkombinat Deuben tätig. Danach leistete er von 1974 bis 1975 den Wehrdienst bei der NVA ab. Anschließend absolvierte er ein Studium der Elektrotechnik an der Technischen Universität Dresden, welches er 1980 als Diplom-Elektroingenieur beendete. Grund war dann bis 1990 als Bereichsingenieur im Energiekombinat Erfurt, Betriebsteil Bleicherode, tätig.
Manfred Grund ist verheiratet und hat drei Kinder.
Partei
Im Januar 1990 wurde Grund Mitglied der CDU. Von 1994 bis 2001 war er stellvertretender Vorsitzender des CDU-Kreisverbandes Eichsfeld und daneben von 1994 bis 2003 Vorsitzender des CDU-Stadtverbandes Heiligenstadt. Seit 1998 gehört er dem CDU-Landesvorstand in Thüringen an.
Abgeordneter
Von 1994 bis 1998 gehörte Grund dem Kreistag des Kreises Eichsfeld an.
Seit 1994 ist er Mitglied des Deutschen Bundestages. Hier ist er seit 1998 Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion.
Manfred Grund ist 1994 und 1998 als direkt gewählter Abgeordneter des Wahlkreises Nordhausen - Worbis - Heiligenstadt, 2002 des Wahlkreises Eichsfeld - Nordhausen und 2005 des Wahlkreises Eichsfeld - Nordhausen - Unstrut-Hainich-Kreis I in den Bundestag eingezogen. Bei der Bundestagswahl 2005 erreichte er hier 37,4 % der Erststimmen.
So sehe ich Deutschland
Aus der Thüringer Allgemeine, im August und September 2002
Frage 1: Welches Wahlhauptziel verfolgen Sie? Stimmen diese mit denen der Bundespartei überein?
Als direkt gewählter Bundestagsabgeordneter des Eichsfeldes stehe ich in besonderer Zuständigkeit und Verantwortung für die Menschen meiner Heimat. Ich möchte mithelfen, das Eichsfeld wirtschaftlich, kulturell und sozial voran zu bringen. Dies geht nur im Einklang mit den Menschen, die hier wohnen und dies geht nur in Zusammenarbeit mit denen, die in den Gemeinden und Städten, im Landkreis und für Thüringen Verantwortung haben. Ich will diese unverwechselbare Region in Berlin vertreten und daran mitwirken, dass unser Eichsfeld unverwechselbar bleibt. In meinen Bemühen stehe ich im Wettbewerb mit den Kandidaten anderer Parteien und auch mit den Kollegen meiner CDU/CSU Bundestagsfraktion. Jeder will auf seine Weise und mit seinen Möglichkeiten etwas voranbringen. In meinem bisherigen Wirken waren Förderung von Handwerk und Mittelstand, Unterstützung der Kommunen, konkrete Hilfe bei Probleme und Nöten Schwerpunkte meiner Tätigkeit. Sorgen um den Arbeitsplatz, Probleme bei Unternehmensfinanzierungen, schlechte Zahlungsmoral, Bürokratie und Herzlosigkeit - als dies kenne ich aus meinen zahlreichen Bürgersprechstunden. Nicht immer konnte ich helfen, aber immer habe ich mich um eine Lösung bemüht. Und so will ich es auch in den nächsten vier Jahren halten.
Als Bundestagsabgeordneter bin ich nichts Besonderes und kann auch keine Wunder bewirken. Ich habe aber eine wunderbare Aufgabe und eine besondere Verpflichtung. Nicht zuletzt möchte ich, dass die repräsentative parlamentarische Demokratie und die sozial verantwortliche Marktwirtschaft an Akzeptanz und Vertrauen gewinnen. Mag die Demokratie auch eine unvollkommene Regierungsform sein, gibt es doch wohl keine Bessere. Mag die Marktwirtschaft, der sozial gebändigte Kapitalismus oftmals hart und kalt sein und ein täglicher Kampf ums Dasein - führt doch diese Marktwirtschaft zu einer breiten Teilhabe an der wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Entwicklung.
Dies ist Programmatik der CDU und dies ist mein politischer Lebensentwurf.
Frage 2: Wie stellen Sie sich einen fairen Wahlkampf vor?
Politisch fair bleibt eine Auseinandersetzung, wenn sie in der Sache geschieht und sich am Thema orientiert. Nicht nur im Wahlkampf sollte gelten, dass dem Wähler, der Öffentlichkeit und dem politischen Mitbewerber die Wahrheit zugemutet werden kann. Zur zumutbaren Wahrheit gehören auch die Versprechungen und Erwartungen aus dem letzen Wahlkampf, gemessen am Ergebnis von 4 Jahren Regierungsverantwortung. Wie war das mit dem deutlichen Abbau der Arbeitslosigkeit unter 3,5 Millionen? Wer wollte nicht wiedergewählt werden, wenn dieses Ziel in vier Jahren nicht erreicht wird? Im Ergebnis von vier Jahren Rot/Grün haben wir in den neuen Bundesländern im Juni 2002 die höchste Arbeitslosigkeit seit der Wiedervereinigung. Wie steht es heute um die Sozialversicherungen? Warum kommt der Angleich bei Löhnen und Renten nicht voran? Warum wird der Marsch in die 2-Klassen-Medizin nicht gestoppt?
Fragen in der Sache formulieren, Defizite aufzeigen und eigene Antworten geben - dies gehört zum politisch fairen Wahlkampf. Doch werden im Wahlkampf die Themen nicht allein von den Politikern und den Medien bestimmt. Für den mündigen Bürger kann es keine Denk- und Redeverbote geben. Nicht nur, was "politisch korrekt" ist, gehört auf die Tagesordnung. Auch die Ängste, Fragen und Sorgen, die in den Familien, am Arbeitsplatz, auf der Straße und am Stammtisch die Menschen bewegen. Zum Beispiel das zunehmende Engagement der Bundeswehr im Ausland, die Gefolgschaft zu den USA, die EU-Osterweiterung, Fragen nationaler Identität, Zuwanderung und die Aufwendungen für die Integration ausländischer Mitbürger gehören dazu. Nicht zuletzt gibt es politisch fairen Wahlkampf aus Sicht der Kandidaten. Gleicher Zugang zur Öffentlichkeit über Zeitungen und auch anderen Medien sind Voraussetzungen, Themen und Lösungsansätze zu transportieren. Über allem aber steht, fairer Wahlkampf ist hart in der Sache und respektvoll im Umgang miteinander.
Frage 3: Die Ereignisse von Erfurt haben eine Diskussion um die Qualität von Bildung in Deutschland erneut ausgelöst. Was muss sich in diesem Bereich- auch unter dem Gesichtspunkt der PISA-Studie- ändern?
Die PISA-Studie hat die Bildungspolitik in die Mitte des Interesses gerückt. Die öffentliche Diskussion hat sich nach den Ereignissen von Erfurt noch intensiviert. Dass Bildungspolitik derzeit große Aufmerksamkeit erfährt, ist sehr zu begrüßen, denn Bildung ist der Schlüssel für die Lebenschancen jedes Einzelnen und Motor für die gesellschaftliche Entwicklung. Bildung ist ein Zukunftsthema von zentraler Bedeutung.
Die PISA-Studie hat ans Licht gebracht, dass die Bildungspolitik der SPD gescheitert ist. Ihr Ziel, „Chancengleichheit" zu verwirklichen, hat dazu geführt, dass die Leistungsfähigkeit aller gesunken ist.
Das gegliederte Schulsystem, wie es in den unionsregierten Ländern verwirklicht ist, hat sich dagegen bewährt, weil es unterschiedlichen Begabungen am besten gerecht wird. Dies belegen auch die Ergebnisse der PISA-Studie im Ländervergleich. Um im internationalen Vergleich aufzuholen, müssen sowohl leistungsschwache als auch hochbegabte Schüler noch besser gefördert werden.
Leistung fordern und fördern ist der Leitgedanke der Bildungspolitik der Union. Dazu sind regelmäßige Leistungsvergleiche innerhalb der Länder und zwischen den Ländern denkbar. Leistungsvergleiche fördern den Wettbewerb zwischen einzelnen Schulen oder Schultypen wie zwischen den Ländern. Sie müssen sich an einheitlichen Standards orientieren, ohne dass dadurch die Kulturhoheit der Länder angetastet wird. Bildung muss Sache der Länder bleiben.
Ziel der Schulausbildung muss sein, dass grundlegende Fähigkeiten wie Lesen, Schreiben und Rechnen von allen Schulabgängern sicher beherrscht werden. In den weiterführenden Schulen muss auf die Bereiche Naturwissenschaft und Technik sowie auf die Vermittlung wirtschaftlichen Grundwissens mehr Wert als bisher gelegt werden.
Wichtig ist, bei der Debatte um Leistungsstandards, Schulsystem und Bildungsziele nicht zu vergessen, dass Schule auch einen Erziehungsauftrag hat. Es gibt keine Bildung ohne Erziehung. Erziehung aber muss sich an Werten orientieren und Werte vermitteln. Beides, fachliches Wissen und wertgebundene Erziehung, sind Voraussetzungen für einen erfolgreichen Berufs- und Lebensweg.
Frage 4: Für viele Abiturienten ist das Studium nicht mehr finanzierbar. Sie weichen auf Lehrstellen aus, die sie den Realschulabsolventen weg nehmen. Anderseits fehlt Hochschul-Nachwuchs in vielen Bereichen. Wie könnte dieser Entwicklung begegnet werden?
Die in der Frage aufgestellte Behauptung, dass für viele Abiturienten das Studium nicht finanzierbar sei, möchte ich bestreiten. Es gibt z.B. Bafög oder Stipendien, die auch Schülern aus finanziell schlechter gestellten Elternhäuser die Möglichkeit eröffnen, ein Hochschulstudium zu absolvieren. Dies belegen die Zahlen derer, die jährlich ein Erststudium aufnehmen. Natürlich ist das mit Anstrengungen verbunden. Aber die Investitionen in die eigene Ausbildung – Zeit, Geld und intellektuelle Kraft – lohnen sich. Hochqualifizierte besitzen eine größere Arbeitsplatzsicherheit und beziehen in der Regel auch ein höheres Einkommen.
Richtig ist, dass in einigen Bereichen Abiturienten die Realschulabsolventen bei der Ausbildungsplatzvergabe verdrängen. Dieser Entwicklung kann mit einer Stärkung des Regelschulabschlusses begegnet werden. Denkbar wäre auch, den Bezug zur wirtschaftlichen Praxis im Rahmen der Regelschulausbildung zu verstärken. Ziel muss es sein, der nicht selten anzutreffenden Devise: „Ein Abiturient ist in jedem Fall besser geeignet als ein Regelschulabsolvent" entgegenzuwirken.
Das Abitur muss gleichzeitig seine Bedeutung als Zugangsvoraussetzung zum Studium wieder stärker zurückerhalten. Die „allgemeine Hochschulreife" muss ihrem Namen auch gerecht werden. Seit Jahren beklagen sich Professoren, dass ein erheblicher Anteil der Studienanfänger nicht ausreichend auf das Studium vorbereitet ist. Hier geht es nicht allein um Fachwissen, sondern auch um die Frage des Wissenserwerbs, des „Lernen Lernens". Wenn die Qualität der schulischen Ausbildung in Deutschland insgesamt verbessert werden soll, müssen wir bei den weiterführenden Schulen auf diesen Aspekt ganz besonders achten. Gut qualifizierte Abiturienten werden in der Regel auch gute Studenten und später gute Wissenschaftler oder Praktiker, die im Berufsleben ihren Platz erobern.
Frage 5: Kinder und berufliche Entwicklung sind kaum erreichbar. Die Kosten für Kindergärten, Kleidung usw. kaum bezahlbar. Deutschland - ein kinderfreundliches Land?
Auch in diesem Fall finde ich, dass die Feststellungen in der Frage so nicht zutreffen, zumindest zeichnen Sie das Bild zu schwarz. Mehr als die Hälfte aller Mütter mit Kindern in Deutschland ist berufstätig und in Thüringen besuchen 94 Prozent aller Kinder mit Rechtsanspruch eine Kindertagesstätte. Es gibt also bezahlbare Betreuungsangebote und vielen Familien gelingt es, Erwerbsarbeit und Familienleben miteinander zu vereinbaren. Deutschland ist schon heute kein kinderfeindliches Land.
Weil aber Familienförderung eine wichtige Zukunftsinvestition ist, will die Union hier noch mehr tun. Zur Zeit gibt es eine ganze Reihe verschiedener Förderinstrumente für Familien, die für viele kompliziert und unübersichtlich sind. An ihre Stelle wollen CDU und CSU ein einheitliches Familiengeld setzten, das unabhängig vom Familieneinkommen gezahlt werden soll. Es soll ab 2004 stufenweise eingeführt werden und am Ende eine Höhe von 600 EUR pro Kind unter drei Jahren und 300 EUR für jedes Kind von drei bis unter 18 Jahren erreichen. Kinderbetreuungskosten sollen nach diesem Konzept künftig zwischen 1.000 und 5.000 EUR pro Kind jährlich steuerlich absetzbar sein.
Außerdem tritt die Union für ein vielfältiges, bedarfsorientiertes Angebot an Kinderbetreuungseinrichtungen ein, weil dies eine wichtige Hilfe bei der Vereinbarkeit von Berufstätigkeit und Familie ist. Eltern sollen die freie Wahl haben, ob sie ihre Kinder selbst betreuen oder eine Betreuungseinrichtung in Anspruch nehmen wollen. Beide Formen, Betreuung zu Hause in der Familie oder in einer Einrichtung, müssen gesellschaftlich anerkannt und akzeptiert sein.
Erziehung ist eine schwierige und verantwortungsvolle Aufgabe. Wir wollen deshalb die Erziehungskompetenz der Eltern besser fördern als bisher. Dazu sollen die Angebote der Familienberatung und Familienbildung ausgebaut und leichter zugänglich gemacht werden.
CDU und CSU haben mit ihrem Programm zur Familienförderung einen anspruchsvollen und ehrgeizigen Plan vorgelegt. Die Familien und die Kinder in unserem Land sollten es uns wert sein, alle Anstrengungen zu unternehmen, diese Pläne in die Tat umzusetzen.
Frage 6: Die finanzielle Belastung jener, die Arbeit haben, wird immer höher (Beiträge, Erhöhung von Bemessungsgrenzen). Kann unter diesen Umständen engagierte Arbeit noch entsprechend belohnt werden oder verbirgt sich hier ein Grund für mangelndes Wachstum?
CDU/CSU wollen, dass den Menschen und den Betrieben netto mehr in der Tasche bleibt. Damit stärken wir die Investition- und Innovationskraft de Wirtschaft und die Kaufkraft der Bürger. Wir sorgen dafür, dass sich Leistung wieder lohnt. Als Einstieg in das Programm zum umfassenden Abbau von Steuern und Abgaben "3 mal 40" machen wir zum 1. Januar 2003 die von Rot/Grün beschlossene Ökosteuer rückgängig und stellen so Wirtschaft und Verbrauchern pro Jahr über 3 Milliarden Euro zusätzlich zur Verfügung. Umgehend werden wir mit den Arbeiten an einer großen Steuerreform beginnen, um bis zum Ende der nächsten Legislaturperiode den Eingangstarif unter 15% und den Einkommensspitzensteuersatz unter 40% zu drücken. Und ein einfacheres, verständlicheres und vor allem faires Steuerrecht zu schaffen. Damit werden alle Steuerzahler entlastet. Sofort nach Regierungsübernahme werden wir damit beginnen, unser Konzept umzusetzen, die Beitragssätze zur Sozialversicherung zu senken und mittelfristig dauerhaft auf unter 40% zu begrenzen.
Denn die Höhe der Sozialversicherungsbeiträge bremst die Leistungsfähigkeit der Wirtschaft und mindert die Kaufkraft der Bürger. Die einzelnen Zweige der Sozialversicherung dürfen nicht länger als Verschiebebahnhöfe zur Finanzierung des Bundeshaushaltes missbraucht werden. Damit werden nur notwendige Reformen verschleppt und Probleme verschärft.
Frage 7: Was, meinen Sie, sind die eigentlichen Probleme des Bürgers in diesem Lande?
In Deutschland leben 82 Millionen Menschen. So unterschiedlich die Bürger sind, so unterschiedlich sind die Probleme. Doch zeigen alle Meinungsumfragen und erlebe ich es in meinen Sprechstunden: den Bürgern macht die schlechte Situation der Wirtschaft große Sorgen bis hin zu nackter Existenzangst. In Ostdeutschland sind alle wirtschaftlichen Indikatoren schlechter als 1998. Man muss sich dazu nur noch einmal Wolfgang Thierses Thesen vom Osten, als auf der Kippe stehend, vor Augen führen. In 4 Jahren sind wir nicht vorangekommen. Nicht beim Abbau der Arbeitslosigkeit, nicht bei der zusätzlichen Bereitstellung von Lehrstellen oder bei der Angleichung der Lebensverhältnisse. Die Menschen haben heute real weniger zur Verfügung. Es wird gespart beim Einkauf, in der Gastronomie, im Urlaub. Die Zukunft ist weder berechenbarer noch sicherer geworden. Mittelstand und Handwerk, als Motoren der wirtschaftlichen Entwicklung dringend gebraucht, sind ausgebrannt und wissen nicht, wie sie den nächsten Tag erreichen sollen. Steuern, Abgaben und Bürokratie haben ein Höchstmaß erreicht, Auftragslage und Zahlungsmoral den absoluten Tiefstand. Über die Landwirtschaft ergießt sich ein Gewitter nach dem anderen. BSE und MKS, Nitrofen, fehlerhafte LPG-Umwandlungen und nun der Versuch aus Brüssel, die großflächigen Strukturen zu zerschlagen.
Trotz dieser alarmierenden wirtschaftlichen Situation erleben die Bürger die Politik oftmals als Possenspiel. Da ist die Haarfarbe des Kanzlers wichtiger als die realen Probleme, da wird mit ruhiger Hand zugesehen, wie die deutsche Wirtschaft auf einen Pleiterekord zusteuert. Monatelang bestimmen Randgruppen die Schlagzeilen, von der schweigenden Mehrheit im Lande ist keine Rede. Viele Bürger sagen auch, die Politik dreht sich nur noch ums Ausland und Auslandseinsätze und an uns denkt keiner.
Unser Land ist in Unordnung gekommen. Der Staat übt seine Ordnungsfunktionen nicht mehr aus. Hinzu kommt eine weltweite Krise des kapitalistischen Wirtschaftssystems. Die fortgesetzte Entgrenzung hat die Menschen schutzlos gemacht. Es ist Aufgabe und Legitimation der Politik, den Bürgern Schutz und Ordnung zu geben. Ordnung nach innen und Schutz nach außen.. Dazu bedarf es in Deutschland einer besseren Politik.
Frage 8: Das Eichsfeld ist nach wie vor eine Grenzregion. Viele arbeiten im Westen und leben im Osten. Wie kann man diesem Problem begegnen, wie das Eichsfeld für Industrieansiedlungen interessant machen und die Abwanderung der Jugend stoppen?
Empfinden wir uns als in einer Grenzregion lebend? Da ist durchaus die Landesgrenze von Thüringen zu Hessen und Niedersachsen, da findet man noch den Landgraben als Abgrenzung zum Mühlhäuser Gebiet, da gibt es noch die "Eichsfelder Pforte". Dies weißt mehr auf ein in sich geschlossenes und in sich ruhendes Gebiet hin, denn auf eine Grenzregion. Und tatsächlich wird das Eichsfeld von außen viel kompakter gesehen, ein wenig auch misstrauisch beäugt und dem Eichsfelder wird die gute Entwicklung geneidet. Trotz dieser Entwicklung, auf die wir zu Recht Stolz sind, machen Deutschlands Probleme, und besonders die der neuen Bundesländer, keinen Bogen um das Eichsfeld. Dazu gehört der Mangel an Arbeit, insbesondere gut bezahlter Arbeit, und der Mangel an Ausbildungsplätzen. Da die Eichsfelder gewohnt sind, anzupacken und nicht darauf warten, dass ihnen ein Botschafter etwas vorbei bringt, pendeln viele zur Arbeit aus, manche über die ganze Woche. Was kann Politik tun?
Kurzfristig müssen Aufträge her. Wir brauchen ein staatliches Infrastrukturprogramm, damit unser einheimisches Handwerk über den Winter kommt. CDU/CSU wollen die Finanzausstattung der Kommunen kurzfristig verbessern, damit Spielräume für Investitionen geschaffen werden. Es geht nicht darum, den Mangel an Arbeit umzuverteilen, sondern für mehr Arbeit und bezahlbare Arbeitsplätze zu sorgen. Und da Arbeit in der Wirtschaft entsteht, brauchen wir eine aktive Wirtschaftspolitik, die diesen Namen auch verdient und sich z.B. an Lothar Späth festmacht. Mittel- und Langfristig braucht das Eichsfeld eine den Nachbarregionen vergleichbare Infrastruktur. Wohlgemerkt zu den Nachbarregionen wie Göttingen oder Kassel. Denn mit denen konkurrieren wir um Industrieansiedlungen und Arbeitsplätze. Ziel der CDU bleibt es, das Eichsfeld zusammenzuhalten und den Menschen ein Leben in Ordnung, Sicherheit und sozialer Teilhabe zu ermöglichen. Dafür engagieren sich viele Eichsfelder auf allen politischen Ebenen, sei es in den Gemeinden und Städten, im Landkreis, im Freistaat Thüringen, auch in Europa. Bundespolitisch muss eine bessere Regierung her; weitere vier verlorene Jahre können wir uns nicht leisten.
Grund-Satz-Rede
Politik und Moral
Mein Grundverständnis von politischem Handeln Das Spannungsverhältnis von Politik und Moral löst sich für mich in der christlichen Weltanschauung. Die Bibel eröffnet erstaunliche Parallelen zu unserem heutigen Befinden. Über mein Selbstverständnis und die Grundlage meines politischen Handelns hab ich am 3. Oktober 1997 in Heiligenstadt anlässlich der Schönstadt-Kirmes im Kleinen Paradies ausgeführt:
„Ihr da oben und wir da unten” - Politikverdrossenheit, Parteienverdrossenheit, Obrigkeitsverdrossenheit - so alt wie die Geschichte der Menschheit ist die wechselseitige Unzufriedenheit zwischen „denen da oben” und „denen da unten”.
Adam und Eva lehnten sich auf gegen Gott, die Israeliten auf dem Weg ins gelobte Land gegen Moses und den Herrn. Dabei war das Volk Israel gerade erst der Knute des Pharao entronnen, wurde aus der Knechtschaft der Ägypter befreit. Wenige Tage in der Wüste genügten, um sich nach den sozialen Sicherheiten und den Fleischtöpfen Ägyptens zurückzusehnen.
Im 4. Buch Mose klagt das Volk zum Herrn, dass es ihm schlecht gehe. „Wer wird uns Fleisch zu essen geben? Wir denken an die Fische, die wir in Ägypten umsonst aßen”. Da entbrannte der Zorn des Herrn sehr. Und auch Mose verdross es, dass er zum Herrn sprach: „Warum bekümmerst du deinen Knecht? Und warum finde ich keine Gnade vor deinen Augen, dass du die Last dieses ganzen Volkes auf meine Schultern legst? Ich vermag all dieses Volk nicht alleine zu tragen, denn es ist mir zu schwer”.
Das biblische Zeitmaß der 40 Jahre
Da haben wir sie, die Verdrossenheit mit der Macht, mit der Autorität, egal ob es die weltliche oder die von Gott eingesetzte ist. Und die Verdrossenheit ist wechselseitig, sie ist keineswegs ein Privileg „derer da unten”. Bei Jesaja 55,8 spricht der Herr: „Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken und eure Wege sind nicht meine Wege”.
Der Psalmist klagt im Psalm 95: „Vierzig Jahre war mir dieses Volk zuwider, sodass ich sprach: Es sind Leute, deren Herz immer den Irrweg will und die meine Wege nicht l e r n e n wollen”.
Eben diese vierzig Jahre, nahezu zwei Generationen, hat Moses die Israeliten durch die Wüste geführt, bevor sie das gelobte Land betreten durften. Zwei Generationen mußten vergehen, bevor das Ziel erreicht wurde. Wer sich einmal die Landkarte mit Ägypten, dem Sinai und Israel anschaut, wird nicht umhin kommen festzustellen- selbst ein ganzes Volk aus Alten, Frauen, Kindern, mit Tieren und Hausrat hätte diese Strecke in einem Jahr gut bewältigen können. Warum aber hat Moses das Volk 40 Jahre geführt? Mußten mit zwei Generationen auch die wehmütigen Erinnerungen an die Fleischtöpfe Ägyptens vergehen und begegnet uns nicht heute ähnliches?
„Es war ja gar nicht alles schlecht im Sozialismus!” (aber es konnte einem schlecht werden) Dies wurde übrigens nie behauptet, dass alles im Sozialismus schlecht gewesen sei. Der Sozialismus und das ihm zugrunde liegende Menschenbild ist schlecht. Wer dies vergessen hat, sollte sich hier die Nachbildung des Todeszaunes anschauen oder noch besser Bilder aus Nordkorea.
Aber weil der Weg, auf dem wir uns in Deutschland befinden, steinig ist, weil wir gegenwärtig in einer ganz schwierigen Durststrecke sind und weil auch manchem unter uns mehr aufgeladen wird, als er zu tragen vermag, verklärt sich für manchen das Vergangene, aus dem man sich doch so tapfer befreit hatte.
Zwei Generationen bis zur inneren Einheit
So wie es 40 Jahre gedauert hat, bis Israel am Ziel war, wird es zwei Generationen brauchen, bis wir in diesem Deutschland gemeinsam angekommen sind. Zwei Generationen zum Angleich der Lebensverhältnisse, zur Überwindung der materiellen und geistigen Trennung, zum Zuwachsen der Gräben zwischen Ost und West. Und diese Kapelle der Einheit in Freiheit ist ein Brückenkopf über dem Graben und Eure Kinder und deren Kinder werden diese Einheit vollenden. Und die Vollendung der Einheit wird ihnen nicht geschenkt werden. Denn die Probleme und Sorgen werden nicht kleiner, sie werden eher größer. Neben den Unterschieden zwischen Ost und West, aber auch Nord und Süd, ist Deutschland durch einen Prozess der internationalen Arbeitsteilung, auch Globalisierung genannt, als Arbeitsstandort, Wirtschaftsstandort und als Sozialstandort angefragt. Die damit verbundenen Probleme und die aus der ungünstigen demographischen Entwicklung resultierenden Probleme in Renten- und Krankenversicherung drängen nach Lösungen.
Denn so wie bisher kann es nicht weitergehen. Dies weiß und spürt jeder von uns. Was aber ist zu tun und durch wen? Ohne diese Thema all zu breit auszuwalzen, könnte uns beim so schweren Übergang von der Industrie- zur Dienstleistungs- und Informationsgesellschaft eine geschichtliche Parallele hilfreich sein. Denn es hat einen ähnlich dramatisch verlaufenden wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umbruch vor etwas mehr als 100 Jahren gegeben- den Übergang der Agrargesellschaft zum Industriezeitalter mit dem Zusammenbruch feudaler Strukturen. Diese Veränderungen um die Jahrhundertwende beschreibt der sizilianische Schriftsteller Tomaso di Lampedusa in seinem berühmten Roman „Der Leopard”. In diesem Roman sagt an zwei wichtigen Stellen der junge Tancredi folgenden Satz zum Fürsten Salina: „Wenn alles so bleiben soll, wie es ist, dann muss sich alles ändern”.
Wenn ich auch recht unbestimmt von Veränderungen und Handlungsbedarf gesprochen habe, bleibt doch ebenso entscheidend, wie noch nicht beantwortet, wer denn verändern soll, woher diesem Land und seinen Menschen Zukunft herkommen soll? Diese Frage aufzuwerfen, heißt nach unserer gesellschaftlichen und politischen Aufgabe heute und morgen zu fragen.
An dieser Stelle muss ich die Begriffe „Autorität”, „Vorbild” und „Elite” einführen. Denn ich bin überzeugt, dass Eliten, dass Vorbildern, eine wichtige Aufgabe in Gesellschaft und Kirche zukommen. Dabei denke ich nicht an eine Elite von Geburt, nicht an selbsternannte Eliten, ich meine Leistungseliten, Leistungsvorbilder, denen auch eine hohe moralische Autorität abzufordern ist. Leistungseliten müssen Verantwortungseliten sein.
Der Schönstatt-Bewegung ist der Begriff der Elite, der Vorbildfunktion Einzelner, nicht fremd. Ihnen ist ein persönlicher Zugang zur Mutter Gottes wichtig und dieser persönliche Zugang, diese persönliche Bindung fordert den Einzelnen. Mit einem persönlichen Zugang und damit einem besonderen Gottesbild geht kein Schönstätter in einem anonymen Kollektiv unter, sondern jeder ist bei seinem Namen gerufen und gefordert.
Aufgabe von Eliten und Autoritäten ist es, gerade auch in schwierigen Zeiten zu führen und Orientierung zu geben. Denn Demokratie ist nicht zu verwechseln mit Führungslosigkeit, nicht zu verwechseln mit Beliebigkeit. Politische Eliten haben in Sachfragen zu führen und ihnen kommt wie allen Eliten eine Vorbildfunktion zu. An glaubwürdigen- man achte auf das Wort- an glaubwürdigen Vorbildern mangelt es in Deutschland, es mangelt dieser Bürgergesellschaft an Autoritäten und an gelebter Wahrheit. Wir haben deshalb Sorge zu tragen um Autorität in Gesellschaft, Familie, Politik und zunehmend auch Sorge zu tragen um Autorität in der Kirche.
Eliten wichtig in dieser Zeit
Gibt es eine Glaubenselite? Wenn ja, dann muss sie Salz der Erde und der Kirche sein. Ohne Leistungselite hat sich nie ein Staat machen lassen, ohne Glaubenselite keine Kirche. Im Gedanken der Elite liegt kein Privileg, sondern eine einzulösende Verpflichtung.
Nun ist es aber an der Zeit mit dem Zitat von Lord Nelson, zu dieser einzulösenden Verpflichtung, diesen Vortrag zu beenden. Denn dieses Zitat hat etwas mit dem zu tun, was von uns zu erwarten ist. Denn es ist egal, ob es sich um „die da oben” oder „die da unten” handelt. In der gegenwärtigen Situation haben wir in Familie, Gesellschaft und in der Kirche das unsrige zur Lösung der Probleme beizusteuern, jeder an seinem Platz. So will ich schließen mit dem Satz, den Lord Nelson vor der Seeschlacht Bei Trafalgar gesprochen hat: „Ich erwarte, dass jedermann seine Pflicht tut”.
Weblinks
- Website von Manfred Grund
- Biographie beim Deutschen Bundestag
- Lebenslauf bei der CDU/CSU-Bundestagsfraktion
Personendaten | |
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NAME | Grund, Manfred |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Politiker (CDU) |
GEBURTSDATUM | 3. Juli 1955 |
GEBURTSORT | Zeitz |