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Europäische Gottesanbeterin

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Europäische Gottesanbeterin
Datei:Mz00060-gottesanbeterin wiki.jpg
Europäische Gottesanbeterin (Mantis religiosa)
Jungtier einer Europäischen Gottesanbeterin (Mantis religiosa)
Vorlage:Taxonomy
Vorlage:Subclassis: Fluginsekten (Pterygota)
Überordnung: Neuflügler (Neoptera)
Vorlage:Ordo: Fangheuschrecken (Mantodea)
Vorlage:Familia: Gottesanbeterinnen (Mantidae)
Vorlage:Genus: Mantis
Vorlage:Species: Europäische Gottesanbeterin
Wissenschaftlicher Name
Mantis religiosa
(Linnaeus, 1758)


Die Europäische Gottesanbeterin ist die einzige in Mitteleuropa vorkommende Art der Fangheuschrecken. Sie ist in Deutschland streng geschützt (rote Liste) und darf weder gefangen noch gehalten werden.


Merkmale

Weibchen können bis 7,5 cm lang werden, die Männchen sind deutlich kleiner und erreichen eine Länge bis zu 6 cm. Die Grundfärbung reicht von zartgrün bis braun, an der Basis der Vorderhüften befindet sich ein schwarzer Fleck, der in der Abwehrhaltung als augenähnliche Zeichnung gezeigt wird (Mimikry). Die unterschiedlichen Färbungsvarianten sind teilweise erblich bedingt, entstehen aber auch nach den einzelnen Häutungen als Anpassung an die Umgebung.

Auffallend ist der verlängerte Halsschild und der große, dreieckige, sehr bewegliche Kopf. Während die beiden hinteren Beinpaare als Schreitbeine gestaltet sind, sind die Vorderbeine zu Fangbeinen umgebildet. Femur und Tibia sind mit Dornen zum Festhalten der Beute besetzt.

Lebensweise

Im Mittelmeerraum besiedelt die Gottesanbeterin viele unterschiedliche Lebensräume, in Mitteleuropa ist sie dagegen auf ausgesprochene Wärmeinseln beschränkt. Die Bindung an Wärmegebiete ist bedingt durch das notwendige Beuteangebot der Larven im Frühjahr, die Eier können dagegen in Steppengebieten auch Winter mit sehr hohen Minustemperaturen überstehen.

Die Larven schlüpfen im Mai/Juni, bereits Ende Juli/Anfang August sind die erwachsenen Tiere anzutreffen. Erst 14 Tage nach der Imaginalhäutung werden die Tiere geschlechtsreif. Die weitverbreitete Ansicht, das Weibchen der Gottesanbeterin würde während oder nach der Paarung das Männchen auffressen, ist nach neuerer Erkenntnis nicht zutreffend. Entsprechende Beobachtungen wurden nur bei Tieren in Gefangenschaft gemacht und sind wahrscheinlich auf Ernährungsmängel und die räumliche Nähe der Tiere zurückzuführen (ausgeschlüpfte Jungtiere beginnen in Gefangenschaft nach ca. 2-3 Tagen, sich gegenseitig anzufallen). Im Freiland tritt dagegen kein Kannibalismus auf. Die Eier werden in einem Kokon, der sogenannten Oothek abgelegt, es handelt sich dabei um eine Schutzhülle aus einer schnell erhärtenden Schaummasse, die meist 60–70 Eier enthält. Im Herbst verenden die Tiere, die Eier überwintern in den gut isolierenden Ootheken.

Verbreitung

Ursprünglich stammt die Art aus Afrika, hat sich aber über den gesamten Mittelmeerraum und große Teile Asiens östlich bis nach Japan und zu den großen Sundainseln ausgebreitet. In nord-südlicher Richtung reicht ihr Verbreitungsgebiet vom südlichen Westsibirien bis zum Kap der guten Hoffnung. Durch Verschleppung ist sie inzwischen auch auf dem Nordamerikanischen Kontinent vertreten (in weiten Teilen der östlichen USA und im südlichen Kanada). Sie fehlt - trotz manchen anderslautenden Angaben in der Literatur - in Südamerika und Australien. Die nördlichsten Vorkommen erreichen östlich des Ural-Gebirges im südlichen Westsibirien bei Tscheljabinsk den 54., bei Omsk sogar den 55. Breitengrad und westlich des Urals in Osteuropa den 53. Grad n. Br. In Mitteleuropa reicht ihre Verbreitung - abgesehen von der Exklave Berlin-Schöneberg (52.48N-13.37E) lediglich bis zum 51. Breitengrad (südöstliches Polen: Hochfläche von Lublin). Während sie auf der Nordhalbkugel südlich des 46. Breitengrades (46° n. Br.) an geeigneten Örtlichkeiten fast überall vorkommt, ist sie nördlich dieser Linie nur vereinzelt in klimatisch begünstigten Gegenden zu finden. Ein Verbreitungsschwerpunkt in Deutschland ist der südliche Oberrhein mit dem Isteiner Klotz und dem Kaiserstuhl, weitere Populationen gibt es in Rheinland-Pfalz (Bienwaldgebiet und Raum Trier), wo die Art seit Anfang der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts in allmählicher Ausbreitung begriffen ist. Einzelne Fundmeldungen gibt es weiterhin aus dem Saarland und aus Bayern sowie seit kurzem auch wieder aus Hessen, nachdem die Gottesanbeterin dort lange Zeit als ausgestorben galt. Aus Hessen und Bayern fehlen aber bisher Hinweise auf Reproduktion. Dagegen ist seit 1998 auch ein Inselvorkommen im Stadtgebiet von Berlin-Schöneberg bekannt, deren Individuen sich alljährlich erfolgreich fortpflanzen.

Bilder

"Betende" Mantis - Bild zeigt keine Mantis religiosa
"Wienerwald" Mantis (Weibchen)
Gottesanbeterin - Bild zeigt keine Mantis religiosa
Datei:Gottesanbeterin bisamberg.jpg
Gottesanbeterin (Weibchen) vom Bisamberg (NÖ), Österreich
Datei:Gottesanbeterin2.JPG
Gottesanbeterin (Männchen) auf Korsika
Datei:Mantide su tagete.jpg
Gottesanbeterin aus Italien (Weibchen zwischen Tagetes-Blüten)


Literatur

  • Detzel, P. (1998): Die Heuschrecken Baden-Württembergs, Ulmer Verlag, Stuttgart
  • BERG, M. K., C. J. SCHWARZ & J. E. MEHL (2006/in press): Die Gottesanbeterin, Mantis religiosa. - Die Neue Brehm-Bücherei 656, Verlag Westarp Wissenschaften, Hohenwarsleben, ca. 300 S. [[1]]
Commons: Europäische Gottesanbeterin – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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