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Kosovo-Albaner

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Als Kosovo-Albaner bezeichnet man die Albaner, die im Kosovo leben. Nach Angaben der Statistischen Behörde des Kosovo sind derzeit 95 Prozent der Bevölkerung im Kosovo Albaner.

Kosovo-Albaner und Albaner aus Albanien

Es gibt neben vielen Gemeinsamkeiten (gleiche Sprache, gleiches Alphabet und gleiche Kultur) auch deutliche Unterschiede zwischen Kosovo-Albanern und Albanern aus Albanien, die durch die staatliche Trennung seit 1912 bedingt sind. Einerseits waren die Albaner im Mutterland durch die Isolation in kommunistischen Zeiten von der geistigen und wissenschaftlichen Entwicklung außerhalb des Landes abgeschnitten, während die Kosovo-Albaner der älteren Generation, bedingt durch jahrzehntelange Arbeitsemigration nach Westeuropa, deutlich weltläufiger sind. Andererseits hatten die Kosovo-Albaner keinen Kontakt zu den vorwiegend toskischen Eliten Südalbaniens, so dass deren kulturelle Leistungen im Kosovo kaum rezipiert wurden. Darüber hinaus spielten patriarchalische und religiöse Traditionen im Kosovo nach dem Zweiten Weltkrieg nach wie vor eine große Rolle, während die Kommunisten Albanien in dieser Hinsicht eine Zwangsmodernisierung auferlegten. Schließlich hat die im Kosovo gebliebene jüngere Generation der Albaner, aufgrund des Milošević-Regimes und dem nachfolgenden Chaos unter dem UN-Protektorat große Bildungsdefizite. So ist heute ein Großteil der kosovarischen Bevölkerung nicht in der Lage, die albanische Hochsprache richtig zu schreiben. Es gibt sogar eine Bewegung, die den im Kosovo gesprochenen Dialekt zur Schriftsprache machen will.

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Im nach dem Geschmack von Ibrahim Rugova gestalteten Emblem des Präsidenten von Kosova findet sich der Schriftzug Dardania

Aufgrund der jüngeren Geschichte ist der albanische Nationalismus im Kosovo viel stärker als in Albanien. Während viele Kosovaren für alle Probleme die Serben verantwortlich machen und glauben, dass die Unabhängigkeit schon alles wenden wird, ist man im nachkommunistischen Albanien ziemlich desillusioniert und wegen der schwierigen Lage der eigenen Gesellschaft, für die man keine Fremden verantwortlich machen kann, gibt es nur wenige erklärte Nationalisten.

Eine Spezialität des kosovo-albanischen Nationalismus ist die Behauptung, sie würden von den antiken Dardanern abstammen, jenem illyrischen Volksstamm, der vornehmlich im heutigen Kosovo wohnte. Damit will man sich nicht zuletzt von den übrigen Albanern absetzen, die angeblich andere illyrische Vorfahren haben.

Bis zur Vertreibung der Kosovaren während des Krieges mit Serbien (1999) hatten nur wenige Albaner aus der Provinz jemals das so genannte Mutterland besucht. Die Begegnung der tausenden Flüchtlinge mit den Albanern jenseits der Grenze war ein Kulturschock. Man wunderte sich über die offensichtliche Armut und ebenso über die chaotischen Verhältnisse in Staat und Gesellschaft. Hinzu kamen die großen sprachlichen Unterschiede.

Nur schrittweise fand in den vergangenen Jahre eine Wiederannäherung zwischen Kosovaren und Albanern statt. Man heiratet zwar wieder über die Grenze hinweg und viele Kosovaren verbringen ihren Urlaub an der albanischen Adria. Insgesamt ist man sich aber sehr fremd geblieben. Die Kluft zwischen den beiden Volksgruppen dürfte noch immer größer sein, als sie es beispielsweise nach der Wende zwischen Ost- und Westdeutschen je gewesen ist.

Literatur

  • Noel Malcolm: Kosovo. A short History.
  • Arshi Pipa und Sami Repishti (Hrsg.): Studies on Kosova, New York 1984.