Zum Inhalt springen

Frutiger

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 5. Oktober 2006 um 22:01 Uhr durch 87.165.169.231 (Diskussion) (Geschichte). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Datei:FrutigerNext.png
Schriftbeispiel für Frutiger Next

Frutiger ist eine serifenlose Linear-Antiqua-Schrift, die 1975 von Adrian Frutiger entworfen und von der D. Stempel AG veröffentlicht wurde.

Merkmale

Die Proportionen wurden ungefähr von Frutigers früherer Schrift Univers übernommen. Die x-Höhe ist relativ hoch, die Versalhöhe geringer als die Höhe der Kleinbuchstaben mit Oberlängen. Das Schriftbild erscheint offen, mit großen Innenräumen bei den Kleinbuchstaben. Die Buchstaben C, G, S, a, c, e, s haben stark abgeflachte Rundungsausläufe mit vertikalen Abschlüssen. Die Strichstärke der Vertikalen ist geringfügig größer als die der Horizontalen.

Geschichte

Frutigers Schriftart Concorde (entwickelt in Zusammenarbeit mit André Gürtler, 1959 bei Sofratype erschienen) wies bereits zahlreiche Merkmale der Frutiger auf. Die Buchstaben M, Q und g hatten noch andere Formen.

1970 entwarf Frutiger aus der Concorde die Schriftart Roissy für die Beschilderung am Flughafen Paris (Charles de Gaulle). Die Frutiger ist die um zusätzliche Schnitte ausgebaute Druckversion der Roissy.

Auf eine Idee von Adrian Frutiger hin wurde die Frutiger Next von Erik Faulhaber unter der Leitung des damaligen künstlerischen Leiters der Linotype, Professor Reinhard Haus, überarbeitet. Diese grundlegende Überarbeitung erschien 2001 unter dem Namen Frutiger Next bei Linotype. Dabei wurden die sechs Gewichte neu gestaltet, die Kursivschrift weist nun eigene Formen der Buchstaben a, e, f, g, q auf, das ß ist als Ligatur aus ſs erkennbar und das & von den Buchstaben Et abgeleitet.

http://www.linotype.com/58124/frutigernextcdformacandpc-compilation.html

Varianten

Die Concorde gab es in Normal und Fett.

Die Roissy gibt es in Normal, Halbfett, Fett und Kursiv.

Die Frutiger erschien im Lauf der Jahre in sieben Strichstärken, davon vier auch in kursiv und fünf in schmal. Wie bei der Univers wurden die Schnitte mit Nummern bezeichnet: 25, 35, 45, 55, 65, 75 und 95 (aufrecht); 46, 56, 66 und 76 (kursiv); 47, 57, 67, 77 und 87 (schmal).

Die Frutiger Next gibt es in sechs Strichstärken (Leicht, Normal, Halbfett, Fett, Extrafett und Ultrafett), die alle auch kursiv und schmal verfügbar sind. Das Nummernsystem wird hier nicht mehr verwendet.

Verwendung

Die Frutiger wird gern für Beschilderungen verwendet, ist aber auch im Druck sehr häufig zu finden, insbesondere bei kurzen Texten in kleinen Schriftgraden. Seit 2003 wird in der Schweiz für Straßenschilder die Schriftart ASTRA-Frutiger verwendet. Auch in Österreich sind in letzter Zeit vermehrt Wegweiser in Frutiger zu finden. Die Österreichischen Bundesbahnen verwenden die Frutiger Next seit 2002 als Hausschrift. Das Kursbuch der Schweiz ist in der Frutiger gesetzt. Frutiger ist außerdem die Hausschrift der Fraunhofer-Gesellschaft, des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt, der Diözese Rottenburg-Stuttgart, des Landes Niedersachsen, der Gemeinde Stuhr, der Bundeswehr, der Schweizer Großbank UBS, der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken, des Deutsche-Post-Konzerns, der ARD-Anstalt Mitteldeutscher Rundfunk sowie der Gewerkschaft ver.di.

Gleiche und ähnliche Schriften

Die Schriftart Humanist 777 von Bitstream entspricht der Frutiger.

Die Schriftart Myriad von Adobe wurde von der Frutiger inspiriert, hat aber einige erkennbare Unterschiede, beispielsweise runde Punkte und geschwungene Formen bei den Großbuchstaben B und D. Die Kursive der Myriad floss wiederum in die Frutiger Next ein.

Siemens Sans, die neue Hausschrift der Siemens AG, ist ebenso von der Frutiger inspiriert und wurde um Kapitälchen und Mediävalziffern erweitert. Sie ist Teil einer Schriftfamilie, die die Egyptienne Siemens Slab und die Antiqua Siemens Serif umfasst.

Die Berliner Verkehrsbetriebe verwenden seit 1992 die Schrift Transit, die zwischen den schmalen Schriftschnitten Frutiger 57 und Frutiger 67 interpoliert wurde. Die Punkte bei den Buchstaben i, j, Umlauten und Satzzeichen wurden rund, und bei der Kursivschrift erhielten einige Buchstaben andere Formen.

Für die Designzeitschrift form wurde 1995 aus der Frutiger 45 und Frutiger 55 ein Zwischenschnitt interpoliert.

Für die Alte Pinakothek in München wurden 1998 drei schmale Frutiger-Varianten überarbeitet.

Die Firma Linotype wirft dem Softwarekonzern Microsoft vor, für seine neueste Windows-Version Vista die Frutiger Next kopiert zu haben und als softwarepatentierte Schriftart Segoe UI zu verwenden. Die Abweichungen zwischen den beiden Schriften sind sehr gering. Es lassen sich Unterschiede bei der Ausführung der Zeichen „1“ und „j“ erkennen. Mittlerweile unterlag Microsoft jedoch im Plagiatsstreit vor dem Harmonisierungsamt für den Europäischen Binnenmarkt [1].

Literatur

Quellen

  1. Office for harmonizsation in the internal market - Design Department: Decision of the Invalidity Devision of 06/02/06 - Heidelberger Druckmaschinen AG ./. Microsoft Corporation auf http://oami.eu.int/PDF/design/invaldec/ICD%20000000743%20decision%20(EN).pdf [3.4.2006]