Zum Inhalt springen

Rote Hilfe (Verein)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 7. Oktober 2006 um 04:45 Uhr durch Fräggel (Diskussion | Beiträge) (Revert. Theoriefindung raus. Zum tausensten male nenne deine Quellen.). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Die Rote Hilfe e. V. ist nach Ansicht des Verfassungsschutz eine linksextremistische und verfassungsfeindliche Organisation, die gezielt Anhänger vor allem der linksextremistischen Szene in erster Linie juristisch unterstützt, die im Zusammenhang mit politischen Aktivitäten straffällig geworden oder gegen die Ermittlungsverfahren anhängig sind. Der Verein hat bundesweit etwa 4.500 Mitglieder in 38 Orts- und Regionalgruppen sowie eine Bundesgeschäftsstelle in Göttingen und versteht sich als Nachfolger der historischen Roten Hilfe Deutschlands .

Die Rote Hilfe setzt sich außerdem gegen das Verbot der als verfassungsfeindlich eingestuften, kurdischen PKK ein. Ferner unterstützt sie Asylbewerber, denen die Abschiebung droht.

Gründung und Radikalisierung 1973

Im Jahr 1973 gründeten sich nach den Studentenunruhen 1968 und der Verhaftung der ersten Generation der Rote Armee Fraktion verschiedene linke Hilfsorganisationen (Schwarze, Bunte, Grüne und Rote Hilfen).

In den 1970er Jahren radikalisierten sich die Mitglieder der Roten Hilfe und wurden zu aktiven Unterstützern der Terrororganisation RAF. Die zweite Generation der RAF um Brigitte Mohnhaupt, Susanne Albrecht und Peter-Jürgen Boock war vor dem Gang in die Illegalität fast ausnahmslos in der Roten Hilfe aktiv. Seit Mitte der 1970er Jahre unterstützte die Rote Hilfe auch die baskische Terrororganisation ETA. Zwischen 1970 und 1990 wurden fast 100 Mitglieder der Roten Hilfe wegen Straftaten im Zusammenhang mit der Unterstütztung der RAF und der RAF-Gefangenen verurteilt.

Die Rote Hilfe ist maßgeblich für die Behauptung verantwortlich, es gäbe in Deutschland Isolationshaft. Bis heute ist die Aufhebung dieser "Isolationshaft" eines der Ziele der Roten Hilfe.

Während der Hungerstreiks der RAF-Gefangenen, vor allem nach dem Hungertod des Terroristen Holger Meins am 9. November 1974, organisierte die Rote Hilfe mehrere Demonstrationen mit bis zu 5.000 Teilnehmern , die sich für die RAF-Gefangenen einsetzten und für sie einen Status als Kriegsgefangene forderten. Mitglieder der Roten Hilfe organisierten die Verteidigung der RAF-Gefangenen vor Gericht und bereiten den Besuch des Philosophen Jean-Paul Sartre bei Andreas Baader in der JVA Stuttgart-Stammheim vor.

In den späten 1970ern verlor die Rote Hilfe über die Hälfte ihrer aktiven Mitglieder .

Ab 1980

Seit Mitte der 1980er ist die Rote Hilfe sehr dezentral organisiert. Das Spektrum reicht von "Pazifisten bis zu gewaltbereiten Radikalen" (Verfassungsschutzbericht 2005). 1986 beschließt die Bundesdelegiertenkonferenz die Umbenennung von "Rote Hilfe Deutschlands (RHD)" in "Rote Hilfe e.V." Der Verein wird als gemeinnützig anerkannt. Bis 1989 rückt das Thema Abschiebung in den Vordergrund. Nach der Wiedervereinigung setzt sich die Rote Hilfe auch für ehemalige SED-Funktionäre und ehemalige Mitarbeiter des Ministerium für Staatssicherheit ein. Bekannt wird die Rote Hilfe im Jahr 2000 mit der Kampagne „Anna und Arthur halten's Maul“, die linke Aktivisten zur totalen Aussageverweigerung in jeglichen Verfahren auffordert.

Ziele heute

Die Rote Hilfe formuliert ihre Ziele so [1]:

  • 1. Wir bereiten zusammen mit den Angeklagten den Prozeß vor und machen besonders seinen politischen Hintergrund in der Öffentlichkeit bekannt.
  • 2. Wir sorgen durch Solidaritätsveranstaltungen, Spendensammlungen und Zuschüsse aus den Beitragsgeldern dafür, daß die finanziellen Belastungen von vielen gemeinsam getragen werden. Besonders Anwalts- und Gerichtskosten können teilweise oder ganz übernommen werden, aber auch Zahlungen zum Lebensunterhalt geleistet werden, wenn hohe Geldstrafen, Verlust des Arbeitsplatzes oder Gefangenschaft die Betroffenen oder ihre Familien in Schwierigkeiten gebracht haben.
  • 3. Zu politischen Gefangenen halten wir persönlichen Kontakt und treten dafür ein, daß die Haftbedingungen verbessert, insbesondere Isolationshaft aufgehoben wird; wir fordern ihre Freilassung.


Literatur

  • Rote Hilfe e. V. (Hrsg.): Vorwärts und nicht vergessen! 70/20 Jahre Rote Hilfe. Die Geschichte der Roten Hilfe von der Weimarer Republik bis zur Wiedergründung in den Siebziger Jahren.
  • Butz Peters: Wer erschoss Wolfgang Grams? Das Desaster von Bad Kleinen. Ullstein, Berlin 2006
  • Broschüre der Rote Hilfe e.V. 20 Jahre Rote Hilfe - Solange es Unterdrückte gab.... Göttingen 2005
  • Erklärung Die Früchte des Zorns von Rolf Pohle vor dem Aeropag in Athen, in: Rote Hilfe Zürich; Russell Initiative Zürich: Glaubt den Lügen der Mörder nicht. Zürich 2002
  • Albrecht Götz von Olenhusen u. Jens David Runge Die Rote Hilfe. Die Geschichte der internationalen kommunistischen Bewegung. Frankfurt 1998
  • Brauns, Nikolaus Schafft Rote Hilfe! Geschichte und Aktivitäten der proletarischen Hilfsorganisation für politische Gefangene. Berlin 1994
  • Stephan Aust: Der Baader Meinhof Komplex