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Alberto Giacometti-Stiftung

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Die Alberto Giacometti-Stiftung verfügt über die bedeutendste museale Sammlung von Werken des Schweizer Plastikers, Malers und Zeichners Alberto Giacometti (1901–1966). Der Bestand ist inzwischen auf rund 800 Objekte angewachsen, davon sind 135 Werke ausgestellt. Er umfasst das Lebenswerk Alberto Giacomettis von seinen frühesten bis zu den letzten Werken in allen wesentlichen Aspekten und zahlreichen Facetten. Sie wird zum grossen Teil im Kunsthaus Zürich aufbewahrt und in der ständigen Schausammlung präsentiert.[1] Hier sind auch die Verwaltung und die Dokumentation domiziliert. Ein Viertel des ursprünglichen Bestandes befindet sich im Kunstmuseum Basel, ein Zehntel im Kunst Museum Winterthur.

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Alberto Giacometti-Räume, Kunsthaus Zürich, 2020

Zweck und Verwaltung

"Die Stiftung bezweckt die Schaffung und Unterhaltung eines ALBERTO GIACOMETTI - ZENTRUMS in Zürich, durch einer museale und repräsentative Sammlung von Werken Alberto Giacomettis, um in würdiger Weise das Oeuvre des Künstlers in seiner Entwicklung und in allen seinen Ausdrucksformen (Plastik, Maleriei, Zeichnungen und Grafik) dauernd der Öffentlichkeit und dem Studium von Kunstwissenschaftlern und Kunstfreunden zugänglich zu machen." (aus der Stiftungsurkunde, 16. Dezember 1965)

Die Stiftung wird von einem zehnköpfigen Stiftungsrat verwaltet, zu dem ein Vertreter der Familie Giacomettis und die drei Direktoren der beteiligten Museen, Kunsthaus Zürich, Kunstmuseum Basel und Kunst Museum Winterthur, gehören. Aktuelle wird der Stitungsrat von RA Alexander Jolles präsidiert. Die Mitglieder des Stiftungsrats sind: Dr. Christian Klemm (Vizepräsident), Dr. Anton Bucher-Bechtler (Quästor), Rudolf Bechtler, Dr. Christoph Becker (Direktor Kunsthaus Zürich), Dr. Josef Helfenstein (Direktor Kunstmuseum Basel), Konrad Bitterli (Direktor Kunst Museum Winterthur), Annette Bühler, RA Prof. Dr. Philippe Meier und Nadia Schneider Willen.

Geschichte

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Alberto Giacometti, Portrait G. David Thompson, 1957, Kunsthaus Zürich, Alberto Giacometti-Stiftung, 1965

Um 1955 trug der Pittsburgher Industrielle G. David Thompson (1899-1965) die bedeutendste Privatsammlung von Werken Alberto Giacomettis zusammen. Sie enthielt zahlreiche wichtige Skulpturen aus der avantgardistischen Periode sowie Exemplare der meisten Hauptwerke Giacomettis. Die meisten Arbeiten erwarb Thompson vom Galeristen Pierre Matisse (1900-1989) in New York, doch nahm er auch mit Giacometti Kontakt auf und liess sich von ihm porträtieren. Einige Werke erhielt er auch direkt vom Künstler, da Thompson bereits damals die Absicht hatte, das Ensemble geschlossen in ein Museum zu überführen.

1960 zeigte das Kunsthaus Zürich eine Auswahl der Sammlung Thompson in einer ersten Station einer Ausstellungstournee, die anschliessend ins Kunstmuseum Düsseldorf, (heute Museum Kunstpalast) ins Gemeentemuseum Den Haag (heute Kunstmuseum Den Haag) und ins Solomon R. Guggenheim Museum in New York ging.[2] Als René Wehrli (1910-2005), der Direktor des Kunsthaus Zürich, vom Basler Kunsthändler Ernst Beyeler (1921-2010) erfuhr, dass Thompsons Sammlung zu kaufen war, lancierte er 1960 die Idee, den Giacometti-Bestand in der Schweiz zusammenzuhalten. Der verlangte Preis für die 61 Skulpturen, 7 Gemälde und 21 Zeichnungen betrug 3 Millionen Franken. Die Sammler Hans C. Bechtler (1904-1998), damals auch Präsident der Sammlungskommission des Kunsthaus Zürich, und Dr. Walter A. Bechtler (1905-1994) begeisterten sich dafür, die Werke für Zürich zu sichern.

Da sich die Mittelbeschaffung verzögerte, erwarb Ernst Beyeler, finanziert durch den Basler Unternehmer Hans Grether, die Sammlung und bewahrte so das Werkkonvolut für die Schweiz.[3]

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Hans C. Bechtler und Alberto Giacometti in Stampa, 1962 Unbekannter Fotograf

Kurze Zeit danach gelang es Hans C. Bechtler mit einer Gruppe von Mäzenen den Bestand für die Stiftung zu erwerben, indem sie ein Syndikat gründeten. Die drei Schweizer Grossbanken, dem Schweizerischen Bankverein, der Schweizerischen Kreditanstalt und der Schweizerischen Bankgesellschaft (SBG) stellten ein zinsloses Darlehen von 3 Millionen Franken zur Verfügung, für das acht Mitlglieder des Syndikats bürgten: Gebrüder Bechtler, Ernst Göhner, . Nachdem eine Finanzierung durch Bund, Kanton Zürich und Stadt Zürich an einer ausufernden Pressepolemik gescheitert war, spendete eine Gruppe von Privatpersonen und Firmen die nötigen Mittel.

Am 16. Dezember 1965 wurde die Alberto Giacometti-Stiftung in Zürich unter der Führung von Hans C. Bechtler, dem ersten Präsidenten, formell gegründet. Dem ersten Stiftungsrat gehörten die wichtigsten Gönner an: Dr. Walter A. Bechtler, Ernst Göhner, Walter Haefner, Walter Meier, A. H. Meyer, Balthasar Reinhart (1916-2005)[4], Karl G. Steiner, Gustav Zumsteg sowie Dr. René Wehrli und Prof. Adolf Max Vogt, zu denen wenig später Hans Grether und Bruno Giacometti stiessen.

- Entwicklung der Stiftung


Erwerbungen und Schenkungen

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Alberto Giacometti, Femme debout, 1948, Gips, mit Isolier- und Trennmittelschichten überzogen, Alberto Giacometti-Stiftung, Geschenk Bruno und Odette Giacometti, 2006

Seit der Gründung sind die Bestände durch Ankäufe und Geschenke erweitert worden. Im Gründungsjahr der Stiftung ergänzte der Künstler selbst den Bestand durch eine Gruppe von sechs Zeichnungen und neun späten Gemälde und 19 Lithografien.

2006 schenkten Bruno und Odette Giacometti aus dem Nachlass des Bruders der Stiftung 75 Originalgipse, eine Steinskulptur, zwei Plastilinarbeiten und 15 Bronzen, darunter sehr bedeutende Spätwerke.[5][6]

Weitere wichtige Schenkungen von Hans C. und Elisabeth Bechtler-Staub, Dr. Anton und Anna Bucher-Bechtler, Franz Meyer (dem zweiten Präsidenten der Stiftung), James Lord, Rudolf Werner, den Erben von Margrit Bühler-Gredig und von Stadt und Kanton Zürich folgten.

Dokumentation

Neben dem Verwaltungsarchiv der Stiftung und der Dokumentation zu den einzelnen Werken werden folgende Dokumente über die Familie verwahrt, die im Wesentlichen von Bruno Giacometti geschenkt wurden:

  • 91 Briefe Alberto Giacomettis an die Familie
  • 53 Briefe Alberto Giacomettis an Lucas Lichtenhan, seinen Mentor in Schiers
  • Weitere Briefe von Alberto Giacometti
  • Manuskript zu «Le rêve, le sphinx et la mort de T.» (veröffentlicht von Donat Rütimann, Zürich 2005)
  • Diverse Memorabilia
  • Dokumentation zu Leben und Werk von Giovanni Giacometti, darunter Briefe von Cuno Amiet und Korrespondenz mit Sammlern (veröffentlicht von Viola Radlach, Zürich 2003)

Die umfassende Dokumentation zu Leben und Werk von Alberto Giacometti befindet sich in der Fondation Giacometti in Paris. Auf dem Nachlass des Künstlers beruhend, wurde sie gemäss dem Willen der Witwe 2003 als Forschungszentrum gegründet.[7]

Galerie

Ausstellungen

  • Alberto Giacometti – Material und Vision. Die Meisterwerke in Gips, Stein, Ton und Bronze, 2016
  • Alberto Giacometti, Kunsthaus Zürich, 18. Mai - 2. September 2001 / Museum of Modern Art, New York, 11. Oktober 2001 - 8. Januar 2002.
  • La Mamma a Stampa. Annetta - gesehen von Giovanni und Alberto Giacometti, Kunsthaus Zürich, 1. Dezember 1990 - 24. Februar 1991.

Publikationen

  • Marianne Karabelnik, Gegenwind im Kulturbetrieb. Die Entstehung der Alberto Giacometti-Stiftung in Zürich, Elster Verlagsbuchhandlung AG Zürich 2016. ISBN 978-3-906065-49-6
  • Alberto Giacometti – Material und Vision. Die Meisterwerke in Gips, Stein, Ton und Bronze, hg. vom Kunsthaus Zürich. Mit Beiträgen von Philippe Büttner, Casimiro Di Crescenzo, Catherine Grenier, Tobias Haupt, Christian Klemm, Kerstin Mürer und Stefan Zweifel, Scheidegger & Spiess, Zürich 2016. ISBN 3-85881-525-5
  • Alberto Giacometti, hg. von Christian Klemm, Carolyn Lanchner, Tobia Bezzola und Anne Umland, Kunsthaus Zürich und Nicolaische Verlagsbuchhandlung, Berlin, ISBN 3-87584-053-7
  • Die Sammlung der Alberto Giacometti-Stiftung, hg. von der Zürcher Kunstgesellschaft, bearb. von Christian Klemm, Prolitteris, Zürich 1990.
  • Willy Rotzler, Die Geschichte der Alberto Giacometti-Stiftung. Eine Dokumentation, Bentelli Verlag Bern 1982. ISBN 3-7165-0378-9

Website der Alberto Giacometti-Stiftung

Alberto Giacometti im Kunsthaus Zürich

Alberto Giacometti im Kunstmuseum Basel

Alberto Giacometti im Kunst Museum Winterthur

Fondation Giacometti, Paris

Einzelnachweise

  1. Alberto Giacometti-Stiftung – KUNSTHAUS. Abgerufen am 6. Januar 2022.
  2. Marianne Karabelnik: Gegenwind im Kulturbetrieb. Die Entstehung der Alberto Giacometti-Stiftung in Zürich. Elster Verlagsbuchhandlung AG, Zürich 2016, ISBN 978-3-906065-49-6, S. 19.
  3. Geschichte. Abgerufen am 6. Januar 2022 (deutsch).
  4. Urs Widmer, alt Stadtpräsident, Winterthur: Grosser Mäzen und Förderer. In: Neue Zürcher Zeitung. 31. August 2005, abgerufen am 17. Mai 2022 (deutsch).
  5. Architekt und Kunst-Mäzen Bruno Giacometti gestorben. Abgerufen am 6. Januar 2022.
  6. Hochparterre - Aus dem Schatten des Bruders. Abgerufen am 6. Januar 2022.
  7. Fondation Giacometti: Fondation Giacometti - Nos Missions. Abgerufen am 6. Januar 2022 (französisch).
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