Karl Vent

Gustav Karl Friedrich Vent (* Ende 1842 in Weimar; † 7. Juli 1887 ebenda) war ein deutscher Architekt bzw. Baumeister, der als großherzoglicher Bauinspektor in Weimar tätig war.
Leben
Karl Vent war der Sohn des Weimarer Hofrats Johann Karl Christian Vent (1802–1880), wohnhaft an der Ackerwand 13. Er war laut einem Prüfungsprogramm Schüler an der Königlichen Baugewerkenschule in Dresden.[1] Er studierte dort 1861/62 Bauingenieurwesen.[2]
In Prag wurde Vent 1869 als großherzoglich-sächsischer Bau-Kondukteur als Assistent Mitglied des Lehrkörpers des Deutschen Polytechnischen Landesinstituts des Königreiches Böhmen und zum Assistenten für Architektur ernannt.[3]
Vent schuf in großherzoglichem Auftrag Bauwerke im Stil des Historismus mit Merkmalen der Neorenaissance. Dieser Stil entsprach dem Geschmack von Großherzog Carl Alexander (Sachsen-Weimar-Eisenach). Dabei war nicht immer der Oberbaudirektor eingeschaltet worden wie im Falle des ehemaligen Lehrerseminars, sondern der großherzogliche Auftrag ging direkt an Vent.[4] Er schuf mit diesen „qualitätvollen Bauten im Stil der Neorenaissance ein repräsentatives, städtebaulich bedeutendes Ensemble“.[5] Dieses prägt diesen Bereich des Weimarer Stadtzentrums bis heute. Sie bedeuteten eine große Veränderung, die auch für die Stadtbauplanung und damit die Verkehrsführung im Zentrum bis heute wirksam sind. Er fehlte dem Oberbaudirektor deshalb als Bauleiter für einen weiteren großen Bau: dem zeitgleich entstandenen Marstall, in welchem sich heute ein Teil des Hauptstaatsarchiv Weimar befindet. Er wäre dafür der zuständige Baubeamte gewesen![6] Vent unterstand seit 1873 dem Oberbaudirektor Carl Heinrich Ferdinand Streichhan im Departement des Innern als Bauoffiziant für das fiskalische Bauwesen und war gemeinsam mit diesem neben eigenen Bauentwürfen an mehreren staatlichen Bauvorhaben beteiligt. Im Geschäftsbereich des Oberbaudirektors war Vent oberster Baubeamter für das fiskalische Bauwesen in Weimar.[7]
Vent starb im Alter von 44 Jahren und 8 Monaten in Weimar.
Bauten in Weimar
- 1873 Entwurf für den Neubau des Staatsarchivs in Weimar neben der Hofgärtnerei, vom Großherzog aufgrund anderweitiger Nutzung des Bauplatzes verworfen[8]
- 1873 Projektierung der sogenannten Passage auf dem überwölbten Schützengraben in Weimar[9]
- 1877 Gropiusstraße 1: Lehrerseminar (später Christoph-Martin-Wieland-Schule, heute Staatliche Gemeinschaftsschule Jenaplan Weimar)[10]
- 1878 Sophienstiftsplatz 1: Schulgebäude (Sophienstift, später Johann-Peter-Eckermann-Schule) nach Vorbild eines Palazzos in Trient aus Nebraer Sandstein[11]
- 1886 Schröterstraße (heute Washingtonstraße 53), Gebäude des Paulinenstifts.[12]
- 1886/87 Tiefurter Allee 6: Gebäude der Russischen Gesandtschaft[13]
Literatur
- Art. Historismus, in: Gitta Günther, Wolfram Huschke, Walter Steiner (Hrsg.): Weimar. Lexikon zur Stadtgeschichte. Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1998, S. 206 f.
Einzelnachweise
- ↑ Programm zu den am 7.,8. und 9. April 1862 mit den Schülern der Königlichen Baugewerkenschule in Dresden zu haltenden Prüfungen. 1862, S. 23.
- ↑ Liste Studierender ... für den Zeitraum 1836–1887.
- ↑ Jahres-Bericht über den Zustand und die Leistungen des Deutschen Polytechnisches Institut Prag, 1869/70, Prag 1870, S. 12; Oesterreichischer Bau-Almanach für Staats-, Landes- und Gemeinde-Beamte, 1871, S. 89.
- ↑ Verhandlungen des ... Landtags und der Gebietsvertretung von Sachsen-Weimar 1877, Weimar 1877, S. 562.
- ↑ Kerstin Vogel: Carl Heinrich Ferdinand Streichhan. Dissertation Weimar 2008, S. 180.
- ↑ Kerstin Vogel: Carl Heinrich Ferdinand Streichhan. Dissertation Weimar 2008, S. 189.
- ↑ Staatshandbuch für das Großherzogtum Sachsen. 1874, S. 74.
- ↑ Willy Flach: Beiträge zum Archivwesen, zur thüringischen Landesgeschichte und zur Goetheforschung. 2003, S. 60.
- ↑ Die Notwendigkeit dieses Baues auf Staatskosten wurde von einem Rechnungsausschuss hinterfragt und zur weiteren Beschlussfassung dem Landtag berichtet, vgl. Verhandlungen des [...] Landtags und der Gebietsvertretung von Sachsen-Weimar 1877, Weimar, 1877, S. 1.
- ↑ Die zwei von Vent errichteten Schulgebäude stehen auf der Liste der Kulturdenkmale in Weimar (Einzeldenkmale). Außerdem stehen die gesamte Gropiusstraße als auch der gesamte Sophienstiftsplatz auf der Liste der Kulturdenkmale in Weimar (Sachgesamtheiten und Ensembles).
- ↑ Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler: Thüringen. 2003, 2. Auflage. Deutscher Kunstverlag, 1964, ISBN 978-3-422-03050-3, S. 1329 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Art. Pauline Ida Marie Olga: Erbgroßherzogin von Sachsen-Weimar-Eisenach, in: Gitta Günther, Wolfram Huschke, Walter Steiner (Hrsg.): Weimar. Lexikon zur Stadtgeschichte. Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1998, S. 347. Steht auf der Liste der Kulturdenkmale in Weimar (Einzeldenkmale).
- ↑ Ehemalige russische Gesandtschaft in Weimar (Thüringen)
Personendaten | |
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NAME | Vent, Karl |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Architekt bzw. Bauinspektor |
GEBURTSDATUM | 1842 |
GEBURTSORT | Weimar |
STERBEDATUM | 7. Juli 1887 |
STERBEORT | Weimar |