Krajina-Serben

Als Krajina-Serben (serb. Krajišnici) wird eine ehemals ca. 331.619 Menschen (jugoslawische Volkszählung 1991) zählende serbische nationale Minderheit im Gebiet der selbsternannten Republik Serbische Krajina bezeichnet. Sie gehören überwiegend der serbisch-orthodoxen Kirche an.
Quelle für die Zahlen: ITCY, Anklage gegen Slobodan Milošević, Absatz 69
Das Gebiet der im Jahr 1878 aufgelösten ehemaligen Militärgrenze (= Vojna Krajina) innerhalb Kroatiens verlief wesentlich anders als der Frontverlauf während des Kroatien-Krieges auf den sich dieser Artikel bezieht.
Eine geografische Bezeichnung Krajina existiert in Kroatien nicht.
Von ihren Nachbarn (Kroaten, Italienern u. Deutschen wie auch Serben) wurde die Bevölkerungsgruppe lange Zeit auch als Vlasi (zu deutsch: Walachen) und in Dalmatien auch als Morlaci (ital. Morlacchi) bezeichnet. Ihre Ansiedlung ist auf geschichtliche Hintergründe aus der Zeit der Habsburger und vor allem der Türkenkriege im 17. und 18. Jahrhundert zurückzuführen, die sie als Hilfstruppen einsetzten.
Der serbischen Minderheit wurden seit der Unabhängigkeit 1991, vor wie auch während des Kroatien-Krieges, durch die kroatische Regierung unter Franjo Tuđman die Minderheitenrechte offiziell garantiert. Dies gilt auch für alle Minderheiten in der Republik Kroatien. Allerdings wurden die Serbischstämmigen bereits mit der vorhergehenden Verfassungsänderung vom Status des Staatsvolkes zur Zeit des ehemaligen Jugoslawien zu einer Minderheit in der Republik Kroatien herabgestuft. Die gewährleisteten Rechte wurden für die ganze Region Südosteuropas vorbildhaft gesetzlich herausgearbeitet [1], aber leider nicht umgesetzt.
Die Serbischstämmigen fürchteten jedoch eine Wiederholung der Ereignisse aus der Periode des faschistischen unabhängigen kroatischen Staates (1941 bis 1945), als zehntausende Menschen (Serben und kroatische Regimegegner, Sinti und Roma, Juden) dem Ustascha-Regime zum Opfer fielen [2].
Diese Furcht wurde unter angeblich anderem durch unmißverständliche fremdenfeindliche Äußerungen des kroatischen Präsidenten Franjo Tuđman hervorgerufen und bestärkt. Angesichts der angespannten Situation kam es zu beiderseitigen Übergriffen. Dies wurde von Seiten nationalistischer Serbenführer wie zum Beispiel Vojislav Šešelj, Milan Babic, Milan Martic und Slobodan Milosevic politisch instrumentalisiert.
Die Krajina-Serben sträubten sich aus den genannten Gründen und angesichts der nunmehr massiv zu ihren Ungunsten veränderten politischen Lage gegen den neuen Staat Kroatien. Die Serbenführung der Krajina erklärte daraufhin ihr Siedlungsgebiet zunächst für autonom, später für unabhängig. Die Unabhängigkeit wurde völkerrechtlich allerdings nie anerkannt. Von Seiten der politischen Führer der Krajina-Serben wurde eine Vereinigung mit anderen serbischen Gebieten, zunächst mit der bosnischen Republika Srpska und schließlich mit Serbien angestrebt.
Während des Kroatien-Krieges in den Jahren 1991 bis 1995 wurden im Rahmen dieser Politik bis zu 170.000 Kroaten und andere in Kroatien lebende Minderheiten aus dem Gebiet der international nicht anerkannten Republik Serbische Krajina vertrieben und ermordet, dabei erhielt die serbische "Krajinaführung" Unterstützung durch die JNA und serbische Freischärler-Četniks. Häuser und vor allem römisch-katholische Kirchen wurden bewußt zerstört, da sie Symbole kroatischer Existenz darstellten[3].
Im Jahr 1995 startete die Kroatische Regierung die Militäroperation Oluja zur Rückeroberung der Krajina. Laut UNO-Statistik flohen ca. 200.000 Krajina-Serben in die Republika Srpska, nach Serbien und Montenegro und in die UNTAES-Zone.[4]
Im Rahmen der Operation Oluja wurden laut Anklageschrift des Internationalen Tribunals in den Haag [5] gegen Ante Gotovina, den militärischen Führer der Operation, mindestens 150 Krajina-Serben getötet und viele hundert "verschwanden". Serbische Häuser wurden nach der vollendeten Operation Oluja teilweise zerstört und für die ebenfalls vertriebene kroatische Bevölkerung, vor allem aus der sogenannten Republika Srpska und Zentralbosnien, als Übergangsunterkunft durch die kroatische Regierung zugewiesen.
Heute sind ca. 4.5% (200.000) der in Kroatien lebenden Menschen serbischstämmig. Nach dem aktuellen Jahresbericht von Amnesty International haben viele der zurückgekehrten Serben das Gebiet der sogenannten "Krajina" erneut verlassen, da sie dort aufgrund diverser Benachteiligungen keine Lebensgrundlage fanden.
Laut offizieller Darstellung dagegen vollzieht die amtierende kroatische Regierung unter Premierminister Sanader ein konsequentes Rückkehrprogramm für die Krajina-Serben. Es wäre im Interesse der Republik Kroatien, die serbische Bevölkerung, welche sich nicht an Verbrechen gegen die Menschlichkeit beteiligt hat, wieder in der "demokratischen Republik Kroatien" anzusiedeln. Die kroatische Regierung ist intensiv am Wiederaufbau zerstörter serbischer Häuser, welche bei oder in der Zeit nach den Kampfhandlungen zerstört wurden, beteiligt. Ebenso wurden in Zusammenarbeit mit internationalen Organisationen soziale Hilfsprogramme eingerichtet.
Siehe auch
Quellen
- ↑ http://www.uni-koeln.de/phil-fak/soeg/ethnos/inhalte/inhalte5/brunner.htm
- ↑ http://www.operationlastchance.org/CROATIA_OLC%20Activities_1.htm
- ↑ http://www.hbk.hr/crkve/mjesta.html
- ↑ http://www.un.org/documents/ga/docs/50/plenary/a50-648.htm
- ↑ http://www.un.org/icty/indictment/english/got-ii010608e.htm