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Takeshi Kitano

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Kitano Takeshi in Cannes, 2000

Takeshi Kitano (jap. 北野 武 Kitano Takeshi; * 18. Januar 1947 in Tokio) ist ein japanischer Regisseur, Schauspieler, Maler, Dichter, Autor, TV- und Radiomoderator, aber vor allem Comedian. In Deutschland ist er unter anderem aus der Gameshow Takeshi’s Castle bekannt. In Japan kennt man ihn auch unter dem Künstlernamen Beat Takeshi.

Leben

Geboren wurde Kitano am 18. Januar 1947 in Adachi, einem Arbeiterviertel am Stadtrand Tokios. Er war das vierte und jüngste Kind seiner Mutter Saki (†22. August 1999) und Vater Kikujiro (†1979). Seine Geschwister heißen Shigekazu, Yasuko und Masaru. Takeshi hatte alles andere als eine angenehme Kindheit. Sein Vater, welcher als Maler sein Geld verdiente, gab es meist fürs Trinken und Spielen aus, so dass die Familie in ziemlicher Armut lebte. Seine Mutter Saki hingegen arbeitete hart und ermöglichte all ihren Kindern eine gute Ausbildung. Damit schaffte es Takeshi bis auf die Meiji-Universität, welche er aber nur kurze Zeit später verließ. Zur selben Zeit rannte er von zuhause weg.

Nach verschiedenen Gelegenheitjobs als Taxifahrer, Kellner etc. begab er sich nach Asakusa. Im Strip-Lokal France-za bot man Takeshi, der von nun an Komiker werden wollte, einen Job als Fahrstuhljungen an. Irgendwann bekam er dann eine Ausbildung von seinem Meister Fukami Senzaburo. Nach einigen holprigen Auftritten lernte er den Komiker Kaneko Kiyoshi kennen. Zusammen bildeten sie das Komikerduo "The Two Beats", woher auch Takeshis heutiger Künstlername "Beat Takeshi" stammt. Schon bald wurde das Duo bekannt, denn vor allem Takeshis aggressiver und sozialkritischer Humor fand Anklang bei der Jugend. Einer seiner bekanntesten Gags ist bis heute: „Akashingo, minna de watareba kowakunai“ (Wenn alle bei rot über die Straße gehen ist es ungefährlich) und sein "Comaneci", welchen er noch heute verwendet und der nach der rumänischen Turnerin Nadia Comaneci benannt ist. Als Kiyoshi der Humor von Takeshi zu provokant wurde, trennte sich das Duo und Takeshi machte erfolgreich als Solokünstler weiter.

1976 lernte Takeshi bei einem Gastauftritt in einer TV Show, die Komikerin Mikiko kennen. Die beiden heirateten im Jahr 1978.

Ab 1981 hatte Takeshi vor allem Erfolg mit der Show "Ore-tachi hyokinzoku" (Wir sind eine Komikerfamilie), in der er zusammen mit seinem Kollegen Akashiya Sanma "Takechan Man" spielte. Akashiya stellte jeweils die Gegner Takechan Mans dar, welche mit den Jahren wechselten. Im selben Jahr startete seine wöchentlich Radioshow "All night nippon". Die Sendung basierte auf Postkarten der Zuhörer, so dass Takeshi für die damalige Jugend wie ein großer Bruder wirkte. Die Themen reichten von Familiengeschichten bis hin zu Tipps fürs masturbieren.

Am 31. März 1981 wurde Takeshis Sohn Atsushi geboren. Am 5. Oktober 1982 kam seine Tochter Shoko zur Welt.

Der Regisseur Ōshima Nagisa entdeckte sein Talent als Schauspieler, und Takeshi spielte 1983 einen japanischen Sergeant im Film „Merry Christmas Mr. Lawrence”. Dadurch fand Takeshi Interesse am Kino. Zwar folgten nun auch im TV Filme, in denen man einen ernsten Takeshi erlebte, jedoch wurde diese Facette erst ab Ende der 1990er wirklich akzeptiert.

1986 war ein sehr ereignisreiches Jahr für Takeshi. Die Zeitschrift "Friday" publizierte ein Foto von Takeshi und einer jungen Frau und behauptete, es sei seine Geliebte. Darauf hin überfielen Takeshi und seine Anhänger, die Takeshi Gundan, die Redaktion der Zeitung. Takeshi wurde verhaftet. Ihm drohten 6 Monate Haft. Er kam jedoch mit einer Geldstrafe davon. Er nahm darauf hin eine monatelange Pause vom Fernsehen und damit von der Öffentlichkeit. Dieser Skandal hätte ihn nebenbei fast seine Ehe gekostet, da Takeshi schon des öfteren mit jungen Damen gesehen worden war. Letztendlich sind Takeshi und Mikiko bis heute verheiratet.

1989 sollte Takeshi die Hauptrolle in einem Film von Kinji Fukasaku übernehmen. Da Takeshi aber nicht Fukasakus Terminplan einhalten konnte, trennte sich Fukasaku von dem Projekt und Takeshi drehte seinen aller ersten Film Violent Cop a.k.a. "Sono otoko, kyobo ni tsuki" (Vorsicht, dieser Mann ist gefährlich). Daraufhin folgten weitere Filme. Dies brachte Takeshi in eine Krise. Sonatine wurde 1993 bei den Filmfestspielen von Cannes in der Kategorie "Un certain regard" gezeigt. Doch die überaus positive Presse machte den Film damals kein bisschen erfolgreicher.

Kurz nach dem Ende der Dreharbeiten seines Filmes "Minna Yatteruka - Getting any", am 2. August 1994 hatte Takeshi einen schweren Unfall. Im Stadtviertel Shinjuku nahm Takeshi mit seinem Motorroller eine Rechtskurve zu hart, prallte gegen einen Pfeiler und flog 4 m weit, ehe er auf den Asphalt prallte. Wie schwer seine Verletzung waren erkennt man an der Nachricht, die damals beim Notruf einging: "Atama kara chi wo dashite otokonohito ga taoureteiru" (Wir haben hier einen zusammengebrochenen Mann, aus dessen Kopf Blut strömt". Das es sich hierbei um Beat Takeshi handelt, stellte man erst im Krankenhaus fest.

Nach 2 Tagen im Koma wachte Takeshi auf, ohne sich an den Unfall erinnern zu können. Tatsächlich konnte nie geklärt werden, ob es sich um einen Unfall oder um einen Selbstmordversuch handelte, welchen Takeshi vor dem Unfall auch in Erwägung zog. Nach langer Rehabilitation, während der er auch seine Bilder malte, die dann in den Filmen Hana-Bi und Kikujiros Sommer zu sehen sind, trat Takeshi wieder im TV auf. Die Integration in die Fernsehwelt lief problemlos ab, obwohl Takeshi seit dem Unfall in der rechten Gesichtshälte gelähmt ist und von einer großen Narbe gezeichnet ist. Zudem zuckt diese Gesichtshälfte seither unwillkürlich.

1996 drehte er den Film "Kids return", der auch in Cannes gezeigt wurde und auf eine ausgezeichnete Kritik stieß. In Japan floppten seine Filme weiterhin.

Erst 1997 kam der Durchbruch. Sein Film Hana-Bi gewann in Venedig 1997 den Goldenen Löwen. Von einem Tag auf den anderen war Takeshi nun auch in Japan ein großer Filmstar. Zwar blieb auch weiterhin der kommerzielle Erfolg aus, aber immerhin zeigte man nun Respekt seinen Werken gegenüber.

1999 folgte der Film "Kikujiro no natsu" ("Kikujiros Sommer"), der in Cannes als Favorit galt, jedoch leer ausging. Der Film ist zudem keine Hommage an seinen Vater, obwohl dieser auch Kikujiro hieß. Er zollte ihm, seinen Vater, damit seinen Respekt, anstatt, wie er selber sagte, sein Grab zu besuchen. Elemente die an seinen Vater erinnern, gibt es nicht in dem Film.

Im Jahr 2000 wurde eine englischsprachige Dokumentation über das Leben und das Werk von Kitano unter dem Titel Scenes by the Sea: Takeshi Kitano veröffentlicht. Zwei Jahre zuvor, im Jahr 1998 erschien eine französischsprachige Dokumentation mit dem Namen "L´imprevisible" (Der Unvorhersehbare) von Jean-Pierre Limousin.

2000 drehte er auch seinen ersten Film im Ausland. Brother spielt in Los Angeles und ist damit zweisprachig. Danach folgte der Film Dolls, sein erster farbenfroher Film, in dem er alle Klischees der letzten Filme abarbeitet.

2003 folgte mit Zatoichi der erste kommerzielle Erfolg in Japan. In Venedig gewann Takeshi mit dem Film den Silbernen Löwen. Zatoichi ist im Original eine TV-Serie, die von 1962 bis 1989 lief. Takeshi drehte damit die allererste Fortsetzung seit dem Tod des Zatoichi-Darstellers Shintaro Katsu.

Sein neuester Film heißt "Takeshis'". Dieser lief 2005 in Venedig, im Rahmen des Filmfests München 2006 soll er in Deutschland präsentiert werden.

Werke

Filme

Regisseur (vollständig)

Darsteller (Auswahl)

Schriften

Literatur

  • Louis Heaton: Scenes by the Sea: Takeshi Kitano, TV-Dokumentation, 2000.

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