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Askanija-Nowa (Naturschutzgebiet)

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Lage des Naturschutzgebiets

Askania-Nowa (deutsch Neu-Askanien) ist ein Naturschutzgebiet in der südukrainischen Oblast Cherson. Dieses ist in der Steppenzone gelegen und umfasst insgesamt eine Fläche von 33.000 ha. Es ist eines der wenigen Gebiete in Europa, in welchem eine relativ natürliche Steppenvegetation anzutreffen ist. Im Zentrum des Naturschutzgebiets liegt die Siedlung städtischen Typs Askania-Nowa, welche dem Territorium seinen Namen gab. Der Ort verfügt über einen akklimatisierten Zoo und einen Botanischen Garten. Auf dem Territorium sind über 50 seltene Tierarten beheimatet bzw. angesiedelt worden (u.a. Przewalskipferde). In Askania-Nowa befindet sich das ukrainische Forschungsinstitut für Steppenviehzucht. Jährlich kommen etwa 200.000 Besucher nach Askania-Nowa.


Geschichte

Das Gut Askania-Nowa wurde 1828 durch Herzog Ferdinand Friedrich von Anhalt-Köthen (russisch: Anhalt-Ketenski) als Kolonie des Herzogtums Anhalt-Köthen gegründet. Im Herbst 1826 bekundete dieser in einem Brief an den russischen Geschäftsträger in Leipzig Interesse, in Russland eine Kolonie für Schafzucht einzurichten; für die Erweiterung der eigenen Zucht fehlte es in seiner Heimat an Fläche. Da der russische Staat sich damals um die Einfuhr veredelter Schafsrassen aus Deutschland bemühte, genehmigte er im Herbst 1827 einer Delegation, in Südrussland, der heutigen Ukraine, nach geeignetem Terrain zu suchen. Die Wahl fiel auf die Steppe 71, einem Gebiet von 50.000 Desjatinen (ca. 550 km²), wobei die Köthener wegen der kargen Bodenpunkte 48.000 Desjatinen geschenkt bekamen. Weiterhin erhielten sie noch ca. 6.000 Desjatinen am Schwarzen Meer. Die Übertragung des Landes erfolgte am 3. März durch einen Ukas des Zaren. Der Name Neu-Askanien leitet sich von der mitteralterlichen Grafschaft Askanien am Nordrand des Harzes ab, aus welcher das Herzogtum Anhalt-Köthen hervorgegangen war.

Am 11. August 1828 verliesen 25 Personen mit 2.286 Schafen, zwei Stieren, acht Kühen und acht Pferden ihr Heimatland Anhalt. Auf der Reise nach Askania-Nowa gingen lediglich 35 Schafe verlustig. 1829 verfügte der neue Betrieb über 5.300, 1830 bereits über 8.000 Schafe. In den ersten zehn Jahren war die Kolonie steuerfrei, dennoch musste sie aufgrund von Misswirtschaft durch das Herzogtum finanziell unterstützt werden.

Nach dem Tod Herzogs Heinrich von Anhalt-Köthen ging Askania-Nowa in den Besitz des Herzogs von Anhalt-Dessau über. Dieser verkaufte das unrentable Unternehmen am 6. Oktober 1856 für etwa 1,5 Mio. Goldmark an den deutsch-russischen adligen Gutsbesitzer Friedrich Falz-Fein. Insgesamt betrugen die Verluste etwa eine Mio. Goldmark.

Friedrich Falz-Fein errichtete 1874 einen Zoo und 1887 einen Botanischen Garten. 1896 erwarb er eine Herde Elenantilopen, um sie zu domestizieren. Diese Herde existiert heute noch und wird von berittenen Hirten betreut. Die Elenantilopen-Kühe geben eine sehr fettreiche Milch.

Ende des 19. Jh. ließ Friedrich Falz-Fein mehrere Fangexpeditionen nach wilden Przewalskipferden im Bereich der Wüste Gobi durchführen. 1899 kamen die ersten fünf Fohlen nach Askania-Nowa. 1901 wurden 52 weitere gefangen, von welchen allerdings nur 28 die Fang- und Reisestrapazen überlebten. Sie wurden an den deutschen Tierhändler Carl Hagenbeck in Hamburg verkauft. Auf Askania-Nowa wurden auch Pferde für das russische Militär gezüchtet.

Am 23. April 1914 wurden Askania-Nowa vom russischen Zaren besucht. Damals verfügte das Gut allein über etwa eine halbe Mio. Schafe. Während der Oktoberrevolution wurde der Hof stark verwüstet; die Familie Falz-Fein musste nach Deutschland fliehen. Lediglich die alte Mutter Friedrich Falz-Feins verblieb auf dem Gut zurück, auf welchem sie von Rotarmisten erschossen wurde. Der heutige Wohnort des Oberhaupts der Familie, Baron Eduard Alexandrowitsch von Falz-Fein (*14. September 1912 Gawrilowka), ist die nach dem Gut benannte Villa "Askania Nova" im Fürstentum Liechtenstein (siehe Weblinks).

1921 wurde Askania-Nowa zum Naturschutzgebiet erklärt, womit es das älteste dieser Art in der heutigen Ukraine ist. 1940 wurde der Freilandpark wieder eingerichtet, im Zweiten Weltkrieg war Askania-Nowa zeitweise von den Deutschen besetzt. Durch den Krieg Krieg gingen viele Tiere sowie alle wissenschaftlichen Unterlagen verloren. Seit 1956 ist Askania-Nowa der Ukrainischen Akademie der Wissenschaften unterstellt und trägt den Namen Ukrainisch-Wissenschaftliches Iwanow-Institut. Das Naturschutzgebiet ist seit 1984 in das Internationale System der Naturschutzgebiete der UNESCO eingetragen.

Literatur

  • Grzimek, B. (1965): Wildes Tier, Weißer Mann. Zürich. S. 42 - 46.
  • Heiss, L. (1981): Das Paradies in der Steppe : Der abenteuerliche Weg nach Askania Nova. Recklinghausen.