Frauenorchester
Diese Baustelle befindet sich fälschlicherweise im Artikelnamensraum. Bitte verschiebe die Seite oder entferne den Baustein {{Baustelle}} .
|

Frauenorchester sind Musik-Ensembles in größerer Besetzung, in denen hauptsächlich weibliche Mitglieder musizieren. Oft handelt es sich um ein von einer Frau gegründetes Orchester, wird von einer Frau geleitet und trägt den Namen einer bekannten Musikerin; so z. B. das cubanische Son-Septett den Namen Anacaona einer tahitischen Königin und Musikerin des 15. Jahrhunderts. Berühmt wurden die Orchester der vier Mädchen-Ospedali in Venedig, die trotz päpstlichen Musizierverbots für Frauen regelmäßig auftraten und zu den Fremdenverkehrs-Attraktionen Venedigs gehörten. In Berichten werden auch ihre Dirigentinnen hervorgehoben.
Die Orchesterlandschaft Deutschlands, die über die meisten Orchester der Welt verfügt, bekam im Jahr 2007 den Status eines Weltkulturerbes. Allerdings führte die in der Vergangenheit patriarchalisch orientierte Praxis, in Orchestern keine Frauen aufzunehmen und Werke von Komponistinnen zu ignorieren im Jahr 1986 Elke Mascha Blankenburg dazu, in Köln das „Clara Schumann Orchester“ zu gründen.
16./17. Jahrhundert
Das jahrhundertelange päpstliche Musizierverbot für Frauen[1] hat sich auch auf die weltliche Musik und bis weit über Italien hinaus ausgewirkt. Aus diesem Grund wurden Frauenklöster bevorzugte Stätten, wo Frauen musizieren konnten.[2]Über das hochentwickelte Musikleben in diesen Klöstern ist noch wenig bekannt geworden.

Ein solches zeichnete offenbar besonders das Augustinerinnen-Kloster San Vito in Ferrara aus, wo die Komponistin und Organistin Raffaella Aleotti (1575–?1646) mit vierzehn Jahren Nonne und später Priorin wurde. Sie wechselte dort ihren Vornamen Vittoria in Raffaella um. Im Jahr 1593 übernahm sie die Leitung des Concerto grande, das aus Sängerinnen und Instrumentalistinnen bestand, insgesamt 23 Frauen. Im selben Jahr (1593) veröffentlichte Aleotti Motetten für fünf bis zehn Stimmen, dagegen hatte sie an ihrem weltlichen Opus Ghirlanda kein Interesse mehr, es wurde parallel von ihrem Vater veröffentlicht.[3] Als Instrumente der Nonnen von San Vito werden Cembalo, Lauten, Violen, Flöten, Cornetti und Posaunen angegeben, das beschreiben „vividly“ (lebhaft) die zeitgenössischen Musiktheoretiker und Komponisten Ercole Bottrigari (1531–1612) und Giovanni Maria Artusi (~1540–1613).[4] Dazu gehört die Beschreibung einer Nonne, wie sie mit einem „langen, polierten“ Stab dirigierte. Dieses besonders beschriebene Detail spricht für die Leitung eines größeren Ensembles. Die Dirigentin soll Raffaella Aleotti gewesen sein und musikgeschichtlich ist ihr „in semantischer Hinsicht […] [als] explizite[s] Machtsymbol“ interpretierter Taktstock der erste bekanntgewordene Fall der Verwendung eines solchen.[5]
18. Jahrhundert
Francesco Guardis Gemälde von 1782 zeigt einen venezianischen Chor mit Orchester (coro) „ […] von allen Zöglingen unsrer verschidenen musikalischen Konservatorien“, den venezianischen Mädchen Ospedali, die im „filarmonischen“ Saale des Gebäudes der Prokuratien am Piazza San Marco in Venedig für russische Staatsgäste ein „grosses und prächtiges Konzert“ geben. Diese weiblichen Musikausbildungsstätten waren innerhalb von Waisenhäusern für Mädchen entstanden. In Neapel gab es als Pendant Waisenhäuser für Knaben, aus denen berühmte Musiker entsprossen.
Auf der Empore des Saales stehen untereinander gestaffelt der Sing-Chor mit Noten in den Händen und weiteren Notenpapieren auf dem Geländer liegend, darunter spielen Streicherinnen (Violine und Bratsche), von denen in der Mitte der untersten Reihe zwei Celli oder Bässe zu erkennen sind (Basso continuo). Diese angedeutete Besetzung (Chor und Orchester) bedeutet die Ausführung eines Oratoriums. Zusammen bilden die Aufführenden geschätzt 45 Musikerinnen, vielleicht auch mehr, denn nicht alle scheinen auf das Bild zu passen. Dessen Entstehungsjahr lautet 1782 und es ist als „Architektur-“ bzw. „Vedutenmalerei“ bezeichnet. Über diesen Auftritt berichteten die Zeitungen bis nach München.[6]
Die Darstellung von Guardi ist insofern eine Besonderheit, weil Mädchen und Frauen wegen des Musikzierverbotes grundsätzlich nicht gesehen und betrachtet werden durften. In den Kirchen, ihren hauptsächlichen Aufführungsorten, wurden sie von Gittern verdeckt. Goethe gibt während seiner Italienreise beim Venedigbesuch eine Beschreibung.[7] „Einen zierlichen Käfig erblickte ich; hinter dem Gitter regten sich emsig und rasch Mädchen des süssen Gesangs.“[8] Beim Bild von Francesco Guardi sind die Musikerinnen extra auf den seitlichen Emporen verteilt und von den Zuhörern scheint niemand sich den Hals nach ihnen zu verdrehen. Die vornehme Gesellschaft, in der Mitte des Saales sitzend, ist links und im Hintergrund von einer großen, bewegten Menge dichtgedrängter, schwarzgekleideter Männer, wohl Geistlicher umgeben. Von deren Kleidung hebt sich die einheitlich schwarze Tracht der musizierenden Frauen durch weiße Krägen ab.
In der Literatur zu den „Mädchen-Ospedali“ liest man, dass anlässlich solcher Fremdenverkehrs-Attraktionen selbstverständlich die erwachsenen Schülerinnen mitspielten, und Guardis Darstellung zeigt offensichtlich Erwachsene, insofern wäre die Bezeichnung „Frauenorchester“ angebracht.[9][10]
Von allen vier Ospedali war der am Ospedale della Pietà wirkende Musiklehrer Antonio Vivaldi der berühmteste. Für seine damals ebenfalls berühmte Schülerin Anna Maria dal Violin schrieb er 31 Violinkonzerte, die alle mit Orchester und Solistin aufgeführt wurden.[11] Sie blieb lebenslang im Pietà, wie die meisten bis ins Erwachsenenalter ausgebildeten Mädchen. Diese unterrichteten ihrerseits jüngere Mädchen, womit sie sich Geld verdienen konnten. Die Waisenmädchen wurden auch in der Öffentlichkeit stets mit ihrem Vornamen genannt, wie Anna Maria dal Violin. Daneben gab es auch Schülerinnen aus Familien, das waren dann zahlende Zöglinge wie Anna Bon di Venezia.[12]
19./20. Jahrhundert
Nach Beethoven vergrößerte sich das Orchester und dessen Klangvolumen durch die zunehmende chorische Besetzung der Streicher und die Erschließung von Bläserklangfarben. bei der Uraufführung von Beethovens erster Sinfonie im April 1800 kam er noch mit dem Wiener Hofopernorchester aus. Die großen Orchester von heute sind für die Sinfonien von Bruckner und Mahler usw. angelegt. Die Programmzusammenstellungen heute müssen sich nach den vorhandenen Instrumenten richten und umgekehrt: Reine Streichensembles können mit ganz großen Tuttiformationen, die alle Bläser einschließen, abwechseln – wobei Bläser in der Regel solistisch spielen. Schlagzeug kann individuell angepasst werden, je nach Partitur. Bei Haydns Sinfonie mit dem Paukenschlag jedoch kann auf diese nicht verzichtet werden.
In den bisherigen Orchestern spielten meist nur Männer. Ein reines Frauenorchester gründete Elke Mascha-Blankenburg 1986 in Köln, mit dem sie begann, Werke von Komponistinnen aufzuführen.[13]
Orchesterleitung durch Frauen

Es gibt auch von Frauen gegründet und geleitete Orchester mit gemischt-geschlechtlicher Besetzung.Das war bei Sophie Charlotte von Hannover, der ersten preußischen Königin der Fall und ebenso bei deren Enkelin Wilhelmine von Bayreuth.
Jüngste Rezeption
2021 erschien beim Laaber-Verlag das zweibändige Lexikon des Orchesters, dessen alphabetisch nachzuschlagende Artikel sich unter A bis M (Myanmar) (1. Band) und N bis Z (2. Band) aufteilen.
Aus dem Umschlagtext: Das ‚Lexikon des Orchesters‘ bietet eine enorme Themendichte zum Nachschlagen und Stöbern und zeigt damit, wozu Musikwissenschaft fähig ist […]. Der letzte Satz dieses kurzen Textes auf der hinteren Umschlagseite lautet: Das Werk lädt zu einer spannenden Entdeckungsreise ein, bei der immer auch die gesellschaftlichen Kontexte des Phänomens Orchesters [sic] im Blick sind.
Diese Ankündigung trifft im Sinne der modernen Genderforschung, vor allem gerade in Bezug auf die im Umschlagtext angeführten gesellschaftlichen Kontexte des Phänomens Orchester nicht zu. Beispielsweise ist im Lexikon des Orchesters unter Frauenorchester ein nach „Damenorchester“ umgeleiteter Artikel, der die „misogyne“ Situation (so bezeichnet) von Damenorchestern in der Zeit zwischen 1880 und 1914 abfällig beschreibt ohne für diese abwertende Haltung Einzelbeweise vorzulegen. Während männliche Namen in den Sparten Dirigenten und Komponisten reich vertreten sind, fehlen fast alle Dirigentinnennamen wie z.B. Simone Young, als auch Komponistinnennamen (zumindest) der Orchesterkomponistinnen in der Zeit der Romantik Louise Farrenc und Emilie Mayer oder der modernen Komponistin Gloria Coates.
Das Lexikon bringt unter dem Begriff „Mädchenorchester“ die Orchester der venezianischen Ospedali, als auch das Frauenorchester Auschwitz. Die überlebende Cellistin dieses Orchesters Anita Lasker-Wallfisch gründete übrigens später das English Chamber Orchestra.
Hand in Hand mit der Entwicklung des Sinfonieorchesters entstand das Dirigentenwesen, für dessen Übersteigerung (Herbert von Karajan ein klassisches Beispiel gibt.[14]. Frauen waren lange sowohl als Musikerinnen, als Komponistinnen und als Dirigentinnen ausgeschlossen, insbesondere in Deutschland.[15] Auch Blasinstrumente, insbesondere das „Blech“ waren lange für Frauen ein tabu. So bildeten sich „zwangsläufig“ Frauenorchester und Frauen-Blasorchester als auch Frauen-Salonorchester. Dabei haben sich, besonders in außereuropäischen Ländern, folkloristisch spannende Stile und Ensembles entwickelt, z. B. in Cuba der Son Cubano des Anacaona-Orchesters.
Frauenorchester[16]
- Frauenblasorchester Berlin
- Frauensinfonieorchester Berlin
- Berliner Bläserinnenochester
- Clara Schumann Orchester Köln, 1986 gegründet von der Dirigentin Elke Mascha Blankenburg (google.com)
- Clara-Schumann-Philharmoniker Plauen-Zwickau gemischtgeschlechtliches Orchester
- Clara Schumann (Frauen)-Orchester Frankfurt, Probe auf YouTube
„Mädchenorchester“ (Lexikon des Orchesters, nicht korrekt)
- Orchester der venezianischen Ospedali
- Frauenorchester Auschwitz
Frauen-Salonorchester
- holzundblech-berlin.de
- Soft lips on cold metal: female brass soloists of the 19th and early 20th centuries 19./20. Jahrhundert (2018)
- Women and Brass: the female brass bands of the 19th and 20th centuries (2020)
- Josephine Weinlich Orchester (österreich), gegründet 1878 s. Sophie Drinker Institut
- Salonorchester Bella Donna Bayerisches Kammerorchester Bella Donnabei YouTube
- Rückblick Salome Berlin 2012
- Anaconda (Musikerinnen in Cuba)
- Orchester Cappuccino
Literatur
- Robyn Dewey Card: Women as classically-trained trumpet players in the United States USA (West Virginia University 2009)
- Gavin Holman: Women and Brass: the female brass bands of the 19th and 20th centuries
- Gavin Holman: Damen und Damen - Ladies professional travelling brass ensembles of the German Empire 1871-1918.
Einzelnachweise
- ↑ Nach der Auslegung des Pauluswortes „Mulier tacet in ecclesiam“.
- ↑ In Deutschland z. B. Kloster Wienhausen.
- ↑ S. Arno Lücker in VAN.
- ↑ Nach The new Grove Dictionary of Women Composers. The Macmillan Press, Great Britain 1994, 95, 96. S. 7 (dort weitere Literaturangaben).
- ↑ S. Lexikon des Orchesters. Dort allerdings dafür als erstmaliges Datum 1775 unter Johann Friedrich Reichardt angegeben. Bd. II, S. 514/515. Siehe auch Pendle/Reese/Milner.
- ↑ Z. B. „Münchener Stats-, gelehrte, und vermischte Nachrichten, Dienstag, den 5ten Hornung 1782, 21“. =zitiert in: Sonja Erhardt: Europäischer Musiktransfer. Russland im späten 18. Jahrhundert. Wilhelm Fink Verlag, Brill Paderborn 2019, S. 286.
- ↑ S. Zitat.
- ↑ Zitat
- ↑ MGG 2
- ↑ S. Literatur.
- ↑ Talbot:Vivaldi
- ↑ S. Literatur
- ↑ Siehe Deutsches Frauenarchiv: Elke Mascha Blankenburg (Weblinks)
- ↑ [1] usw.
- ↑ Siehe Klarinettistin Sabine Meyer
- ↑ Drei Links für Blasorchester, einer für Berlin von Andrea.
Siehe auch
- Frauen in der Musik
- Frauen in der Rock and Roll Hall of Fame
- Archiv Frau und Musik
- Liste von Dirigentinnen
- Liste von Komponistinnen
- Liste von Jazz- und Improvisationsmusikerinnen
- Liste von Musikerinnen elektronischer Musik
Frauen aus den Venezianischen Ospedali
Weblinks
von Andrea: