Claus Schenk Graf von Stauffenberg
Graf Claus Philip Maria Schenk von Stauffenberg (15. November 1907, Jettingen, Schwaben - 20. Juli 1944 hingerichtet in Berlin)
Claus von Stauffenberg und sein Bruder Berthold Schenk von Stauffenberg waren führende Personen des Widerstandes gegen die Nazis während des Zweiten Weltkrieges.
Er wurde im bayrischen Schwaben bei Ulm in einer aristokratischen, süddeutschen, katholischen Familie geboren (nur die Mutter war evangelischen Glaubens). Seine Eltern waren der letzte Oberhofmarschall des Königs von Württemberg, Alfred Schenk Graf von Stauffenberg und Caroline geb. von Üxküll-Gyllenband. Unter seinen Vorfahren gab es verschiedene bekannte Preußen; ein Vorfahr mütterlicherseits war beispielsweise der Heeresreformer General August Graf Neithardt von Gneisenau. Sein Name deutet auf den kaiserliche Stauffen-Berg oder die dortige Burg hin. Seine Kindheit verbrachte er zusammen mit seinen Brüdern Berthold und Alexander vor allem in der Landeshauptstadt Stuttgart und Sommersitz der Familie in Lautlingen. Nach dem Besuch des Eberhard-Ludwig-Gymnasiums in Stuttgart lernte er im Bund der "Neupfadfinder" den Reichsmystizismus kennen. Später gehörte er mit seinen Brüdern zum engeren Freundeskreis um Stefan George und seiner elitären "Opposition conservatoire". Stauffenberg war sehr gebildet und begeisterte sich stark für Literatur. Trotz dieses Interesses und trotz seiner schwachen Gesundheit entschied er sich für eine Karriere beim Militär.
1926 trat Stauffenberg in das traditionsreiche Bamberger Reiterregiment 17 ein. 1927/1928 wurde er an der Infanterieschule in Dresden augebildet. Im April 1932 sprach sich Stauffenberg anlässlich der Reichspräsidentenwahl gegen Paul von Hindenburg und zugunsten von Adolf Hitler aus. Im Mai 1933 wurde er zum Leutnant ernannt. Stauffenberg war an der militärischen Ausbildung der Mitglieder der Sturmabteilung (SA) beteiligt und organisierte die Übergabe illegaler Waffendepots an die Reichswehr
Am 26. September 1933 heiratete er in Bamberg Nina Freiin von Lerchenfeld. Mit ihr hatte er fünf Kinder: Berthold, Heimeran, Franz-Ludwig, Valerie und Konstanze.
1934 wurde Stauffenberg Offizier an der Kavallerie-Schule Hannover. In Hannover qualifizierte er sich durch seine Studien über moderne Waffen (Panzer und Fallschirmjäger). Später wandte er sich allerdings dem Pferd in der Verwendung bei der Armee zu. Am 6. Oktober 1936 nahm Stauffenberg ein Studium an der Kriegsakademie in Berlin-Moabit auf. 1937 wurde er zum Rittmeister befördert. Er absolvierte 1938 eine Generalstabsausbildung in Berlin. Stauffenberg wurde zum Zweiten Generalstabsoffizier unter Generalleutnant Erich Hoepner befördert, mit dem er im selben Jahr an der Besetzung des Sudetenlandes teilnahm. Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde Stauffenberg als Oberleutnant in einer Panzerdivision im Polenfeldzug eingesetzt. Peter Graf Yorck von Wartenburg und Ulrich Graf Schwerin von Schwanenfeld baten Stauffenberg, sich zum Adjutanten Walther von Brauchitschs, des Oberbefehlshabers des Heeres, ernennen zu lassen, um an einem Umsturzversuch teilzunehmen. Stauffenberg lehnte jedoch ab. 1940 nahm er als Generalstabsoffizier an der Westoffensive gegen Frankreich teil. Danach wurde er in die Organisationsabteilung des Oberkommandos des Heeres berufen. Im Dezember 1941 hieß Stauffenberg die Vereinheitlichung der Befehlsgewalt des Oberbefehlshaber des Heeres und des Obersten Befehlshabers der Wehrmacht in Hitlers Händen gut.
Stauffenberg begann sich nach der Reichskristallnacht 1938 von der nationalsozialistischen Staatsführung zu distanzieren und wurde wegen der Deportation der Juden, der brutalen Besatzungspolitik während des Krieges aber auch wegen der unsachgemäßen militärischen Führung entschiedener Gegner der Nazis und schloss sich dem militärischen Widerstand an. Er war sich bewusst, dass die Wehrmacht, als eine von der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) und vom Sicherheitsdienst (SD) kaum infiltrierte Organisation über die nötigen Machtmittel zum Umsturz verfügte. Wie viele andere Militärs auch, fühlte er sich jedoch zunächst durch seinen Treueeid gegenüber Hitler gebunden. Gemeinsam mit seinem Bruder Berthold und mit den Mitgliedern des Kreisauer Kreises war er an den Entwürfen zu Regierungserklärungen für die Zeit nach dem Umsturz beteiligt. Die Verschwörer legten sich auf die Wiederherstellung der vor 1933 in der Verfassung garantierten Freiheiten und Rechte fest, lehnten jedoch die Wiederherstellung der parlamentarischen Demokratie ab.
Mit der 10. Panzerdivision, die den Rückzug General Erwin Rommels decken sollte, kam er 1943 nach Nordafrika. Bei einem Tieffliegerangriff am 7. April 1943 wurde er schwer verletzt. Er verlor ein Auge, die rechte und zwei Finger der linken Hand. Zur Genesung kam er nach Lautlingen.
Nach seiner wider Erwarten einsetzenden Genehsung wollte er den Rest seiner Lebens ausschließlich der Rettung seines Landes widmen. Noch für den Herbst 1943 meldete er sich nach Berlin und stellte sich dort bewusst in den Kreis der Hitlergegner um General Friedrich Olbricht, dem Leiter des Allgemeinen Heeresamts, und Generalmajor Henning von Treskow. Stauffenberg erarbeitete gemeinsam mit General Friedrich Olbricht, Alfred Ritter Mertz von Quirnheim und Henning von Tresckow den Operationsplan "Walküre". Offiziell diente der Plan der Niederwerfung innerer Unruhen. Stauffenberg wurde zum Stabschef des Allgemeinen Heeresamts in der Berliner Bendlerstraße ernannt, wodurch er Zugang zu den Lagebesprechungen in den Führerhauptquartieren erhielt. Er unterstand Olbricht und baute mit dessen Förderung ein militärisch-oppositionelles Netz auf. Er koordinierte die Attentatspläne mit Carl-Friedrich Goerdeler und Ludwig Beck und hielt Verbindung zum zivilen Widerstand um Julius Leber, Wilhelm Leuschner sowie zu den Mitgliedern des Kreisauer Kreises. Die Umsturzpläne sahen für Stauffenberg den Rang eines Staatssekretärs im Reichskriegsministerium vor. Nach der Verhaftung Helmuth James Graf von Moltkes im Januar 1944 fanden keine Treffen des Kreisauer Kreises mehr statt. Die Mehrheit der Mitglieder stellte sich Stauffenberg trotz Moltkes bekannter Vorbehalte zur Durchführung des Attentats zur Verfügung. Am 1. Juli 1944 wurde er Chef des Stabes beim Befehlshaber des Ersatzheeres (BdE). Damit hatte er alle Möglichkeiten, die für den Fall innerer Unruhen vorbereitete Aktion "Walküre" auszulösen. Er selbst versuchte vom 11. Juli bis 20. Juli drei Anschläge auf Adolf Hitler. Diese wurden jedoch jedes Mal verschoben, weil entweder Heinrich Himmler und/oder Hermann Göring nicht anwesend waren. Ein drittes Mal sollte der Anschlag jedoch unter keinen Umständen verschoben werden.
Als Tag für ein Attentat wurde der 20. Juli 1944 gewählt. Dieser Termin hatte eine besondere Bedeutung, da Hitler am 20. Juli 1932 Otto Braun durch einen Militär-Streich in Berlin seines Amtes enthoben hatte, was Hitler den Weg zur Macht freigeräumt hatte. Die Widerstandsgruppe hatte bereits die Mitglieder einer Nachfolgeregierung bestimmt. Es musste nur noch Hitler beseitigt werden. Stauffenberg flog um 7:00 Uhr mit seinem Adjutanten Werner von Haeften von Berlin zum Führerhauptquartier "Wolfsschanze". Vor Ort gelang es ihnen jedoch nur einen von zwei Sprengsätzen scharf zu machen. Stauffenberg betrat den Besprechungsraum, die räumliche Enge verhinderte, die Tasche mit dem Sprengstoff unmittelbar neben Hitler zu deponieren. Stauffenberg stellte sie weiter entfernt ab und verließ unter einem Vorwand den Raum. Die Sprengladung detonierte 12:42 Uhr in dem mit 24 Personen besetzten Raum. Hitler befand sich unter den 20 Überlebenden. Stauffenberg und Haeften flogen nach Berlin zurück, im festen Glauben an Hitlers Tod. Die Mitverschwörer in Berlin zögerten jedoch, da sie keine eindeutige Nachricht über Hitlers Tod erhielten. Um 15:00 Uhr gab Stauffenberg von Rangsdorf bei Berlin an Olbricht im Berliner Bendlerblock durch, dass Hitler tot sei und begab sich dorthin. 17:00 Uhr ließ Hitler sein Überleben im Radio verkünden. Fast gleichzeitig gingen Fernschreiben mit den "Walküre"-Anweisungen der Verschörer bei den Stabsoffizieren des Heeres ein. Die überwiegende Mehrheit der Offiziere verhielt sich wegen der sich widersprechenden Nachrichten abwartend. Gegen 22:30 Uhr verhaftete eine Gruppe regierungstreuer Offiziere Stauffenberg und die Mitverschwörer. Noch in der Nacht wurden Claus Schenk Graf von Stauffenberg gemeinsam mit Werner von Haeften, Albrecht Ritter Merz von Quirnheim und Friedrich Olbricht im Hof des Bendlerblocks erschossen. Ludwig Beck wurde Gelegenheit zur Selbsttötung gegeben. Er wurde nach dem Misslingen des Selbstmordversuches ebenfalls erschossen. Am folgenden Tag wurden die Leichen der Erschossenen auf einem Friedhof mit ihren Uniformen und Ehrenzeichen bestattet. Himmler ließ sie ausgraben und ordnete deren Verbrennung an. Ihre Asche wurde über die Felder verstreut.
In den folgenden Tagen wurden 200 Mittäter vor einem Schnellgericht verurteilt und in Berlin Plötzensee hingerichtet.
Siehe auch: 20. Juli 1944, Widerstand gegen den Nationalsozialismus