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Benutzer:Dreizung/Spielwiese/4

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Die Alabama in ihrem Winterhafen, September 1909

Die Alabama-Expedition (offiziell Alabama-Expeditionen til Grønlands Nordøkyst, „Alabama-Expedition an Grönlands Nordostküste“) war eine von 1909 bis 1912 dauernde dänische Expedition mit dem Schoner Alabama nach Nordostgrönland. Ihren dramatischen Verlauf schilderte der Expeditionsleiter Ejnar Mikkelsen 1955 in seinem autobiografischen Roman Farlig tomandsfærd, der literarischen Vorlage des Filmdramas Against the Ice aus dem Jahr 2022.

Vorgeschichte

Am Beginn des 20. Jahrhunderts war die Küste Grönlands fast vollständig bekannt und kartiert. Nur ein schwer zugänglicher Abschnitt der Nordostküste war von den europäischen und US-amerikanischen Entdeckern noch nicht erreicht worden. Er begann am nördlichsten von der Zweiten Deutschen Nordpolar-Expediton von 1869–1870 erreichten Punkt nahe dem 77. Breitengrad und endete im Norden am Kap Bridgman, bis zu dem der US-Amerikaner Robert Peary im Jahr 1900 von Westen kommend vorgedrungen war. Ungeklärt war auch, ob Pearyland, in dem Kap Bridgman liegt, ein Teil Grönlands oder eine eigenständige, von Grönland durch den Pearykanal getrennte Insel ist. Diese Meeresstraße hatte Peary 1892 gemeinsam mit Eivind Astrup (8171–1895) vom Navy Cliff an der Independence-Bucht (heute Independence-Fjord) aus entdeckt.

Um die Kartierung der Küste abzuschließen, schickte Dänemark 1906 seine bis dahin größte wissenschaftliche Grönlandexpedition aus. Zur Danmark-Expedition, die nach dem Expeditionsschiff benannt ist, gehörte auch der junge Alfred Wegener als Meteorologe. Das Unternehmen nahm einen tragischen Verlauf. Der Expeditionsleiter Ludvig Mylius-Erichsen kam mit seinen zwei Begleitern Niels Peter Høeg-Hagen und Jørgen Brønlund ums Leben. Nur Brønlund wurde 1908 tot aufgefunden, dazu sein Tagebuch und Landaufnahmen sowie Kartenskizzen Høeg-Hagens. Mylius-Erichsen, Høeg-Hagen und ihre wichtigen Tagebücher blieben verschollen.

Die dänische Öffentlichkeit nahm großen Anteil am Schicksal der Danmark-Expedition. Als Ejnar Mikkelsen mit seinem Plan für eine schlanke Expedition zur Suche nach den Vermissten und ihren Tagebüchern an das Komitee der Danmark-Expedition unter Vorsitz von Georg Carl Amdrup herantrat, erhielt er daher dessen volle Unterstützung.

Expeditionsziel und -plan

Das Hauptziel der Expedition war es, die Tagebücher und alle weiteren Aufzeichnungen von Mylius-Erichsen und Høeg-Hagen zu finden. Man vermutete diese am Danmarkfjord, entweder am Kap Kronborg oder am Kap Holbæk. Ein Nebenziel blieb das Auffinden der Leichname der beiden Forscher. Darüber hinaus sollten in Ergänzung der Arbeiten der Danmark-Expedition meteorologische Beobachtungen und Landvermessungen vorgenommen werden.

Mikkelsens Plan sah vor, Kopenhagen Anfang Juni 1909 mit einem kleinen Motorschiff und sieben Mann Besatzung zu verlassen. Die Ladung sollte Proviant für 16 Monate, dazu Reserveproviant für ein weiteres Jahr sowie 45 Schlittenhunde umfassen. Am nördlichsten vom Schiff zu erreichenden Punkt sollte ein Proviantdepot eingerichtet werden, das Schiff danach aber wieder nach Süden in einen sicheren Hafen gesteuert werden, um sicherzustellen, beim Eisaufbruch im Folgejahr wieder freizukommen. Noch im Herbst 1909 sollte das Proviantdepot nach Lambert-Land verlegt werden.

Sobald es das Wetter im Frühjahr 1910 zuließe, sollte eine fünfköpfige Gruppe aufbrechen und über Lambert-Land auf das Inlandeis steigen, wo zwei Männer umkehren, die anderen aber mit Proviant für 100 Tage zum Danmark-Fjord weiterreisen sollten. Dessen Westküste sollte aufmerksam nach Dokumenten der Danmark-Expedition abgesucht werden. Sollten die Tagebücher nicht gefunden, sollte die Rückkehr zum Schiff über Nordostrundningen an der Küste Nordostgrönlands entlang erfolgen, wobei weiter nach den Tagebüchern Ausschau gehalten werden sollte. Sollten die gesuchten Dokumente am Danmark-Fjord gefunden werden, sollte erwogen werden, eine Reise in den Pearykanal zu unternehmen, um zu prüfen, ob er Pearyland vollständig von Grönland abschneidet. Anschließend sollten die Männer zum Schiff zurückkehren und Grönland noch 1910 verlassen.

Teilnehmer

Der einzige Expeditionsteilnehmer mit Arktiserfahrung war Ejnar Mikkelsen. Er hatte im Jahr 1900 an Amdrups Ostgrönland-Expedition und 1901–1902 an der US-amerikanischen Baldwin-Ziegler-Expedition nach Franz-Joseph-Land teilgenommen. Von 1906 bis 1908 hatte er gemeinsam mit Ernest de Koven Leffingwell (1875–1971) die Anglo-Amerikanischen Polarexpedition nach Alaska geleitet. Dabei hatte er im Winter 1907/08 allein mit dem Hundeschlitten und zu Fuß eine Strecke von 4000 km von Flaxman Island nach Valdez zurückgelegt.

Die weiteren Expeditionsteilnehmer waren Mikkelsens Stellvertreter Wilhelm Laub (1887–1945), Oberleutnant zur See der Königlich Dänischen Marine, Christian H. Jørgensen, Infanterie-Oberleutnant, Iver P. Iversen (1884–1968), Maschinist in der Königlich Dänischen Marine, die Steuerleute Hans P. Olsen und Georg Poulsen sowie der Zimmermann Karl Unger.

Vorbereitung

Das Folketing bewilligte der Expedition auf Antrag des Ministerpräsidenten Jens Christian Christensen eine finanzielle Unterstützung von 25.000 dänischen Kronen unter der Bedingung, dass eine ebenso große Summe privat zur Verfügung gestellt würde. Das Geld kam früh im Jahr zusammen, sodass Mikkelsen in Norwegen den Schoner Alabama kaufen und in Kopenhagen für die Arktisfahrt umrüsten lassen konnte. Der Schiffsrumpf wurde zum Schutz gegen das Eis mit 2 Zoll dicken Eichenholzplatten verstärkt. Zusätzlich wurden Querbalken eingezogen. Außerdem wurde die Alabama mit einem Motor ausgestattet.

Das Dänische Meteorologische Institut stellte der Expedition leihweise Instrumente für die Wetterbeobachtung zur Verfügung. 50 Schlittenhunde wurden in Westgrönland bestellt und auf die Färöer gebracht, wo sie von der Alabama aufgenommen werden sollten.

Verlauf

1909

Die Expedition verließ Kopenhagen am 20. Juni 1909. Schon in Tórshavn auf den Färöern musste Mikkelsen seine Pläne radikal ändern. Von den 50 Schlittenhunden, die hier übernommen werden sollten, waren 25 tot und die anderen so krank, dass sie erschossen werden mussten. Mikkelsen steuerte deshalb zunächst Ammassalik an, um neue Hunde zu kaufen. Anschließend fuhr die Alabama nach Island, um dem erkrankten Maschinisten H. Aagaard die Heimreise zu ermöglichen. Als Ersatz kam Iver Iversen (1884–1968) vom Patrouillenschiff Islands Falk an Bord. Die Querung des Eisgürtels vor der grönländischen Küste stellte sich als problematisch dar. Erst am 25. August wurde die Insel Shannon erreicht. Zur großen Enttäuschung Mikkelsens war der weitere Weg nach Norden durch dichtes Packeis versperrt. Am 27. August ging das Schiff in einer heute Alabama Havn genannten Bucht nahe Kap Sussi an der Ostküste Shannons vor Anker, 160 km südlich der Basis der Danmark-Expedition in Danmarkshavn. Die Männer begannen das Schiff zu entladen und die Vorräte auf einem niedrigen Felsvorsprung zu verstauen. Regelmäßige meteorologische Messungen wurden aufgenommen, die ohne Unterbrechung bis zur Aufgabe des Winterwuartiers am 31. Juli 1910 fortgesetzt wurden.

Mit der Schlittenreise nach Norden musste bis zur Bildung von tragfähigem Festeis entlang der Küste gewartet werden. Vom 16. bis 19. September unternahmen Mikkelsen, Jørgensen und Iversen eine Exkursion zur Südspitze Shannons, um zu jagen und ein für die Baldwin-Ziegler-Expedition 1901 angelegtes Depot zu inspizieren, das in relativ gutem Zustand vorgefunden wurde. Am 25. September brachen sie nacn Lambert-Land auf, um das letzte Lager von Mylius-Erichsen und seinen Kameraden zu suchen. Bis zum 2. Oktober wurden sie von Laub und Olsen begleitet. Am 11. Oktober erreichten sie das Haus der Danmark-Expedition in Danmarkshavn, wo sie sich ein paar Tage von den Strapazen erholten. Am 31. Oktober waren sie in Lambert-Land und fanden Reste des Depots und Brønlund, der von Johan Peter Koch im Frühjahr 1908 nicht beerdigt worden war. Sie zimmerten einen groben Sarg aus Kistenbrettern und bedeckten ihn mit großen Steinen.Von Mylius-Erichsen und Høeg-Hagen fanden sie keine Spuren. Der Rückweg zur Alabama während der Polarnacht verlief dramatisch. Die meisten Hunde gingen verloren, und Jørgensen erfror sich die Füße. Am 17. Dezember erreichten sie Alabamahavn.

In der Zwischenzeit hatte Laub zwei Schlittenreisen zur Erkundung Und Kartierung der Umgebung von Shannon unternommen. Die erste führte ihn vom 13. bis 23. Oktober gemeinsam mit Poulsen zur Halbinsel Haystack und zur Küste von Hochstetter Forland. Auf der zweiten, die er gemeinsam mit Unger unternahm, kartierte er vom 28. Oktober bis 11. November die Küste von Shannon.

Expeditionsbericht

Alabama-Expeditionen til Grønlands Nordøkyst 1909–1912 under ledelse af Ejnar Mikkelsen. Meddelelser om Grønland. Band 52, 1922

  • Ejnar Mikkelsen: Report on the Expedition. S. 1–142.
  • Vilhelm Laub: Report concerning the remaining part of the expedition during Mikkelsen’s sledge journeys. S. 143–184.
  • Ejnar Mikkelsen: Notes on the sea-ice along the east coast of Greenland. S. 185–214.
  • H. Hansen: Meteorological observations on the Alabama-Expedition. S. 215–295.