Horror vacui
Horror vacui (lateinisch: Abscheu vor der Leere) bezeichnet die Hypothese, dass die Natur vor leeren Räumen zurückschrecke. Deshalb seien leere Räume bestrebt, Gas oder Flüssigkeiten anzusaugen, damit sie eben nicht mehr leer seien.
Die Hypothese geht auf Aristoteles zurück und wurde noch von Galileo Galilei bekräftigt. Sein Schüler Evangelista Torricelli nahm zwar bereits 1644 an, dass die Steighöhe einer Quecksilbersäule vom äußeren Luftdruck abhängt, aber erst im November 1647 wurde dies von Blaise Pascal mit seinem berühmten Experiment vide dans le vide (Leere in der Leere), das er in einem Brief an seinen Schwager Florin Perrier beschreibt, wissenschaftlich bestätigt. Pascal konnte eindeutig nachweisen, dass das Quecksilber in einer Manometersäule nur vom äußeren Luftdruck auf eine bestimmte Höhe gedrückt wird. Perier bewies 1648 in einem ebenfalls 1647 von Pascal geplanten, auf dem Berg Puy de Dôme durchgeführten Experiment, dass der Luftdruck und somit die Steighöhe in einem Quecksilbermanometer auch von der Höhe des Messortes von über dem Meeresspiegel abhängt. Bald darauf im Jahr 1649 erfand Otto von Guericke die Luftpumpe und konnte 1654 mit deren Hilfe auf dem Reichstag in Regensburg die sogenannten Magdeburger Halbkugeln vorführen. Dieses Experiment wurde 1657 am Hof des Kurfürsten Friedrich Wilhelm wiederholt und mit der im selben Jahr erschienenen Arbeit Mechanica hydraulica-pneumatica des Jesuitenpaters Caspar Schott einer breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht. Durch diese Experimente konnte bewiesen werden, dass Gase oder Flüssigkeiten nicht von der Leere angesaugt werden, sondern vom Umgebungsdruck gedrückt werden.
Metaphorische Bedeutungen
Auch die häufig zu beobachtende Neigung des Menschen, leere Räume zu füllen, wird mit einem psychischen „horror vacui“ begründet. In der Kunst und der Jounalistik bezeichnet sie zum Beispiel die Neigung des unerfahrenen Künstlers, leere Räume (des Papiers oder der Leinwand) mit irgendetwas zuzuzeichnen, zuzumalen oder zuzutexten.