Martin Robbe

Martin Robbe (* 22. September 1932 in Auerbach bei Bensheim[1]; † 23. Oktober 2013[2] in Berlin) war ein deutscher Philosoph und Historiker, spezialisiert auf Entwicklungsländer und insbesondere den Nahen Osten.
Leben
Martin Robbe war der Sohn der Sprachwissenschaftlerin Gertrud Pätsch (geb. Kettler), mit der er 1948 in die Sowjetische Besatzungszone (SBZ) übersiedelte. Er kam unehelich als Martin Kettler zur Welt, die Identität seines Vaters ist unbekannt. 1939 wurde er durch die Eheschließung seiner Mutter mit dem Kaufmann Heinrich Robbe legitimiert und erhielt den Namen Robbe.
Er besuchte u. a. das Gymnasium Paulinum in Münster und legte 1950 das Abitur an der Arbeiter-und-Bauern-Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität in Jena ab.

Ab 1950 studierte er zunächst zwei Semester Geschichte an der Universität Jena,[3] wechselte dann an die Humboldt-Universität zu Berlin, wo er mit dem Studium der Philosophie begann. Er hörte Vorlesungen und besuchte Seminare u. a. bei Walter Hollitscher – bei ihm war er Hilfsassistent im Bereich der formalen Logik –, Wolfgang Harich, Kurt Hager, Karl Schröter, Hermann Scheler, Robert Naumann und Wolfgang Heise.[4] 1955 legte er das Staatsexamen ab.[5]
Nach dem Diplom wollte er bei der Philosophie bleiben und Philosophie - und Religionsgeschichte betreiben, musste aber ins Lehrfach für Grundlagen des Marxismus-Leninismus und wurde als Assistent an die Hochschule für Ökonomie Berlin geschickt.[4] Dort führte er Seminare und Vorlesungen über dialektischen und historischen Materialismus für Fernstudenten durch und arbeitete zum gleichen Themenkreis Studienanleitungen und Lehrbriefe aus; daneben hielt er fakultative Vorlesungen für Studenten des Direktstudiums.[5] Nach Konflikten wurde ihm die Ausübung der Lehrtätigkeit im Direktstudium, dann auch im Fernstudium, verboten, und er musste für ein Jahr in die Produktion, zuerst ins Stickstoffwerke Piesteritz und dann ins Stahl- und Walzwerk Hennigsdorf.[4]
Danach wollte er zurück zur Philosophie und Wolfgang Heise war bereit, ihn als Aspirant zu nehmen, jedoch die Hochschule für Ökonomie gab dazu nicht das nötige Einverständnis.[5] Heinrich Junker, ein Iranist und parteiloser Professor, der sich an solche Vorgaben der Parteiorganisation der Hochschule nicht zu halten brauchte, nahm ihn zu sich. Robbe wandte sich den Themen Islam und Naher Osten zu.[4] Er war von 1959 bis 1962 Aspirant an der Humboldt-Universität. Neben der Arbeit an seiner Dissertation über die Theorie der Religionsgeschichte, die von Heinrich Junker und Wolfgang Heise betreut wurde, beschäftigte er sich mit Problemen der Geschichte des Islam und des Christentums.[5][4]
Von 1962 bis zu ihrer Auflösung 1992[3] war er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Deutschen Akademie der Wissenschaften, seit 1972 Akademie der Wissenschaften der DDR (AdW). 1963 promovierte er zum Dr. phil. 1968 absolvierte er ein Zusatzstudium (Fachrichtung Geschichte) an der Universität Kairo. Seit 1962 war er im Institut für Orientforschung, baute dort die Arbeitsgruppe „Naher Osten“ mit auf und war ihr Leiter, bis das Institut nach der Akademiereform 1968/69 aufgelöst wurde, die Arbeitsgruppe zum Zentralinstitut für Geschichte ging und sich dort umformiert hat.[4] 1970 wurde er Leiter der Abteilung Geschichte der Entwicklungsländer am Zentralinstitut für Geschichte. 1980 wurde er habilitiert und 1983 zum Professor ernannt.[6] 1986 wurde er stellvertretender Direktor des Institutes für Allgemeine Geschichte der AdW, nachdem die Schaffung eines eigenen Institutes für Entwicklungsländergeschichte nicht durchgesetzt werden konnte und die Abteilung des Zentralinstitutes in diesem neugegründeten Institut aufgegangen war.[4] Robbes Arbeitsverhältnis an der Akademie endete gemäß Artikel 38 des Einigungsvertrages am 31. Dezember 1991.[7]
Robbe war im Zentralen Rat für Asien,- Afrika,- und Lateinamerikawissenschaften (ZENTRAAL) Leiter der Arbeitsgruppe Ideologie (bestehend aus den Arbeitskreisen Philosophie, Islam, Katholizismus).[4] Er war Präsident des Freundschaftskomitees DDR-Arabische Republik Ägypten und Mitglied verschiedener wissenschaftlicher Gremien,[6] z. B. Mitglied des Präsidiums der Historiker-Gesellschaft der DDR und Mitglied des Redaktionskollegiums für das Jahrbuch für Geschichte.[8]
Er war bis zur Einstellung ihres Erscheinens im Jahr 2002 Mitherausgeber und Chefredakteur der Zeitschrift Asien Afrika Lateinamerika,[3] davor Herausgeber der Mitteilungen des Instituts für Orientforschung. Artikel von ihm erschienen u. a. in: Deutsche Außenpolitik, Einheit, Deutsche Zeitschrift für Philosophie, Horizont, Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, Asien Afrika Lateinamerika, Berliner Debatte Initial, Marxistische Blätter, Inamo. Er referierte auf zahlreichen nationalen und internationalen Veranstaltungen, als DDR-Wissenschaftler u. a. auf Internationalen Historikerkongressen und Internationalen Orientalistenkongressen,[9] und auch nach der Wiedervereinigung, wie 1991 in der „Herbstakademie“ des Bundes demokratischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler (BdWi) im Centro Interculturale Villa Palagione (Italien).[10]
Robbe schrieb auch populärwissenschaftliche Bücher und fertigte Übersetzungen an.[6]
Er war mehrmals verheiratet, u. a. mit der Wirtschaftswissenschaftlerin Waltraud Falk und mit der Solotänzerin an der Staatsoper Berlin und Schauspielerin Ramona Gierth.
Wissenschaftliche Arbeit
Religionsgeschichte
Robbes wissenschaftliche Arbeit befasste sich zunächst mit Religionsgeschichte und Atheismusforschung. Dabei entstanden neben seinem Buch Der Ursprung des Christentums eine Reihe von Aufsätzen, u. a. zu ideologischen Aspekten der Auseinandersetzungen zwischen Christen und Marxisten. Später verlagerte sich sein Interesse auf Orientalistik und Entwicklungsländer. Das Thema Ideologie und Ideologiegeschichte beschäftigte ihn auch weiterhin.
Naher Osten
Im Bereich der Geschichte der Entwicklungsländer beschäftigte sich Robbe mit der modernen Geschichte arabischer Länder, der Geschichte und Gegenwart des Nahostkonfliktes sowie mit Entwicklungen vor allem im modernen Islam; außerdem wandte er sich übergreifenden Themen wie den Beziehungen zwischen Europa und dem Orient zu. Seine Kollegen Fritz Klein und Gerhard Höpp bescheinigen Robbe, dass er mit wachem Problembewusstsein, umfassenden Kenntnissen und Risikobereitschaft in Forschung, Publikation und Lehre, eine von dialektischem Denken geprägte Sicht auf Abläufe und Zusammenhänge im Nahen und Mittleren Osten sowie in ihrer globalen Verflechtung entwickelt und verbreitet habe.[7]
„In diesem Sinne unter seiner Leitung erarbeitete kollektive sowie individuelle Publikationen zum Nahostkonflikt, zur Ideologiegeschichte der Dritten Welt und zum Islam haben über den Augenblick hinaus Wert erlangt.[7]“
Nach dem Philosophiestudium erarbeitete er zunächst Studienanleitungen und Lehrbriefe zum Dialektischen Materialismus, der seinen späteren Arbeiten methodisch zu Grunde liegt. Als die logische Vorgehensweise der Bewegung vom Abstrakten zum Konkreten, die gedankliche Annäherung an einen Gegenstand der Betrachtung als dessen Einheit der Vielfalt, das bedeutet ohne Hinzutun oder Wegnahme (= Abstraktion), ohne Verfälschung, beispielsweise durch Not oder durch Interessen, das heißt mitsamt seiner inneren Widersprüche, die der Gegenstand der Betrachtung inmitten der gesellschaftlichen Verhältnisse als vielfältige Bestandteile seiner ihn gegenüber anderen Gegenständen auszeichnenden Gesamtheit, innehat.
Laut Höpp und Klein habe Robbe als Lehrender und Leiter einen starken und positiven Einfluss auf eine neue Generation von Nahostwissenschaftlern in der ehemaligen DDR ausgeübt, auch wenn es ihm als Mitglied zahlreicher wissenschaftsleitender und -koordinierender Gremien nicht gelungen sei, seine Problemsicht und -behandlung als methodisches Prinzip der Asien- und Afrikawissenschaften in der DDR durchzusetzen.[7]
Entwicklungsländer
Laut Kai Hafez wirkte Robbe seit den achtziger Jahren einer allgemeinen theoretischen Stagnation in der Entwicklungsdebatte in der DDR entgegen. Dabei habe er "nichtproletarischen Ideologien" einen ungewöhnlich hohen Stellenwert beigemessen. Robbe habe sich gegen eine Dichotomisierung der Welt in Arm-Reich, Nord-Süd- oder Zentrum-Perepherie-Gegensätze, die sowohl in den Konzepten der westlichen Industriegesellschafts- und Modernisierungslehren als auch bei sozialistisch orientierten Dritte-Welt-Theoretikern oder Vertretern des dependencia-Ansatzes vorgeherrscht haben.[4] Diese würden, nach Robbe, den kolonialen und "neokolonialen" Ursprung der Unterentwicklung verbergen und den "antiimperialistischen Kampf" verhindern, da sie die Staaten des "sozialistischen Weltsystems" als reiche Länder mit den westlichen Industriestaaten auf eine Ebene stellen und sie so von den Entwicklungsländern isolieren.[11] Westliche Versuche der "ideologischen Diversion" und Bemühungen außereuropäischer Eliten um eine unabhängige Standort- und Strategiebestimmung würden sich zu einem Theoriekonvolut ergänzen, in dem der Hauptwiderspruch zwischen Imperialismus und Sozialismus/nationaler Befreiungsbewegung verdrängt und symptomatische Nebenwidersprüche (Armut/Reichtum, Industrie-/Agrargesellschaft usw.) zum Ausgangspunkt neuer Ideologien gemacht worden seien.[12][4]
Modernisierungstheorie der 50er und 60er Jahren
Den größten Gegensatz zum "nichtkapitalistischen Entwicklungsweg" bildete für Robbe die in den fünfziger und sechziger Jahren vorherrschende, die westliche Entwicklungspolitik begleitende Modernisierungstheorie, da sie anders als die marxistisch-leninistische Theorie oder die Dependenztheorie für die allseits konstatierte Unterentwicklung nicht die Wirkung externer Faktoren (koloniales Erbe, "neokoloniale" Arbeitsteilung), sondern allein innergesellschaftliche, traditionelle Entwicklungsbarrieren verantwortlich mache. Walt Whitman Rostows Stufentheorie bezeichnete Robbe als "naiven Optimismus", da sie allein quantitative Maßstäbe des absoluten Wirtschaftswachstums (Bruttosozialprodukt) zugrunde lege. Der soziale Ausgleich bliebe auf den Automatismus des trickle-down, des Durchsickerns von Kapitalprofiten in untere Schichten der Bevölkerung, beschränkt ("Wirtschaftswachstum ohne Entwicklung"). Die wachsende soziale Kluft und die Verschlechterung der Lebensbedingungen in den siebziger Jahren ("Weniger Milch, mehr Whisky") wurde als Beleg für das Scheitern der Modernisierungstheorie gewertet.[11]
Grundbedürfnisstrategie der 70er Jahre
Die in den siebziger Jahren von der Weltbank adaptierte Grundbedürfnisstrategie verstand Robbe als Ergänzung des Modernisierungstheorems mittels einer "Art moderner, weltweiter Armenpflege", da sie "sozialen Explosivstoff" zu reduzieren trachte, um spontanen kapitalistischen Entwicklungen Vorschub zu leisten. Sie sei der Einsicht entsprungen, dass sich "der gesellschaftliche Fortschritt auf Dauer nicht allein mit Gewalt" aufhalten ließe, wie dies mit der Aggression Israels 1967 und beim Sturz der Regierung Allende 1973 versucht worden sei. Dudley Seers, Victor Umbricht, John McHale, Magda Cordell McHale, Louis Emmerij, die Dag Hammarsköld Foundation und der Club of Rome wurden als geistige Urheber von Konzeptionen eines "qualitativen Wachstums" bezeichnet, die jedoch in einem "system- und strukturlosem Raum" operierten, da sie nicht auf grundlegende politische Veränderungen abzielten.[11][4]
"Linksradikalismus"
Mit besonderem Nachdruck wurden im Übergang zu den achtziger Jahren "nichtproletarische Sozalismuskonzeptionen" ideologiekritisch besprochen. Nach der Erringung der Eigenstaatlichkeit erstrebten ehemalige "kolonial oder halbkolonial versklavten Völker" eine gleichmäßige Distanz (Blockfreiheit) von Ost und West zur Schaffung eigener Werte und zur Beendigung der Unterentwicklung.[13]
Neben "reformistischen" (Bourguibismus, Sadatismus usw.) und "utopischen" (Nasserismus, Baathismus usw.) Sozialismuskonzeptionen, die im Bereich der arabisch-sozialistischen Ideologien vorherrschten,[14] oder dem Islamischen Sozialismus, der von Robbe in dessen 1977 erschienenem Werk Dritte Welt: Asyl der Armen? in die Nähe des Faschismus gerückt wurde,[13] konzentrierte sich Robbe vor allem auf die Konzeptionen Frantz Fanons, André Gunder Franks und Samir Amins.
Diese stark von westlichen Denkschulen Jean Paul Sartres, Antonio Gramscis u. a. beeinflussten Marxisten und Dependenztheoretiker würden anders als "reformistische" und "utopische" Sozialismuskonzepte zwar sowohl in der "neokolonialen" Ursachenanalyse als auch in der virtuell sozialistischen Zielorientierung mit den Marxisten-Leninisten weitgehend übereinstimmen, aus dem Fehlen eines revolutionären Potentials der industriellen Arbeiterschaft jedoch die Notwendigkeit ableiten, "volksdemokratische" Revolutionen spontan und ohne eine langfristige politische Organisation der Arbeiterschaft durchzuführen.[13][4] In Fanons während der algerischen Befreiungskriege 1961 erschienenem Werk Die Verdammten dieser Welt, dominiere, Robbe zufolge, neben dem ungebrochenen Verhältnis zur Gewalt vor allem ein zweiter Charakterzug, den er als "Bauernmessianismus" bezeichnet.[4] Nach Robbe habe der Einfluss des Fanonschen Denkens auf die Entstehung indigener Sozialismuskonzeptionen in Afrika und im arabischen Raum (PLO, Samir Amin usw.) nicht zuletzt auf der Benennung der Bauernschaft als tragender revolutionärer Kraft beruht.[13][4]
Indem die "linksradikalen" Theoretiker die pauperisierten "Volksmassen" der "Dritten Welt" zu einer von kapitalistischen und sozialistischen Staaten unabhängigen Entwicklung aufforderten, haben sie Bündnis- und Entwicklungstheoreme geschaffen, die von einem Nord-Süd-Konflikt statt – wie es im Sinne Robbes gewesen wäre – einer Solidargemeinschaft mit den sozialistischen Staaten ausgingen. Durch die Annahme eines revolutionären paupers und einer unabhängig existierenden "Dritten Welt" haben sie die Klassengesellschaft letztlich nicht revolutionieren können, was sie mit allen anderen "nichtproletarischen Ideologien", der "probürgerlichen" Modernisierungstheorie wie den "reformistischen" und "utopischen" Sozialismuskonzeptionen, gemeinsam gehabt haben.[13][4]
Terrorismusstreit
Es erschienen auch Texte von ihm über die 68er-Bewegung. Das Institut für Ostwissenschaftliche Studien in Köln kam 1990 auf Robbes Schriften zum Terrorismus zu sprechen. Demnach haben Markus Wolf und das Ministerium für Staatssicherheit den Terror der Roten Armee Fraktion von der DDR aus unterstützt und Martin Robbe habe ihnen theoretisch zugearbeitet.[4] Der Politik- und Medienwissenschaftler Kai Hafez kommentierte diesen Vorwurf mit den Worten, er habe einige dieser Schriften gelesen und nicht in irgendeiner Weise anstößig gefunden. Robbe selbst sagte dazu, ein Kollege aus Westdeutschland habe ihn aufgeklärt, dass die Frage nach sozialen Wurzeln des Terrors in der Öffentlichkeit tabu sei.[4]
DDR-Ende
In einem Interview erzählt Robbe von den letzten Jahren der DDR, als die Perestroika kam und das DDR-Ende sich ankündigte. Mitte der achtziger Jahre wurde an der Akademie der Wissenschaften das Institut für Allgemeine Geschichte gegründet, und Robbe wurde sein stellvertretender Direktor. U.a. leitete er dort die Herausgabe der dritten Auflage der Weltgeschichte in Daten und war zusammen mit dem Direktor des Instituts, Karl Drechsler, mit einem Projekt unter der Bezeichnung Weltgeschichte im 20. Jahrhundert beschäftigt. Diese und weitere Projekte kamen aber nicht mehr zu Stande.[4]
„Aber all diese Dinge litten daran, daß sich abzeichnete, daß die Geschichte nicht, wie wir dachten, nach traditionell marxistischen Vorstellungen funktionierte. Daß der Sozialismus krachen geht, daran hätten wir nicht im entferntesten gedacht. Wir haben das weggeschoben. Mann könnte es etwas hochgestochen fast mit dem Urchristentum vergleichen, wo ja auch die ersten Christen glaubten, daß Jesus Christus zu ihren Lebzeiten noch wiederkehren würde: Paulus sagte, "einige von Euch werden den Tod nicht schmecken, bis daß..." und so weiter. Als die Christen merkten, dass die Parusie - die Wiederkunft - nicht stattfand, verschoben sie sie, und es entstand das theologische Problem der Parusieverschiebung. Man war gezwungen, immer länger zu warten. Bei uns war das ähnlich gelagert: man erkannte, dass es nicht funktionierte, hoffte jedoch, daß es irgendwie laufen würde, ohne sich genauer Gedanken darüber zu machen. Man wartete quasi auf ein Wunder. Jedenfalls gingen diese Projekte nicht auf, wie auch ein anderes Arbeitsvorhaben über Brennpunkte der Weltgeschichte, das Fritz Klein leitete. Es wurde schon über zehn Jahre betrieben, war im Grunde publikationsreif, und die ersten beiden Bände lagen schon im Verlag, als die Perestroika kam, und man zum Schluß entschied, die ganze Sache den Bach runtergehen zu lassen. Für die Weltgeschichte in Daten lagen schon zahlreiche Manuskripte zur Urgesellschaft und zum Feudalismus vor, aber es wurde nichts mehr, und die Weltgeschichte des 20 Jahrhunderts blieb auch auf der Strecke.“
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Auszeichnungen
- 1987 Vaterländischer Verdienstorden in Bronze
Veröffentlichungen
- Dialektischer und Historischer Materialismus: Grundausbildung, 1. Studienjahr; Lehrbriefe (Themen I-IV). Hochschule für Ökonomie Berlin. Institut für Grundlagen des Marxismus-Leninismus, Berlin, Dt. Verl. d. Wiss., 1957, 1958. DNB 560713673
- Mythos, Religion und Gesellschaft: Eine Kritik der Remythisierung der bürgerlichen Religionswissenschaft und -theorie in der Epoche des Untergangs des Kapitalismus und des Aufstiegs des Sozialismus. Dissertation, HU Berlin, 1963.
- hrsg. mit Gertrud Pätsch: (Übers. aus dem Frz.) Prosper Alfaric: Die sozialen Ursprünge des Christentums. Progress, Darmstadt 1963, auch Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1963.
- Internationales Jahrbuch für Religionssoziologie: Marxismus und Religionsforschung. Bd. 2 (1966), S. 157–184.
- Der Ursprung des Christentums. Urania, Leipzig/Jena/Berlin 1967.
- Revolutionen und Revolutionäre heute. Neues Leben, Berlin 1972 / 2. Auflage auch Weltkreis, Dortmund 1975. ISBN 3-88142-153-X
- Mitautor des Autorenkollektivs unter der Leitung von Lothar Rathmann: Grundfragen des antiimperialistischen Kampfes der Völker Asiens, Afrikas und Lateinamerikas in der Gegenwart (Kapitel II, Abschnitt 5.: Grundfragen des ideologischen Klassenkampfes). Studien über Asien, Afrika und Lateinamerika 10. Akademie-Verlag, Berlin 1974.
- Dritte Welt, Asyl der Armen? Bemerkungen zum Verständnis und Selbstverständnis der nationalen Befreiungsbewegung. Union, Berlin 1977.
- Kein Friede in Nahost? Die Araber, ihr Befreiungskampf und Israel. Neues Leben, Berlin 1978.
- Der Nahostkonflikt: Ursprung, Wesen, Entwicklung und Lösungsmöglichkeiten. Eine historisch-analytische Studie. Dissertation B, Akademie der Wissenschaften der DDR, Berlin 1980. DNB 213253216
- Islam: Religion, Gesellschaft, Staat. Dietz, Berlin 1981 / Das Europäische Buch, Westberlin 1981. ISBN 3-88436-124-4
- Verlockung der Gewalt: Linksradikalismus, Anarchismus, Terrorismus. Neues Leben, Berlin 1981.
- Die Palästinenser: Ihr Kampf um nationale Identität und um Eigenstaatlichkeit. Dietz, Berlin 1982.
- Scheidewege in Nahost: Der Nahostkonflikt in Vergangenheit und Gegenwart. Militärverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1982. DNB 830206280
- mit Holger Preißler als Herausgeber und Mitautor: Islamic Studies in the German Democratic Republic. Traditions – Positions – Findings. Akademie-Verlag, Berlin 1982.
- mit Gerhard Höpp: Geistige Auseinandersetzungen in Asien und Afrika: Nichtproletarische Ideologie im Kampf für nationale und soziale Befreiung. Dietz, Berlin 1983.
- Die Stummen in der Welt haben das Wort: Entwicklungsländer – Bilanz und Perspektive. Neues Leben, Berlin 1984.
- Der Mann, der Sadat erschoß: Revolution und Konterrevolution in Ägypten. Neues Leben, Berlin 1986. ISBN 3-355-00013-2
- Terror: Hintergründe, Täter, Opfer. Dietz, Berlin 1987. ISBN 3-320-00983-4
- Die Welt des Islam. Urania, Leipzig/Jena/Berlin 1988/ Verlag Pahl-Rugenstein, Köln 1988. ISBN 3760911862
- Dschihad – heiliger Krieg: Der Islam in Konfliktsituationen der Gegenwart. Militärverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1989. ISBN 3-327-00678-4
- hrsg. mit Jürgen Hösel: Egypt: The Revolution of July 1952 and Gamal Abdel Nasser. Akademie-Verlag, 1989.
- (Leiter des Autorenkollektivs) Wege zur Unabhängigkeit: die antikoloniale Revolution in Asien und Afrika und die Zukunft der Entwicklungsländer. Deutscher Verlag d. Wissenschaften, 1989.
- (Hg.) Palästina, Sehnsucht und Machtpolitik: Geschichte, Strukturen und Perspektiven eines Konfliktes. Edition Neue Wege, 1990. ISBN 3883482102
- hrsg. mit Dieter Senghaas: Die Welt nach dem Ost-West-Konflikt. Geschichte und Prognosen. Akademie-Verlag, Berlin 1990. ISBN 3-05-001139-4
- Vierteljahresberichte der Friedrich-Ebert-Stiftung: Tradition, der "Westen" und die Eine Welt. Dietz, Bonn 123/1991, Seite 51–57.
- (Zeitschriftenartikel) Verlorene Illusionen? Entwicklungsländerforschung in der DDR. In: hochschule ost, Nr. 5, 1993, S. 14–24. Digitalisat
- Die Palästinenser: Kapitulation oder Eigenstaatlichkeit? Zur Geschichte und Problematik eines Konflikts (= Marxistische Blätter, Flugschriften. 08). Neue Impulse Verlag, Essen 2001. Digitalisat
In: Deutsche Zeitschrift für Philosophie
- Zum Problem der Sprachphilosophie bei Thomas Hobbes. 8/1960, S. 433–450.
- Eine theologische Mystifizierung des Imperialismus. Kritische Bemerkungen zum Versuch einer „Entmythologisierung des Neuen Testaments“. 7/1960.
- Philosophische Probleme der Religionswissenschaft. 11/1963.
- Christentum und Christen im Spätkapitalismus. 18 (1970), S. 1059–1077.
- "Summa" bürgerlicher Ideologie. 11/1975, S. 1483–1490.
- Gesellschaftlicher Fortschritt und nichtproletarische Sozialismuskonzeptionen in Entwicklungsländern. 9/1976, S. 1094–1107.
- Entwicklungsländer: Frieden, Unabhängigkeit, Fortschritt. 32 (1984), S. 465–472.
Literatur
- Autorenkollektiv unter der Leitung von Kurt Böttcher: Schriftsteller der DDR. Meyers Taschenlexikon. VEB Bibliographisches Institut, Leipzig 1974, S. 461.
- Kai Hafez: Orientwissenschaft in der DDR: Zwischen Dogma und Anpassung, 1969–1989. Deutsches Orient-Institut, Hamburg 1995. ISBN 3-89173-038-1
- Lothar Mertens: Lexikon der DDR-Historiker. K.G. Saur, 2006, S. 508.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Vademekum der Geschichtswissenschaften. F. Steiner, Stuttgart 2000, S. 530.
- ↑ Register der Friedhofsverwaltung Berlin-Pankow III
- ↑ a b c Kurzbiographie ( vom 18. Juli 2011 im Internet Archive) (S. 2; PDF-Datei; 533 kB).
- ↑ a b c d e f g h i j k l m n o p q r Kai Hafez: Orientwissenschaften in der DDR: zwischen Dogma und Anpassung, 1969-1989. Schriften des Deutschen Orientinstituts, Hamburg 1995.
- ↑ a b c d Mythos, Religion und Gesellschaft: Eine Kritik der Remythisierung der bürgerlichen Religionswissenschaft und -theorie in der Epoche des Untergangs des Kapitalismus und des Aufstiegs des Sozialismus. Dissertation, HU Berlin, 1963.
- ↑ a b c Gabriele Baumgartner, Dieter Hebig (Hrsg.): Biographisches Handbuch der SBZ/DDR. 1945–1990. Band 2: Maassen – Zylla. K. G. Saur, München 1997, ISBN 3-598-11177-0, S. 723.
- ↑ a b c d Fritz Klein, Gerhard Höpp: Institut für Allgemeine Geschichte der Akademie der Wissenschaften der DDR: Zeugnis für Martin Robbe, 1991, Archiv der AdW.
- ↑ Lothar Mertens: Lexikon der DDR-Historiker. K.G. Saur, 2006, S. 508.
- ↑ Revolutionen und Revolutionäre heute. Neues Leben, Berlin 1972 / 2. Auflage auch Weltkreis, Dortmund 1975, S. 5.
- ↑ Programm der Herbstakademie des BdWi 1991 [1]
- ↑ a b c M. Robbe: Umstrittene Grundbedürfnisse, in: aala 9 (1981) 3, S. 403.
- ↑ M. Robbe: "Die Dritte Welt": Deutung und Fehldeutungin: DAP 22 (1977) 2, S. 75.
- ↑ a b c d e M. Robbe: "Dritte Welt": Asyl der Armen? Bemerkungen zum Verständnis und Selbstverständnis der nationalen Befreiungsbewegung, Berlin 1977, S. 122
- ↑ M. Robbe: Revolutionen und Revolutionäre heute, Berlin 1975
Personendaten | |
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NAME | Robbe, Martin |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Orientalist |
GEBURTSDATUM | 22. September 1932 |
GEBURTSORT | Auerbach |
STERBEDATUM | 23. Oktober 2013 |
STERBEORT | Berlin |