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Mahnmal Bittermark

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Das Denkmal in der Totalen
Kundgebung am Denkmal

Das Mahnmal Bittermark ist eine Gedenkstätte im Dortmunder Stadtbezirk Hombruch. Es wurde 1960 von dem Hagener Künstler Karel Niestrath und dem Dortmunder Architekten Will Schwarz im Auftrage der Stadt Dortmund geschaffen. Die Krypta wurde vom französischen Künstler Léon Zack gestaltet.

Überblick

Im Stadtwald Bittermark gelegen erinnert das Mahnmal an die Morde der Gestapo im Rombergpark und in der Bittermark. In den Ostertagen 1945 wurden vom 7. März bis 12. April auf einer Waldlichtung in der Bittermark, im Rombergpark und auf dem Eisenbahngelände zwischen Hörde und Berghofen etwa 300 Menschen ermordet. Einen Tag danach, am 13. April 1945, war Dortmund von den amerikanischen Truppen besetzt. Am 19. April 1945 wurde mit der Exhumierung der Leichen in der Bittermark begonnen. Bei den Getöteten handelte es sich um Zwangsarbeiter aus Frankreich, Belgien, den Niederlanden, Jugoslawien, Polen und der Sowjetunion und deutsche Widerstandskämpfer, die aus dem Hörder Gestapokeller und der Steinwache in den Rombergpark und in die Bittermark verschleppt und dort ermordet wurden.

Am Mahnmal Bittermark wird in jedem Jahr an Karfreitag eine Gedenkfeier abgehalten.

Die Täter

Von den 147 Beamten der Gestapo-Wache Dortmund-Hörde wurden lediglich 28 Personen in zwei Verfahren in den Jahren 1952 und 1954 angeklagt. Im ersten Verfahren vom 22 Januar bis 4. April 1952 wurden 15 von 27 Angeklagte frei gesprochen, die anderen zu Strafen von 2 bis 6 Jahren Gefängnis verurteilt, keiner wegen Mordes oder Beihilfe zum Mord. Im zweiten Verfahren vom 12. bis 28. Mai 1954 wurde gegen einen weiteren Täter verhandelt, der sich zum Zeitpunkt des ersten Verfahrens auf der Flucht befand. Er wurde zu 8 Jahren Gefängnis verurteilt.

Die Opfer

Genaue Opferzahlen konnten nie ermittelt werden. Zudem wurde nur ein kleiner Teil der Ermordeten identifiziert. Diese entstammten Widerstandsgruppen aus Dortmund sowie aus Lippstadt und Meinerzhagen. Da es sich bei den meisten Opfern um Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene handelte, konnten diese nicht identifiziert werden. Häftlinge wurden nicht nur aus der Hörder Gestapo-Wache verschleppt, sondern auch aus den Polizeigefängnissen von Dortmund, Bochum und Herne. Sie wurden in den letzten Kriegswochen in einem Auffanglager auf dem Gelände des Hörder Bergwerks- und Hütten-Vereins interniert.

Zu den identifizierten Opfern gehören:

  • Karl Altenhenne, geboren am 23. Juli 1878 in Huckarde, Hauer, KPD-Stadtverordneter in Dortmund (1928 bis 1933). Altenhenne war vom 24. Mai bis 2. Juni und vom 15. Juni 1933 bis 18. Mai 1934 Schutzhäftling, zuletzt im KZ Esterwegen. Die Gestapo nahm ihn und seine Familie am 9. Februar 1945 erneut fest.
  • Wilhelm Beutel, geboren am 18. Juni 1897 in Deutschhausen (Mähren), gelernter Hufschmied, österreichischer Soldat im 1. Weltkrieg, Maschinist der Westfalenhütte. Beutel wurde am 9. Februar 1945 mit seiner Frau verhaftet, diese wurde wieder freigelassen. Beutel wurde am 19. April 1945 im Rombergpark tot aufgefunden.
  • Gustav Budnick, geboren am 15. November 1906 in Schiffuß in Ostpreußen. Budnick war Bergmann auf der Zeche Minister Stein, wurde 1932 nach einem Streikaufruf fristlos entlassen. Zwischen 1932 und 1937 war Budnick auf der Flucht, oder inhaftiert, zuletzt 1937 im KZ Buchenwald. Seit 1938 arbeitete Budnick wieder auf der Zeche Minister Stein. Budnick wurde am 9. Februar 1945 erneut verhaftet und am 19. April 1945 im Rombergpark tot aufgefunden.
  • Heinrich Czerkus, geboren am 27. Oktober 1894, für die KPD im Rat der Stadt Dortmund, Vereinswart von Borussia Dortmund.
  • Johann Dorenkamp, geboren am 13. Juni 1898 in Hövelhof bei Paderborn. Soldat im 1. Weltkrieg. Seit 1930 Mitglied des Kampfbundes gegen den Faschismus. Mehrfach verhaftet, zuletzt am 15. Februar 1945. Dorenkamp wurde am 19. April 1945 im Rombergpark tot aufgefunden.
  • Albert Felsch, geboren am 13. Dezember 1890 in Dortmund, Stadtverordneter in Dortmund, zwischen 1933 und 1935 verhaftet, zuletzt inhaftiert im KZ Esterwegen. Felsch arbeitete ab 1936 als Metallschmelzer und wurde am 9. Februar 1945 zusammen mit seiner Frau verhaftet, diese wurde wieder freigelassen. Felsch wurde am 19. April 1945 im Rombergpark tot aufgefunden.
  • Emil Paul Frescher, geboren am 26. Juni 1889 in Zirke, Kreis Birnbaum, bereits 1933 aus politischen Gründen inhaftiert. Frescher und seine Frau wurden am 7. Februar 1945 verhaftet. Frau Frescher wurde in Herne von den Amerikanern befreit, Frescher wurde am 19. April 1945 im Rombergpark tot aufgefunden.
  • Josef Gabartas, geboren am 26. September 1912 in Dortmund, Verwaltungsangestellter. 1934 aus Deutschland ausgewiesen. Als litauischer Staatsangehöriger 1945 mit deutschen Truppen aus Litauen nach Dortmund zurückgekehrt. Gabartas wurde am 30. März 1945 verhaftet und am 5. April 1945 im Rombergpark erschossen.
  • Martha Gillessen, geboren am 30. November 1901. Gillessen war aktives Mitglied der KPD. Sie versteckte während des zweiten Weltkriegs Flüchtlinge, unter anderem die Schriftstellerin Charlotte Temming, vor der Gestapo. Sie wurde am 19. April 1945 im Rombergpark tot aufgefunden.
  • Emil Heyen, geboren am 23. April 1904 in Dortmund, Dreher auf der Westfalenhütte. 1935 angeklagt auf Vorbereitung zum Hochverrat und Mangels an Beweisen freigesprochen. Erneut wurde Heyen am 9. Februar 1945 verhaftet und am 19. April 1945 im Rombergpark tot aufgefunden.
  • Hans Hippler, geboren am 14. April 1895 in Allenstein in Ostpreußen, Soldat im 1. Weltkrieg, dann Kämpfer im Freikorps. Mehrfach verhaftet, von 1939 bis 1943 inhaftiert im KZ Buchenwald. Zuletzt wurde Hippler am 15. Februar 1945 verhaftet und am 19. April 1945 im Rombergpark tot aufgefunden.

Siehe auch

Literatur

  • Herausgeber Stadtverwaltung Dortmund, Informations- und Presseamt: Dortmund Karfreitag 1945, Westfalendruck Dortmund (1971)

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