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Jeanne Hersch

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Jeanne Hersch (* 13. Juli 1910 in Genf; † 5. Juni 2000 in Genf) war Schweizer Philosophin und Schriftstellerin. Sie war eine der ersten Professorinnen der Schweiz.

Leben

Jeanne Hersch war die Tochter jüdischer russisch-polnischer Immigranten. Die Erzählungen ihres Vaters über seine Erfahrungen in Russland prägten ihre Abneigung gegen totalitäre Regimes und ihr Verhältnis zur Freiheit. Sie studierte in Genf, Paris, Heidelberg und Freiburg i.Br. Philosophie und Literaturwissenschaft. 1931 wurde sie Bürgerin von Genf. 1932 fuhr die junge Genferin nach Heidelberg, wo der Existenzphilosoph Karl Jaspers lehrte. Sie wurde seine Schülerin und er blieb ihr lebenslanges Vorbild.

In Freiburg im Breisgau, wo sie Vorlesungen Martin Heideggers besuchte, erlebte sie die Machtübernahme Hitlers. «Da verstand ich, wie ein totalitäres Regime sich durchsetzt. Seine Ideologien werden zerstäubt in einer Art Atmosphäre, die man von morgens bis abends einatmet und die einen buchstäblich vergiftet.» Diese tiefgreifenden Erlebnisse haben sie bewogen, sich gegen Medienpropaganda und politische Lügen zu engagieren, weil diese das öffentliche Leben vergiften und die Freiheit untergraben.

Sie promovierte in Philosophie und unterrichtete ab 1956 an der Universität Genf, wo sie 1962 die Professur für Systematische Philosophie erhielt. Von 1966 bis 1968 war sie Direktorin der Abteilung Philosophie der UNESCO in Paris. Aus Anlass des 20jährigen Jubiläums der UNO-Menschenrechtsdeklaration publizierte sie im Jahre 1968 das Grundlagenwerk „Das Recht ein Mensch zu sein“. Von 1970 bis 1972 vertrat Jeanne Hersch die Schweiz im Exekutivrat der UNESCO. Sie unterrichtete an der Universität Genf bis 1977.

Jeanne Hersch war Mitglied in der Société suisse de philosophie, in der Société des écrivains suisses, im Comité des Rencontres Internationales de Genève, im Conseil de la Fondation Pro Helvetia und in der Commission Suisse pour L'UNESCO (Quelle: [1] Körber-Stiftung).

Thema Freiheit

Ihr mutiger Kampf für Freiheit und gegen die Ungerechtigkeit spiegelt sich in ihren zahlreichen Büchern, Zeitungsartikeln und Vorträgen wider. Sie wandte sich gegen jedwede Form von doktrinärem und totalitärem Denken. Als bekennende Sozialistin kämpfte Jeanne Hersch öffentlich für die Atomkraft, für eine starke Armee und gegen die Drogenlegalisierung, auch wenn sie dabei im Widerspruch zu Zeitgeist und Partei geriet. Sie stand der Frauenemanzipation ebenso kritisch gegenüber wie den 68ern mit ihrer Selbstverwirklichung gegen die Autoritäten und der Zürcher Jugendbewegung.

In ihren Vorträgen verstand sie es die Zuhörer mit ihrer klaren Sprache in ihren Bann zu ziehen: „Eine Kuh glotzt, aber der Mensch kann der Welt staunend und fragend begegnen, weil er eine Vernunft hat und weil er die Freiheit hat, sich zu entscheiden. Vielleicht entscheidet er nicht, aber er könnte entscheiden. In der Folge ist er auch dafür verantwortlich, wie er entscheidet.»

Auszeichnungen

  • 1973 Preis der Fondation pour les Droits de l'homme
  • 1992 Karl-Jaspers-Preis

Literatur

  • Jeanne Hersch (Hrsg.), Rechtsstaat im Zwielicht – Elisabeth Kopps Rücktritt, Verlag Peter Meili, Schaffhausen, ISBN 3-85805-153-5
  • Jeanne Hersch: Das philosophische Staunen. Einblicke in die Geschichte des Denkens. Übersetzung a. d. Franz., München: Pieper Tb, 1989 (Übersicht zur Philosophie an ausgewählten Beispielen von der Schule von Milet: Thales bis zu Karl Jaspers und Philosophie heute). ISBN 3-492-1059-2