Orff-Schulwerk
Orff-Schulwerk
Carl Orff und Gunild Keetmann haben in den Jahren 1950 bis 1954 die Musik für Kinder herausgegeben. Die in den fünf Bänden enthaltenen Texte, Lieder und Instrumente. lübentalstücke sind Modelle, die Kinder und Lehrer zum Spielen, Singen und Tanzen herausfordern, aber auch zum eigenen Improvisieren und Gestalten führen.
Der Name Orff-Schulwerk umfasst zwei Begriffe:
- Orff-Kompositionen (Musik für Kinder)
- Orff-Instrumente
Wie es dazu kam
Ein Ausschnitt aus der STUDIO 49 Firmengeschichte klärt uns auf:
"Orff schilderte, wie er 1928 von Freunden ein sogenanntes "Kaffern-Klavier" bekam, das ein Matrose aus Kamerun mitgebracht hatte, eine Art Xylophon, gefertigt aus einer kleinen rechteckigen Holzkiste mit der Aufschrift «10 000 Bretterstifte», auf deren offener Seite zwölf Klangstäbe mit Schnüren befestigt waren. Das Instrument wurde mit einem Schlägel gespielt und hatte, so Orff, einen verblüffend guten Klang. Damit war ein Modellinstrument für seine eigene Arbeit gefunden. Carl Orff hatte noch vor dem Krieg mit seinem Freund, dem Cembalobauer Karl Maendler die ersten Xylophone gebaut, die für den Unterricht an der Güntherschule und für die Entwicklung des Orff'schen Schulwerkes unerlässlich waren. Nach 1948 wurde das Schulwerk, schon in den zwanziger Jahren ansatzweise entwickelt, plötzlich aktuell. Der Bayerische Rundfunk strahlte Schulwerksendungen aus und die Nachfrage nach Orff'schen Instrumenten setzte schlagartig ein. Doch genau an diesen fehlte es, nachdem sich Karl Maendler nach dem Krieg aus Altersgründen vom Instrumentenbau zurückgezogen hatte. Über Paul Müller, einem Schüler Carl Orff's, kam die Bekanntschaft mit Klaus Becker-Ehmck, einem jungen Maschinenbaustudenten zustande, der sich eigentlich mehr der brotlosen Kunst der Musik zugeneigt fühlte. Aus dieser ersten Begegnung mit dem Komponisten Carl Orff entwickelte sich eine besonders enge und von persönlicher Freundschaft getragene Zusammenarbeit. So baute Klaus Becker-Ehmck, ganz nach den Vorstellungen und Wünschen Carl Orff's, zum Beispiel die ersten Lithophone (Steinspiele) und chromatische, wiegenförmige Xylophone für die Uraufführung von Carl Orff's erstem Griechendrama «Antigone»."
Die Orff-Instrumente
- Sopran-Glockenspiel | Alt-Glockenspiel
- Sopran-Metallophon | Alt/Tenor-Metallophon | Bass-Metallophon
- Sopran-Xylophon | Alt/Tenor-Xylophon | Bass-Xylophon
- Klingende Stäbe aus Holz und Metall in allen Stimmlagen (kamen erst später dazu!)
- Pauken | Trommeln
- Schellentrommeln | Schellen | Schellenring
- Holzblocktrommeln | Rasseln | Maracas
- Becken | Triangeln
- Fingercymbeln | Kastagnetten
- Geräuschmacher | Lärm- und Effektinstrumente
- dazu kamen Flöten oder andere Melodieinstrumente (auch bei Carl Orff)
Die Grundidee des Orff-Schulwerks
"Die Einsicht, dass Musizieren und Tanzen elementare Ausdrucksformen des ganzen Menschen, all seiner körperlichen, seelischen und geistigen Kräfte sind, dass Sprache, Tanz und Musik für das Kind ein noch nicht differenziertes Handlungsfeld ist, dass zum Singen von Anfang an auch das Spielen auf Instrumenten kommt und dass zum Wiedergeben von gehörter oder notierter Musik oder zum Tanzen tradierter Formen auch das Selbsterfinden und -gestalten gehört. In den Jahren der Entwicklung des Orff-Schulwerks und durch die Mitarbeit vieler Fachkräfte in aller Welt, hat sich erwiesen, dass Modelle, Ideen und Anregungen nicht nur für die Früherziehung, sondern auch für die Bildungsarbeit mit Jugendlichen und Erwachsenen verwendet werden können. Besondere Bedeutung hat das Orff-Schulwerk auch in der Sozial- und Heilpädagogik." (Zitat aus http://www.orff.de/)
Zum Ursprung der Instrumente
Die uns bekannten Schlagwerkinstrumente haben ihren Ursprung in der Folklore. Klangerzeuger aus Holz, Knochen, Metall, getrockneten Früchten oder Tierhörnern, oft durch Zufall entdeckt, unterstützten oder ersetzten Geräusche, die der Mensch mit seinem Körper machen konnte. Die Instrumente, im Verlauf der Zeit immer mehr verfeinert, waren oft verschiedenen Dämonen geweiht und wurden meistens kultisch eingesetzt. Sie vertrieben die Angst und verstärkten die Inständigkeit der Gebete. Die Freude am Rasseln und Klopfen, die jeder Mensch im frühen Kindesalter erlebt hat, wurde bei den Naturvölkern zu einem differenzierten, rhythmischen Musizieren ausgebaut. Die Spielweise der fast überall auf der Erde erfundenen Schlaginstrumente wurde der Mentalität der einzelnen Völker angepasst. Doch die höchste Rhythmuskultur hat Afrika entwickelt. Mit den schwarzen Sklaven kam der afrikanische Rhythmus nach Amerika. In Nordamerika, wo die Kirche die afrikanischen Rhythmusinstrumente verbot, wurden die Rhythmen auf Klavier, Gitarre und Schlagzeug übertragen - es entstand der Jazz. In Südamerika, wo die Afrikaner unter der Herrschaft der katholischen Kirche ihre vertrauten Rhythmusinstrumente behalten durften, verband sich indianische Musik mit europäischer Harmonik und afrikanischer Rhythmik zu der eigenwilligen, freundlichen und weniger aggressiven lateinamerikanischen Musik. In Südamerika haben sich noch viele afrikanische Schlaginstrumente erhalten. In Europa, wo eine mehr "harmonische" Musikgeschichte entstand, hatten die vielfältigen Schlaginstrumente bald nur noch Begleitfunktion. Es dominierten die Blas- und Streichinstrumente. Der Name "Hülzern’s G’lachter", das "hölzerne Gelächter", erinnert noch an das frühere Vorkommen von Xylophonen.
Weitere Komponisten (mit Werken für Orff-Instrumente) (Auswahl)
Sigrid Abel-Struth • Gerda Bächli • Franz Biebl • Hans Bergese • Günter Bialas • Cesar Bresgen • Hans Bodenmann • Jakob Bürthel • Hans Coenen • Karl Fegers • Wolfgang Jehn • Gunild Keetmann • Wilhelm Keller • Richard Rudolf Klein • Günther Kretzschmar • Eberhard Werdin • Friedrich Zipp • Manfred Züghart
Firmen in Deutschland, die Orff-Instrumente bauen
(Lefima bei Wikipedia)
Literatur
- Carl Orff, Gunild Keetmann: Musik für Kinder. Bände 1–5. Schott Musik International, Mainz 1950–54
- Werner Thomas: Musica Poetica. Gestalt und Funktion des Orff-Schulwerks. Hans Schneider, Tutzing 1977
- Carl Orff: Schulwerk – Elementare Musik. In: Carl Orff und sein Werk. Dokumentation Bd. III. Hans Schneider, Tutzing 1976